Artgerechte Partnerhaltung. Das Geheimnis glücklicher und beständiger Liebe. Andreas WinterЧитать онлайн книгу.
weil SIE dort das schnellste Ergebnis bekommt, damit allerdings SEIN „Von-hinten-aufrollen-und- bis-zum-letzten-Tropfen-ausnutzen-Sparprogramm“ zunichtemacht. Reibereien also, die wenn sie nur ausgesessen und verdrängt, aber nicht wirklich grundsätzlich gelöst werden, eine Partnerschaft schleichend und dauerhaft vergiften können. Eine vergiftete Partnerschaft ist das Gegenteil von dem, was sie eigentlich sein sollte, oder? Schmetterlinge im Bauch, Euphorie, Gemeinsamkeit, Power ohne Ende und Unzertrennlichkeit, war das nicht das Gefühl, weswegen Sie diesen Menschen nach dem ersten Frühstück nicht rausgeschmissen haben, sondern am liebsten nie wieder gehen lassen wollten? Ein Leben lang den Himmel auf Erden haben, das war der Plan, und nun haben Sie diesen Menschen an der Backe und denken: Warum hat mich keiner gewarnt? Ich persönlich glaube, dass aber genau diese Konflikte einzig und allein dadurch zustande kommen, dass wir unsere Partner nicht gut genug kennen und dass wir vielleicht manchmal selbst nicht genau wissen, wer wir wirklich sind, was wir wirklich wollen, es also möglicherweise an Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, kurzum, an Selbstliebe mangelt.
Klar: Wenn es mal „knirscht“, dann trennt man sich nicht sofort – schließlich ist Ihr Partner ja kein Tamagotchi (Sie kennen diese kleinen virtuellen Spielzeug-Haustiere aus Japan, die, wenn man sie auch nur einen Tag zu lang nicht beachtet, nicht mehr funktionieren. Alles, was man dann tun kann, ist, sie wegzuwerfen!). Aber wenn die Lösung ausbleibt, knirscht es so lange weiter, bis es kracht. Das muss nicht sein, und das will auch keiner. Wenn Sie jedoch wissen, welches „Tier“ Sie da zu Hause haben, wenn Sie selbst die Gelassenheit aufbringen, die fremdartigen Eigenschaften nicht nur zu tolerieren, sondern sogar zu akzeptieren, dann lebt es sich viel entspannter und harmonischer. Es geht also um Lieben ohne Stress.
Dieses Buch ist für Eheleute, Singles und Geschiedene, für Teenies und Senioren, für Schwule, Lesben, Heteros und Selbstmacher. Es ist ernst und humorvoll, differenziert und plakativ. Dieses Buch ist Psychologie für Partner und für die, die es werden wollen. Dieses Buch wird Sie nachdenklich, wütend und auch traurig machen, aber ohne Happy End geht keiner nach Hause – das verspreche ich Ihnen!
Wenn Sie wissen möchten, was genau hinter Einsamkeit und Beziehungsstress steckt und wie man diese dennoch überwindet, wenn Sie Spaß an tiefenpsychologischer Detektivarbeit haben und offen für ungewöhnliche Sichtweisen sind, dann wird dieses Buch für Sie eine erkenntnisreiche Lektüre sein. Liebe ist zwar ein recht philosophisches Thema, doch mit anschaulichen Praxisbeispielen werde ich Ihnen zeigen, was es Spannendes zu entdecken gibt bei der Suche nach dem Schlüssel zu partnerschaftlicher Erfüllung.
Natürlich ist dieses sehr vielschichtige Thema zu umfangreich, um es im Detail zu besprechen. Wenn wir über den Wald reden, besprechen wir auch nicht jeden Baum. Daher möchte ich mich auf einer formalen, übergeordneten Ebene bewegen; ich versuche jedoch, Sie nicht zu langweilen. Ich benutze beim Begriff „Partner“ stets die in der deutschen Sprache für Verallgemeinerungen gebräuchlichere maskuline Form. Gemeint sind natürlich beide Geschlechter.
Hörbuch mit Coaching
Für die Hörbuch-Version dieses Buches habe ich auch ein tiefenpsychologisches Audio-Coaching produziert. Damit können Sie ein paar Ihrer möglicherweise bislang nicht bewussten Eigenschaften entdecken und ergründen. Dieses Coachingprogramm wird Ihnen helfen, das Gelesene auf emotionaler Ebene nachzuvollziehen, damit Sie es im Alltag auch umsetzen können. So gelingt es Ihnen, Ihre Selbstsicherheit und damit auch Liebesfähigkeit zu verstärken. Auf Seite 225 finden Sie noch weitere Informationen.
Andreas Winter I Artgerechte Partnerhaltung I 978-3-86 374-511-0
Begeben wir uns nun in die spannende Welt der Tiefenpsychologie. Ich werde Ihnen Dinge zeigen, die Sie schon immer geahnt haben, aber vielleicht nicht wussten, dass Sie damit sogar recht hatten.
Ich erlebe in der Beratungspraxis immer wieder Menschen, die nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Partner überrascht sind, wie leicht sich Konflikte lösen lassen. Jahrelang sind sie mit ihren eigenen Problemen anderen zur Last gefallen und stellen nun fest, wie einfach deren Lösungen sein können. Allerdings ist es so, dass man oftmals mit viel Reflexionsarbeit einen „blinden Fleck“ sichtbar machen muss. Aber dann lebt es sich plötzlich leichter in der Partnerschaft. Wenn Streit, Eifersucht, Misstrauen und Verlustangst sich abmildern, Vorwürfe, Ermahnungen und Appelle seltener werden oder ausbleiben, dann ist das für die Betroffenen schon recht erleichternd.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich bin ein recht harmoniebedürftiger Mensch. Bereits als Teenie fand ich Zank und Streit albern und überflüssig, und so suchte ich, wenn es auf dem Schulhof wieder einmal zwischen zwei bis an die Zähne mit verbotenen Wörtern bewaffneten Siebenjährigen knallte, nach einer Konfliktlösung. Oft fiel mir sogar etwas ein, womit alle leben konnten.
Denn wozu soll Streit eigentlich führen? Genau: zum Frieden. Den kann man aber auch einfacher haben (damals wusste ich allerdings noch nichts über die Temperamente und Persönlichkeitseigenschaften). Nun bringt es ja in den meisten Fällen rein gar nichts, wenn man den Streithähnen sagt: „Auseinander, vertragt euch!“ Daraus entsteht bestenfalls ein Waffenstillstand, aber kein Frieden. So wurde mir schon früh klar, dass die Lösung eines Konflikts immer über den Grund des Streites führt und dieser Grund zudem bei fast allen Menschen der gleiche ist: Missverständnis! Als ich dann noch erfuhr, dass nicht nur die ganze Menschheit schon seit Tausenden von Jahren wie ein Ochs vor dem Berge vor der Frage stand, wie man miteinander konfliktfrei leben kann, sondern sogar Ehepaare, die eigentlich die stabilste Einheit des Zusammenlebens bilden sollten, war ich erschüttert.
Dabei ist das Geheimnis der harmonischen Partnerschaft und Liebe eigentlich längst bekannt – und gar nicht so schwierig.
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie die zwölfjährige Heike sich heulend ihrer Freundin Petra anvertraute und untröstlich darüber war, dass ihr Freund Arne sie offenbar nicht genug liebte. Er hätte nie Zeit für sie, träfe sich lieber mit seinen Freunden, und das Schlimmste, er würde sie nicht küssen, obwohl sie schon seit drei Wochen zusammen seien (Heike war eine echte Furie). Da Petra damit völlig überfordert war, sie mit „Ach, der Arne ist doch sowieso doof“ offenbar nicht den gewünschten seelsorgerischen Effekt erzielte und Heike mir mit ihren verheulten Augen einen Hilfe suchenden Blick zuwarf, knüpfte ich mir innerlich meinen „Superhelfer-Umhang“ um und flog mit gestreckten Armen herbei, dazu berufen, eine weitere Seele aus dem Tal der Tränen zu retten. Ich fragte Heike: „Kann es sein, dass der gar nicht weiß, wie sehr du ihn magst, und sich das auch gar nicht vorstellen kann?“ Man musste allerdings dazu wissen, dass Heike damals in der Tat ein ziemlich steiler Zahn war und Arne ein Pickelgesicht mit kariertem Pullunder, Cordhose und fettigen Haaren. Sie blickte mich an, als hätte jemand das Licht in ihrem Kopf angeknipst. „Meinst du wirklich?“, fragte sie mit unsicherer Stimme. Ich sagte: „Klar, doch! Du bist seine erste Freundin, du bist eine der Klassenschönheiten, und das ist einfach zu hoch für ihn. Er ist viel zu verklemmt, um dich zu küssen. Schnapp ihn dir und küss ihn selbst. Und dann erkläre ihm, was du an ihm liebst!“ (Das hätte ich zwar auch gerne mal gewusst, aber das war nicht Teil meiner Aufgabe.)
Nun, die beiden haben zwar, soweit ich weiß, nicht geheiratet und vier Kinder bekommen, aber für ein paar Wochen waren sie tatsächlich ein regelrechtes Turteltaubenpärchen. Interessanterweise veränderte sich Arne in der Zeit etwas zum Positiven. Die Pickel verschwanden und der karierte Pullunder auch. Mission erfüllt!
Konflikte lösen – hieraus entstand mein Berufswunsch als Coach. Die Partnerschaftsberatung ist zwar nur ein Teil des gesamten Aufgabengebietes, doch er ist einer der schönsten. Zu mir kommen verzweifelte und Hilfe suchende Menschen, zerstritten, sexuell ausgehungert, wütend, resigniert und vor Kummer ganz krank. Menschen, die schon fast alles versucht haben, um endlich mit dem Partner glücklich zu sein. Ich gehe zwar nie mit einer Kettensäge an eine Partnerschaft – aber auch niemals mit Sekundenkleber! Wenn eine Partnerschaft am Ende ist, ist sie am Ende!
Manchmal ist es besser, sich freiwillig von einem falschen Partner zu trennen, als zu warten, bis man selbst am Ende ist. Doch meist, so zeigte sich, hatte die echte Liebe noch gar nicht begonnen, obwohl die Partner