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Ein Leben für die Freiheit. Michael KochЧитать онлайн книгу.

Ein Leben für die Freiheit - Michael Koch


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gerodet und somit viele jener Tiere, die sie als Lebensgrundlage jagten, verschwunden waren. 1622 erhoben sich 30 Stämme, um die Engländer wieder ins Meer zu treiben, hatten jedoch gegen die Waffen der Eroberer keinerlei Chance. Von einzelnen Stämmen, wie z. B. den Powhatan, überlebten gerade noch 10 % der Stammesbevölkerung – und auch diese sollten vertrieben werden. Im nördlicheren Ostküstenbereich, wo 1620 die Pilgrim Fathers landeten, waren 20 Jahre später bereits ganze Stämme ausgerottet worden: „Die Wälder waren fast gänzlich gereinigt von diesen schädlichen Kreaturen“, formulierte der Puritaner Cotton Mather die Vernichtung der Pequot-Indianer.10 Um dem Hunger zu entkommen, gerieten viele der Ostküstenstämme bei der Suche nach neuen, westlicher gelegenen Jagdgründen in Konflikte mit den dortigen Stämmen – die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen indianischen Völkern nahmen in Folge zu.

      Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erreichte der Machtkampf zwischen Franzosen, Engländern und Spaniern um die Vorherrschaft in der „Neuen Welt“ seinen Höhepunkt, wobei jede dieser drei Kolonialmächte ihre indianischen Verbündeten samt deren Stammesfehden für sich geschickt auszunutzen wusste, um letztendlich dabei auch die indianischen Stämme gegeneinander auszuspielen. Zu dieser Zeit (1675) begannen sich die Stämme der nördlichen Ostküste zu einer Konföderation zu vereinigen, um gegen die immer weiter ins Land vordringenden weißen Siedler vorzugehen, doch bei Rhode Island wurden 1676 die indianischen Krieger vernichtend geschlagen.

      Knapp 90 Jahre später wiederholte sich Ähnliches, allerdings bereits erheblich weiter westlich, in der Gegend der großen Seen (Huron, Ottawa, Michigan, Erie). Hier vereinte der Ottawa-Häuptling Pontiac mehrere Stämme zum panindianischen Gegenangriff, um die vorrückenden Briten nach Osten zurückzutreiben. Nach anfänglichen Erfolgen musste Pontiac 1766 seinen Widerstandskrieg jedoch aufgeben und widerwillig mit den Engländern Frieden schließen. Auch weitere panindianische Bündnisaktionen, wie zum Beispiel um den Shawnee Tecumseh, konnten der immer größer werdenden Invasion europäischer Einwanderer nichts mehr entgegensetzen. Und die letzten rechtlichen Restriktionen der britischen Krone, wie zum Beispiel das Siedlungsverbot für Einwanderer westlich der Appalachen, fielen mit der Unabhängigkeitserklärung 1776 und dem darauf folgenden Unabhängigkeitskrieg der 13 Ostkolonien gegen das englische Mutterland, der 1783 mit der Anerkennung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten endete.

      Die Landnahme durch weiße Siedler und die Vertreibung der indianischen Bevölkerung waren unaufhaltsam und fanden im 19. Jahrhundert ihren traurigen Höhepunkt. Die politische Legitimation erhielten die Siedler direkt von den ersten Präsidenten der USA, wie z. B. durch Thomas Jefferson, von 1801 bis 1809 dritter Präsident der USA: „Wir tauschen Land, das sie im Überfluss haben und wir besitzen möchten, gegen Lebensnotwendigkeiten, die wir im Überfluss besitzen und sie haben möchten. Wir gründen Handelsposten und werden zufrieden sein, wenn sie sich verschulden, denn wir werden erleben, dass sie sich willig zeigen, ihr Land herauszugeben, wenn die Schulden ihre Zahlungsfähigkeit übersteigen. … Was ihre Furcht angeht, so nehmen wir an, unsere Stärke und ihre Schwäche sind jetzt dermaßen sichtbar, dass wir nur unsere Hand schließen brauchen, um sie zu zerbrechen.“ „Und wer sich dem Interesse des neuen Staates widersetze, und in die Barbarei zurückfalle, werde wie wilde Tiere in die Wälder der Rocky Mountains getrieben.“11

      Und der spätere Präsident Andrew Jackson (1829 - 1837) setzte da noch eins drauf: „Sie (die Indianer, der Verf.) haben weder die Intelligenz, den Fleiß, die moralische Struktur noch das Verlangen nach einer Entwicklung, die so wichtig für die günstige Wende ihrer Lebensbedingungen ist. … So müssen sie notwendig der Gewalt der Umstände weichen.“12 Der US-Historiker George Bancroft behauptete 1834, dass Nordamerika vor dem Eintreffen der Europäer „eine unproduktive Wüste“ gewesen sei. Und weiter: „Seine einzigen Bewohner waren ein paar verstreute Stämme schwächlicher Barbaren“13. Durch solche Äußerungen ermutigt, wurden die Indianer immer mehr zum Hassobjekt der amerikanischen Siedler, die den Indianern jegliches Recht auf Land absprachen, so wie sie Indianerfrauen auch das Recht auf sich selbst absprachen und diese in Folge massenhaft durch Weiße vergewaltigt wurden.

      Ein Instrument zur Interessensdurchsetzung der Siedler, deren Zahl von 1812 bis 1852 von sieben auf 23 Millionen anwuchs, war das 1824 als Abteilung des Kriegsministeriums gegründete und ab 1849 dem Innenministerium unterstellte Bureau of Indian Affairs (Büro für indianische Angelegenheiten, BIA). In der ersten Phase seines Bestehens war es vornehmliche Aufgabe des BIA, mit den als souverän erachteten Indianerstämmen Verträge auszuhandeln, um den aus dem Osten kommenden Siedlern Zugänge zur Westküste (sogenannte Durchgangskorridore) zu sichern. Allerdings wurde keiner der im Zeitraum von 1778 bis 1868 zwischen der Regierung der USA und den souveränen indianischen Nationen geschlossenen 394 Verträgen seitens der US-Regierung eingehalten.14 So wurde diese Aufgabe des BIA mit der Zunahme militärischer Siege der US-Armee über die Indianer und mit dem Einstellen weiterer Vertragsabkommen im Jahre 1871 obsolet.

      Längst wurde ein groß angelegter Vertreibungsplan für einzelne indianische Völker umgesetzt. Gesetzliche Grundlage war der 1830 unter Präsident Andrew Jackson vorgelegte „Indian Removal Act“. Allerdings sah dieser Plan vor, dass alle Gebiete östlich des Mississippi den Weißen und das gesamte Land der Vereinigten Staaten westlich des Flusses mit Ausnahme der Staaten Missouri und Louisiana sowie des Territoriums von Arkansas den Indianern vorbehalten sein solle.

      Diese „Ewige Grenze“, wie sie 1834 im „Gesetz zur Regelung des Handels und der Beziehungen mit den Indianerstämmen und zur Einhaltung des Friedens in den neuen Siedlungsgebieten“ genannt wurde, sollte durch die militärischen Streitkräfte der Vereinigten Staaten geschützt werden. Die Siedler stoppte dies allerdings kaum. Und so wurde die „Ewige Grenze“ kurzerhand nach Westen verschoben. Und nachdem Kalifornien zum 31. Bundesstaat wurde und der Weg der Siedler bis zur Pazifikküste geöffnet werden sollte, wurde die „Ewige Grenze“ der „Manifest Destiny“ geopfert, jener Doktrin, nach der Europäer als überlegene Rasse auserkoren seien, in Amerika das Land und seine Ureinwohner zu beherrschen.

      Die Mitte des 19. Jahrhunderts beginnende Gegenwehr der indianischen Völker und vor allem der Prärieindianer konnte diese Entwicklung nicht mehr aufhalten. Die Vertreibung der Indianer in Reservate und die permanente Verkleinerung ihres Lebensraumes waren die Folgen. Manche Reservate waren nahe der ursprünglichen Lebensgebiete der jeweiligen indigenen Nationen, andere lagen viele hundert Meilen entfernt. Viele Stämme wurden nach Inkrafttreten des „Indian Removal Acts“ in weit entfernte Gegenden zwangsumgesiedelt. Besonders bekannt wurden dabei vor allem die Vertreibung der Apachenstämme im Südwesten der USA und der „Lange Marsch“ der Navajo sowie der „Pfad der Tränen“ der im Südosten lebenden indianischen Stämme nach Oklahoma.

      Allein bei diesem „Trail of Tears“, dem Marsch in das über 2.000 km entfernt gelegene neue Territorium, starben seit 1838 mindestens 4.000 Cherokee, mindestens 500 Chickasaw. Von den Muskogee starben schätztungsweise etwa 10.000, d.h. 50 % des Volkes sowie rund 2.500 Choctaw an den direkten oder indirekten Folgen der Vertreibung.

      Bei dem „Langen Marsch“ der Diné (Navajo) aus dem heutigen Arizona in das Bosque Redondo Reservat in Neu Mexiko starben bereits beim ersten Konvoi 1864 von 2.500 Navajo 323 Personen an Kälte, Hunger, Krankheit und Erschöpfung. Vor allem Kinder, Schwangere, Alte und Kranke, die bei dem fast 500 km langen Marsch nicht mithalten konnten, wurden durch die Soldaten der US-Armee gnadenlos getötet. Beim folgenden Konvoi erreichten von 946 Navajos gerade noch 836 Bosque Redondo. Am Ende lebten 9.000 Navajo und 400 Mescalero-Apachen in einem Reservat, dessen Boden unfruchtbar war, dessen Bäume fast alle für den Bau des in der Nähe gelegenen Fort Sumner gefällt wurden und dessen alkalihaltiges Flusswasser ungenießbar war. Um unter diesen Bedingungen überhaupt überleben zu können und Schutz vor der Sonnenhitze zu finden, lebten die internierten Diné und Mescalero in Erdlöchern, die ein wenig Schatten und Kühle gewährten. Nach drei Jahren waren bereits 10 % der Navajo und Mescalero an diesen Lebensbedingungen gestorben.

      Die amerikanische Regierung, die zehn Millionen Dollar in das Unternehmen gesteckt hatte, beauftragte General Tecumseh Sherman mit der Untersuchung der Zustände – nicht nur aus Gründen der Menschlichkeit, sondern auch, um Geld zu sparen. Sherman war erschüttert über die Lage der Diné und schickte einen Bericht an General Ulysses S.


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