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Die Forsyte-Saga. John GalsworthyЧитать онлайн книгу.

Die Forsyte-Saga - John Galsworthy


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traf um drei Uhr im Klub ein, und die erste Person, die er erblickte, war Bosinney selbst, der in einer Ecke saß und aus dem Fenster starrte.

      Der junge Jolyon setzte sich nicht weit davon und begann unruhig über seine Lage nachzudenken. Er blickte heimlich zu Bosinney hinüber, der ahnungslos dort saß. Er kannte ihn nicht sehr gut und studierte ihn aufmerksam vielleicht zum ersten Mal. Ein Mann von ungewöhnlichem Aussehen, den meisten andern Klubmitgliedern unähnlich in Kleidung, Gesicht und Wesen – der junge Jolyon selbst hatte, so anders er auch von Gemüt und Sinnesart geworden, immer die diskrete Vornehmheit eines Forsyteschen Äußeren beibehalten. Ihm allein von allen Forsytes war Bosinneys Spitznamen unbekannt. Der Mann war ungewöhnlich, nicht exzentrisch, aber ungewöhnlich; er sah auch abgezehrt, hager, hohlwangig unter den breiten starken Backenknochen aus, doch ohne jeden Anschein von Kränklichkeit, denn er war stark gebaut und hatte lockiges Haar, das ein Zeugnis für die volle Lebenskraft einer guten Konstitution zu sein schien.

      Etwas in seinem Gesicht und seiner Haltung rührte den jungen Jolyon. Er wußte was Leiden war, und dieser Mann sah aus, als litte er.

      Er stand auf und berührte seinen Arm.

      Bosinney fuhr auf, verriet aber keine Spur von Verlegenheit als er sah, wer es war.

      Der junge Jolyon setzte sich.

      »Ich habe Sie lange nicht gesehen,« sagte er. »Wie weit sind Sie mit meines Vetters Haus?«

      »Es wird in einer Woche etwa fertig sein.«

      »Ich gratuliere!«

      »Danke – ich weiß nicht, ob eine Gratulation hier angebracht ist.«

      »Nicht?« fragte der junge Jolyon, »ich hätte gedacht, Sie wären froh, eine so lange Geschichte wie das war endlich los zu sein; aber Sie betrachten es wahrscheinlich wie ich, wenn ich mich von einem Bilde trenne – als eine Art Kind?«

      Er blickte Bosinney freundlich an.

      »Ja,« sagte dieser herzlicher, »man schafft es aus sich heraus, und dann ist alles vorbei. Ich wußte nicht, daß Sie malen.«

      »Nur Aquarelle; ich kann nicht sagen, daß ich von meiner Arbeit etwas halte.«

      »Sie halten nichts davon? Wie können Sie dann arbeiten? Arbeit hat keinen Zweck, wenn man nichts davon hält!«

      »Sie haben recht!« sagte der junge Jolyon, »genau, was ich immer sage. Übrigens, haben Sie bemerkt, daß man stets, wenn man sagt ›Sie haben recht‹, auch hinzufügt ›genau, was ich immer sage‹! Aber wenn Sie mich fragen, warum ich es tue, erwidere ich, weil ich ein Forsyte bin.«

      »Ein Forsyte! Ich hielt Sie nie dafür!«

      »Ein Forsyte,« erwiderte der junge Jolyon, »ist kein seltenes Tier. Es gibt Hunderte unter den Mitgliedern dieses Klubs. Hunderte in den Straßen draußen; Sie begegnen ihnen, wo immer Sie gehen!«

      »Und woran erkennen Sie sie?« sagte Bosinney.

      »An ihrem Sinn für Besitz. Ein Forsyte schaut die Dinge vom praktischen Standpunkt an – man möchte sagen mit gesundem Menschenverstand – und ein praktischer Standpunkt gründet sich im Wesentlichen auf den Sinn für Besitz. Ein Forsyte, werden Sie bemerken, vermeidet es sich jemals bloßzustellen.«

      »Sie scherzen?«

      Des jungen Jolyon Augen blinzelten.

      »O nein. Da ich selbst ein Forsyte bin, darf ich nicht mitreden. Aber ich bin eine Art Mischling von guter Herkunft; in Ihnen aber kann man sich nicht täuschen. Sie sind so verschieden von mir, wie ich von meinem Onkel James, der das vollkommene Muster eines Forsyte ist. Sein Sinn für Besitz ist extrem, während Sie praktisch genommen gar keinen dafür haben. Wäre ich nicht dazwischen, so könnte man Sie für eine ganz andere Gattung halten. Ich bin das fehlende Glied. Wir alle sind natürlich Sklaven des Besitzes, und ich gebe zu, daß es eine Frage des Standes ist, aber ein Mann, den ich einen ›Forsyte‹ nenne, ist es entschieden mehr als weniger. Er weiß was gut ist, weiß was sicher ist, und sein Festhalten am Besitz – ganz gleich ob es sich um Frauen, Häuser, Geld oder Ruf handelt – ist seine Zunftmarke.«

      »Ah!« murmelte Bosinney. »Das Wort sollten Sie sich patentieren lassen.«

      »Das täte ich gern,« sagte der junge Jolyon, »um Vorlesungen darüber zu halten: Eigenschaften und Sinnesart eines Forsyte. Dieses Tierchen, das sich durch den Spott von seinesgleichen beunruhigt fühlt, läßt das Lachen fremder Kreaturen (Sie oder ich) in seinen Bewegungen unberührt. Mit seiner ererbten Anlage zur Kurzsichtigkeit erkennt es nur Personen und Umgebung von seinesgleichen, unter denen es ein Dasein angemessener Ruhe verbringt.«

      »Sie sprechen von ihnen,« sagte Bosinney, »als ob sie halb England wären.«

      »Das sind sie,« wiederholte der junge Jolyon, »halb England, und die bessere Hälfte, die gesicherte Hälfte sogar, die drei-Prozent-Hälfte, die Hälfte, die mitrechnet. Es ist ihr Reichtum und ihre Sicherheit, die alles möglich machen; die Ihre Kunst, die Literatur, Wissenschaft, selbst Religion möglich machen. Ohne Forsytes, die an nichts von diesen Dingen glauben, sie aber nutzbar machen, wo würden wir alle sein? Mein Lieber, die Forsytes sind die Vermittler, die Geschäftsleute, die Pfeiler der Gesellschaft, die Ecksteine der Konvention, alles was bewundernswert ist!«

      »Ich weiß nicht, ob ich Sie ganz verstehe,« sagte Bosinney, »aber ich glaube in meinem Beruf gibt es eine Menge Forsytes, wie Sie sie nennen.«

      »Gewiß,« erwiderte der junge Jolyon. »Die große Mehrzahl der Architekten, Maler oder Schriftsteller hat keine Grundsätze, wie irgend andere Forsytes auch. Kunst, Literatur, Religion können nur dank der wenigen Sonderlinge, die wirklich an solche Dinge glauben, und der vielen Forsytes, die einen kaufmännischen Nutzen daraus ziehen, weiter bestehen. Schlecht gerechnet sind drei Viertel unserer Akademiker, sieben Achtel unserer Romanschreiber und ein großer Teil der Presse Forsytes. Von der Wissenschaft kann ich nicht reden; aber sie sind großartig in der Religion vertreten; im Unterhaus vielleicht zahlreicher als sonstwo; die Aristokratie spricht für sich selbst. Aber ich lache nicht darüber. Es ist gefährlich gegen die Majorität – und was für eine Majorität – zu gehen!« Er blickte Bosinney fest an. »Es ist gefährlich, sich von irgend etwas hinreißen zu lassen – sei es ein Haus, ein Bild oder – eine Frau!«

      Sie blickten einander an. Und als hätte er getan, was kein Forsyte tat – als hätte er sich bloßgestellt, zog der junge Jolyon sich wieder in seine Schale zurück. Bosinney brach das Schweigen.

      »Warum nehmen Sie Ihre eigenen Verwandten als Typus?« fragte er.

      »Meine Verwandten,« erwiderte der junge Jolyon, »sind nicht sehr extrem, und sie haben ihre eigenen geheimen Eigentümlichkeiten wie jede andere Familie, aber sie besitzen in bemerkenswertem Maße jene beiden Eigenschaften, die wahre Prüfsteine für einen Forsyte sind – die Kraft sich niemals einer Sache mit Leib und Seele hinzugeben und ›Sinn für Besitz‹.«

      Bosinney lächelte: »Wie steht es zum Beispiel mit dem Dicken?«

      »Meinen Sie Swithin?« fragte Jolyon. »Ah, Swithin hat noch sehr viel Ursprüngliches. Das Stadt- und Mittelstandleben hat ihn noch nicht ganz verdaut. All die Jahrhunderte von Landwirtschaft und roher Kraft sitzen fest in ihm und bleiben an ihm hängen, trotz all seiner Vornehmheit.«

      Bosinney schien nachdenklich geworden. »Ja, Ihre Beschreibung trifft Ihren Vetter Soames aufs Haar,« sagte er plötzlich. » Er wird sich nie eine Kugel durch den Kopf jagen.«

      Der junge Jolyon warf einen durchdringenden Blick auf ihn.

      »Nein,« sagte er, »das wird er nicht. Darum muß mit ihm gerechnet werden. Hüten Sie sich vor ihren Tatzen! Es ist leicht zu lachen, aber mißverstehen Sie mich nicht. Man darf einen Forsyte nicht verachten, darf sie nicht geringschätzen!«

      »Und doch haben Sie es selbst getan!«

      Des jungen Jolyon Lächeln schwand, als er diesen Hieb entgegennahm.

      »Sie vergessen,« sagte er mit sonderbarem


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