Wassergeflüster. Группа авторовЧитать онлайн книгу.
stellt sie auf dem Boden ab. „Natürlich Lina, warte kurz“, sagt sie, holt meine blaue Futterschüssel und gibt mein Fressen hinein. Eifrig wackele ich mit dem Schwanz und warte darauf, dass ich mein Futter bekomme. „Hier, einfach hinstellen.“ Lina nimmt die Futterschüssel freudig entgegen und läuft damit zu meiner gewohnten Futterstelle. Ich gehe schon vor und warte, bis sie bei mir ankommt und mir meinen Napf hinstellt. Als ich zu fressen beginne, streichelt sie mich. „Du bist sooo süß, Lucky“, kichert sie und setzt sich neben mich auf den
Boden.
Als die Sonne langsam untergeht, macht es sich meine Familie auf der Couch bequem. Ich springe zu meinem Herrchen und kuschele mich an ihn. „Na, du kleiner Racker? Hast unser schönes Bett dreckig gemacht, eigentlich sollten wir dich ja bestrafen“, lacht er und krault mich hinterm Ohr. Ich blicke zu ihm und setze wieder meinen Hundeblick auf. „Hör auf, mich so anzusehen, wir sind dir ja nicht böse.“ Mein Frauchen setzt sich neben mich auf die Couch und gibt ihrem Mann einen Kuss: „Glaubst du, das Wasser kommt bis zu unserem Haus?“ „Nein, ich denke nicht, Liebling. Das Wasser soll nicht mehr steigen, sagten sie in den Nachrichten“, antwortet mein Herrchen und schaut wieder zum Fernseher. Ich mache es mir auf der Couch bequem, schließe langsam meine Augen und falle in einen tiefen Schlaf.
Als ich aufwache, höre ich den Regen, der laut gegen die Fenster prasselt. Meine Familie ist nicht mehr auf der Couch, sie sind vermutlich ins Bett gegangen. Langsam stehe ich auf, springe auf den Boden und jaule überrascht auf, denn meine Pfoten stehen plötzlich mitten im Wasser. Wieso ist hier Wasser? Ich gehe verwundert zur Treppe und laufe die Stufen zum Schlafzimmer meiner Besitzer hinauf. Mein Herrchen packt hektisch Sachen in eine Tasche, und mein Frauchen ist bei Lina. Winselnd stelle ich mich neben ihn und schaue zu ihm hoch. „Nicht jetzt. Beeil dich, Liebling!“ Er nimmt die Tasche und rennt nach unten. „Verdammt“, höre ich ihn murmeln. Ich gehe zu meinem Frauchen, die gerade Lina hochnimmt. „Mama, was ist los?“, fragt die Kleine panisch und schaut kurz zu mir. Aber ihre Mutter antwortet nicht und nimmt eine Tasche. Nachdem ich auf Linas Bett gesprungen bin, gehen beide nach unten. Verwirrt blicke ich hinterher, springe schnell vom Bett und renne nach unten, doch schon wird die Haustür vor mir zugeschlagen. Ich winsele und kratze mit einer Pfote an der Tür. Warum gehen sie weg? Kommt zurück! Keiner hört mein Winseln. Immer mehr Wasser sammelt sich im Haus und ich rette mich zur Treppe. Sie sollen zurückkommen und mich mitnehmen! Ich habe große Angst. Ich schüttele das Wasser von mir ab und schaue zur Haustür, in der Hoffnung, dass sie bestimmt gleich wieder aufgehen wird.
Irgendwann berührt das Wasser wieder meine Pfoten, und ich springe eine Stufe weiter nach oben. Mein Blick wandert wieder zur Tür. Das Wasser steigt immer weiter. Schnell laufe ich nach oben in das Arbeitszimmer und klettere auf die Couch. Winselnd lege ich mich hin und versuche mich zu beruhigen. Sie werden gleich kommen und mich holen … sie lassen mich nicht allein … nein, nein. Ich weiß nicht, wie lange ich schon so daliege, das Wasser muss irgendwann auch in dieses Zimmer gekommen sein und steigt noch weiter an. Auf einmal löst sich die Couch vom Boden und treibt, wie bereits die anderen Möbel, ziellos umher. Es ist sehr wackelig, und ich habe große Mühe, mich auf meiner Arche im Nichts zu halten. Andere Gegenstände, wie eingerahmte Bilder von meiner Familie und Ordner, stoßen gegen das Sofa, und es wackelt noch mehr, es kommt sogar etwas Wasser bis zu mir. Ich will hier weg, aber ich traue mich nicht, zu etwas anderem zu schwimmen. Ich hoffe nur, dass ich meine Familie wiedersehe, und dass sie mich hier rausholen. Als ich näher an das Ende der Couch gehe und auf der Lehne hockend in das Wasser schaue, stößt sie mit dem Schreibtisch zusammen und beginnt noch gefährlicher zu wackeln, sodass ich das Gleichgewicht verliere und in das eiskalte Wasser falle. Panik überströmt mich, und ich versuche, mich wieder auf meine sichere Arche zu retten – vergeblich. Immer und immer wieder versuche ich, mit meinen Vorderpfoten die Sitzfläche zu erreichen. Irgendwann gelingt es mir, ich klettere auf die Couch hinauf und schüttele mich vorsichtig, damit ich nicht wieder in das Wasser falle. Dann lege ich mich zitternd neben ein Kissen. Mir ist so schrecklich kalt, und die Panik ist immer noch in mir, mein Herz rast, und ich kann mich kaum noch beruhigen. Hat mich meine Familie denn vollkommen vergessen? War ich ihnen so wenig wert? Ich versuche, mich nicht zu bewegen, damit das Sofa, auf dem ich liege, so wenig wie möglich umherschwankt. Stunden vergehen, aber zum Glück steigt das Wasser nicht mehr an. Also versuche ich, mich zu beruhigen, was auch gelingt, ich hoffe nur noch, dass das Wasser endlich zurückgeht.
Plötzlich klopft etwas ans Fenster, und ich springe auf und schaue zu einem Mann hinauf, der durch das Glas in den Raum blickt. Sofort beginne ich, laut zu bellen und sehe, wie die braunhaarige Person versucht, das Fenster aufzumachen. „Ich hab den Hund gefunden!“, informiert er seine Kollegen, die mit ihm in einem Boot sitzen. „Lebt er noch?“, fragt eine Frau und schaut zu mir herüber. „Hol ihn da raus.“
Endlich gelingt es dem Mann, das Fenster zu öffnen. „Komm her, Kleiner. Na komm“, sagt er sanft zu mir und streckt mir seine Hände entgegen. Ich schaue zu dem Wasser und traue mich nicht, hineinzuspringen, da ich weiß, wie kalt es ist. Ich habe zu große Angst, vor Kälte zu erstarren, mich nicht mehr bewegen zu können und unterzugehen. „Schwimm her, Kleiner. Ich hol dich dann raus.“ Winselnd blicke ich zu ihm, wohl wissend, dass es meine einzige Chance ist, hier herauszukommen. Mit einem Ruck springe ich in das eiskalte graue Wasser, schwimme mit aller Kraft zu ihm und werde schließlich wieder aus dem Wasser geholt. „Ich hab dich. Sch, alles ist gut“, murmelt er und streichelt mich. „Wir können fahren, ich hab ihn“, teilt er seinen Kollegen mit, und das Boot setzt sich langsam in Bewegung. „Warst du etwa die ganze Zeit auf der Couch? Du hast großes Glück“, lächelt die Frau und krault mich hinterm Ohr. „Deine Familie wird sich sicher freuen.“ Ich bin überglücklich, endlich von diesem wackligen Sofa runter zu sein, ich will jetzt nur noch jaulen vor Freude.
Als wir wieder an Land anlegen, nimmt mich die Frau hoch und steigt mit mir aus dem Boot. „Mama, sie haben Lucky!“ Sofort blicke ich zu Lina, die mit meinem Frauchen und meinem Herrchen am Ufer steht und beginne mit dem Schwanz zu wackeln. Ich werde hinuntergelassen und laufe so schnell ich kann auf meine Familie zu. „Lucky!“ Lina schließt mich in die Arme, und mein Frauchen und Herrchen streicheln mich. „Tut uns so leid, Lucky“, entschuldigt sich mein Herrchen. „Wir sind so froh, dass wir dich nicht verloren haben“, flüstert mein Frauchen und schließt mich fest in ihre Arme. Endlich, ich bin wieder bei meiner Familie, sie haben mich nicht vergessen, und ich hoffe, wir werden nie wieder getrennt.
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KATHARINA ZWECK
Fluten
Dunkel, bedrohlich,
gurgelnd, anschwellend ̶
Wie geht es weiter?
Angst steigt hoch ̶
furchtsame Blicke nach draußen:
Unaufhörlich, stetig,
Zentimeter um Zentimeter
steigt die Flut,
steigt die Angst in mir,
überflutet mich.
Ungläubig starre ich ins Dunkel der Nacht.
Wie ist das möglich?
Was kann ich tun?
Hilfe, Zusammenhalt
setzen ein Zeichen,
vertreiben die Verzweiflung.
Ich bin nicht allein,
nicht verlassen.
Freundschaft.
Mut und Zuversicht!
Danke!
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