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Die Reise nach Hause. Lee CarrollЧитать онлайн книгу.

Die Reise nach Hause - Lee Carroll


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Frage:

      »Ist die Karte aktuell?«

      »Aktueller als dir womöglich lieb ist«, war die ausweichende Antwort des großen Blauen. Mike glaubte sogar, Blau kichern zu hören.

      Blau reichte Mike die Karte und lud ihn wortlos ein, selbst nachzuschauen. Mike nahm sie und hielt sie einen Augenblick an die Brust gedrückt, glücklich über sein Geschenk wie ein kleines Kind. Er fühlte, dass dies ein heiliger Augenblick war und öffnete die Rolle mit einer zeremoniellen Gebärde, über die Blau lächeln musste. Blau wusste, was jetzt passieren würde.

      Mikes freudige Erwartung verschwand in dem Moment, als er die Karte aufgerollt hatte. Sie war leer! Oder doch nicht? Genau in der Mitte befanden sich eine Reihe Buchstaben und Symbole. Mike beugte sich vor, um genauer hinzusehen. Ein Pfeil zeigte auf einen kleinen roten Punkt. Neben dem Punkt standen die Worte »DU BIST HIER«. Ein kleines Symbol bei dem Punkt markierte das Landhaus mit der Aufschrift »Haus der Karten.« Ein bis zwei Zentimeter im Umkreis des Punktes waren Details eingezeichnet; unter anderem der Weg, auf dem Mike gekommen war; dann hörte die Zeichnung einfach auf! Die Karte zeigte Mike lediglich seinen eigenen Standort und das, was sich im Umkreis von etwa 300 Meter befand.

      »Was ist das denn?«, fragte Michael nicht gerade respektvoll. »Soll das ein Engelwitz sein, Blau? Bin ich den ganzen Weg bis zum Haus der Karten gekommen, um eine wertvolle heilige Schriftrolle zu empfangen, die mir zeigt, dass ich … im Haus der Karten bin?«

      »Die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen, Michael Thomas von reiner Absicht. Nimm dies Geschenk und trage es bei dir.« Damit hatte Blau die Frage gar nicht beantwortet.

      Mike wusste intuitiv, dass es nichts bringen würde, noch einmal zu fragen, deshalb rollte er die scheinbar nutzlose Karte zusammen und steckte sie in seinen Beutel. Er war sichtlich enttäuscht. Blau ging zur Eingangstür und trat hinaus. Mike folgte ihm. Der Engel sah ihn an.

      »Michael Thomas von reiner Absicht, es gibt eine Frage, die ich dir stellen muss, bevor du deinen Weg nach Hause fortsetzt.«

      »Wie lautet die Frage, mein blauer Freund?«, wollte Mike wissen.

      »Michael Thomas von reiner Absicht, liebst du Gott?« Blau war sehr ernst.

      Mike fand es seltsam, dass der erste Engel die gleiche Frage gestellt hatte – und fast im gleichen Tonfall. Er wunderte sich, was diese Wiederholung wohl zu bedeuten hatte.

      »Lieber, wunderschöner blauer Lehrer: Da du mein Herz sehen kannst, weißt du auch, dass ich Gott wirklich liebe.« Mike stand dem Engel gegenüber und schaute ihn an, während er die Frage aufrichtig beantwortete.

      »So ist es«, sagte Blau, und damit ging er zurück in das kleine blaue Landhaus und schloss mit Nachdruck die Tür. Michael fühlte sich plötzlich abgeschnitten. Ob die wohl jemals »Auf Wiedersehen« sagen? ,wunderte er sich.

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      Das Wetter war mild und angenehm. Mike nahm seine Taschen und den Vorratsbeutel mit dem Brot, das er im blauen Haus eingesteckt hatte, und ging die Landstraße entlang, in die Richtung, die ihn zu einem neuen Haus des Lernens führen würde. All die ulkigen Dinge, die im Haus der Karten passiert waren, gingen ihm noch einmal durch den Kopf. Stell’ dir eine Karte vor, die dir nur zeigt, wo du dich im Augenblick befindest! Völlig nutzlos! Ich weiß doch, wo ich bin! Wirklich ein komischer Ort hier, dachte Mike.

      Schallendes Gelächter hallte von den Hügeln wider, als Michael Thomas von reiner Absicht den Spaß über seine Situation zu Felsen und Bäumen hinausbrüllte und seinen Weg nach Hause fortsetzte. Sein Lachen drang auch an die warzigen grünen Ohren des finsteren Wesens, das nur 200 Meter hinter ihm lauerte. Mike hatte keine Ahnung, dass die dunkle Gestalt geduldig gewartet hatte, bis er seine Reise wieder aufnehmen würde und ihm nun auf Schritt und Tritt folgte. Dieses Etwas gehörte nicht zu seiner Dimension. Es brauchte weder zu essen noch zu schlafen. Es hatte keine Freude – nur die eiserne Entschlossenheit, Michael Thomas nie, aber auch niemals das letzte Haus erreichen zu lassen. Sein Programm stand fest, und es holte langsam zwischen sich und Michael Thomas von reiner Absicht auf.

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