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Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie. Daniel SiegelЧитать онлайн книгу.

Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie - Daniel Siegel


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implizites Wissen. Wir können aber auch ein expliziteres Erkennen bestimmter Einzelheiten und Tatsachen unseres Wissens erfahren. Sowohl implizite* als auch explizite mentale Prozesse* beeinflussen unser Denken, unsere Gefühle und unser Verhalten. Zu unser mentaler Erfahrung gehören auch unsere Geisteszustände* und unsere Stimmung*. Jeder dieser mentalen Prozesse hat ein subjektives Muster, die „Qualia“ oder die Essenz seiner persönlich erfahrenen Natur, eine subjektive Qualität, die real ist, aber oft nicht vollständig beschrieben und nur schwer quantifiziert werden kann. Wir können vielleicht nicht genau sagen, was die subjektive Erfahrung „ist“. Aber wir „wissen“, wenn wir etwas sehen, hören oder fühlen, ein Bild vor unserem inneren Auge entsteht, wir uns an ein Ereignis erinnern* oder ein tiefes intuitives Empfinden für etwas haben. Unser mentale Lebens ist nicht quantifizierbar oder direkt beobachtbar. Deshalb ist es schwierig, es auf die numerisch präzise Weise zu messen, wie es in der Wissenschaft oft notwendig ist. Berichte der subjektiven Erfahrung sind nützlich und können in vielerlei Hinsicht quantifiziert werden, aber sie sind nicht das Gleiche wie die Erfahrung selbst. Trotz dieses Merkmals des mentalen Lebens und ungeachtet der Tatsache, dass subjektive Erfahrungen schwer auf eine objektive und quantifizierbare Weise zu messen sind, wissen wir doch, dass sie real sind.

      Ein weiterer Aspekt des Geistes, den man auch nur schwer in einer kontrollierbaren oder messbaren Weise untersuchen kann, ist das Bewusstsein*, die Erfahrung, sich einer Sache gewahr zu werden. Wir wissen, wie es ist, wenn wir bewusst sind: Wir haben ein Empfinden für das Wissen und wir wissen etwas über eine bestimmte Sache oder Situation – das „Gewusste“. Ich kann wissen, dass ich mich jetzt daran erinnere, dass ich in einem See geschwommen bin. Diese Erfahrung, mir der Erinnerung bewusst zu sein, hat zwei Facetten: Das Wissen (Ich weiß, dass ich mich an das Schwimmen im See erinnere) und das Gewusste (Gestern war ich im Wasser). Wir können zwar nicht sagen, „was“ genau das Gewahrsein „ist“, aber die Erfahrung des Wissens und des Gewussten ist ein grundlegender Aspekt unseres mentalen Lebens. In vielfältiger Weise kennen wir unsere subjektive Erfahrung durch das Bewusstsein, denn es ist die innere Erfahrung des Wissens und die Beschaffenheit – die Qualia – des Gewussten. Auch das Gewahrsein spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie wir den Verlauf unseres Lebens verändern, neue Fertigkeiten erlernen und sogar die Struktur unseres Gehirns* selbst verändern und darüber reflektieren, was für uns Bedeutung* hat. Durch Gewahrsein werden Entscheidungen und Veränderungen möglich.

      Aber was heißt es wirklich, gewahr zu sein, zum Beispiel unseres Denkens? Was ist überhaupt Denken? Wir können eine scheinbar einfache Frage stellen: Was ist ein Gedanke? Und jeder, den wir fragen, wird uns wahrscheinlich eine andere Antwort geben. Wir „wissen“ nicht, was ein Gedanke – oder ein Gefühl – eigentlich ist. Im Ernst! Natürlich wissen wir, wenn wir einen Gedanke haben, aber die Definition eines Gedankens zu formulieren, ist eine Herausforderung. Wenn wir die Idee genauer untersuchen, dass der Geist ein Prozess ist, der aus dem Fluss von Energie und Information entsteht – in unserem Körper und in unseren Beziehungen – werden wir klarer erkennen und besser verstehen können, was ein Gedanke oder eine Emotion in Wirklichkeit „ist“. Wir werden erfahren, dass manche Systeme einen emergenten Prozess hervorbringen, der als Selbstorganisation bezeichnet wird und dieses System seinerseits wiederum reguliert. In diesem Fall werden wir die Idee näher untersuchen, nach der das System, über das wir hier sprechen, aus dem Energie- und Informationsfluss in unseren Beziehungen und in unserem Körper entsteht. Und wenn wir dann fragen, was die Verbindung dieser mentalen Prozesse mit dem Gehirn ist, können wir uns in einen weiteren Bereich faszinierender und hitziger Debatten vorwagen. Wie eingangs schon erwähnt, trafen wir uns vor zwei Jahrzehnten in einer Gruppe von vierzig Wissenschaftlern aus einem Dutzend Forschungsdisziplinen, um uns dieser Frage zu widmen: Wie stehen das Gehirn und der Geist miteinander in Beziehung? Und wir kamen dabei zu keiner übereinstimmenden Antwort. Es war „einfach“, das Gehirn zu definieren, doch der Versuch, eine gemeinsame Bedeutung oder auch nur eine gemeinsame Beschreibung dessen zu finden, was der „Geist“ ist, hatte es in sich.

      Neben den wichtigen Dimensionen der subjektiven Erfahrung und des Gewahrsein, und unseren mentalen Aktivitäten wie Emotionen, Gedanken und Erinnerungen zeichnet den Geist noch ein anderes entscheidendes Merkmal aus. Es bezieht sich darauf, wie unser mentales Leben unser materielles Leben und unsere Interaktionen mit der Welt reguliert.

      Dieser Kernaspekt des Geistes kann als „ein verkörperter und relationaler Prozess“ definiert werden, „der den Fluss von Energie und Information reguliert“. Das ist der selbstorganisierende, emergente Prozess, der unserer Arbeitsdefinition des Geistes zugrunde liegt.

      Implikationen: Was bedeutet der Geist für unser Leben?

      Nach einer Befragung von über 100.000 Mitarbeitern, die in verschiedenen Bereichen der mentalen Gesundheit* tätig sind, habe ich folgende Ergebnisse zusammengetragen. Auf die Frage, ob sie in ihrer Ausbildung jemals einen Vortrag gehört haben, in dem der Geist definiert wurde, antworteten zwei bis fünf Prozent mit „Ja“. Das bedeutet, dass mehr als 95 Prozent der Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, des psychiatrischen Krankenpflegepersonal, der ausbildenden Therapeuten, Berufstherapeuten, pädagogischen Therapeuten, Bewegungstherapeuten, Tanztherapeuten, Kunsttherapeuten, Musiktherapeuten und anderen nie einen Vortrag gehört haben, in dem der Geist definiert wurde. Auch ich habe nie einen Vortrag zu diesem Thema gehört. (Ähnlich war das Ergebnis bei der Frage nach der Definition des Begriffes „mentale oder psychische Gesundheit“.) Auch 4.500 Erziehern im Kindergarten und Lehrern, die in verschiedenen Altersstufen unterrichten, wurde diese Frage gestellt – mit den gleichen Ergebnissen.

      Verschiedene Bereiche der Wissenschaft und der Philosophie vertreten die Ansicht, dass der Geist etwas Unbekanntes sei und weder definiert werden solle noch könne. Ich weiß, dass sich das vielleicht überraschend anhört, aber nach wiederholten Diskussionen mit verschiedenen Führungspersönlichkeiten in diesen Disziplinen und nach einer Sichtung der wissenschaftlichen Fachliteratur ist unsere momentane Situation die folgende: Uns fehlt eine Definition des Geistes. Im Sinne einer Konsilienz* könnte als Arbeitsdefinition eines Kernaspekts des Geistes ein regulativer Prozess gelten. Das entspricht dem, was viele Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete aus ihren Untersuchungen des Geistes schlussfolgern – auch dann, wenn sie keine explizite Definition geben. Aus Sicht der Interpersonellen Neurobiologie* ist dies eine Arbeitsdefinition, ein Ausgangspunkt. In den letzten zwei Jahrzehnten hatte die Benutzung dieses Konzeptes mehrere wichtige Implikationen.

      Wenn wir sagen, dass der Geist sowohl verkörpert als auch relational ist, dann bedeutet dies, dass wir, um unseren Geist zu verstehen, auch unseren Körper verstehen müssen. Dazu gehört auch das Nervensystem*, das über den ganzen Körper verteilt ist und mit dem Körper interagiert. Dieses nennen wir verkürzt „das Gehirn“. Wenn man anmerkt, dass der Geist auch ein relationaler Prozess ist, hinterlässt dies bei einigen Menschen den Eindruck, dass sie ihren eigenen Geist nicht „besitzen“. Der Geist wird von unseren sozialen Interaktionen beeinflusst, und auch von Beziehungen mit Entitäten jenseits unseres körperlichen Selbst und von Erfahrungen, die wir in unserer Umgebung erleben. In der Tat wird der Geist in grundlegender Weise durch diese Erfahrungen geschaffen. In diesem Zusammenhang können wir sagen, dass der Geist verkörpert und gleichzeitig in unseren Welten der Beziehungen eingebettet ist.

      Die Verwendung des Begriffes „Prozess“ besagt, dass der Geist ein Verb und kein Substantiv ist. In der Wissenschaft bezeichnen wir dies als einen emergenten Prozess, der aus der Interaktion von Elementen des betreffenden Systems* entsteht. In unserem Falle sind das System sowohl der Körper als auch die Welt der Interaktionen, insbesondere die sozialen Signale, die wir mit anderen in unseren interpersonellen Beziehungen austauschen. In diesem Buch werden wir uns vor allem auf diese soziale Bezogenheit des menschlichen Geistes fokussieren, aber auch unsere Beziehung zur Natur und letztendlich mit dem Planeten als Ganzes ist ein entscheidend wichtiges Element in der Formung unseres mentalen – und ökologischen – Lebens.

      Dies ist unser Vorschlag für eine Arbeitsdefinition: Der Geist ist ein emergenter, sich selbstorganisierender Prozess, durch den geformt wird, wie Energie und Information sich im Laufe der Zeit bewegen. Dieser Aspekt des Geistes ist ein natürlicher, emergenter, sich selbstorganisierender dynamischer Prozess, der als eine grundlegende Eigenschaft des Systems


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