Heinrich Manns «Die Armen» zeigt Kapital und Arbeit im natürlichen Widerstreit. Den Kapitalisten gibt der Papierfabrikant Heßling, den Arbeiter ein kräftiges und waches Individuum namens Balrich. Normale Kampfstimmung. Balrich will sich und seine Angehörigen dorthin setzen, wo Heßling sitzt – unerreichbar auf Villa « Höhe». Aufruhr und Gewalt vermeidend, dringt er zum Abitur vor, vervollständigt seine Bildung, seinen Intellekt, dreht seine Weltanschauung nach dem Wind, der von dorther bläst, wohin er möchte. Aber bis er reif geworden ist, um mit behandschuhter Löwentatze auszuholen, hat er die verloren, die er mit seinem Erlösungswerk emporbringen wollte: mehr denn je türmen sich Schmutz und niedere Gesinnung um seine fortschreitende Lauterkeit. Nun wird der Revolutionär zum Zweifler und Kritiker seiner eigenen Forderungen . Mit dem Geist sog er das Gift der Verneinung in sich und jetzt schlägt ihn die Waffe, mit der er dem Jahrhundert an den Leib wollte. Die Erkenntnis, dass Oben und Unten einander würdig ergänzen und sich vom Aufschwung und von der Opferung einer Menschenseele nicht um ihr Gleichmaß würden bringen lassen, macht Balrich überdrüssig seines Spiels. Mit der ihm innewohnenden Entschlossenheit kehrt er in den Schoss einer verlassenen Geliebten zurück und belastet sich neuerdings mit einer Armut. die ihn ehedem als aufgezwungene Lebensform bedrückte, jetzt als freigewählter Schmerzensweg verklärt. Das Kapital hat gesiegt – äußerlich. Die Arbeit hat gesiegt – innerlich , geistig .