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Der Tod setzt Segel. Robin StevensЧитать онлайн книгу.

Der Tod setzt Segel - Robin Stevens


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fiel mir auf, dass Mr DeWitts goldene Haare so auffällig glänzten, weil sie gefärbt waren. Die Farbe war merkwürdig, fast grünlich und sein Haar klebte wie ein Helm an seinem Kopf. Es kostete mich einige Überwindung, es – und seine Falten – nicht anzustarren. Er war um einiges älter, als ich bisher angenommen hatte.

      »Aber es war keines gebucht«, erklärte Mr Mansour versöhnlich. »Ich bedaure sehr –«

      »Theodora!«, rief Mr DeWitt. »Wie kannst du Thutmosis das antun?«

      »Gib Ruhe, Narcissus!«, entgegnete Theodora Miller. »Man hat dich erst vergangene Woche als Thutmosis bestätigt, viel zu spät, um noch ein Badezimmer für dich zu buchen.«

      »Ähm«, sagte Mr Mansour. Er tupfte sich mit einem Taschentuch die Schläfen ab. »Verzeihen Sie, ich bin nicht sicher, ob ich verstehe …«

      Nun meldete sich Heppy zu Wort, während sie sich die Haare aus dem Gesicht schob und Mr Mansour anblinzelte.

      »Sehen Sie, Mr Mansour«, hauchte sie atemlos und blickte dabei zu Theodora Miller, wie um deren Einverständnis einzuholen, »dies sind sehr wichtige Leute. Mr DeWitt war in seinem vergangenen Leben Thutmosis, der Dritte. Miss Bartleby war Nofretete und Miss Doggett war Kleopatra. Sie sind hier, um mehr über sich selbst zu erfahren, daher müssen Sie ihnen helfen, wo Sie nur können. Und M– … Mrs Miller ist von allen am wichtigsten. Sie ist die Reinkarnation der Pharaonin Hatschepsut, Tochter von Amun-Re. Sie ist eine Göttin auf Erden.«

      11

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      Als wir uns hinter fest verschlossener Tür in unserer holzverkleideten Kabine mit den zwei putzigen ordentlichen weißen Betten zum Mittagessen umzogen, war ich in Gedanken noch immer vollauf beschäftigt mit dem, was wir an Deck miterlebt hatten. Wir waren auf dem Nil mit der Hauch-des-Lebens-Gesellschaft – und ich hatte es im Gespür, dass etwas Verblüffendes und Geheimnisvolles passieren würde.

      »Es ist genau wie im Orientexpress!«, sagte ich zu Daisy. Sie bürstete sich die Haare, blickte dabei in die verspiegelten Paneele an einer der Wände und schürzte nachdenklich die Lippen. »Es fühlt sich tatsächlich wie der Beginn eines Abenteuers an. Nur dass diesmal auch George dabei ist, und Amina – und Pik An, May und Rose.«

      Daisy schwieg einen Moment. Dann legte sie die Bürste hin, drehte sich schwungvoll um und fixierte mich mit ihren blauen Augen.

      »Hazel Wong, hast du Alexander geschrieben?«, fragte sie.

      Ich hätte wissen müssen, dass ihr das durch den Kopf ging, genau wie Theodora Miller und deren Anhänger. Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen – doch anders als meinen Vater kann ich Daisy nicht anlügen. Sie steht mir zu nahe. Manchmal vergesse ich sogar, dass wir zwei Menschen sind und nicht nur einer.

      »Ich hätte nie gedacht, dass er tatsächlich kommen würde!«, verteidigte ich mich und merkte, wie ich schon wieder rot wurde. »Aber ja. Ich habe ihm einen Brief geschrieben und erzählt, dass wir hier sein würden.«

      »Und er ist gekommen!«, stellte Daisy fest. »Was etwas zu bedeuten hat, nicht wahr, Hazel? Und das gefällt mir gar nicht.«

      »Was meinst du?«

      »Du weißt genau, was ich meine. Er hat einen ganzen Kontinent überquert – und ich glaube nicht, dass er es für mich getan hat. Oben auf dem Deck hat er mich kaum angesehen. Im Sommer ist es mir zuerst aufgefallen und jetzt bin ich sicher – er hat nichts mehr für mich übrig. Einerseits, welch Glück, dass er sich das endlich aus dem Kopf geschlagen hat! Doch andererseits, Hazel, muss ich noch einmal betonen, dass er schlicht nicht gut genug für dich ist. Seine Arme sind zu –«

      »Zu lang, ich weiß!«, fuhr ich sie an. Daisy hatte diesen Punkt wirklich schon viel zu oft erwähnt, dabei stimmt es nicht einmal. Als wir Alexander vorletzten Sommer kennengelernt hatten, war er zufällig gerade aus seinem Hemd herausgewachsen, weshalb er sich in einem komischen Winkel hielt, doch inzwischen trägt er perfekt sitzende Kleidung und bewegt sich nun wirklich nicht mehr tollpatschig. »Ich wünschte, du würdest aufhören, das immer wieder zu sagen. Und es stimmt nicht, dass er nicht gut genug für mich ist. Er ist nett und ich mag ihn. Warum auch nicht? Außerdem erzähle ich dir nie, dass jemand nicht gut genug für dich ist. Über Amina würde ich niemals ein schlechtes Wort verlieren! Ich finde sie hinreißend

      Die Worte waren aus meinem Mund, bevor ich etwas dagegen tun konnte. Entsetzt starrte ich Daisy an, die meinen Blick wie versteinert erwiderte, als würden wir beide in einen Spiegel sehen.

      »Wovon bitte redest du?«, keuchte Daisy. »Ich bin NICHT verliebt in Amina! Ich … ich … Wie kommst du überhaupt auf so etwas, Hazel?«

      Ihre zitternden Finger legten sich so fest um mein Handgelenk, dass meine Knochen knacksten.

      »Ich habe es nicht so gemeint!«, verteidigte ich mich. »Es tut mir leid, Daisy. Es ist nur … Na ja, meinetwegen hat sie uns nicht nach Ägypten eingeladen, das ist offensichtlich.«

      Daisy schüttelte mit vor Emotionen hochrot gefärbten Wangen den Kopf. »Hazel, ich … Ich werde mich auf diese Unterhaltung nicht einlassen. Es ist weder relevant noch von Bedeutung und – ich will, dass du es nie wieder erwähnst. Können wir nicht über etwas Interessanteres sprechen, zum Beispiel den Umstand, dass wir uns auf einem Schiff mit mindestens vier Pharaonen aufhalten, von denen sich eine Person auch noch für eine Göttin hält?«

      »Es sind nicht wirklich Pharaonen oder Götter«, sagte ich. »Sie sind nur ganz gewöhnliche Leute.« Ich war froh, das unbequeme Gespräch über Amina und Alexander beenden und das Thema wechseln zu können. Im Vergleich erschien mir der Hauch-des-Lebens wie ein Kinderspiel.

      »Natürlich sind sie das. Als ob die Pharaonen je auf die Idee kämen, als diese Leute zurückzukommen! Wie, äh, Amina schon sagte«, Daisy errötete erneut, »sind sie ja nicht einmal Ägypter. Es ergibt keinerlei Sinn. Aber ist es nicht faszinierend? Wir sind auf einem Schiff mit einem Kult! Oh, Hazel, wie herrlich! Meinst du, sie führen dunkle Rituale mit Menschenopfern durch, beschwören Satan und solche Dinge?«

      »Natürlich nicht. Die Alten Ägypter haben keine Menschen geopfert, Daisy, und an Satan haben sie auch nicht geglaubt.«

      »Ach, von mir aus, dann eben Osiris«, sagte Daisy.

      Ich öffnete den Mund und wollte schon erwähnen, dass Amina sicher einiges dazu anzumerken hätte, wie Daisy sich Hirngespinste über das antike Ägypten ausdachte, doch ich überlegte es mir anders.

      »Ist Ägypten nicht wundervoll?!«, fragte Daisy, setzte sich auf ihr Bett und hopste fröhlich auf und ab. »Sämtliche Regeln sind wie vom Winde verweht!«

      »Stimmt nicht! Es ist immer noch ein Land, genau wie England. Es ist wie in Hongkong, Daisy: Es gibt Regeln, auch wenn es andere sind, als die, die du gewohnt bist. Genau das ist es, was Mrs Miller und der Hauch-des-Lebens nicht begreifen.«

      »Ich weiß.« Daisy seufzte. »Ich habe nur Spaß gemacht. Aber aufregend ist es doch. Auf dieser Reise wird noch einiges Merkwürdiges geschehen, wart’s nur ab!«

      Ihre Augen funkelten – trotzdem glaube ich nicht, dass sie auch nur im Geringsten ahnte, wie merkwürdig es werden sollte. Ich für meinen Teil habe es gewiss nicht. Wenn ich mich jetzt an diesen Augenblick zurückerinnere – als noch nichts vorgefallen war, als wir noch glücklich waren und gemeinsam mit unseren Freunden unter der Sonne über den bunten Fluss schipperten – tut es mir im Herzen weh.

      Es war Sonntag, der 13. Dezember, und Theodora Miller hatte noch einen Tag zu leben.

      Und Daisy Wells hatte zwei.

      • TEIL ZWEI •

      DER TOD WARTET

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