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Somatische Intelligenz. Thomas FrankenbachЧитать онлайн книгу.

Somatische Intelligenz - Thomas Frankenbach


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oft als harmlos angesehene Nahrungsmittel bei den Menschen kennen.

      Natürlich lässt sich dieses Beispiel nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen. Es zeigt jedoch, zu welch drastischen Reaktionen eine von uns oft verklärend angesehene »Gesundkost« mit den in ihr natürlich enthaltenen Giften in der Lage sein kann.

      Wechselwirkungen von Naturkost und Medikamenten

      Ohne Frage tut Naturkost vielen Menschen gut. Wie wir gesehen haben, muss sie dennoch nicht immer und uneingeschränkt so harmlos und heilbringend sein, wie oft dogmatisch behauptet wird. Trotz – oder gerade wegen – ihrer vielen möglichen positiven Eigenschaften kann Vorsicht geboten sein. Und zwar auch aufgrund der Wechselwirkungen mit einer ganzen Reihe von Arzneistoffen. Es ist sogar zu vermuten, dass mit zunehmenden Forschungserkenntnissen auf diesem Gebiet noch weitere Wechselwirkungen entdeckt werden.

      Gerade als gesund bezeichnete Nahrungsmittel können Arzneimittel in ihrer Wirkung abschwächen, sie aufheben, verstärken oder auch deren Nebenwirkungen verstärken. Die Folgen können je nach Kombination in schweren Fällen sogar Therapieversagen und Tod durch Vergiftung sein.

      Zuweilen zeigt sich allerdings nicht nur im Rahmen bestimmter Erkrankungen eine Veränderung der Ernährungsvorlieben des betreffenden Patienten, sondern auch, wenn ein Mensch bestimmte Medikamente einnimmt. Nicht selten verändern sich durch Medikamente sowohl die Essgelüste eines Menschen als auch die Bekömmlichkeit dessen, was er zu sich nimmt.

      Selbst wenn der Somatischen Intelligenz bezüglich der Wechselwirkungen zwischen Nahrung und Medikamenten enge Grenzen gesetzt sind, ist es ausgesprochen hilfreich, mit den Signalen des Körpers achtsam umzugehen.

      Um den Gesundheitsstatus zu verbessern, greifen immer mehr Menschen zu Vitaminpräparaten. In Kombination mit bestimmten Arzneien kann die Einnahme der Präparate allerdings schwerwiegende Folgen haben. Wird etwa zu dem Antiepileptikum Phenytoin zusätzlich Folsäure verabreicht, führt dies unter Umständen zu längeren und häufiger auftretenden epileptischen Anfällen.

      Werden Mineralstoffe und Spurenelemente, wie Calcium, Eisen oder Zink, ohne fachlichen Rat eingenommen, kann dies die Aufnahme und Wirkung von Antibiotika hemmen. Durch die in Vollkornprodukten vorkommende Phytinsäure wiederum kommt es zu einer beträchtlichen Drosselung der Mineralstoffaufnahme (

siehe auch den Abschnitt »Getreide«).

      Auch die Tannine genannten Gerbstoffe – zum Beispiel im oft völlig ahnungslos als uneingeschränkt gesund bezeichneten und damit beworbenen Grünen Tee sowie in Walnüssen, der Heilpflanze Hamamelis oder in Schwarztee – können die Aufnahme von Eisen und eisenhaltigen Medikamenten behindern. Tannine können außerdem die Wirkung des Asthmamittels Theophyllin unerwünscht verstärken. Ebenfalls aufgrund des erhöhten Tanningehalts können ähnliche Effekte bei Kakifrüchten auftreten, allerdings nahezu ausschließlich, wenn sie in unreifem Zustand gegessen werden; die reifen Früchte enthalten ungleich weniger Tannin und sind daher wesentlich besser bekömmlich.

      Ballaststoffe aus faserreicher Ernährung, wie Müsli, Weizenkleie, Haferflocken, Haferkleie sowie Vollkornbrot oder -nudeln, können Körperfunktionen günstig oder ungünstig beeinflussen. Zudem schränken sie häufig die Wirkung von Schmerzmitteln, Antibiotika, Schilddrüsenmedikamenten und Antidepressiva ein.

      Besonders schwerwiegenden Einfluss haben Grapefruit, Pampelmuse, Bitterorange mit ihren Säften auf die Wirkung von Herz- und Blutdruckmitteln, Cholesterinsenkern, Antiallergika, Schlaf- und Schmerzmitteln, Antidepressiva und Asthmamitteln: Die bitteren Zitrusfrüchte enthalten nämlich die sekundären Pflanzenstoffe Naringin und Bergamottin, die den Abbau der genannten Medikamente in der Leber stark hemmen. Medikamentenvergiftungen, mitunter sogar mit Todesfolge, können daraus resultieren.

      Piperin, der Träger des scharfen Geschmacks im schwarzen Pfeffer, hemmt den Abbau des Bronchien-erweiternden Asthmamittels Theophyllin. So kann der rege Gebrauch von Pfeffer unerwünschte Wirkungsverstärkungen des häufig verordneten Asthmamittels nach sich ziehen.

      Antidepressiva enthalten vielfach sogenannte MAO-Hemmer. Diese schränken die Funktion der Enzyme ein, die bestimmte Botenstoffe abbauen und so die Konzentration stimmungsaufhellender Botenstoffe im Gehirn erhöhen. Allerdings geraten die Stimmungsaufheller in Konflikt mit protein- und tyraminhaltigen, gegärten, fermentierten, lange gelagerten Lebensmitteln wie Sauerkraut, weißen Bohnen, Käse, Joghurt, Sojasoße und Rosinen. Werden nun solche Lebensmittel zusammen mit MAO-Hemmern eingenommen, kann dies zum Teil drastische Bluthochdruckkrisen auslösen. Als problematisch gelten wegen ihres Tyramingehalts auch Bananen, Ananas, Muskatnuss und Feigen, wenn diese zusammen mit MAO-Hemmern verzehrt werden.

      Auch die Kombination von Nahrungsmitteln beeinflusst die Bekömmlichkeit

      Einerseits gibt es Unverträglichkeiten gegenüber Nahrungsmitteln, weil diese bestimmte Stoffe enthalten, mit denen der betreffende Organismus nicht zurechtkommt. Darüber hinaus kann der gleichzeitige Verzehr mehrerer, einzeln eigentlich gut verträglicher Speisen Probleme bereiten, weil es zwischen den einzelnen Komponenten zu Wechselwirkungen kommt. Häufigstes Beispiel hierfür ist die Kombination von Obstrohkost und gutbürgerlicher Garkost.

      Vielen Menschen bekommt rohes Obst, etwa Äpfel, Birnen oder Orangen, ohne andere Nahrungskomponenten und auf leeren Magen sehr gut. Wird das gleiche Obst hingegen als Dessert genommen, zum Beispiel im Anschluss auf Nudeln mit Gulasch, kommt es bei manchen Menschen zu Problemen.

      Die Erklärung: Aufgrund seines hohen Wasser- und niedrigen Fett- und Proteingehalts passiert frisches Obst einen ansonsten leeren Magen (z. B. beim Frühstück) leicht und schnell. Befindet sich dort hingegen bereits die besagte, frisch eingenommene Mahlzeit mit entsprechenden Protein- und Fettanteilen, wird diese eine Magenverweildauer von mindestens vier bis fünf Stunden haben. Isst man nun zum Nachtisch Frischobst, verhindern die Nudeln mit Gulasch eine schnelle Magenpassage. Und so beginnt das Obst in den folgenden fünf oder sechs Stunden bei einer Magentemperatur von 37 Grad zu gären. Dabei entstehen im Magen unter anderem Gase, die Blähungen machen und die weitere Verdauung behindern. Die Magen- und Darmschleimhaut werden dabei strapaziert, und für den Organismus zusätzlich erschwerend können diese Gase in den Blutkreislauf übergehen.

      Ob jemand davon betroffen ist, lasst sich nur feststellen, wenn der Betreffende achtsam wahrnimmt, ob ihm die kombinierten Nahrungsmittel bekommen. Sensibel reagierende Menschen sollten deshalb darauf achten, Obstsorten, die sie normalerweise gut vertragen, am besten nur morgens oder zu Beginn einer Mahlzeit zu sich zu nehmen.

      Was tut mir gut?

      Seit den 1970er-Jahren gilt Naturkost vorbehaltlos als Garant für Gesundheit. Möglichst naturbelassen zu essen, thermische, mechanische und chemische Verarbeitungsschritte möglichst gering zu halten, avancierte von der Kostform einiger Außenseiter zum zeitgemäßen, uneingeschränkt gesunden Mainstream. Nicht beachtet wird dabei oft, dass gerade eine solche Kost ein weites Spektrum an Stoffen enthält, die für den Menschen, je nach individueller Konstitution und Lebenslage, auch Probleme verursacht. Denn nicht jeder Mensch verträgt die Stoffe, die die Pflanze produziert, um sich Fraßfeinde oder andere aggressive Umweltreize vom Leib zu halten.

      Neben der Empfehlung, sich über mögliche schädigende Wirkungen verschiedener Früchte, Pflanzen und Kräuter kundig zu machen, können wir uns durchaus auch an den Esstraditionen der Weltbevölkerung orientieren. So gut wie überall begannen die Menschen bereits vor langer Zeit, ihre Nahrung zu verarbeiten, sie zu kochen, zu braten, einzulegen oder zu fermentieren, um sie von unliebsamen Anteilen zu befreien. So stellte man Genießbarkeit und Bekömmlichkeit her und betrieb zugleich Gesundheitsvorsorge.

      Um individuell kritische Nahrungssubstanzen zu vermeiden, sollten wir unbedingt darauf achten, wie uns welche Nahrung bekommt. Selbstverständlich gilt die Anregung, auf die individuelle Bekömmlichkeit dessen zu achten, was wir essen, nicht nur für naturbelassene Kost, sondern sollte auf alle Speisen angewendet werden, die uns zur Verfügung stehen.

      Ich habe den Bereich Naturkost nur deswegen so ausführlich beleuchtet, weil er in den herkömmlichen Ernährungsempfehlungen selten kritisch behandelt wird. Wer spürt, dass er etwas nicht


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