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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried HerderЧитать онлайн книгу.

Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder


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– Damit ihr das Vergnügen erneuren könnt, an den Schülern der Natur auch Mörder zu werden –

      Ja, ihr feinen Kunstrichter! fragt immer was Wahrheit ist, und greift nach der Thür, weil ihr keine Antwort auf diese Frage abwarten könnt – Eure Hände sind immer gewaschen, es sey, daß ihr Brodt essen wollt, oder auch, wenn ihr Bluturtheile gefällt habt – Fragt ihr nicht auch: Wodurch ihr die Natur aus dem Wege geräumt? – – – Bacon beschuldigt euch, daß ihr sie durch eure Abstractionen schindet. Zeugt Bacon die Wahrheit; wohlan! so werft mit Steinen – und sprengt mit Erdenklößen oder Schneeballen nach seinem Schatten – – –

      Wenn eine einzige Wahrheit gleich der Sonne herrscht; das ist Tag. Seht ihr an statt dieser einzigen so viel, als Sand am Ufer des Meeres; – hiernächst ein klein Licht32 das jenes ganze Sonnenheer am Glanz übertrift33 ; das ist eine Nacht, in die sich Poeten und Diebe verlieben. – – Der Poet34 am Anfange der Tage ist derselbe mit dem Dieb35 am Ende der Tage – –

      20 L'art de personifier ouvre un champ bien moins borné et plus fertile que l'ancienne Mythologie. Fontenelle sur la Poesie en general. Tom. VIII.

      21 Job. III, 11. – Der gröbsten Unwissenheit, die es sich am ersten einfallen lassen dörfte, gegenwärtige Nachahmung der kabbalistischen Schreibart für gut oder arg auszuschreyen, sucht man mit nachfolgender Stelle vorzubeugen: In interpretandi modo duo interueniunt excessus. Alter eiusmodi praesupponit in Scripturis perfectionem, vt etiam omnis Philosophia ex earum fontibus peti debeat, ac si Philosophia alia quaeuis res profana esset & ethnica. Haec intemperies in schola Paracelsi praecipue, nec non apud alios inualuit; initia autem eius à Rabbinis & CABBALISTIS defluxerunt. Verum istiusmodi homines non id assequuntur, quod volunt: neque enim honorem, vt putant, Scripturis deferunt, sed easdem potius deprimunt & polluunt. – Quemadmodum enim neologiam in Philosophia quaerere, perinde est ac si viuos quaeras inter mortuos: ita Philosophiam in Theologia quaerere, non aliud est, quam mortuos inter viuos. Alter autem interpretandi modus (quem pro excessu statuimus) videtur primo intuitu sobrius & castus; sed tamen & Scripturas ipsas dedecorat, & plurimo Ecclesiam afficit detrimento. Is est (vt verbo dicamus) quando Scripturae diuinitus inspiratae eodem, quo scripta humana, explicantur modo. Meminisse autem oportet, DEO, Scripturarum Auctori, duo illa patere, quae humana ingenia fugiunt: Secreta nimirum cordis & successiones temporis. – – Quum Scripturarum dictamina talia sint, vt ad cor scribantur, & omnium seculorum vicissitudines complectantur; cum aeterna & certa praescientia omnium haeresium, contradictionum & status Ecclesiae varii & mutabilis, tum in communi, tum in electis singulis: interpretandae non sunt solummodo secundum latitudinem & obuium sensum loci: aut respiciendo ad occasionem, ex qua verba erant prolata: aut praecise ex contextu verborum praecedentium & sequentium; aut contemplando scopum dicti principalem: sed sic, vt intelligamus, complecti eas, non solum totaliter, aut collectiue, sed distributiue, etiam in clausulis & vocabulis singulis, innumeros doctrinae riuulos & venas, ad Ecclesiae singulas partes & animas fidelium irrigandas. Egregie enim obseruatum est, quod Responsa Saluatoris nostri ad quaestiones non paucas, ex iis, quae proponebantur, non videntur ad rem, sed quasi impertinentia. Cuius rei causa duplex est. Altera, quod quum cogitationes eorum, qui interrogabant, non ex verbis, vt nos homines solemus, sed immediate & ex sese cognouisset, ad cogitationes eorum, non ad verba respondet: Altera, quod non ad eos solum locutus est, qui tunc aderant, sed ad nos etiam, qui viuimus & ad omnis aeui ac loci homines, quibus Euangelium fuerit praedicandum. Quod etiam in aliis Scripturae locis obtinet. Baco de Augm. Lib. IX.

      22 S. die Kortholtsche Samml. der Briefe des H. von Leibnitz. Vol. 3. Ep. 29.

      23 S. Kaysers Octauii Augusti poetisches Edict, kraft dessen Virgils letzter Wille de abolenda Aeneide aufgehoben seyn soll – – Man kann mit beyden Händen zugeben, was D. George Benson über die Einheit des Verstandes mit wenig Nachsinn, Wahl und Salbung mehr zusammengeraft als ausgearbeitet. Wenn er uns einige irrdische Sätze über die Einheit der Lesart hätte mittheilen wollen; so würde uns seine Gründlichkeit sinnlicher fallen – – Man kann ohn ein sehr zweydeutiges Lächeln die vier Bände dieser paraphrastischen Erklärung nicht durchlaufen, und die häufige Stellen verfehlen, wo D. Benson mit einem Sparren des Pabstthums in seinem eigenen Augapfel, über die Splitter der römischen Kirche eyfert – und unsere theologische Hofräthe nachahmt, welche jeden übereilten blinden Einfall laut beklatschen, durch den das Geschöpf mehr als der Schöpfer geehrt wird – – Zuförderst müste man D. George Benson fragen: ob die Einheit mit der Mannigfaltigkeit nicht bestehen könne? – Ein Liebhaber des Homers läuft gleiche Gefahr durch einen französischen Paraphrasten, wie la Motte, und durch einen tiefsinnigen Dogmatiker, wie Samuel Clarke, die Einheit des Verstandes zu verlieren – – Der buchstäbliche oder grammatische, der fleischliche oder dialektische, der kapernaitische oder historische Sinn sind im höchsten Grade mystisch, und hängen von solchen augenblicklichen, spirituosen, willkührlichen Nebenbestimmungen und Umständen ab, daß man ohne hinauf gen Himmel zu fahren, die Schlüssel ihrer Erkenntnis nicht herabholen kann, und keine Reise über das Meer noch in die Gegenden solcher Schatten scheuen muß, die seit gestern oder vorgestern, seit hundert oder tausend Jahren – Geheimnisse! – geglaubt, geredt, gelitten haben, von denen uns die allgemeine Weltgeschichte kaum so viel Nachricht giebt, als auf dem schmallsten Leichenstein Raum hat, oder als Echo, die Nymphe vom lakonischen Gedächtnisse, auf einmal behalten kann. – – Derjenige muß freylich die Schlüssel des Himmels und der Hölle haben, der uns die Projecte vertrauen will, die Gedankenreiche Schriftsteller an einem kritischen Ort zur Bekehrung ihrer ungläubigen Brüder schmieden. – – Weil Moses das Leben im Blute setzt, so gräuelt allen getauften Rabbinen vor der Propheten Geist und Leben, wodurch der Wortverstand, als ein einzig Schooskind εν παραβολη aufgeopfert, und die Bäche morgenländischer Weisheit in Blut verwandelt werden. – – Die Anwendung dieser erstickten Gedanken gehört für keinen verwöhnten Magen. – Abstracta initiis occultis; Concreta maturitati conueniunt, nach Bengels Sonnenweiser (plane pollex, non index).

      24 Apostelgesch. II, 19.

      25 Ps. LXXIII, 21. 22.

      26 La seule politique dans un Poeme doit être de faire de bons vers, sagt der Herr von Voltaire in seinem Glaubensbekenntnis über die Epopee.

      27 Was der Herr von Voltaire unter Religion verstehen mag, Grammatici certant & adhuc sub Iudice lis est; hierum hat sich auch der Philolog so wenig als seine Leser zu bekümmern. Man mag die Freyheiten der gallikanischen Kirche, oder die Schwefelblumen des geläuterten Naturalismus dafür ansehen: so werden beyde Erklärungen der Einheit des Verstandes keinen Eintrag thun.

      28 Fabulae mythologicae videntur esse instar tenuis cuiusdam aurae, quae ex traditionibus nationum magis antiquarum in Graecorum fistulas inciderunt. De Augm. Scient. Lib. II, Cap. XIII.

      29 Qu'un homme ait du jugement ou non, il profite egalement de vos ouvrages: il ne lui faut que de la MEMOIRE, sagt ein Schriftsteller, in dessen Munde Weissagung ist, dem Herrn von Voltaire ins Gesicht – – Και τοι ουκ αν πρεποι γε επιλησμονα ειναι ραψωδον ανδρα. Sokrates in Platons Jon.

      30 Photius (in den Amphilochiis Quaest. CXX, welche Joh. Chr. Wolf seinem Füllhorn philologischer und kritischer Grillen angesetzt hat) sucht in den Worten Herodes zu den Weisen aus Morgenland: »damit ich auch komme, und ihn anbete« eine Prophezeyung, vergleicht sie mit Kaiphas Ausspruch Joh. XI, 49-52. und macht die Anmerkung: Ιδοις δ'αν παραπλησιως τουτοις και ετερα τινα κακουργω μεν γνωμη και ορμη μιαιφονω προενηνεγμενα, περας δε προφητικον ειληφοτα. Photius denkt sich im Herodes einen Ianus bifrons, der nach seinem Geschlechte die Heiden, nach seiner Würde die Juden vorstellte. – Sehr viele hämische und unnütze Einfälle, (womit sich Herren und Diener brüsten) würden ein ganz ander Licht für uns gewinnen, wenn wir uns bisweilen erinnern möchten: ob sie von sich selbst reden oder weissagend verstanden werden müssen? – –

      31 Fontenelle sur la Poesie en General.


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