»Wir kriegen euch alle!« Braune Spur durchs Frankenland. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.
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VORWORT
Der Nahe Osten scheint dem Verfall nahe. Sunniten kämpfen gegen Schiiten. Die USA haben sich aus dem Irak zurückgezogen, ohne stabile Strukturen zu hinterlassen. Das so oft totgesagte Regierungssystem von Präsident Assad in Syrien ist immer noch an der Macht und kämpft an verschiedenen Fronten. Nahezu fünf Millionen Flüchtlinge haben beide Länder zwischenzeitlich verlassen. Die dschihadistisch-salafistische Terrororganisation Islamischer Staat, deren Machtbasis auf einer Gruppe ehemaliger irakischer Offiziere beruht, hat ein Kalifat ausgerufen und will zurück zu den Ursprüngen des Islam. Seinen Ursprung hat die Terrororganisation im irakischen Widerstand. Ihre Verbrechen sind brutal und menschenrechtsverachtend. Und da ist auch noch der türkische Ministerpräsident Erdogan in seinem 1000-Zimmer-Palast, der davon träumt, eines Tages die Muslime zu führen und ein großosmanisches Reich zu errichten. Natürlich steht ihm dabei der syrische Präsident im Weg, und auch dem Iran wird diese Idee nicht gerade gefallen. Gekämpft wird an allen Ecken und Enden. Leidtragende sind die Bevölkerungen der genannten Länder. Als wenn das nicht schon genug wäre, verübt auch die nigerianische Terrororganisation Boko Haram ständig Anschläge, und auch in Ägypten und Libyen ist das Fass aufgrund der unsicheren politischen Situationen ständig am Brodeln.
All diese Ereignisse lösten eine Flüchtlingswelle in einem nie dagewesenen Ausmaß aus. Die Neonazis in Deutschland sehen es mit Wohlwollen, wenn sich die Muslime in ihren eigenen Ländern zu Tausenden gegenseitig umbringen. Jetzt aber, wo immer mehr Flüchtlinge und Asylsuchende unter Einsatz ihres Lebens in gewagten Schiffstransporten über das Mittelmeer die italienische Insel Lampedusa ansteuern und so nach Europa und auch nach Deutschland drängen, vergeht ihnen das Lachen. Tausende, Hundertausende Flüchtlinge sind nach Europa unterwegs beziehungsweise warten noch immer auf ihre lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer. Tausende von ihnen bezahlten dieses Wagnis bereits mit ihrem Leben.
Die Asylaufnahmestellen in Deutschland sind auf diesen Ansturm nicht vorbereitet. Es herrscht das blanke Chaos. Die Flüchtlinge, welche entkräftet, aber lebend in Italien ankommen, will in Wirklichkeit keiner haben. Doch dies zuzugeben, ist politisch nicht opportun. Asyl erhalten normalerweise nur diejenigen, welche auch asylrelevante Gründe glaubhaft machen können. Viele hoffnungslose Menschen werden wieder in ihre Heimatländer abgeschoben, in denen auf viele von ihnen Repressalien, Inhaftierungen und ein ungewisses Schicksal warten. Diejenigen, die in Deutschland bleiben dürfen, haben kaum eine Chance in die Gesellschaft integriert zu werden. In den Orten und Städten ihres endgültigen Verbleibens werden sie selten willkommen geheißen. Sie sind und bleiben Fremde, Störenfriede und werden in vielen Fällen als Nutznießer des deutschen Sozialsystems kritisiert. Sie gehören nicht hierher. Oft schlägt ihnen Fremdenhass entgegen, und einige werden zu Zielobjekten der rechtsradikalen Szene.
»Wir sind keine Nazis«, meinen mehr als 15.000 Dresdner Bürger während der Demonstrationen von Pegida, den Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes, und: »Klar müssen wir Flüchtlingsheime bauen, aber doch nicht gerade hier. Gibt es überhaupt ein Sicherheitskonzept für diesen Plan? Werden jetzt unsere Kita- und Schulplätze knapp? Sind die Asylanten nicht kriminell, und Asylbetrüger? Wie gesagt, wir sind keine Nazis, wir äußern nur unsere berechtigten Bedenken.« Ängste kommen auf, Ängste werden geschürt, und die Pegida-Anhänger geraten in eine politische Schieflage, werden verbal attackiert und dämonisiert. Doch nicht wenige Deutsche, die nicht auf die Straße gehen, denken ähnlich wie sie. Birgt eine zunehmende Islamisierung tatsächlich Gefahren?
Die Rechtspopulisten haben da weniger Probleme ihre Meinung klar zu äußern, Islamfeindlickkeit ist sowieso eine ihrer Dogmen.
Die Neonazis hingegen haben in dieser Geschichte längst beschlossen, rechtzeitig zu handeln: »Taten statt Worte.« Eine Gruppe ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR sieht es als unerlässlich an, ganz Deutschland mit einem neuen Terrornetz zu überziehen und gegen den unerwünschten Ausländeransturm vorzugehen. Der Nationalsozialistische Untergrund hat es längst vorgemacht, wie man mit diesem Ausländergesindel umgeht. Beate Zschäpe, Mitglied des NSU, steht noch immer vor Gericht. Zehn Menschen haben Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt, ihre beiden ehemaligen Lebensgenossen, getötet. Die Ermittlungsbehörden konnten die drei lange Zeit nicht unschädlich machen. Sie hatten in ihrer Ermittlungsarbeit versagt. Nie wieder darf sich so etwas wiederholen. Nie wieder, schworen sich die Bundesbehörden.
Doch das sehen die ehemaligen MfS-Mitarbeiter ganz anders. Sie haben ganz klare Vorstellungen: Kleine Terrorgruppen sollen es sein, unauffällig und schlagkräftig. Jeder Anschlag soll detailliert geplant und präzise ausgeführt werden. Viele tote Ausländer nehmen sie gerne in Kauf. Je mehr, desto besser. Ihre Attentate sollen schließlich aufschrecken, sollen die Flüchtlingsströme dazu veranlassen, gar nicht erst nach Deutschland zu kommen. Sie bereiten ihren Plan von langer Hand vor.
Als dann das europäische Parlament beschließt, dass auch Rumänen und Bulgaren ab Januar 2014 die Möglichkeit der freien Wohnsitzwahl in Westeuropa haben, wird es Zeit endlich zu handeln. Hunderttausende Arbeitslose – so die Befürchtungen mancher Politiker – werden sich voraussichtlich auf den Weg machen, in der Hoffnung in Westeuropa eine Arbeitsstelle zu finden. Sie werden Nutznießer der lokalen Sozialsysteme oder nehmen Einheimischen die Arbeitsplätze weg, so die Befürchtungen vieler. Vielleicht stimmt das in einigen Fällen. Vielleicht auch nicht. Bedenken gehen um, Bedenken werden geschürt. »Wer betrügt fliegt! Wir müssen rechtzeitig etwas gegen diese Schmarotzer unternehmen«, heißt die unausgesprochene Botschaft. »Am besten, wir lassen sie gar nicht erst rein, nach Deutschland. Wir brauchen sie nicht, das Lumpenpack, das faule. Haut ihnen doch gleich auf die Fresse!«
PROLOG
Trotz dunkler Vergangenheit