Talking to Heaven. Nina HerzbergЧитать онлайн книгу.
loslassen. Dein Handeln ist oft bestimmt von deinem Kopf und deinem Leistungswillen. Du stehst dir damit selbst im Weg. Es tat mir leid, dich so leiden zu sehen. Aber ich wusste die ganze Zeit, dass es nötig ist, damit du dich damit auseinandersetzt und loslassen kannst.
Ich: Und nun? Ich habe losgelassen, weil ich einfach nicht mehr kann. Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie es weitergeht.
Papa: Du hast gestern geweint, geflucht, deine Ansprüche an dich selbst aufgegeben und dein Leben der geistigen Welt überlassen. Du hast deinen Kontrollzwang aufgegeben. Das ist der Weg. Lass deinen Körper ein Stück zurück. Überlasse die Führung der geistigen Welt, damit du geleitet wirst.
Du bist ein Mensch, der zwischen den Welten lebt, und wenn du versuchst, nur in einer Welt zu leben, kannst du nicht glücklich werden. Du wirst nie ein ruhiges Leben in dieser Welt führen. Begreife das!
Wenn du dich mit dem Göttlichen und mit mir verbindest und das Göttliche und mich als einen Teil in dir realisierst, wirst du fühlen, was du tun musst, um glücklich zu sein. Du wirst nicht mal denken müssen, sondern die Informationen werden unweigerlich sofort da sein, noch bevor du die Frage gestellt hast. Das Einzige, das du tun musst, ist, diesen Zustand nicht mehr zu verlassen.
Der Trick: nicht kämpfen
Nicht zu kämpfen heißt für mich, mich hinzugeben – diesem Moment, den Gefühlen, die gerade da sind. Es heißt, anzunehmen, was da ist, ohne es direkt wieder zu bewerten.
Wie unglaublich schwer das ist. Wir bewerten alles, was wir tun, was andere tun, was wir sehen, was wir hören – in jeder Sekunde unseres Alltages. Und ich will behaupten, dass 90 % unserer Bewertungen nicht positiv gefärbt sind. Wir kritisieren andere und uns selbst.
Wenn uns bewusst wird, dass wir so handeln, ist der erste Schritt getan. Wenn wir uns beobachten können, eine Distanz zu unseren eigenen Bewertungen aufbauen können, ist der zweite Schritt getan. Der dritte Schritt ist es dann zu wählen, was wir fühlen wollen.
Ich kämpfe nicht mehr, ich hadere nicht mehr und das Meer der Möglichkeiten offenbart sich mir. Ich erhebe mich von meinem begrenzten Blickwinkel, schwebe an die Decke, darüber hinaus, über dieses Haus hinweg, diesen Ort, dieses Land. Ich verlasse meinen begrenzten Körper, der immer so wehtut, und verbinde mich mit etwas Größerem. Nicht bewertend größer, weil ich so klein bin, sondern so groß, wie ich in Wirklichkeit bin, so groß wie das Universum, das keine Begrenzungen kennt, keine Normen, kein Ende und keinen Anfang. Ich werde zu dem Kreis, in dem wir uns immerwährend bewegen, ohne Anfang, ohne Ende. Wir haben alle denselben Mittelpunkt und treffen uns alle wieder. Der Nebel verschwindet und ich erkenne dich – in mir und um mich herum.
Sterbeprozess
Ich: Erzähl mir bitte von deinem Tod. Wie war das Sterben für dich?
Papa: Ich habe das Sterben nicht als Sterben realisiert. In meiner Krankheit gab es ein paar wenige Momente, in denen ich Angst hatte zu sterben, und zwar meistens, wenn ich alleine war, früh morgens. Dann habe ich darüber nachgedacht, wie es wohl sein wird, gehen zu müssen. Ich habe mein Leben immer selbst bestimmt, war nie von jemandem abhängig und habe immer alles kontrollieren können. Der Tod war das Einzige, das mir Angst machte, da ich ihn nicht kontrollieren konnte. Und ich war lange Zeit nicht bereit zu gehen.
Ich: Hast du deshalb mit uns kaum übers Sterben reden können?
Papa: Ja genau. Wenn ich hätte zugeben müssen, dass ich sterbe, hätte ich zugeben müssen, schwach zu sein. Das konnte ich nicht. Ich war immer der, auf den man sich verlassen konnte, der alles hinkriegt, der für alles zuständig ist. Ich konnte doch nicht einfach gehen.
Ich: Ja, das verstehe ich. Wie war es in den letzten Tagen?
Papa: Ich spürte, dass mein Körper keine Kraft mehr hat. Ich erkannte mich selbst im Spiegel kaum noch wieder. Es war ein ständiger Wechsel von »Ich kann eigentlich nicht mehr und der Kampf ist mir zu anstrengend« und »Nein, ich gebe nicht auf, ich will mich nicht damit abfinden«. Das hat mich sehr zerrissen und unglücklich gemacht. Mein Körper musste erst völlig kollabieren, bis ich loslassen konnte. Die letzten Stunden war ich durch die Medikamente ruhiggestellt und war mit einem Bein schon auf der anderen Seite. Da erst wurde es leichter für mich. Ich spürte, dass ich nicht allein war, die Schmerzen ließen nach und ich merkte, dass ich so viel mehr bin als dieser Körper, der nicht mehr so wollte wie ich.
Ich: Hattest du da noch Angst?
Papa: Nein, ich habe mich beschützt und geliebt gefühlt. Auch wenn ich noch nicht völlig verstand, was los war, konnte ich loslassen, mich hilflos fühlen, und wurde aufgefangen.
Ich: Von wem?
Papa: Von beiden Seiten: Ich spürte euch alle, das erste Mal seit Langem pur, also nur eure reine Liebe und Unterstützung, ohne den Streit und die Anstrengungen, die vorher zwischen uns gestanden hatten. Ihr konntet selbst auch die Ruhe spüren. Und ich bekam da schon ›Heilung‹ von der anderen Seite. Die Omas (meine Mutter und Schwiegermutter) waren da, lachten mit mir und ließen alte, schöne Erinnerungen in mir wach werden. Gegenwart und Vergangenheit verschwammen. Und der letzte Schritt, das weißt du ja, war nur noch ein Schritt zur Seite.
Ich: Wie hast du dich nach dem Sterben in der geistigen Welt zurechtgefunden?
Papa: Es war alles klar. Ich brauchte mich nicht zurechtfinden. Es war ein Erinnern kein Entdecken. Ich war schon einmal hier. Außerdem gibt es viele Seelen, die mich unterstützten. Ich war nicht allein.
Ich: Wen hast du in der geistigen Welt getroffen?
Papa: Ich traf als Erstes auf meine Eltern und deine andere Oma, die ich sehr mochte, wie du weißt. Es war toll, sie wiederzusehen, und wir haben viel Spaß hier. Ich konnte alte Verletzungen mit meinen Eltern heilen und habe endlich meinen vermissten Bruder getroffen, den ich nie kennenlernen konnte. Ich traf viele Freunde von früher, die vor mir gestorben waren. Ich traf auch Freunde von dir und verstehe nun viel besser, warum du sie mochtest und was sie für dich bedeutet haben.
Aber ich weiß, worauf du hinauswillst. Ja, ich kann hier jeden treffen, den ich möchte. Und ja, es ist eine große Party hier. Wie du selbst geschrieben hast, gibt es in der Energiewelt keine Ebenen und keine Grenzen. Also sind alle Seelen am selben Ort. Aber es gibt eben auch keine Körper mehr, kein besser oder schlechter, kein talentierter oder weniger talentiert. Somit gibt es auch keine berühmten und nicht berühmten Seelen. Diese Kategorien existieren nicht mehr. Und doch ist es faszinierend für mich, so viele unterschiedliche, bunte Seelen kennenzulernen. Ich möchte keine Namen nennen, aber du weißt, wie sehr mich manche Musiker faszinierten. Sie hier zu erleben, ist wunderbar. Das, was wir durch ihre Musik zu deren Lebzeiten spüren konnten, ist nicht verloren. Es schwingt auch hier weiter. Ihre Seelen sind auch hier noch Musik.
Materielle Dinge vor und nach dem Tod
Es ist gut, mit Sterbenden über materielle und testamentarische Belange und Dinge wie Beerdigung und Grab zu sprechen. Auch von den späteren Hinterbliebenen wird es als eine Erleichterung erlebt. Leider kommen jedoch viele Trauernde erst über mich in den Kontakt zu ihren Verstorbenen und erfahren erst im Nachhinein, ob die Verstorbenen mit dem, was nach ihrem Tod geschehen ist, einverstanden sind. Vonseiten der Verstorbenen sind viele Dinge nicht mehr wichtig. Meist ist ihnen egal, was mit ihrem Körper nach ihrem Tod geschieht.
Auch wissen sie, dass sie keine materiellen Dinge mehr benötigen. Sie hängen nach ihrem Tod weder an Haus und Auto noch an sonstigen persönlichen Gegenständen. Aber sie freuen sich dennoch, wenn in ihrem Namen etwas Gutes mit ihren Sachen getan wird oder wenn beispielsweise die Tochter den Schmuck ihrer Mutter voll Liebe verwahrt oder Schmuckstücke in ihrem Erinnern trägt. Sie spüren die Intention hinter der Handlung. Wenn Hinterbliebene zum Beispiel das Haus behalten, weil sie meinen, es tun zu müssen, wissen die Verstorbenen dies und zeigen mir im Jenseitskontakt, dass es eine Belastung für