Эротические рассказы

Die Geschichte von der 1002. Nacht / Сказка 1002-й ночи. Книга для чтения на немецком языке. Йозеф РотЧитать онлайн книгу.

Die Geschichte von der 1002. Nacht / Сказка 1002-й ночи. Книга для чтения на немецком языке - Йозеф Рот


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Koffer seiner persischen Majestät verladen waren. Dann erst konnte der Baron den Bahnhof verlassen. Glücklicherweise wartete noch der Wagen, den man dem Adjutanten des Großwesirs zur Verfügung gestellt hatte. Mit einer vortrefflich gespielten Schüchternheit sprach Taittinger zu Kirilida Pajidzani: »Wenn ich bitten darf, ich möchte mich gerne anschließen, ich muß bis zu einem bestimmten Punkt – – «

      Der Perser ließ ihn gar nicht weiterlügen, sondern sagte sofort: »Ich wollte Sie selbst um die Ehre bitten, Sie genau an den Punkt begleiten zu dürfen, an den Sie Ihr Dienst befiehlt!«

      Sie stiegen ein. Und die Koffer rollten voran, auf drei Lastwagen, mit schweren Pinzgauer Schimmeln bespannt. Unterwegs erhob sich der Rittmeister, tippte dem livrierten Kutscher auf die Schulter und sagte: »Halten S’ erst bei Hornbichl.«

      Der Kutscher hob zum Zeichen des Einverständnisses die Peitsche. Sie nickte Ja! in der Luft und gab noch einen leisen Knall. Erleichtert und heiter ließ sich Taittinger wieder in die Polster fallen, neben den »charmanten« persischen Kameraden.

      Bei Hornbichl blieb der Wagen stehn. Der Baron ging in den Garten, hinter die Hecke rechts in den »Liebeswinkel«, wie er seit zehn Jahren schon diesen Tisch zu nennen gewohnt war. Die Frau des Kommerzialrats Kronbach wartete seit einer Viertelstunde. Zum erstenmal sah sie ihren Geliebten in der Parade-Uniform – ihre Beziehungen waren noch nicht älter als vier Monate. Der Helm mit der goldenen Rippe blendete sie, und sie vergaß alle Vorwürfe, die sie sich in den fünfzehn Minuten sorgsam zurechtgelegt hatte. »Endlich, endlich!« hauchte sie.

      V

      In den nächsten Tagen verließ der Rittmeister Taittinger den charmanten Kirilida überhaupt nicht mehr. Es erwies sich in diesen Stunden, daß der charmante Kirilida alles wußte, mehr als der Großwesir. Alles konnte man mit ihm besprechen. Man erfuhr zum Beispiel, daß der Großwesir dem Trunk gar nicht in dem Maße abgeneigt war, wie man es hätte glauben müssen. Im Gegenteil: der Großwesir neigte dazu, unaufhörlich gegen die Gesetze des Korans zu verstoßen. Innerhalb von zwei Nachmittagen wußte der Rittmeister Taittinger bei weitem mehr und Wichtigeres, als der Professor Friedländer, der bekannte Orientalist, den man als Fachberater dem Festkomitee beigegeben hatte, in seinem langen Leben erfahren konnte. Der Professor Friedländer trank nämlich nicht. Und das kam davon, wenn man nicht trinkt, dachte der Baron Taittinger.

      Ach, der Professor Friedländer selbst wußte kaum noch, wo er seine Wissenschaft hintun sollte. Es fehlte nur noch wenig, und er hätte angefangen, an der Richtigkeit seines Memorandums zu zweifeln, dem doch ganz exakte, über jeden Zweifel erhabene Forschungen zugrunde gelegt waren. So erfuhr der Professor von Baron Taittinger jetzt erst, nach zwanzig Jahren Orientalistik, daß manche Mohammedaner trinken, sogar der Großwesir selbst. Sein Adjutant, der Herr Kirilida, mit dem Friedländer einmal zusammenkam, in der Gesellschaft Taittingers, hatte keine Ahnung von der persischen Literatur. Sogar vom Obereunuchen behauptete der Baron Taittinger, daß er sich heimlich von den Lakaien des Schlosses normale Bierkrügl vom Wiesenthaler vis-à-vis kommen lasse und daß er sie trinke wie etwa ein normaler christlicher Schneider. Verwirrender noch als die Erzählungen Taittingers aber waren die Artikel unbefugter Journalisten. Sie enthielten haarsträubende Unwahrheiten über das Leben in Persien und die persische Geschichte. Vergeblich bemühte sich der Professor Friedländer, den diversen Chefredakteuren durch briefliche Dementis die Wahrheit mitzuteilen. Die Folge seiner Interventionen war nur die, daß die Journalisten in sein Seminar sowie auch in seine Wohnung kamen, um Interviews über Persien zu bekommen. Die Journalisten kamen sogar in seine Vorlesungen.

      Die Militärparade in Kagran störte leider ein heftiger Regen. Unter einem zugigen Zelt, dessen drei scharlachrote Leinwände denervierend klapperten, sich blähten und die Regentropfen durchsickern ließen, hielt es der Schah nicht länger als eine Viertelstunde aus. Er war kein begeisterter Anhänger militärischer Spektakel. Während er mit zerstreuten Blicken dem großartigen Galopp der Ulanen zusah, der wie eine Art gezähmten Sturms über das feuchte Grün der Wiesen dahinraste, fühlte er die unerbittlichen Wassertropfen in aufregend regelmäßigen Abständen auf seine hohe, braune Pelzmütze fallen und auf den scharlachroten Kragen seiner nachtschwarzen Pelerine. Er fürchtete außerdem für seine Gesundheit. Den europäischen Ärzten traute er noch weniger als seinem jüdischen Ibrahim. Eingesperrt und umzingelt war er von fremden Generälen, die den Regen nicht scheuten, Wind und Wetter gewohnt sein mochten. Die Kavalleristen schwenkten die Säbel. Die Militärmusik schmetterte aus nassen Trompeten, donnerte auf durchnäßten Kalbfellen. Jetzt sollte noch die Infanterie kommen, hierauf die Artillerie. Nein! Er hatte genug. Er erhob sich, gleichzeitig mit ihm der Großwesir, dessen Adjutant, die ganze Suite. Der Schah verließ das Zelt, der Regen strömte, er allein bückte sich, unter den nassen Schlägen, alle anderen, die er im stillen verfluchte, folgten ihm aufrecht, als gingen sie unter klarem Sonnenschein daher. Er wandte sich in die Richtung, wo er den rettenden Wagen vermutete. Mit dem sicheren Instinkt eines Gefährdeten fand er auch alsbald die Stelle, wo die Wagen warteten. Ohne sich umzusehn, stieg er ein. Alle anderen Herren ebenfalls. Auf der Tribüne übrig blieben zwei Generäle, die, vertieft in das militärische Spektakel, die Soldaten dem Schah vorzogen. Es war eine verregnete Parade. Dennoch bekamen an diesem Tage die Soldaten der Wiener Garnison Schweinebraten, Salzkartoffeln, Erbsen und Pilsner und pro Mann je ein Päckchen ungarischer Zigaretten, genannt »Schmalspurige«.

      Auch am nächsten Tag regnete es, aber das hatte keine Bedeutung mehr. Denn das Schauspiel fand in der Spanischen Reitschule statt. Da man einen Tag vorher bemerkt zu haben glaubte, daß der exotische Souverän die kalte Luft nicht leiden konnte, hatte man die Loge in der Reitschule mit dicken, wirklichen persischen Teppichen gepolstert, Schirasgeweben, uralten Stoffen aus den Gemächern der Burg, dicken Kissen aus rotem Samt, und auch die Fugen an den Türen hatte man mit dünnen Lederleisten vernagelt, damit es nicht ziehe. Es herrschte nahezu eine unerträgliche Schwüle im Raum, obwohl er so weit war. Der Schah warf seine Pelerine ab. Die schwere Pelzmütze lastete fürchterlich auf seinem Kopf. Mit dem rosa seidenen Taschentuch wischte er sich von Zeit zu Zeit den Schweiß von der Stirn. Die Herren in seiner Begleitung taten das gleiche, teils, um zu zeigen, daß es auch ihnen heiß war, teils, weil ihnen wirklich heiß war. Diesmal aber verließ der Schah von Persien nicht seine Loge. Zweitausendachthundert Pferde zählte sein eigener Stall in Teheran. Ausgewählter noch und weitaus kostbarer waren sie als die Frauen seines Harems. Dort, in den Stallungen des Schahs, gab es arabische Hengste, deren Rücken leuchteten wie braunes Gold; Schimmel aus der berühmten Zucht von Jephtahan, deren Haare weich und sanft waren wie Daunen und Flaum; ägyptische Stuten, Geschenke aus dem Gehöft des mächtigen Imam Arasbi Sur; kaukasische Steppenpferde, Geschenke des Zaren aller Russen; schwere pommersche Braune, für schweres Geld gekauft beim geizigen König von Preußen; halbwilde Tiere noch, frisch geliefert aus der ungarischen Pußta, unzugänglich jeder menschlichen Hand, jedem menschlichen Zuspruch, und widerspenstig abschüttelnd die besten persischen Reiter.

      Aber was waren alle diese Tiere, verglichen mit den Lipizzanern der kaiser- und königlichen Spanischen Reitschule. Die Militärkapelle, aufgebaut auf der Estrade gegenüber der kaiserlichen Loge, spielte nach der persischen Hymne das »Gott erhalte«. Ein Reiter in persischer Tracht, wie sie der Schah nur auf den Porträts seiner Ahnen gesehen hatte und niemals in Persien, eine hohe Lammfellmütze auf dem Kopf, durch die sich goldene, geflochtene, dicke Schnüre zogen, einen blauen, golddurchstickten kurzen Mantel quer über eine Schulter gehängt, in hohen, rohledernen, roten Stiefeln mit goldenen Sporen, ein krummes Türkenschwert an der Seite, ritt zuerst in die Arena. Den Schimmel, auf dem er saß, zierte ein blutrotes Gehänge. Ein Herold, in weißer Seide, in weißen Eskarpins, in roten Sandalen, ging ihm voran. Alsbald begann der Schimmel, zu einer persischen Melodie, die aber dem Schah unbekannt-bekannt vorkam, sie stammte vom Kapellmeister Nechwal, wahrhaft geistreiche Bewegungen zu vollführen. In den Schenkeln, in den Hufen, im Kopf, im Hinterteil: überall wohnte die Grazie. Kein Wort, kein Laut! Keine Rede von einem Kommando! Befahl der Reiter dem Schimmel, befahl der Schimmel dem Reiter? Lautlos war es ringsum. Alle Menschen hielten den Atem an. Obwohl sie so nahe der Arena saßen, daß sie beinahe Tier und Reiter hätten greifen können, blickten sie auf das Schauspiel durch Lorgnons und Operngucker. Nicht nahe genug konnte es sein. Der Schimmel spitzte die Ohren: es war, als delektierte er sich an der Stille. Sein großes, dunkles, feuchtes, kluges Auge musterte von Zeit zu Zeit die Herren und Damen im Ring, vertraut


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