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Bratwurst mit Senf und Seelenheil. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Bratwurst mit Senf und Seelenheil - Adrian Plass


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Befriedigung. Die Bibel sagt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Mächte und Gewalten, weder Hohes noch Tiefes noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns von der Liebe Gottes trennen kann, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Wie könnte ein bisschen Nachlässigkeit bei der Brennholzbeschaffung unsere Beziehung zu ihm zerstören, wenn all diese anderen Dinge das nicht können? Aber wie auch immer. Es war klar und deutlich gesagt worden, dass wir unser Leben neu von Gott entfachen lassen sollten. Zweimal. Wie wär’s jetzt mit dem nächsten Lied?

      Aber nicht doch. Ehe wir uns versahen, erhob sich ein dritter, mit prächtigem Bart gezierter Prophet wie ein Behemoth von seinem Platz in der Mitte der sitzenden Heiligen.

      Dieser Bursche trieb die stimmlichen Effekte auf eine neue Spitze. Wie einer jener Theaterschauspieler alter Schule aus der Zeit, als es noch keine Mikrofone gab, ließ er seine Baritonstimme vor schicksalsschwerer Gefühlswallung röhren und tremolieren und zittern. Verglichen mit diesem Kerl war Donald Wolfit ein Taubstummer mit angeschlagenem Selbstbewusstsein.

      »Ich sehe den Ort, wo einst die brennenden Kohlen lagen!«, wetterte er, »und sie brennen nicht mehr! Gehet hin zu der Stätte, da Brennholz zu finden ist, und bringet es her zur Feuerstelle, auf dass es den Verlorenen eine Quelle des Lichtes und der Kraft sein möge! O säumet nicht, auf dass ihr nicht in der letzten Stunde für Spreu erachtet werden möget!«

      Danach begann die Sache erst richtig albern zu werden. Falls es so etwas wie ein religiöses Trittbrett gibt, dann sind an jenem Abend eine Menge Leute darauf mitgefahren. Als ich hörte, wie viele Leute dort praktisch dieselbe Botschaft von sich gaben, kam mir der Gedanke, wenn das so weiterginge, würde am Ende der arme Schlucker, dessen Feuer am Ausgehen war, der Einzige im Saal sein, der noch keine Prophetie über sich selbst verkündet hatte.

      Das Ende kam, als ein hochgewachsener, dünner Mann mit unsäglich scheußlichem Haarschnitt und einer Jacke, deren Ärmel auf halber Länge seiner unnatürlich stark behaarten Unterarme endete, sich von seinem Stuhl erhob wie eines jener altmodischen, einen Meter langen Holzlineale, und sich anschickte, seinen Senf zu dem Vorausgegangenen dazuzugeben. Inzwischen hatten sich Tonfall und Lautstärke der aufeinanderfolgenden Prophetien zu einer solch hysterischen Raserei gesteigert, dass die Laute, die aus der Kehle dieses leidenschaftlichen Bruders kamen, einem wahnsinnigen Gejodel glichen. Stellen Sie sich vor, Kenneth Williams, der Star aus den Ist-ja-irre-Filmen, würde sich die Lungen mit Helium füllen und dann jemanden in einer halben Meile Entfernung auf sich aufmerksam zu machen versuchen, dann haben Sie einen ungefähren Begriff davon.

      »Ich sehe die Asche, und sie ist ka-a-alt! Sie ist so ka-a-a-alt! Oh, die Asche, die Asche auf dem kalten Rost! Seht die Asche! Sie ist ka-a-a-alt! Ganz ka-a-a-alt! Alles ist so –«

      An dieser Stelle, keine Sekunde zu früh aus meiner Sicht, befand der Gottesdienstleiter, nun sei es genug.

      »Ja, schön«, unterbrach er übers Mikrofon, und ein leiser Anflug von Gereiztheit gab seiner volltönenden, gebieterischen Stimme eine gewisse Schärfe, »ich glaube, die Botschaft ist wohl bei uns allen angekommen …«

      Ja, dem konnte ich nur beipflichten. Bei irgendjemandem ging das Feuer aus, und wenn er oder sie das bis jetzt noch nicht kapiert hatten, dann half wohl alles nichts mehr.

      Wenn ich annehme, dass die ursprüngliche Botschaft tatsächlich von Gott stammte, dann frage ich mich manchmal, wie wohl die angesprochene Person mit dem wahnsinnigen Crescendo umgegangen sein mag, das darauf folgte. Da ich nicht die leiseste Ahnung habe, wer diese Person war, werde ich mich wohl damit abfinden müssen, es nie zu erfahren.

      Übrigens, falls Ihnen die Frage in den Sinn kommen sollte, ich selbst war es definitiv nicht …

      Fundamentalist: 1. jemand, der strikt an traditionellen protestantischen Überzeugungen wie der Irrtumslosigkeit der Schrift und einem buchstäblichen Verständnis der Glaubensbekenntnisse als Fundamenten des christlichen Glaubens festhält; 2. Anagramm für »Und Satan filmte« und »Saftladen im Tun«.

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