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Somatische Intelligenz. Thomas FrankenbachЧитать онлайн книгу.

Somatische Intelligenz - Thomas Frankenbach


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Achtsamkeit entwickeln

      In diesem Buch erfahren Sie, weshalb nicht jede Kost für jeden Menschen gut sein muss. Weder Natur- noch Fertigkost.

      Wir werden uns den geschichtlichen Gründen zuwenden, die vor allem in Deutschland den Glauben an die Naturkost als Heilmittel überhaupt erst möglich gemacht haben, und der Frage, wie modernes Food-Design die Somatische Intelligenz beeinflusst.

      Wir werden ergründen, wie es kommt, dass die Intelligenz des Körpers so oft überhört wird.

      Und schließlich erfahren Sie im praktischen Teil dieses Buches, wie Sie lernen können, den Signalen Ihres Körpers mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

      Das dürfen Sie erwarten

      Werden Sie ab- oder zunehmen, wenn Sie Ihrer Somatischen Intelligenz mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen?

      Viele Menschen, mit denen ich in mittlerweile über 15 Jahren klinischer Praxis gearbeitet habe, konnten damit ihre Ernährungsgewohnheiten harmonisieren und ihr Körpergewicht normalisieren: ganz ohne Diätpläne, ohne Kalorienzählen und ohne den Zwang, Kostregeln einhalten zu müssen. Einfach, indem sie gelernt haben, den Signalen ihres Körpers mehr Beachtung zu schenken.

      Allerdings könnte sich bei Ihnen noch etwas viel Wichtigeres weiterentwickeln: nämlich die Art, wie Sie mit sich selbst umgehen. Wie Sie Ihre Belange wahrnehmen und wie Sie für sich selbst Verantwortung übernehmen können. Ganz ohne Zwang und ohne Überwindung.

      Denn das, was Sie essen, wenn Sie auf die Signale Ihres Körpers hören, wird Ihnen besser bekommen und somit den Bedürfnissen Ihres Körpers besser entsprechen. Und wenn Sie ein Gespür dafür entwickeln, worauf Ihr Körper in welcher Weise reagiert, verbessern Sie gleichzeitig das Bewusstsein für sich selbst und sorgen damit im wörtlichen Sinne für ein umfassendes Selbstbewusstsein.

      Der Körper ist Wahrheit. Wenn wir lernen, auf ihn zu hören, verstehen wir, was er braucht.

      …

      

Durch die Schwangerschaft hat sich Beates Stoffwechselsituation deutlich verändert und zugleich ihr Bedarf an Nährstoffen, um die optimale Entwicklung ihres Kindes sicherzustellen. Um nun also in Ernährungsdingen zu bekommen, was nötig ist, agieren die hierfür verantwortlichen Steuerinstanzen in Beates Organismus mit einer neuen Form von Appetitschema, das in direkter Folge zu einer Änderung ihres Essverhaltens führt.

      

Da Matthias heute zwar den ganzen Tag geistig und körperlich gearbeitet, vor lauter Stress dabei aber das Essen vergessen hat, hat er im Lauf des Tages seine Zuckerdepots in Muskeln und Leber weitestgehend aufgebraucht. Beim Sport gerät er dadurch in einen relativen Mangel an Blutzucker. Dadurch setzen bei ihm zwei natürliche Mechanismen ein, die nur ein Ziel verfolgen: das Überleben zu sichern.

      Erstens beginnt sich so seine Laune zu verschlechtern. Stammesgeschichtlich begründet, könnte man sagen, dass Matthias’ Aggressivität und »Jagdbereitschaft« auf diese Weise eine Verstärkung erfährt und sich so die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er etwas Essbares herbeischafft.

      Zweitens versuchen die hierfür zuständigen Instanzen in Matthias’ Körper, ihm möglichst genau anzuzeigen, welche Nährstoffe zunächst am hilfreichsten wären, um seinen Blutzuckerspiegel wieder zu harmonisieren und seine Zuckerspeicher aufzufüllen. Und so entwickelt Matthias nun einen ausgeprägten Süßhunger, der die Aufnahme von zuckerhaltiger Nahrung fördern soll.

      

Im Falle von Markus können wir quasi die entgegengesetzte Situation beobachten. Die unangemessene, übermäßige Zuckerzufuhr stört durch die Erhöhung des Blutzuckerspiegels die Stoffwechsellage. Der Organismus versucht nun, durch Nervenreaktionen wie Abneigung gegenüber Süßem, Übelkeit und innere Unruhe eine weitere Zuckerzufuhr eindringlich zu verhindern.

      In den beiden letzteren Fällen vernehmen unsere Hauptpersonen zwar deutlich die Signale ihres Körpers. Zuvor haben sie jedoch eben diese Signale erst einmal nicht beachtet: Matthias hat den Hungersignalen seines Körpers über den Tag hinweg keine Beachtung geschenkt, und Markus hat viel mehr Süßes gegessen, als sein Körper eigentlich verlangt hat. Nur deshalb konnte es zu den noch deutlicheren Symptomen kommen, die in den jeweiligen Beispielen beschrieben werden.

      2. IST NATURKOST WIRKLICH EIN UNEINGESCHRÄNKTES HEILMITTEL?

      Auch wenn es angesichts einer oft uneingeschränkten und undifferenzierten Anpreisung von Natur- und Vollwertkost in den vergangenen drei Jahrzehnten so manchem unglaublich erscheinen mag: Nicht für jeden ist Naturkost vorbehaltlos zu empfehlen.

      Obgleich Vollwertkost und ein höherer Anteil an gering verarbeiteter Nahrung unzähligen Menschen geholfen hat, ihren Gesundheitszustand und ihr Wohlbefinden zu verbessern, lässt sich die Idee der Naturkost als Heilkost nicht auf alle Menschen in ein und derselben Weise übertragen. Denn je nach individueller Konstitution und Lebenssituation kann Naturkost gesundheitliche Probleme verursachen. Und diese müssen nicht einmal von Agrarpestiziden ausgehen. Auch ganz natürliche Inhaltsstoffe von Früchten können dafür verantwortlich sein.

      Ließen sich solche negativen Wirkungen womöglich vermeiden, wenn wir über die allgegenwärtigen Ernährungsempfehlungen hinaus den Signalen des Körpers größere Beachtung beimessen würden, etwa durch eine gezielte Verbesserung unseres Körper- und Bauchgefühls?

      Naturkost – nicht immer die beste Kost

      Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum bei uns Vollkorn als das gesündeste Brot gehandelt wird, während es in vielen anderen Ländern so gut wie keine Beachtung findet? Und weshalb gilt es bei uns als besonders gesund, sich vegetarisch zu ernähren, während der Vegetarismus in so vielen anderen Ländern und naturverbundeneren Kulturen, selbst zum Gebrauch als kurzfristige Heilnahrung, praktisch so gut wie keine Rolle spielt? Und warum wird immer wieder die pauschale Empfehlung gegeben, Äpfel aus Gesundheitsgründen mit Schale zu essen, obwohl sie manchen Menschen ohne Schale viel besser bekommen würden?

      Nicht jeder braucht das Gleiche

      Stellen Sie sich vor, Sie kommen mit Ihrem Auto nach einer längeren Fahrt an eine Tankstelle. Die Zapfsäule bietet Diesel, Super, ein neues, für den Motor noch besseres Super und Erdgas. Welche Zapfpistole würden Sie, in der Absicht, das Bestmögliche für Ihr Auto zu tun, in die Hand nehmen? Mit Sicherheit würden Sie die Entscheidung davon abhängig machen, welchen Motor Ihr Auto hat.

      Zwar sind alle an der Tankstelle angebotenen Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren geeignet, doch gibt es je nach Beschaffenheit des Motors Unterschiede in seinen »Kraftstoffbedürfnissen«. Deshalb würden Sie vermutlich nicht auf die Idee kommen, die höchste, besonders motorverträgliche Qualitätsstufe Super zu tanken, obwohl Sie einen Diesel fahren, oder Erdgas, wenn Ihr Motor Benzin braucht. Selbstverständlich lassen sich weder die Prinzipien noch die Effekte der Verbrennung in einem Motor auf die ungleich komplexeren Vorgänge beim Menschen übertragen. Doch können wir auch bei Menschen davon ausgehen, dass nicht jeder Körper die gleichen Bedürfnisse hat. Menschen unterscheiden sich voneinander, jeder ist anders: anatomisch, immunologisch sowie hinsichtlich seiner Nahrungsbedürfnisse. Zwar brauchen wir alle letztlich Nahrung, jedoch nicht in der gleichen Zusammensetzung und Beschaffenheit.

      Betrachten wir hingegen die gängigen Ernährungsempfehlungen, so scheint offenbar bereits seit Jahrzehnten die Frage nach der optimalen Nährstoffform für den Menschen einheitlich geklärt: Vollkorngetreide ist der Gesundheit zuträglicher als Weißmehl; Obst und Gemüse sind per se Gesundheitskost; und je höher der Grad der Naturbelassenheit der Nahrung, desto besser ist sie.

      Anders als bei der richtigen Treibstoffart für den jeweiligen Motor spielt in der Frage nach der passenden Energieversorgung für den Menschen die Beschaffenheit des individuellen Organismus bislang keine große Rolle. Von Mensch zu Mensch kann es jedoch ganz beträchtliche Unterschiede in den Nahrungsbedürfnissen geben. Und oft lassen sich die individuellen Ernährungsbedürfnisse von der betreffenden Person, ist sie erst


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