Schweiß, Schlamm und Endorphine. Iris HadbawnikЧитать онлайн книгу.
VORWORT
von Markus Ertelt,
Mitbegründer des Getting Tough – The Race
Sport war schon immer ein Teil meines Lebens. Leichtathletik, Handball, Taekwondo und Kickboxen … um nur ein paar Stationen zu nennen. Doch meine echte Leidenschaft entdeckte ich erst mit 25 Jahren. Der Zufall brachte mich 2003 in die Rhön zum wohl ersten OCR-Lauf Deutschlands. Der XtremeMan – ein Hindernislauf, der seiner Zeit weit voraus war. Doch ohne soziale Medien und den Hype des Internets ging diesem spannenden Wettkampf schon nach zwei Jahren leider die Puste aus.
Für mich war klar: »Das ist es, was ich will!« Ich begann, zu recherchieren, und das einzige Rennen, das ich finden konnte, war der Tough Guy in England. Ein Rennen der etwas härteren Gangart, ein Rennen, das mich sofort in seinen Bann zog. Die ersten Pläne wurden geschmiedet, und ich versuchte, Freunde und Bekannte ebenfalls für einen Start und diesen Sport zu begeistern.
Die ersten Freiwilligen waren schnell gefunden, und für mich war klar: Wer in England durchkommen will, der muss sich entsprechend vorbereiten. Etwas übermotiviert gestaltete ich dann auch die ersten Trainingseinheiten. Drei gute Stunden, voll bepackt mit harten Kraftzirkeln, in Kombination mit Wassermärschen à la Kneipp, nur eben etwas länger und mit viel Laufen zwischendurch.
Schon nach der ersten, spätestens nach der zweiten Trainingseinheit erklärten mich dann die meisten für verrückt oder kamen einfach nicht mehr zum Training. So verlor ich dann auch leider den Tough Guy etwas aus den Augen, und den Rest erledigte mein sehr zeitaufwendiges Schauspielstudium.
Es dauerte weitere vier Jahre, bis ich den Mut hatte, das Thema OCR noch einmal ernsthaft zu vertiefen und ein Team zu gründen, mit dem Ziel: Tough Guy 2010. Ich erzählte im Herbst 2009 meinem Kickboxtrainer Ertekin Arslan, meinem Bruder und ein paar befreundeten Kickboxern von meinem Plan, 2010 nach England zu reisen und den Tough Guy zu laufen. Die Jungs waren sofort Feuer und Flamme. Mir war klar, wenn ich es jetzt noch einmal in Angriff nehme, dann aber richtig. Ein befreundeter Regiestudent filmte unsere erste Trainingseinheit (die Zusammenfassung der Einheit ist noch immer auf YouTube zu finden), ein befreundeter Hobbyfotograf fotografierte uns, und im Anschluss stellte ich das Material auf mein neues Facebook-Profil.
Meinen Bruder beauftrage ich, uns eine entsprechende Homepage zu basteln.
Die Reaktionen reichten von »Seid ihr jetzt alle völlig übergeschnappt, habt ihr noch alle Latten am Zaun?« bis »Wie geil ist das denn«. Dank Facebook und unserer Internetseite kamen bereits in der zweiten Trainingseinheit 16 Interessierte, und ab Trainingseinheit Nummer drei waren es mehr als 20 Menschen, die Spaß an der Quälerei hatten. Das war die Geburtsstunde meiner Gruppe. Ein Name war schnell gefunden, und so trainierten wir bereits in der ersten Trainingseinheit unter dem Teamnamen Getting Tough.
Facebook und die sozialen Medien veränderten einfach alles. Plötzlich gab es eine Plattform, auf der man sich nicht nur zu Trainingseinheiten verabreden konnte, sondern – und das ist in meinen Augen auch einer der Hauptgründe, warum OCR auf der ganzen Welt so erfolgreich ist – es wurde eine Plattform geschaffen, auf der man sich der ganzen Welt präsentieren konnte.
Diesen Vorteil machten wir uns natürlich zunutze.
Markus Ertelt, Mitbegründer des Getting Tough – The Race
Ende Januar 2010 war es endlich soweit, und ich konnte mir meinen Traum erfüllen. Zusammen mit meinen Gründungsmitgliedern reisten wir zum Tough Guy nach England. Wir waren alle aus dem Häuschen, als wir zum ersten Mal das Gelände betraten. Die Atmosphäre, die Registrierungsprozedur, die Hindernisse und die Menschen aus aller Herren Länder. Wir berichteten von unserer Ankunft, machten überall Bilder und drehten fleißig Videoclips.
Der Wettkampf selbst war ohne Wenn und Aber genau das, was ich mir insgeheim gewünscht hatte! Er war genau das, was OCR so attraktiv macht. Wir mussten alle an unsere Grenzen gehen und vielleicht auch ein Stückchen darüber hinaus, und doch hatte man immer das Gefühl, nicht allein unterwegs zu sein. Es war ganz selbstverständlich, dass man sich an den Hindernissen half. Dass man sich auf der Strecke gegenseitig motivierte und nach vorn pushte.
Genau das zeichnet diesen Sport aus. Er ist in seinem Ursprung knallhart, ehrlich und zeigt einem, sofern man das zulässt, seine Grenzen. OCR ist eigentlich ein Individualsport, doch nach dem Startschuss wird es zu einem großen Teamplay, denn sich gegenseitig zu helfen, gehört für jeden wie selbstverständlich dazu.
Wir haben es alle ins Ziel geschafft, und noch während wir völlig unterkühlt und verzweifelt versucht haben, einen Schluck heißen Kakao zu trinken, war uns klar: Wir kommen wieder!
Björn hahn, ein mittlerweile sehr guter Freund und Inhaber einer Werbeagentur, stellte nach wenigen Tagen unseren ersten Getting Tough – Tough Guy Clip auf YouTube. Wir teilten ihn alle fleißig auf Facebook, und mit einem Schlag war das Thema Tough Guy in Deutschland nicht mehr nur ein Insider.
Ein Jahr später reiste ich schon mit 30 Tough-Guy-Anwärtern nach England, dazu begleitete uns noch »Abenteuer Leben« (Kabel 1) und der SWR. Nach der Ausstrahlung im TV konnte ich mich vor Tough-Guy-Anfragen kaum noch retten. Anscheinend wollte jeder zum Tough Guy. Mittlerweile sind wir das erfolgreichste Tough-Guy-Team der Welt und konnten neben sechs Teamtiteln auch die Einzelwertung bei den Männern und Frauen gewinnen.
Wer hätte das bis vor ein paar Jahren für möglich gehalten? Tausende von Menschen stürzen sich zur kältesten Jahreszeit gemeinsam in Flüsse und Bäche, springen über jeden Baumstamm, den sie finden können, kriechen durch jedes Schlammloch, und wenn sie am Spielplatz ihrer Kinder vorbeilaufen, dann wird gezielt an Klimmzügen gearbeitet.
Während des Jahres trainierte ich mein Team, und so lernte ich 2010 auch meinen heutigen Geschäftspartner und besten Freund Michael Kalinowski kennen. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge und schmiedeten die ersten Pläne, ein dem Tough Guy ähnliches OCR-Rennen in Deutschland auf die Beine zu stellen. Zwar erwachte auch Deutschland und der Rest der Welt aus seinem »OCR-Dornröschenschlaf «, doch es gab einfach kein Rennen wie den Tough Guy.
Genau das wollten wir ändern. Das war die Geburtsstunde von Getting Tough – The Race. Etwas blauäugig, aber mit unglaublich viel Herzblut setzten wir unsere Ideen um und veranstalten 2012 unser erstes eigenes Rennen. Mittlerweile zählt The Race nicht nur zu den härtesten OCR-Rennen der Welt, es wird regelmäßig von der Community zum besten Wettkampf Deutschlands gekürt.
OCR ist nicht mehr aufzuhalten und zählt zu den am schnellsten wachsenden Sportarten weltweit. Die Rennen variieren von Sommer-Spaß-Läufen bis hin zu knallharten 24-Stunden-Wettkämpfen in der Wüste. Interessant ist auch, dass Hindernisläufer bereit sind, weite Strecken zu überwinden, um an Wettkämpfen teilzunehmen.
Raffael Zeller hat diesen wunderbaren Sport verinnerlicht. Er hat viele Länder bereist und gesehen und miterlebt, wie sich dieser Sport in den letzten Jahren auf der ganzen Welt entwickelt hat, wie er gewachsen ist und welche Veränderungen er durchlaufen hat. Raffael ist ein Hindernisläufer der ersten Stunde. Er kennt die Szene wie kaum ein anderer und lebt diesen wunderbaren Sport.
Ihm ist ein Buch gelungen, das seinesgleichen sucht: modern, informativ und der beste Weg dahin, selbst OCR-Läufer, -Finisher und vielleicht -Gewinner zu werden!
FASZINATION EXTREM-HINDERNISLAUF:
MEIN WEG DURCH DEN SCHLAMM
»Nur wer Sich der Herausforderung Stellt, wird an ihr wachsen.«
Warum mir damals gerade jene Worte in den Sinn kamen, kann ich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Um mich herum sah ich Dutzende schmerzverzerrte Gesichter. Hart gesottene Sportler, die vor mehr als einer Stunde noch mit lautstarkem Geschrei in den Wettkampf gestartet waren, lagen nun ringsherum