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Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere. Heinz-Dietmar LütjeЧитать онлайн книгу.

Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere - Heinz-Dietmar Lütje


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Augenblick nur die junge Frau mit den schönen, glänzenden, brünetten Haaren zu existieren, als ob ihn der Blick aus ihren smaragdgrün schimmernden Augen in Trance versetzt hätte.

      „Ähmm, ich sehe, Doktor, Sie lassen es sich gut gehen …“

      Graf von Terra griff rettend ein: „Kleine Spende für unsere wackeren Weißkittel von mir, Herr Kaptän, aber nur eine Flasche von dem guten Roten zum Abbau etwaiger Hemmschwellen. Schließlich gilt es gemeinsam ein medizinisches Problem zu lösen.“

      „Äh, ja … na gut, IO, führen Sie bitte die Damen und den französischen Doktor in meine Räume, damit wir einige Formalitäten klären können. Ich komme nach dem Gespräch mit Dr. Haller und Dr. Voß in Kürze nach“, versetzte der Kommandant, sichtlich bemüht, wieder das innere Gleichgewicht zurückzugewinnen.

      „Ladys, Monsieur le Docteur “, Bodo von Terra öffnete die Tür und ließ mit weltmännischer Verbeugung die Amerikanerinnen sowie den französischen Arzt zuerst das Lazarett verlassen und schloss dann hinter sich die Tür, nicht ohne vorher dem Rücken seines Kommandanten noch ein vergnügliches Grinsen zu widmen, was natürlich auch die beiden deutschen Ärzte registrierten. Insbesondere das amüsierte Zucken um die Mundwinkel des 1. Schiffsarztes entging hingegen auch Waldau nicht. Dieser beschloss sofort klar zu stellen, dass seine Medizinmänner, wie er sie im Stillen bezeichnete, hier nicht etwa einen Moment menschlicher Schwäche ihres Kommandanten erlebt hatten, sondern dieser lediglich einige Sekunden durch spontane kriegswichtige Gedanken abgelenkt war.

      „Meine Herren, auch wenn der IO – mit dem ich im Übrigen auch noch ein Wörtchen dieserhalb zu reden haben werde – Sie mit einer Flasche Rotwein beglückt und wohl auch eine Stange Zigaretten dazu spendiert hat, gilt auch“, hier hob sich die Stimme des Kommandanten etwas an, „und gerade für Sie, dass alkoholische Getränke nur mit ausdrücklicher Genehmigung meinerseits und entsprechender Mengenbegrenzung freigegeben werden. Wo sind wir denn hier“, schloss Waldau seine Rede, als er selbst merkte, dass er aufpassen musste, nicht über das Ziel hinauszuschießen.

      „Also, meine Herren, zur Sache. Was fehlt der jungen Dame und wie gehen wir damit um?“

      Die beiden Ärzte wechselten einen Blick und der ältere und verantwortliche Schiffsarzt, Marineoberstabsarzt (Internist) Dr. Helmut Haller holte tief Luft und wollte gerade seine Ausführungen beginnen, als er durch eine Handbewegung des Kommandanten unterbrochen wurde. „Lieber Doktor, wie ich den IO kenne, hat er Ihnen nicht nur die eine zugegebene Flasche Roten hergetragen – oder vielmehr hertragen lassen – sondern vermutlich einen ganzen Karton. Jetzt wo wir unter uns sind“, hierbei streifte sein Blick die leere Rotweinflasche, „lassen Sie Doktor Voß noch mal eine Flasche öffnen, mir gefälligst auch ein Glas anbieten, dann stecken wir uns eine der auch mir schmeckenden Camel ins Gesicht und Sie fangen an. Aber so, dass auch ich es verstehe und nicht ewig nachfragen muss“, schloss er zunächst mit einem warnenden Blick. Schließlich kannte er die Mediziner und insbesondere die der Großdeutschen Kriegsmarine, die immer wieder die Gelegenheit nutzten ihr, wie sie meinten, überlegenes Wissen des Mediziners gegenüber einem schlichten Nautiker, auch wenn er Kommandant war, gebührlich glänzen zu lassen. Sichtlich erfreut ob des schnellen Stimmungswechsels ihres Kommandanten hatte Dr. Voß zwischenzeitlich eine weitere Rotweinflasche und ein sauberes Glas für Waldau herbeigezaubert und schenkte ein, währenddessen der Oberstabsarzt dem Kommandanten und seinem Kollegen eine Camel anbot sodann dem Kommandanten Feuer reichte und sich der Chirurg und auch als Zahnarzt ausgebildete Dr. Voß selbst sein Stäbchen anzündete.

      „Tja, also, Herr Kaptän, soweit wir bisher, insbesondere von unserem Kollegen, der wohl auch eigentlich Deutscher ist, wie ich meine, und der jungen Kollegin, die ja wohl noch am Anfang ihrer ärztlichen Ausbildung steht, hören konnten, dürfte es sich um eine Blutkrankheit handeln.“ Waldau konnte sein kurzes Erschrecken nicht ganz verbergen, bis ihm erleichtert einfiel, dass es sich ja hier um eine „erfundene“ Krankheit handelte und schalt sich in Gedanken selbst. Die beiden Ärzte hingegen werteten das Erschrecken ihres Vorgesetzten ganz anders und Dr. Voß erlaubte sich zu bemerken: „Ja, Herr Kaptän, auch der Herr Oberstabsarzt und ich waren sehr erschrocken, als wir dieses hören mussten.“

      „Eben, eben“, fuhr Dr. Haller fort“, schließlich handelt es sich bei der Erkrankten ja um eine Amerikanerin. Nicht auszudenken, wenn sich die Krankheit verschlimmert. Nach allem was wir gehört haben und zu vermuten steht, könnte es sich um eine Form der Leukämie handeln, also einer Blutkrankheit mit sehr unterschiedlichem Verlauf.“

      „Durchaus lebensbedrohend, auch in jungen Jahren“, beeilte sich Dr. Voß hinzuzufügen, bemüht nachzuweisen, dass auch er, als Chirurg und Zahnarzt, natürlich umfassend medizinisch gebildet sei.

      Aha dachte der Kommandant bei sich, die Story scheinen meine Äskulapjünger ja gefressen zu haben und erwiderte, seine Ärzte nacheinander mit einem prüfenden Blick messend: „Ja, stellen Sie sich vor, die Krankheit verschlechtert sich und – was nun wirklich niemand hoffen will – die junge Dame sollte hier an Bord versterben, ja das würde mutmaßlich gar diplomatische Verwicklungen auslösen. Wie wir aus dem Weltkrieg (gemeint ist hier der 1.Weltkrieg von 1914 – 1918) wissen, ist mit den Amerikanern nicht gut Kirschen essen, wenn durch Kriegshandlungen Amerikaner auch nur beeinträchtigt werden. Das muss auf alle Fälle verhindert werden. Insoweit, Herrschaften, sind Sie hier nun echt gefordert. Welche Vorschläge können Sie machen?“

      Mit den Vorschlägen hingegen war es nicht weit her. Die Ärzte bedauerten, dass Blutkrankheiten nicht ihre Spezialgebiete seien, dass eines Chirurgen schon mal gar nicht, wie Dr. Voß deutlich machte. Auch Dr. Haller als Internist erklärte, schon über, selbstverständlich mehr als nur ein Grundwissen, auch über die Arten der Leukämie, die allerdings bei weitem noch nicht richtig erforscht sein, zu verfügen, aber leider keine genauen Aussagen machen könne, weil es diese bei diesem Krankheitsbild einfach nicht gäbe. Klar sei nur, es gäbe Leukämiefälle die über Jahre den Patienten nur wenig beeinträchtigen, andererseits aber auch einen Verlauf dieser Krankheit, der sehr schnell, gerade zu galoppierend, wie er sich ausdrückte, zum Tode führe. Wichtig sei in jedem Fall alles zu tun um das Wohlbefinden, auch das sogenannte geistig seelische, der Patientin sicherzustellen. Sehr zu empfehlen sei, der Patientin und ihrer Ärztin, zu der sie ja offenbar ein geradezu freundschaftliches Verhältnis hätte, eine für beide geeignete Kabine mit entsprechendem Raum, Waschgelegenheiten und zumindest Dusche zu Verfügung stellen. Die Medikamente, die vom Pasteur-Institut verordnet seien und in hinreichender Menge mitgeführt werden, sollten entsprechend der dortigen Medikation genommen werden. Leider seien die Inhaltsstoffe insoweit nicht bekannt, wie auch das Medikament selbst. Dieses soll angeblich aus den USA stammen.

      „Schön, meine Herren, ich werde mit dem IO besprechen, welche der Kabinen wir den Damen zur Verfügung stellen können und Sie, Dr. Haller“, wandte sich der Kommandant, den letzten Schluck aus seinem Weinglas nehmend, zum Abschluss des Gespräches an seinen Marineoberstabsarzt, „machen Sie sich nochmals Gedanken, was wir tun können, um dem Fräulein sein Dasein auf diesem Schiff zu erleichtern. Wenn Ihnen etwas einfällt, ich bin jederzeit für Sie zu sprechen.“ Damit verabschiedete sich Waldau von seinen Ärzten und beeilte sich seine Räume aufzusuchen, wo ja Terra mit den beiden jungen Damen und dem offenbar vertrauenswürdigen Schiffsarzt der „Yvonne La Porte“, der gute Vorarbeit bei seinen deutschen Kollegen geleistet hatte, auf ihn wartete. Unwillkürlich beschleunigte der Kommandant seine Schritte und stellte – über sich selbst etwas verwundert den Kopf schüttelnd – fest, dass er es kaum erwarten konnte wieder in die bläulichgrün strahlenden Augen sehen zu dürfen.

      In den Kapitänsräumen hatte Graf von Terra zwischenzeitlich die Gelegenheit genutzt, seine eigene Persönlichkeit gebührend in den Vordergrund zu schieben, um besonders die zierliche Suzanne zu beeindrucken. Nicht nur, dass ihr apartes Äußeres seine Phantasie beflügelte, bewunderte er auch, wie diese, ohne im Geringsten ängstlich zu wirken, sich in der neuen Situation zurechtfand. In der Tat spielte sie ihre Rolle als Begleitärztin auch gegenüber den deutschen Schiffsärzten perfekt, wie er sich gerade überzeugen konnte. Er nutzte die Gelegenheit, nochmals eindringlich darauf hinzuweisen, dass gegenüber sowohl den deutschen Schiffsärzten als auch allen Besatzungsmitgliedern, äußerste Vorsicht angebracht sei und unbedingt die jungen Damen


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