Imaginäre Körperreisen. Sabine FruthЧитать онлайн книгу.
kann, sollten Sie für Sicherheit während der Therapie sorgen. Im nächsten Schritt erfolgt dann die Ressourcenarbeit und anschließend möglicherweise eine intensivere Arbeit. Auch wenn ein Klient in manchen Fällen eine andere Reihenfolge wählt, sollten Sie versuchen, die stabilisierende Basisarbeit an den Anfang zu stellen.
Ich unterscheide bei der Trancearbeit einen inneren Wohlfühlraum und einen äußeren sicheren Ort. Den inneren Wohlfühlraum erreicht der Klient, wenn er in seinem Körper unterwegs ist. An den äußeren sicheren Ort gelangt er in einer Entspannungstrance über eine Treppe, ohne dass er imaginär im Körper unterwegs ist.
Die Begrifflichkeit des inneren Raums im Gegensatz zum äußeren Ort ergibt sich durch die Beschreibungen der Klienten. Im Körper überwiegen eher geschlossene Räume, wie auch immer sie aussehen mögen. Im Außen sind es häufig Landschaften oder Plätze in der Natur. Strenggenommen befindet sich natürlich auch der äußere sichere Ort im Klienten. Ebenso ist auch der Wohlfühlraum ein sicherer Ort.
5.1 Der Wohlfühlraum
Sobald sich der Klient in seinem Körper orientiert hat, laden Sie das Spiegelbild ein, den inneren Wohlfühlraum zu finden (s. Abb. 3). Der Begriff »Raum« ist symbolisch zu werten. Während der Körperreise helfen ein paar Angebote, wie dieser aussehen könnte.
Der Wohlfühlraum kann aussehen wie
•ein anatomischer Raum (z. B. im Herzen oder auf dem Nervengeflecht des Solarplexus)
•in einer Landschaft
•ein Zimmer mit Möbeln
•eine Höhle
•eine Wolke
•eine Farbe
•ein Gefühl
•oder ganz anders.
Es gibt Klienten, die stolpern quasi in ihren Wohlfühlraum hinein. Er kann dabei offen und weit sein. Andere müssen lange suchen, da dieser Raum gut versteckt ist. In vielen Fällen wird plötzlich eine Tür wahrgenommen, hinter der sich der Wohlfühlraum befindet. Ein Szenenwechsel zum Beispiel von Anatomie oder Röhrensystem zu Landschaft oder Zimmer ist häufig. Zimmer mit Sofas oder Sesseln, Terrassen mit Hollywoodschaukeln oder Hängematten sind ebenso typische Wohlfühlräume wie schöne Orte in einer Landschaft.
Die Reise und der Raum passen oft zur Persönlichkeit des jeweiligen Klienten. Ein guter Schutz durch ein Versteck hat in der Regel seine Gründe. Verzichten Sie möglichst auf eigene Verbesserungsvorschläge! Diese Räume sind derart individuell, dass alle aktiven Vorschläge des Therapeuten deplatziert sind. Eine offene Frage wie
»Was wäre hier noch hilfreich … angenehm … passend … oder ist es so genau richtig?«
ist deutlich besser.
Meist ist der Wohlfühlraum sofort in seiner endgültigen Form vorhanden. Manchen hilft die Anregung, dass der Klient selbst diesen Raum jederzeit verändern bzw. verbessern kann, sofern das gewünscht ist. Teils werden zusätzlich weitere Räume entwickelt, die wichtig erscheinen: Räume zum Bewegen, Sporttreiben, Musizieren oder für andere Dinge. So kann im Verlauf ein Wohlfühlbereich (s. Kap. 5.2) entstehen.
Im Wohlfühlraum sind positive Verstärkungen besonders hilfreich. Hier können auch posthypnotische Suggestionen gut wirksam werden. Es geht darum, dem Klienten in Zukunft zu ermöglichen, diesen Raum für Selbsthypnosen zu nutzen. Das kann in Entspannungspausen oder vor dem Einschlafen sein. Mit einiger Übung können sich Angstpatienten hierhin flüchten, wenn sie wieder zur Ruhe kommen möchten. Den Raum sollten Sie am Ende der Sitzung ankern lassen und den direkten oder indirekten Zugang besprechen (s. u.).
Praxis
Der Klient ist in seinem Körper unterwegs und hat sich orientiert.
THERAPEUT Nun sieh dich um und finde zunächst einmal deinen inneren Wohlfühlraum … Das ist ein besonderer Raum, der nur dir ganz alleine gehört … dir Schutz bietet … wo du dich erholen kannst … (die Bedürfnisse des Patienten einbeziehen).
Du findest ihn irgendwo zwischen den Bereichen des Körpers … vielleicht hinter einer geheimen Tür … manchmal gut versteckt … er kann aussehen wie ein Zimmer oder ein anderer Raum, kann eine besondere Landschaft sein … eine Wolke … eine Farbe … oder etwas ganz anderes … lass dich überraschen, wie dein Wohlfühlraum aussieht …
OLIVIA, 42 JAHRE
Das Spiegelbild reist durch den Mund in einer Lore durch den Körper.
KLIENTIN Ich lande in einer Art Höhle … irgendwie auch anatomisch … mit einem angenehmen Licht … im Bauchbereich … da sind Kissen und Felle … eine ganz gemütliche Kuschelecke … hier gibt es keine Anrufe … keine Emails … keine Termine …
In diesem Fall sind keine Nebenräume zu finden, und das Spiegelbild reist mit der Lore weiter durch den Körper.
PATRICIA, 59 JAHRE
Das Spiegelbild ist durch ein Ohr im Körper gelandet und fliegt durch Strukturen, die undefinierbar erscheinen.
KLIENTIN … Der Wohlfühlraum ist sehr, sehr gut versteckt! … Er liegt hinter dem Herzen …
Es ist der Klientin wichtig, spontan zu erwähnen, dass sie einen Schlaganfall hatte, nachdem sich ein Thrombus in der Herzhinterwand gebildet hatte. Ich lasse dies so stehen.
KLIENTIN … Es gibt Türen zu Nebenräumen … ich liege in einem Relaxstuhl mit rotem Samtstoff und indirekter Beleuchtung … dazu habe ich ein angenehmes Leselicht und meine Skizzenblöcke … eine warme kuschelige Decke … es gibt eine automatische Wärmeregulation … leise Hintergrundmusik … eine Flasche Wasser, die sich von alleine füllt … eine Kanne Tee und ein Telefon …
Die Nebenräume werden in diesem Fall nicht thematisiert, da die Klientin schnell weiterreist und ich ihr folge. Sie hat eine starke Eigendynamik, die ich nicht unterbrechen möchte.
ROBERT, 49 JAHRE
KLIENT … Da ist eine Lücke zwischen den Bäumen … ich gehe durch … und dann ist da eine ganz besondere Wiese … unter einem Baum ist eine Mulde, die mit Moos ausgekleidet ist … da lege ich mich rein! …
SIMON, 19 JAHRE
Der junge Mann ist zunächst in einer Landschaft unterwegs, bis eine Art Tür kommt.
KLIENT … Dahinter ist ein ganz kleiner Raum … genau richtig in der Größe … eigentlich wie eine Art Kiste … und alle Seiten sind mit einem blauen Plüschteppich ausgekleidet … ich passe genau rein und brauche sonst gar nichts …
Hier war es wichtig, diesen Raum genau so stehen zu lassen und lediglich positiv zu verstärken. Der Klient benötigt offenbar etwas Kleines und Enges. Der blaue Plüschteppich wäre ihm im Alltag vermutlich eher peinlich. Er genießt, dass es hier so sein darf.
TABEA, 10 JAHRE
Das Spiegelbild ist durch die Nase eingestiegen und reitet auf einem Pony durch eine farbenfrohe Landschaft.
KLIENTIN … Da kommt ein wunderschönes Haus … fast wie ein Schloss … mit ganz vielen Zimmern … da kann ich wie eine Prinzessin wohnen … und einen Stall für meine Ponys gibt es dort auch … in meinem Zimmer ist ein rosa Plüschsofa mit ganz vielen Kissen … da sind auch meine Puppen und Kuscheltiere …
Wenn der Klient in seinem neuen Wohlfühlraum bequem Platz genommen hat, gibt es ein paar wichtige Stärkungen seiner Persönlichkeit.
Sie