Der Ruf Allahs. Rosina-Fawzia Al-RawiЧитать онлайн книгу.
sie den zentralen Kern unseres Glaubens formt.
Im Gebet widerspiegeln sich alle Stützen des Glaubens. Im Gebet wiederholen wir die Shahada. Im Gebet treten wir aus der Welt der Beschäftigungen, aus dem Streben nach unserem Lebensunterhalt und geben von unserer Zeit, was dem Zakāt entspricht. Im Gebet fasten wir, da wir nichts zu uns nehmen. Im Gebet wenden wir uns der Ka‘ba zu, pilgern im Geiste und Herzen hin und richten unseren Körper dorthin. Im Gebet vereinen wir unseren Glauben, die äußere und innere Ausrichtung.
Das arabische Wort für das rituelle Gebet ist sạla ̄t (türkisch, persisch namaz) und kommt von der Grundwurzel ṣ-l-w, was „Anrufung“, „Erbarmen“, „Verbindung“, „Vereinung“ bedeutet.
Die rituelle Waschung wuḍū’ trägt in sich den Akt der Trennung, der Trennung von der äußeren Welt, während das Gebet, ṣalāt, den Akt der Verbindung in sich trägt. Die Verbindung mit der göttlichen Realität Al-Ḥaqq.
Die rituelle Waschung wuḍū’ ist eine Reinwaschung des Körpers und der Sinne von den äußeren Aktivitäten der Welt, um den Körper und die Sinne bewusst für die Verbindung vorzubereiten.
Imam as-Sadiq sagte: „Die am meisten geliebte Tat bei Allah ist das Gebet, und es ist die letzte Anweisung des Propheten
Wenn Allah im Koran sagt: „Denn Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader“ (50:16), so bedeutet es, dass das Gebet nicht da ist, um uns näherzubringen, sondern, um uns zu sensibilisieren, unser Herz zu öffnen und uns zu erinnern, wie nahe wir schon Seiner Präsenz sind.
Das Gebet hebt uns heraus aus den vergänglichen Mühlen des Alltags und erhebt unser Bewusstsein in die Ewigkeit unserer Seele. Das Gebet ist eine Einbettung in die natürlichen Bewegungen des Universums. Wenn wir beten, verbinden wir uns mit den fortwährenden Lobpreisungen aller Geschöpfe und erfahren so die ewigseiende Güte und Barmherzigkeit Allahs.
Bei der ersten Niederwerfung suğūd, wenn wir unser Haupt in Demut auf die Erde legen, erinnern wir uns, dass wir aus Staub entstanden sind, bei der zweiten, dass wir sterben werden und wieder zu Staub werden, und wenn wir unser Haupt erneut heben, werden wir erinnert, dass wir wieder auferstehen werden für ein zukünftiges Leben.
Der tiefe Sinn des Betens ist, sein Ich zur Seite zu geben und das Herz zu öffnen für ein intimes Gespräch mit Allah. Es ist ein bewusstes Eintreten in die Gnade Allahs, ein ausdrückliches Raum-Machen für unsere Seele.
Wenn wir fünfmal am Tag in einen fließenden Bach steigen würden, gäbe es dann noch Schmutz auf unserem Körper? Das Gebet ist wie dieser reinigende Bach, es klärt und reinigt uns von unseren Verfehlungen, unserer Vergesslichkeit und unseren Anhaftungen.
Gott braucht uns nicht, um für Ihn zu beten, unsere Gebete sind ein Haltgeben, ein Bewusstmachen, ein Auftanken, ein Schutz für unsere Seele und eine Wachsamkeit für unser Ich, „denn das Gebet hält zurück von abscheulichen Taten und allem, was der moralische Sinn verwirft.“ (29:45)
Das Gebet erinnert uns immer wieder an das, was wir wirklich sind und wieso wir hier sind. Das Gebet erlöst uns von den Lasten des Lebens, relativiert unsere Einstellung zum Leben und gibt uns Halt in einer sich stets ändernden Welt.
Ist nicht unsere Verbindung zu Allah, unser intimer Dialog mit Allah, der Sinn unserer Existenz? Sind wir nicht aus Liebe auf diese Welt gesandt worden, um wiederum durch Liebe zurückzufinden?
Unser geliebter Prophet Muhammad
ÜBUNG FÜR DEN TAG
Nimm dir heute vor, bei allem, was auf dich zukommt, bei allem, was dir gesagt wird, bei allem, was du tust: „Alhamdulillah“, „Gepriesen sei Allah“, zu wiederholen, dabei tief einzuatmen und die Worte wie Labsal über deine Gedanken und Gefühle fließen zu lassen. So, als ob du jedes Mal, wenn du „Alhamdulillah“ aussprichst, „ich liebe Dich, Allah“ sagst.
WUSSTEST DU
Wie kostbar und wesentlich das Gebet ist, erkennt man daran, dass ṣalāt die einzige Säule im Islam ist, die dem Propheten
3. RAMADANTAG
TAQWA
GOTTESBEWUSSTSEIN
Der Prophet Muhammad
In den Übersetzungen wird taqwa häufig mit „Furcht“ übersetzt, doch taqwa ist Gottesbewusstsein, ist die Angst, nicht mit Allah verbunden zu sein, und gleichzeitig die Liebe, mit Ihm zu sein.
Es ist ein Schutz, eine Verbundenheit, eine Haltung und innere Führung, die aus dem Gefühl und Wissen kommt: „inna li-llāhi wa-inna ilayhi rāği‘ūn“ (2:156) „Wir gehören Allah und zu Ihm kehren wir zurück.“
Diese tiefe Gewissheit, dass ich Allah gehöre, dass all mein Segen, all meine Erfahrungen, all mein Besitz, alles, was ich bin, von Ihm kommt, öffnet das Herz und erlaubt mir, mich aus der Angst und der Sorge, die im Leben immer wieder aufkommen, zu Vertrauen und Zuversicht und Ergebung hinzuentwickeln.
Wenn das Herz sich immer mehr in die Hände Allahs begibt und seine sakīna, seinen Frieden, in der Gegenwart Gottes erfährt, beginnt das Herzenslicht den Intellekt einzunehmen und sich in den Wahrnehmungen, in den Sinnen auszubreiten.
Aus dieser inneren Haltung wachsen unsere Würde, unsere innere Schönheit und unsere Barmherzigkeit gegenüber uns selbst und anderen. Es hilft, unser von Allah gegebenes Potenzial in seiner Fülle auszuleben und unserer Seele wahre Freiheit zu erleben.
Ittaqi llāh! Beachte Gott auf all deinen Wegen!
Wenn wir tief in unserem Herzen wissen, dass es einen Schöpfer gibt, werden wir unsere Entscheidungen so treffen, dass wir Gottes Schöpfung wohltun und sie wohlwollend behandeln.
Sich stets an allen Orten und zu allen Zeiten bewusst zu sein, dass es Gott gibt, führt uns dazu, dieses Wissen, dieses tiefe Gefühl, in all unsere Entscheidungsfindungen hinzuzuziehen, nicht aus Angst, sondern aus Liebe, aus Ehrerbietung, aus Selbstachtung.
Denn nur, wenn man dem Göttlichen vertraut und eine Dienerin, ein Diener Allahs wird, erfährt die Seele Allahs Schönheit. Dann erfahren wir die angeborene Güte fiṭra, die Allah in unsere Herzen gelegt hat und die zum Erblühen kommt, wenn unsere Ausrichtung auf das Göttliche gerichtet ist.
Der gesegnete Monat Ramadan ist eine besondere Zeit, die uns Allah schenkt, um das Herz von den fortwährenden Wünschen der Welt auf die ewige Liebe Allahs zu richten.
Es ist