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Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit. Tanja RinkerЧитать онлайн книгу.

Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit - Tanja Rinker


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(der Stufen A1-B1) vor und analysieren Sie, wie Kasus in diesen vermittelt wird. Orientieren Sie sich an folgenden Leitfragen:Wird eine erkennbare Auswahl an Kasusformen und Verwendungskontexten getroffen? Welche? In welcher Abfolge? (Entsprechen die Beobachtungen Ihren Überlegungen von Aufgabe 5? Reflektieren Sie Übereinstimmungen und Unterschiede.)Werden die Form-Funktions-Zusammenhänge für die Lernenden transparent dargestellt?Erfolgt die Heranführung an den Gebrauch bestimmter Kasusformen eher induktiv oder deduktiv?Wie werden die Kasusparadigmen für die jeweiligen Genuskategorien erarbeitet? Werden von Anfang an alle drei Genuskategorien (M, F, N) einbezogen oder beginnt man mit zwei Genera (M und F)?Welche Artikelwörter und welche Pronomen werden bei der Kasusvermittlung einbezogen? Lässt sich auch hier eine Abfolge feststellen?

       7.** Ein Gespräch über Fehler kann der Lehrkraft Hinweise darauf geben, warum es zu den zielsprachlichen Abweichungen kommt. Welche Hypothese hat der Schüler im folgenden Gesprächsauszug (aus Benholz & Lipkowski 2008: 141) von der Zielsprache?Ich sehe den Mutter …Auszug aus einem schriftlichen Texteines türkischen Schülers der 6. Klasse, 12 Jahre altFrage des Förderlehrers:„Warum hast du hier den genommen?“Antwort des Schülers:„Weil Mutter nicht am Anfang steht.“Diskutieren Sie in der Gruppe, wie Sie den Schüler in diesem Bereich auf zielsprachliche Bahnen lenken könnten.

      4.2.3 Numerus

      Das Deutsche verfügt mit Singular und PluralPlural über zwei NumeruskategorienNumeruskategorien, von denen nur letztere durch bestimmte Flexive angezeigt wird (Wegener 1995a: 10) und daher im Fokus dieses Kapitels stehen soll. Die Kennzeichnung erfolgt über drei verschiedene Markierungstypen: additiv durch Suffixe, modifikatorisch durch Umlaut und durch den Artikel bzw. Nullartikel bei Indefinitheit (siehe Tab. 4.7). Diese Pluralmarker treten einzeln, vgl. (a), oder in Kombination auf, vgl. (b).

Singular Plural
(a) z.B. nur Artikel ein Lehrer der Lehrer Lehrer die Lehrer
(b) Artikel + SuffixSuffix Artikel + Umlaut Artikel + SuffixSuffix + Umlaut der Hund der Vater das Haus die Hund e die V ä ter die H ä us er

      Tab. 4.7:

      Pluralmarkierungstypen (nach Wegener 1995a: 12)

      Eine gewisse Erleichterung mag es den Lernenden bringen, dass bei den Artikeln im Plural Genus nicht unterschieden wird, siehe Tab. 4.8. Im Vergleich zum Singular ist beim Artikelgebrauch im Plural also „lediglich“ die Kasusinformation zu beachten und da für die beiden am meisten gebrauchten Fälle Nominativ und Akkusativ die gleiche Form zu verwenden ist, stellt das Artikelsystem im Plural keine allzu große Herausforderung für die Deutschlernenden dar. Diese liegt eher in der Pluralmarkierung am Nomen selbst – konkret in der sogenannten PolymorphiePolymorphie oder auch Allomorphie genannt: Eine bestimmte grammatische Bedeutung (hier Plural) wird nicht nur durch eine Form ausgedrückt, sondern durch mehrere, vgl. (Abb. 4.9). Diese werden auch als Varianten des zu repräsentierenden Morphems bezeichnet bzw. (um die Fachbegriffe zu gebrauchen) als Polymorphe oder Allomorphe.

M N F Plural
Nominativ der das die die
Akkusativ den das die die
Dativ dem dem die den
Genitiv des des der der

      Tab. 4.8:

      Definite Artikel im Singular und Plural, Aufhebung der Genusdistinktion im Plural (nach Wegener 1995a: 100)

      Die Lesenden seien noch einmal erinnert an den in Kapitel 4.2 eingeführten Begriff der Polyfunktionalität (eine Form – mehrere grammatische Bedeutungen). Bei der Polymorphie ist das Verhältnis umgedreht: eine grammatische Bedeutung – mehrere Formen. Beide Phänomene wirken sich erwerbserschwerend aus, sind sie doch weit entfernt vom erwerbsbegünstigenden Ideal: eine Form – eine Bedeutung / eine Funktion.

      Während in agglutinierenden Sprachen wie Türkisch und in morphemarmen Sprachen wie Englisch und Französisch jeweils nur ein Pluralmarker mit phonologisch bedingten Allomorphen zu erlernen ist (Wegener 1995a: 11), müssen Deutschlernende „nicht weniger als 9 verschiedene Pluralflexive erkennen“ (ebd. 12), vgl:

      Abb. 4.9:

      Pluralflexive des Deutschen (nach Wegener 1995a: 12)

      Wie mag es sich für Lernende auf A1-Niveau anfühlen mit einer solchen Varianz an Pluralmarkern konfrontiert zu werden – oftmals begleitet von dem gut gemeinten Tipp: Singular- und Pluralform (z. B. Tag – Tage, Woche –Wochen) am besten immer zusammenzulernen (siehe Aufgabe 5 zur Pluralbehandlung in Lehrwerken). Lassen sich in der deutschen Pluralbildung nicht auch Regelhaftigkeiten finden, sodass sich das Auswendiglernen auf Ausnahmen reduzieren ließe? Bereits aus den 1970ern stammen Vorschläge, das zentrale Pluralsystem mit nur wenigen Regeln zu beschreiben. So formuliert Augst (1979) die drei in (31) aufgeführten Regeln. Die selten vorkommenden Plurale -er und -s sowie die Umlautung werden von ihm nicht berücksichtigt.

(31) 1. Maskulina und Neutra bilden den Plural auf -e, Feminina auf -en.
2. Maskulina und Neutra auf -el, -er, -en, -lein bilden den Plural mit -ø.
3. Substantive auf -e bilden den Plural auch im Maskulinum auf -en.
ebd. 224

      Allein mit diesen drei Regeln lässt sich die Pluralbildung


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