Die Regulus-Botschaften: Band IV. Bettina BüxЧитать онлайн книгу.
Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, Unterstützung, Förderung und Ermutigung sind Liebesbezeugungen, die oftmals allzu leichtfertig hingenommen und in ihrer Bedeutung abgetan werden.
Förderung und Unterstützung erfordern konsequente Anteilnahme am Leben und Werdegang des anderen. Konsequenz in der Liebe bedeutet beständige Akzeptanz und ausnahmslosen Respekt des jeweiligen Standpunktes wie auch des Weges, den der andere zu gehen wählt. Unterstützung bedeutet nicht Bevormundung, denn dann ist sie keine.
Wie wir weiterhin sehen werden, ziehen sich der absolute Respekt vor dem Individuum und seinem freien Willen wie ein roter Leitfaden durch all unsere Worte. Man liebt den anderen, wie er ist, oder gar nicht. Wer einen Menschen wie bei einer Autopsie in ›geliebte‹ und ›unerwünschte‹ Eigenschaften seziert, der versucht, eine Persönlichkeit zu kreieren, die er nicht ist, und einen künstlichen Menschen zu erschaffen, den es so nicht gibt. Das aber ist keine Liebe, sondern Illusion, denn was der Mensch hier zu lieben glaubt, ist ein Phantom. Liebe kann und will nur das lieben, was da ist. Alles andere ist Hirngespinst und zerstörerisch für beide Seiten.
Liebe ist niemals Bevormundung, führt diese doch immer in Abhängigkeiten und somit in emotionale Gefangenschaft. Weise, liebevolle Unterstützung wirkt einem guten Therapeuten gleich, der seinen Patienten dahingehend führt, dass dieser die Antworten auf all seine Fragen selbst findet. Förderung stützt, was da ist, und ersetzt es nicht durch wesensfremde Inhalte. Eine konstruktive Unterstützung fördert und ermutigt schon allein dadurch, dass sie erst dann eingreift, wenn sie vonnöten ist und in irgendeiner Weise erbeten wird. Es ist dem Menschen zutiefst Bedürfnis, sich selbst ›auszuprobieren‹, seine Grenzen auszuloten und sich selbst durch seine persönlichen Erfahrungen zu definieren.
Die größte und stärkste Wirkung von Unterstützung liegt allein in der Gewissheit, dass sie da ist, wenn man sie braucht. Niemand braucht weniger Hilfe als derjenige, der sich ihrer sicher sein kann. Der Hochseilartist kann sowohl sichere als auch gewagte und neue Schritte vollführen, weil er um das Netz weiß. Was er ohne Netz kaum je gewagt hätte, jetzt schafft er es anmutigen Schrittes und leichten Herzens. Das Netz ›tut‹ nichts, es ist einfach nur da.
Liebe ist immer auch Loslassen. Förderung ist nur dann förderlich, wenn sie in die Richtung geht, in die sie gehen will. Liebe fordert den geliebten Menschen immer dazu auf, ganz und gar er selbst zu sein. Wo wir im anderen nur die Ausdehnung von uns selbst sehen, haben wir die Liebe nicht verstanden.
Wenn ein geliebtes Wesen Dich nicht mehr überraschen darf, dann ist es nicht länger geliebt.
Die Unterstützung und Ermutigung der anderen trägt immer auch die Komponente der Rückkoppelung an eigene, ungenutzte Potenziale in sich. Niemand kann eines anderen Ratgeber und Stütze sein, ohne es sich selbst zu sein, denn Lehren bedeutet immer auch Lernen. Wie wir schon oft sagten, geht Liebe immer in alle Richtungen gleichzeitig und so geht auch der unterstützende Helfer jedes Mal gestärkt aus der Situation hervor. Wer heute Dein Schüler ist, wird morgen Dein Lehrer sein und Dein Lehrer von heute, ist Dein Schüler von morgen. Was Du lehrst, das lernst Du und was Du lernst, das lehrst Du.
»Schenke mir keine Fische,
sondern zeige mir, wie man fischt.«
Altes indianisches Sprichwort
Herzlichkeit
Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, wenn der Mensch erst einmal damit aufhört, etwas Nettes zu sagen, dann hat er meist auch damit aufgehört, etwas Nettes zu denken. Herzlichkeit ist mehr als freundliche Worte und höfliche, gute Manieren im Umgang miteinander.
Herzlichkeit ist die Pflege der Liebe. Sie ist bewusst gelebte Liebe, die in jedem Augenblick nach warmherzigem Ausdruck verlangt. Herzlichkeit ist die unverfälschte Kommunikation des Herzens. Keine andere menschliche Eigenart drückt sich so stark und eindeutig in der Mimik, der Gestik und der gesamten Körpersprache aus wie die Herzlichkeit.
Verbale Herzlichkeit spiegelt sich in Höflichkeit wider. Ehrliche Höflichkeit, die dem Respekt entstammt, ist eine echte Herzensangelegenheit. Wo Herzlichkeit und Höflichkeit im Gespräch und im Umgang schwinden, da ist auch keine Liebe. Höflichkeit ist die wohl eleganteste Form der Rücksichtnahme (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt) und dazu noch eine sehr wirkungsvolle.
Wir reden hier nicht über altmodische Benimmregeln ohne echte Inhalte, die gerade wieder ›en vogue‹ sind. Wir reden über ganz konkret im Alltagsleben ausgedrückte Liebe. Herzlichkeit im aktiven Umgang miteinander entspringt echter Warmherzigkeit, ebenso wie Höflichkeit echtem Respekt entspringt. Deshalb sind beide, Herzlichkeit und Höflichkeit, unmöglich zu heucheln. Die Augen und die Ohren mag man bisweilen täuschen können, doch Herzlichkeit ist eine Sprache von Herz zu Herz und auf dieser Ebene der Erfahrung ist Vortäuschung falscher Tatsachen ewig unmöglich. Wenn wir von Herzlichkeit sprechen, dann kommen wir um den Humor nicht herum. Die Tatsache, dass Liebende ständig und wunderbar miteinander und zuweilen auch übereinander (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt) lachen können, ist einer der höchsten Genüsse der Liebe und Quelle tagtäglichen Glücks.
Im Humor feiert sich die Liebe selbst. Herzlichkeit ohne Humor ist unmöglich.
Wie wir zu Beginn sagten, ist Herzlichkeit die Pflege der Liebe. Wenn ein Mensch die Herzlichkeit seinen Lieben gegenüber einbüßt, dann mangelt es ihm an Warmherzigkeit für sich selbst. Härte und Kälte sich selbst gegenüber bringen immer gleiche Entbehrungen für die Mitmenschen hervor. Im Übrigen ist es weise, sich selbst dieselbe Achtung und den gleichen Respekt entgegenzubringen, die man anderen zollt. Was Du nicht hast, kannst Du auch nicht verschenken.
Heitere, gelassene Herzlichkeit zwischen zwei Menschen ist schlussendlich eine Frage sowohl der Vertrautheit als auch des Vertrauens. Vertrauen ist das Unterpfand der Liebe, Vertrautheit ist ihr Lohn. So kann eine lebendige, rührige Liebe niemals ohne Herzlichkeit gedeihen. Sie ist der selbstverständliche, vorherrschende Grundtenor zwischen zwei Liebenden und Garant beständigen Glücks. Herzlichkeit und Höflichkeit öffnen Türen, Tore und vor allem Herzen.
Die Präsenz eines herzlichen Menschens ist immer ein starker Magnet und wirkt wie Balsam für die Seele. Es ist unmöglich, einen höflichen und herzlichen Menschen zu fürchten. Wie wir in unseren vorherigen Botschaften wiederholt betont haben, kann man einen Menschen unmöglich gleichzeitig lieben und fürchten.
Herzliche Menschen fördern das Grundvertrauen in die menschliche Natur und damit letztlich auch das Vertrauen in sich selbst. Sie verbreiten Zuversicht, die immer neue, frische Energien freisetzt, und sind daher eine echte Wohltat für ihre gesamte Umgebung.
»Der Verstand kann uns sagen,
was wir unterlassen sollen.
Aber das Herz kann uns sagen,
was wir tun müssen.«
Joseph Joubert
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