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Cultural Studies - Ein politisches Theorieprojekt. Stuart HallЧитать онлайн книгу.

Cultural Studies - Ein politisches Theorieprojekt - Stuart  Hall


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Intellektuelle. Sie waren die klassischen Mitglieder der Neuen Linken und repräsentierten die ZuhörerInnen in den Clubs oder die LeserInnen der Zeitschrift der Neuen Linken. Wir waren mehr so etwas wie eine »Neue Soziale Bewegung« als eine proto-politische Partei.

      KHC: Warum versuchte man nicht, diese »Zuhörerschaft« zu irgendetwas zu organisieren?

      SH: Das ist eine Frage, die eigentlich in die Zeit gehört, in der es noch keine »Neuen sozialen Bewegungen« gab. Wir haben sie uns auch ständig gestellt – ohne zu wissen, dass die »Tyrannei der Strukturlosigkeit« ein Problem für alle »Neuen Sozialen Bewegungen« war. Aber es gab zwei Gründe. Der eine war die Existenz der Labour Party. Die allumfassende Präsenz der Labour Party, einer riesigen sozialdemokratischen Partei, ließ uns auf den Gedanken kommen, dass es schon eine Massenbewegung der Linken gab, die wir mit den Ideen der Neuen Linken infiltrieren konnten, wenn es uns nur gelang, eine neue Allianz mit der Labour Party zu bilden. Die Labour Party war wie ein Preis, der darauf wartete, gewonnen zu werden. Wir mussten dazu nur die Transformation von einer altlinken zu einer Partei der Neuen Linken zuwege bringen. Klingt das langsam bekannt? Das ist das Dilemma der britischen Linken im Großformat.

      Zweitens, die Neue Linke war von Anbeginn an antistalinistisch und gegen die Bürokratie des Kalten Krieges, gegen die bürokratischen Apparate der Partei in den frühen Fünfzigern usw. Wir nahmen die neuen sozialen Bewegungen vorweg, insofern als wir sehr anti-organisatorisch waren. Wir wollten keine Struktur, wir wollten keine Führenden, wir wollten keinen permanenten Parteiapparat. Man gehörte zur Neuen Linken, indem man mitmachte. Wir wollten nicht, dass irgendjemand Beiträge zahlte. Vielleicht hatten wir da Unrecht. Aber wir waren in vielerlei Hinsicht sehr anti-organisatorisch. Ähnlich wie der frühe Feminismus anti-strukturell war. Das war der Geist von 1968 – vor seinem Auftreten.

      KHC: Es gab also die Möglichkeit, ein Bündnis ohne eine organisatorische Hierarchie zu formen?

      SH: Ja, das war das Ziel, aber ich glaube nicht, dass wir wussten wie das zu tun war. Man konnte die Neue Linke nicht einfach aufbauen, denn schließlich hatte die Arbeiterklasse bereits ihre Institutionen, die Labour Party, die Gewerkschaften. Und es gab Leute in der Labour Party und in der Gewerkschaftsbewegung, die eine Sympathie für die Ideen der Neuen Linken hatten. Wir standen unter dem Einfluss der stalinistischen Erfahrung und wir waren zutiefst misstrauisch gegenüber bürokratischen Apparaten der politischen Partei. Also entschieden wir uns, die Frage zu umgehen. Wichtig war, so argumentierten wir, welche neuen Ideen die Linke aufgriff, und nicht, welches Parteizeichen man annahm. Es war ein Kampf um die Erneuerung sozialistischer Ideen, nicht um die Renovierung einer Partei. »Ein Fuß drin, einer draußen«, sagten wir. Worauf es ankommt ist, »Was machst Du an der Basis? Hast Du eine lokale CND-Gruppe, gehst du in den lokalen Markt?« Es war so etwas wie die Besetzung eines Raumes ohne ihn zu organisieren, ohne Leute zu zwingen, sich für eine institutionelle Loyalität zu entscheiden.

      Man muss sich vergegenwärtigen, so etwas wie eine »Neue Soziale Bewegung« gab es damals nicht. Wir erkannten dies nicht als eine neue Phase (oder Form) von Politik. Wir dachten, wir befänden uns immer noch innerhalb des alten politischen Spiels, spielten es aber auf neue Weise. Erst im Nachhinein begannen wir die Neue Linke als eine frühe Vorwegnahme der Ära der »Neuen Sozialen Bewegungen« zu verstehen. Was ich hier beschreibe geschah später in der CND: die Antiatombewegung wurde zu einer autonomen, unabhängigen Bewegung.

      KHC: Noch mal zur New Left Review. Was waren die Bedingungen, die dich in diese Position gebracht haben, obwohl es alle diese etablierteren Leute wie Thompson und Williams aus der früheren Generation gab?

      SH: Die Bedingungen waren folgende: Ursprünglich gab es zwei Gruppen – New Reasoner und Universities and Left Review. Die Leute in der Redaktion des New Reasoner – Edward und Dorothy Thompson, John Saville, Alasdair McIntyre – gehörten einer etwas älteren Generation an. Einer Generation, die im Wesentlichen durch die alte kommunistische Tradition geformt worden war, durch die dissidente Tradition, die vor allem unter marxistischen HistorikerInnen der dreißiger und vierziger Jahre entstanden war, die aus der gleichen Generation kamen wie Raymond Williams, obgleich Raymond nur kurz, als Student in Cambridge, Mitglied der Partei war. Raymond trat dann aus und entwickelte sich unabhängig und wurde dadurch zum Vermittler: dem Alter nach gehörte er zur Generation des Reasoner, aber seinen Interessen nach, stand er uns näher. Wir, die nächste Generation, gründeten die Universities and Left Review. Wir bezogen uns auf den Marxismus, aber sehr viel kritischer, wir waren sehr viel eher bereit, neue Dinge zu denken, insbesondere einen Raum zu öffnen für Fragen der popularen Kultur, des Fernsehens, etc. – welche die ältere Generation nicht für politisch relevant hielt. Dennoch hatten die beiden Gruppen so viel gemeinsam und fanden es finanziell so schwierig, zwei verschiedene Zeitschriften zu unterhalten, dass die beiden Redaktionen nach und nach begannen, sich gemeinsam zu treffen. Dann entstand die Idee, eine gemeinsame Zeitschrift zu machen. Der naheliegendste Redakteur war Edward Thompson, die führende Figur des New Reasoner. Aber Edward war damals schon seit 1956 in die Kämpfe involviert; zunächst, nachdem die Schrecken des Stalinismus in Chruschtschows Rede auf dem 20. Kongress ausgegraben worden waren, stritt er innerhalb der Kommunistischen Partei, dann wurde er ausgeschlossen, dann versuchte er den New Reasoner mit sehr geringen Mitteln aufrecht zu erhalten, etc. Er hatte zwei Kinder und ich glaube er und Dorothy konnten einfach nicht mehr so weiterleben. Also wanderte die Redaktion in meine Hände, obgleich die Ambiguität von Edwards Verhältnis zu mir eine Quelle von Spannungen in der Redaktion blieb.

      KHC: Welche Rolle spielte Raymond Williams? War er der Vermittler?

      SH: Ja, Raymond spielte eine andere Rolle. Raymond hat nie eine spezifische Redaktionsaufgabe übernommen. Er war eine wichtige Figur, seine Schriften haben uns alle beeinflusst. Er schrieb für beide Zeitschriften, insbesondere für Universities and Left Review, und seine Arbeiten gaben dem Projekt der Neuen Linken eine spezifische und originelle Identität. Ich war sehr beeinflusst von seiner Arbeit. Es gab die jüngere Generation, Charles Taylor, mich selbst, Raphael Samuel. Raphael war der Dynamo und der Inspirator, absolut unentbehrlich, voller Energie und Ideen, aber er war nicht die Person, der man die Verantwortung für das regelmäßige Erscheinen einer Zeitschrift übergeben würde. 1958 wurde ich praktisch der Vollzeit-Redakteur von Universities and Left Review. Charles Taylor war schon nach Paris gegangen, um bei Merleau-Ponty zu studieren. Charles war für mich persönlich sehr wichtig. Ich erinnere mich an erste Diskussionen über Marx‘ Ökonomische und Philosophische Manuskripte von 1844, die er aus Paris mitbrachte, und an die Diskussionen über Entfremdung, Humanismus und Klasse.

      KHC: In Out of Apathy hast du Doris Lessing erwähnt. Was für eine Rolle hat sie gespielt?

      SH: An der Redakteursarbeit hatte sie keinen Anteil. Sie schrieb für die Zeitschrift. Sie stand Edward Thompson und seiner Generation sehr nahe und war in den vierziger Jahren eine jener unabhängigen Intellektuellen in der Kommunistischen Partei. Sie wurde Mitglied in der Redaktion der New Left Review, aber sie hatte schon begonnen, sich von der aktiven Politik zurückzuziehen.

      KHC: Nach zwei Jahren Redaktionsarbeit, 1961 warst du völlig ausgebrannt. Was hast du danach gemacht?

      KHC: Vorher wolltest du deine Dissertation über Henry James schreiben. Hast du das wegen New


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