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Der Psychocoach 1: Nikotinsucht - der große Irrtum. Andreas WinterЧитать онлайн книгу.

Der Psychocoach 1: Nikotinsucht - der große Irrtum - Andreas Winter


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Verhalten wurde durch den zweiten Reiz einer nicht kausal begründeten Wenn-dann-Beziehung ausgelöst.

      Für die Hunde wurde durch das stetige Zusammentreffen zweier Reize (Futter und Glockenton) ein Symbol erzeugt! Nicht wegen des Tons, sondern aufgrund der damit verknüpften Erwartung des Futters reagierten sie mit Speichelfluss.

      Und ähnlich sind wir Menschen auch. Da wir bekanntlich über eine höhere Intelligenz als Hunde verfügen, sind wir noch wesentlich verknüpfungsfähiger, so dass wir die entferntesten Dinge in langen Assoziationsketten miteinander verbinden können. Wir brauchen nur eine Information (Zigarette) so lange mit einer anderen Information (Erleichterung) in Beziehung zu setzen, bis wir nach einer Weile (unbewusst) keinen Unterschied mehr in der Bedeutung (Wirkung) machen.

      Dies erklärt, warum die deutsche Tabakindustrie jährlich weit über 300 Millionen Euro für Werbung ausgibt (das sind etwa 10 Prozent der gesamten Werbeausgaben in Deutschland!). Man muss so viel werben, damit der Raucher überhaupt weiß, was er fühlen soll, wenn er dieses Gift einatmet. Ohne diese Information würde ein gewohnheitsmäßiger Raucher bald nichts mehr von der Wirkung einer Zigarette spüren (genau wie ein Passivraucher). Die in der Werbung dargestellten Gefühle haben hier die Funktion des Futters, die Zigarette entspricht dem Glockenton und wann immer ein konditionierter Mensch raucht, fühlt er sich so, wie es ihm die Werbung vorgemacht hat. Keyvan Davani und Renate Burger weisen in ihrem „Schwarzbuch Zigarette, Rauchen gefährdet Ihr Bewusstsein" explizit darauf hin, wie enorm hoch der Stellenwert der Werbung bei den Tabakproduzenten eingeschätzt wird. Klar: Durch emotionales Marketing wird das Symbol Zigarette ja erst einmal aufgeladen. Übrigens: Auch hier zeigt sich deutlich, dass es nicht das Nikotin ist, das süchtig macht, denn dann bräuchten Kettenraucher mit einem Konsum von 100 Zigaretten täglich ja einfach nur auf Pfeife oder Zigarre umzusteigen. Rein rechnerisch nehmen sie dann mindestens genauso viel Nikotin täglich zu sich, sparen aber ein bisschen Zeit. Machen Sie einem Kettenraucher mal diesen Vorschlag. Ich wette, er wird dankend ablehnen – es geht ihm nämlich gar nicht um eine Dosis Nikotin, sondern um etwas ganz anderes.

      Schauen wir uns doch mal einige bekannte Werbebotschaften an: „Gut gelaunt genießen" lautet zum Beispiel ein Slogan, der in den Siebzigern verwendet wurde. Haben Sie von der guten Laune und dem Genuss etwas gespürt, als Sie den ersten Zug an einer Zigarette in Ihrem Leben gemacht haben? Nein, Ihnen wurde vielleicht etwas schlecht und Sie warteten vergeblich auf die tolle Wirkung, die Sie bei Erwachsenen beobachtet haben.

      Der „Geschmack von Freiheit und Abenteuer" ist ebenfalls eine Werbeaussage. Eine, die vor Zynismus strotzt, denn Ihre erste Zigarette war wahrscheinlich begleitet von dem Gefühl, etwas Neues, Gefährliches, gar Verbotenes zu tun (Abenteuer), und indem Sie es getan haben, versuchten Sie sich Ihre Mündigkeit zu beweisen (Freiheit). Heutzutage fühlen Sie sich nur noch frei, wenn Sie Zigaretten haben. Ist die Schachtel leer, kriegen Sie die Krise und laufen „meilenweit" zum Kiosk. Das, was Sie heute noch spüren, ist totale Abhängigkeit ohne und Freiheit mit Zigaretten. „Liberté Toujours" (Freiheit, Gelassenheit heute) tönt in dasselbe Horn und „der Duft der großen weiten Welt" spekuliert ebenfalls darauf, dass Sie von Ihrem Elternhaus die „Nase voll" haben und davon träumen, nicht bevormundet zu werden.

      All diese Werbebotschaften grenzen an unlauteren Wettbewerb, denn diese Gefühle werden nicht von dem Tabakprodukt erzeugt, sondern von Ihnen selbst. Welche Symbolik hinter welcher Werbeaussage steckt, beschreiben Margit und Ruediger Dahlke sehr umfangreich in ihrem Buch „Die Psychologie des blauen Dunstes".

      Eine solche Konditionierung kann natürlich auch wieder aufgelöst und damit steuerbar gemacht werden. Bisher ging die klassische Psychologie zwar davon aus, dass dies ein langwieriger Prozess von ungesichertem Ausgang sei, aber zum Glück sind wir in diesem Jahrhundert schon einen Schritt weiter:

      Eine Dekonditionierung (Auflösung einer Symbolverknüpfung) geschieht durch Reflexion (Bewusstmachung) der verknüpften Elemente und ihrer Verbindung. Dies ist so einfach, dass sogar scheinbar hartnäckige Phobien und Zwänge damit innerhalb von wenigen Sekunden der Erkenntnis vollständig aufgelöst werden können.

      Nachdem ein Raucher die Hintergründe seines Rauchverhaltens vollständig reflektiert hat, ist dieses nicht länger unterbewusst – er wird es wieder bewusst steuern können, wie damals, zur Zeit des ersten Zuges an einer Zigarette.

      Wenn Sie dieses Buch verstanden haben, werden Sie sich also, wenn Sie künftig rauchen wollen, hierzu ganz bewusst entscheiden müssen. Da Sie diese Entscheidung jedoch bereits zu Beginn dieses Kapitels negativ gefällt haben („Ich will nicht mehr rauchen"), werden Sie vermutlich aber künftig nicht mehr rauchen. Allerdings sollten Sie einen wirklich wichtigen emotionalen Grund dafür haben, da Sie die Entscheidungsfreiheit über das Rauchen zurückbekommen. Sollten Sie zu den Menschen gehören, die nicht gelernt haben, mit Freiheit umzugehen, werden Sie auch nach dem Buch noch mehr rauchen, als Sie wollen, nur um sich selbst zu beweisen, dass ein Buch Sie nicht verändern kann. Mehr darüber lesen Sie im Kapitel über „Trotz".

      Einen Rückfall in das altgewohnte Rauchverhalten aufgrund eines Bedürfnisses nach Tabak können sie ausschließen, wenn Sie alles Folgende nachvollziehen können und keine Fragen offen bleiben.

      Die persönliche Entscheidungsfreiheit zum Rauchen bleibt gewahrt!

      Ja, Sie haben richtig gelesen: Sie können sogar heute noch ohne Probleme aufhören zu rauchen und werden noch nicht einmal rückfällig, selbst wenn Sie auf einer Party mal wieder eine Zigarette mitrauchen.

      Ebenso können Sie sofort und ab heute aufs Naschen verzichten, sich obendrein pudelwohl fühlen – und nebenbei natürlich mühelos abnehmen. Ich habe erlebt, dass Menschen bis zu vier Kilo pro Woche verloren, nachdem sie die Ursache ihres übermäßigen Essens erkannt hatten. Ohne Diät, wohlgemerkt. Hierüber habe ich in meinem Buch zum Thema Übergewicht geschrieben (Der Psychocoach 3: Abnehmen ist leichter als Zunehmen).

      Doch bleiben wir bei unserem Thema: Sie möchten ja schließlich aufhören zu rauchen.

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