Эротические рассказы

»Wir kriegen euch alle!« Braune Spur durchs Frankenland. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

»Wir kriegen euch alle!« Braune Spur durchs Frankenland - Werner Rosenzweig


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heutigen Operettenabends, in die Nähe von Coburg, hatten sie schon vor Wochen geplant. Schade, dass das Wetter heute nicht so mitspielte, wie sie sich das erhofft hatten. Draußen, in der wolkenverhangenen Landschaft zog rechterhand der Staffelberg vorbei. Auch die Türme der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen lagen wenige Minuten später in einem dichten, dunstigen Regenschleier, und die mächtigen Scheibenwischer des Reisebusses ächzten in ihren Scharnieren, darum bemüht, dem Fahrer ein einigermaßen klares Sichtfeld zu verschaffen. Auf den regennassen Seitenfenstern des Busses zogen sich lange Regenschlieren von rechts oben nach links unten hin und verwischten die Sicht auf das auf der linken Seite auf einem Hang stehende Kloster Banz sowie auf die umliegende hügelige Landschaft.

      »Wie heißt das Stück nochmal, das wo wir uns heut bei dem Sauwetter anschaun wolln?« Kunni Holzmann warf einen konzentrierten Blick auf das winzige Zifferblatt ihrer Armbanduhr und kramte aus ihrer Handtasche den Wochenendteil der Nordbayerischen Nachrichten und einen Kugelschreiber hervor.

      »Also Kunni, was ist denn heut mit dir los? Hast auch scho Alzheimer? Weißt denn du das nimmer? Heut ist doch unser Operettenausflug! Kiss mi Käit von Kol Border steht aufm Programm …«

      Weiter kam Margarethe Bauer in ihren Ausführungen nicht. Der Organisator des Seniorenausfluges meldete sich über den Bordlautsprecher und kündigte eine Durchsage an: »Also alle mal herhörn«, begann er, »leider spielt ja heut das Wetter nicht so mit, wie wir uns das alle vorgstellt ham. Aber es könnt ja auch noch schlimmer kommen. Nehmen wirs, wie es ist, und malen wir den Teufl nicht an die Wand. In Coburg könnts ein wenig schöner sein, hat der Wetterbericht gsagt. Also, ich heiß euch alle nochmals recht herzlich willkommen, auf unserm Operettenausflug zur Waldbühne nach Heldritt. Wer letztes Jahr schon dabei war, weiß ja schon, wies da zugeht. Für die, die heut das erste Mal dabei sind, möcht ich ein paar Erklärungen abgeben. Also, keine Sorgn, die Waldbühne ist überdacht. Wir werdn also nicht nass. Die Sitzplätze sind in einen roten und in einen blauen Bereich unterteilt. Ich werd nachher die Eintrittskartn verteilen, schaut also auf eure Kartn, in welchem Bereich ihr hockt. Da steht das drauf. Es gibt nämlich für jeden Bereich einen eigenen Eingang. Wir ham heuer recht gute Plätz gekriegt und sitzn ziemlich weit vorn. Das Areal der Waldbühne ist bewirtschaftet. Das heißt, wir kriegn auch was zu essen und zu trinken, bevor das Stück angeht.« Eine Hand ging hoch.

      »Ja, Schorsch, hast eine Frach?«

      »Was ist denn das, ein Areal? Mit die ausländischn Ausdrück kenn ich mich nicht so gut aus.« Ein belustigtes Glucksen ging durch den Bus. Nahezu alle Augenpaare richteten sich auf Georg Nützel, der die Frage gestellt hatte.

      »Frach nur, Schorsch, frach nur, wenn dir was nicht klar is. Ein Areal ist nichts anderes als eine Fläche. Die Grundstücksfläche halt, auf der die Waldbühne und die zugehörigen Wirtschaftsgebäude stehen.«

      »Das ist gut, dass es eine Wirtschaft auch gibt”, kommentierte Georg Nützel, »dann verdurstn wir wenigstens net. Hoffentlich gibts auch ein gscheits fränkisches Bier und nicht so ein Gesöff wie das Krombacher.«

      »Oder so eine bayerische Brüh«, ergänzte der Brunners Schorsch, der es sich mit seiner Frau Betti eine Sitzreihe hinter Georg Nützel bequem gemacht hatte. »Gell Betti?« Betti nickte heftigst mit dem Kopf und machte ein angewidertes Gesicht.

      »Damit wir uns auch ausgiebig laben können«, fuhr der Vortragende fort, »kommen wir auch rechtzeitig in Heldritt an. Ich schätz so um fünf. Ach so, das hab ich ja noch gar nicht gsagt: Die Vorstellung fängt um sechs Uhr an. Leider können wir nicht bis direkt zu der Waldbühne fahrn. Wir müssn die letzten dreihundert Meter laufen. Wer schlecht zu Fuß ist, der sagt mir das bitte rechtzeitig, es gibt nämlich auch motorisierte Transportmöglichkeiten bis zur Waldbühne. Wenn ich das vorher weiß, wer von euch nicht gescheit laufn kann, wär das gut, weil dann könnt ich den Transport noch organisiern. Also, meldet euch bitte. Natürlich fahrn wir jetzt nicht gleich nach Heldritt, weil das ja viel zu früh wär. Wir steuern jetzt zuerst Coburg an. Eigentlich ham wir uns bei der Planung von dem Ausflug dacht, dass wir da in Coburg einen gemütlichen Spaziergang hättn machen und uns die Stadt hättn anschaun können. Aber bei dem Scheißwetter … Na ja, gehen wir halt ins Café. Wichtig ist, dass wir um dreiviertel fünf widder von Coburg abfahrn. Ein Stückerla müssen wir jetzt schon noch fahrn, dann haben wir unser erstes Ziel erreicht. Noch was: Wenn die Vorstellung aus ist, kann sich jeder ausreichend Zeit lassn. Keiner braucht zum Bus hetzn. Wir nehmen alle wieder mit. Um halb elf, denk ich, solltn wir dann wieder in Röttenbach ankommen. Ich wünsch euch, trotz des schlechten Wetters, einen schönen Tag und eine gute Unterhaltung. Wenn jemand noch Fragen hat, ich geh gleich rum und teil die Eintrittskartn aus.«

      »Hast alles verstandn?«, wollte Margarethe Bauer von ihrer Freundin wissen.

      »Schon, aber worums in dem Stück Kiss mi Käit geht, hat er net erklärt.«

      »Herrgott«, erzürnte sich die Retta, »dann les halt das Programm, das da in der Rücksitzlehne steckt, da stehts doch drin.«

      »Woher soll ich wissen, dass da das Programm drinsteckt? Hat doch keiner was gsagt. Außerdem hab ich meine Brilln net dabei«, merkte die Kunni sauer an.

      »Kiss me Kate – amüsant und reichlich turbulent«, las Margarethe Bauer laut vor.

      »Na, des kann was wern. Da hat doch der Schäigsbier auch seine Händ mit drin. Den mag ich sowieso net. Des wird schon ein rechtes Gschmarri wern. Wär ich bloß daham bliebn. Aber na, ich Bledl lass mich von der Bauers Retta, die von nix a Ahnung hat, überreden mitzufahrn, bei so einem Scheißwetter, ich Dolln.«

      Sie erhielt keine Antwort, Margarethe Bauer stierte beleidigt durch das regennasse Fenster in den wolkenverhangenen Himmel hinaus. Mit der Innenfläche ihrer rechten Hand wischte sie ärgerlich über die beschlagene Fensterscheibe. Auf der rechten Seite tauchte in weiter Ferne erstmals die mächtige Veste Coburg auf, welche hoch oben auf einem Hügel trutzig über die Stadt wacht. Den Aufstieg zur Burg, auf den sie sich so gefreut hatte, konnte sie vergessen. Der Regen fiel nach wie vor dünn, aber beständig. Von wegen, in Coburg könnte es etwas schöner sein. Ein Scheißtag, und Kunni gab ihr auch noch die Schuld dafür. Wie ungerecht. In Coburg würde sie sich erst mal ein Kännchen Kaffee und ein großes Stück Zwetschgenkuchen genehmigen, oder vielleicht doch gleich einen Schoppen Frankenwein? Das konnte heute ja noch heiter werden, ständig mit ihrer nörgelnden Freundin im Schlepptau. Verstohlen warf sie einen kurzen Seitenblick auf die Nörglerin.

      Die starrte verbissen auf das Kreuzworträtsel in den Nordbayerischen Nachrichten und kaute auf ihrem Kugelschreiber herum. »Erfinder der Taschenuhr«, grantelte sie vor sich hin. »Mit sieben Buchstaben. Der erste is a H.«

      »Also Kunni, etz schäm dich fei. Dass du als waschechte Fränkin des net wasst! Heinlin. Peter Heinlin. A Nembercher hat die Taschenuhr erfunden.« Retta Bauer erntete nur einen missmutigen Kommentar.

      »Des wär mir scho nu selber eigfalln. Außerdem habbi dich gor net gfracht.« Es dauerte drei Minuten, bis Kunigunde Holzmann die nächste Beleidigung ausstieß: »Alte Dolln. Du mit deim Peter Heinlin! Wenn des stimma tät, dann tät der schmackhafte Speisefisch Karpfln heißen!«

      »Wer is eine alte Dolln?«, gab Retta Bauer schlagfertig zurück, »Du mit deim Spatzenhirn kennst auch bloß den Karpfen. Schon mal was von einer Scholle gehört?«

      »Scholle?«, geiferte Kunni zurück. »Schmackhafter Speisefisch heißts da. A Scholle, die schmeckt doch net!« Obwohl wenig überzeugt, trug Kunni den Namen des bekannten Meeresfisches in ihr Kreuzworträtsel ein, doch der nicht ausgesprochene Burgfrieden zwischen den beiden Witwen dauerte nicht länger als zwei weitere Minuten.

      »Scholle! Heinlin!«, geiferte Kunni noch lauter als zuvor. »Dann müsst die mittelfränkische Regierungsstadt Aisbach haßn, und der Rettich auf bayerisch wär net Radi, sondern Oadi. Du mit deim Heinlin und deiner Scholle! Mei ganzes Kreuzworträtsel hast mer versaut! Nix stimmt mehr!«

      »Peter Henlein!« Betti Brunner in der Sitzreihe gegenüber rief den beiden Witwen den Namen zu. »Der hat die Taschenuhr erfunden.«

      »Siehgstes«, rief die Kunni aus, nachdem sie nochmals einen Blick auf ihr Kreuzworträtsel geworfen


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