Verstrickung des Herzens. Heather GrahamЧитать онлайн книгу.
Land entgegen, seiner Schönheit und seinen Gefahren. Allerdings mußte sie auch mit Problemen rechnen. Michael Warren hatte sie sicher nicht grundlos zu sich bestellt. Vermutlich würde er sie wieder verloben, diesmal mit einem reichen alten Mann, der stark genug wäre, eine widerspenstige Frau zu zähmen.
Niemals, gelobte sie sich. Michael Warren konnte sie nicht zu einer Heirat zwingen. Und da ihn der Krieg vollauf beschäftigte, sah sie in der Wildnis von Florida bessere Chancen, ihre Freiheit zu gewinnen, als in Charleston, wo man strenge gesellschaftliche Regeln befolgte.
Plötzlich ertönte die Schiffsirene, und Teela beobachtete hektische Aktivitäten an Bord. Die Besatzung trimmte die Segel und wendete die Marjorie Anne, um den Hafen des Forts anzusteuern.
Fasziniert schaute sie zu den hohen Wällen und Türmen hinüber. Mehrere armselige Holzhäuser umgaben die Festung. Aber die kleine Gemeinde Tampa lag in einer atemberaubenden Landschaft. Der grün schimmernde Fluß verlor sich zwischen dichten Bäumen. Im aquamarinblauen Wasser der Bucht schienen unzählige Diamanten zu funkeln. Weiße Strände erstreckten sich an der Küste wie leuchtende Seidentücher, die man hingeworfen hatte, um alles Häßliche zu verbergen.
»Gleich legen wir an, Miss Warren.« Teela drehte sich zu dem leichenblassen Trenton um. Auch das Gesicht des armen seekranken Buddy war fast so weiß wie die Sandstrände.
»Sieht nicht besonders aus«, meinte er entschuldigend, »aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran.« Er stammte aus Tennessee, ein sommersprossiger Farmerssohn, in der militärischen Tradition aufgewachsen. Die Soldatenpflicht ging ihm über alles. Aber er besaß ein gutes Herz, und sie war gerührt, weil er sie aufzumuntern versuchte.
»Oh, es sieht wundervoll aus«, widersprach sie, und sie mußte nicht einmal lügen. So schäbig die kleine Stadt auch wirkte – die Küste und das Meer und der Himmel erstrahlten in magischer Schönheit.
Inzwischen hatten sie den Hafen erreicht. Gellendes Geschrei ertönte, halbnackte Männer kletterten in der Takelage umher, während das Schiff an seinem Liegeplatz schaukelte und vertäut wurde. Die Laufplanke sank hinab, aber bevor irgend jemand an Land gehen durfte, eilten die Soldaten an Bord und sprachen mit dem Captain.
»So ist das immer«, erklärte Trenton. »Zuerst müssen Informationen ausgetauscht werden.«
»Jedenfalls ist es eine gute Neuigkeit, daß Tampa noch steht und noch nicht in Schutt und Asche liegt«, bemerkte Buddy.
Nachdem die Soldaten das Schiff verlassen hatten, kam der freundliche alte Captain Fitzhugh zu Teela. Bei seinem Anblick mußte sie ein Lächeln unterdrücken. Er war ein seltsamer kleiner Mann, mit rundem Bauch, dünnen Beinen und winzigen Füßen, das Gesicht voller weißer Barthaare. Ständig schien er sich irgendwelche Sorgen zu machen. »O Miss Warren, ich bin ganz verzweifelt! Eigentlich wollte Ihr Stiefvater Sie hier begrüßen, Aber er mußte nach Norden reiten, um die Heiden zu bekämpfen.« Mit einer dramatischen Geste bekreuzigte er sich.
»Ach, wie schade!« log Teela, und ihre Augen glänzten.
»Nur keine Bange. Unsere guten Freunde Josh und Nancy Reynolds, die einen großartigen Laden in der Stadt betreiben, kümmern sich um Sie und bringen Sie nach Cimarron. Dort wartet ein Army-Trupp, der Sie zu Ihrem Vater eskortieren wird.«
»Vielen Dank, Captain.« Erleichtert atmete sie auf. Also durfte sie das Wunder dieser neuen Welt vorerst allein genießen. Sie ergriff Fitzhughs Arm und ließ sich die Laufplanke hinabführen, um ihren Fuß zum erstenmal auf Florida-Boden zu setzen.
Auf dem Kai stand eine hübsche, rundliche Frau. Braune Locken hingen unter einem breitrandigen Hut herab. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte sie Captain Fitzhugh, dann reichte sie Teela die Hand. »Willkommen, Miss Warren! Wie schön, daß Sie endlich da sind! Wir haben schon so viel von Ihnen gehört. Ich bin Nancy Reynolds, und das ist Josh«, fügte sie hinzu und zeigte auf einen hochgewachsenen, kräftig gebauten Mann, der hinter ihr stand.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Warren. Keine Angst, hier beurteilen wir die Leute nicht nach Charleston-Maßstäben .«
»Josh!« schimpfte Nancy und stieß ihren Ellbogen zwischen seine Rippen.
Leicht verwirrt hob Teela die Brauen. Offenbar war die Geschichte von der vereitelten Hochzeit bis in die Wildnis gedrungen. Doch das störte sie nicht, im Gegenteil. Immerhin hatte sie das Interesse des warmherzigen Ehepaars erregt. »Danke, Mrs. Reynolds – Mr. Reynolds. Ich bin ja so froh, daß ich hier bin.«
»Tatsächlich?« fragte Josh und musterte sie ungläubig. »Die meisten jungen Damen würden unsere abgeschiedene, arme kleine Stadt verachten.«
»Nun, obwohl sie in einer so entlegenen Gegend leben, haben Sie schon von mir gehört.«
»Oh, für Klatschgeschichten haben wir nichts übrig ...«, begann Nancy, dann lachte sie etwas verlegen. »Sicher werden Sie sich wohl in unserer Wildnis fühlen.«
»Das reinste Paradies!« behauptete Josh.
Zwanzig Minuten später betraten sie den Laden. Die Reynolds versorgten mehrere Händler und Marketender, die regelmäßig ins Landesinnere zogen, mit Waren. Wie Josh seinem Gast erklärte, war dort nicht mehr viel von der Zivilisation der Weißen übriggeblieben. Zu oft hatte die Army ihre verschiedenen Posten verlassen müssen. Entweder wurden die weißen Siedler von den Indianern vertrieben oder von Fieberkrankheiten, die schon mehr Menschen hinweggerafft hatten als der Krieg.
Aber trotz diverser Schwierigkeiten florierte das Geschäft der Reynolds. Sie verkauften Lebensmittel, Arzneien, Werkzeuge, Kleider, Stiefel, Alkohol und sogar Nutztiere, außerdem Kokosnüsse und die Federn exotischer Vögel, von Indianern gesammelt.
Hinter dem Laden lag eine Wohnküche, ein großer, zugiger Raum. Im Herd knisterte ein helles Feuer. Die Frühlingstage waren immer noch kühl. Überall schwirrten kleine Kinder herum, das älteste hatte eben erst seinen siebten Geburtstag gefeiert.
Was für ein sonderbares Paradies, dachte Teela. Aber während sie mit den Kindern Verstecken spielte, erkannte sie, daß sie schon lange nicht mehr so glücklich gewesen war. Josh bediente einige Kunden, und Nancy suchte derbe Stiefel für ihren Gast hervor.
Was für ein gemütliches Heim, dachte Teela. Wenn doch Michael Warren niemals hierherkommen würde ...
Sie lag gerade auf den Knien und warf der dreijährigen Tochter des Hauses einen Ball zu, als sie plötzlich spürte, daß sie beobachtet wurde. Verwirrt wandte sie sich zur Tür und begegnete dem Blick eines großen Mannes mit ebenholzschwarzem Haar.
»Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.« Er sah ungewöhnlich gut aus, kraftvoll und elegant zugleich.
Kreischend rannte das kleine Mädchen zu ihm. »Onkel Jarrett! Onkel Jarrett!«
Er schwenkte sie hoch in die Luft, küßte ihre Wange und stellte sie wieder auf den Boden. Inzwischen hatte Teela sich erhoben und schaute ihn abwartend an. »Miss Warren, ich bin Jarrett McKenzie. Meine Frau und ich wohnen weiter unten am Fluß, und wenn Sie einverstanden sind, würden wir Sie gern bei uns aufnehmen, bis Lieutenant Argosy zurückkehrt und Sie zu Ihrem Vater bringt.«
»Ja, natürlich, vielen Dank.«
»Sicher sind Sie sehr enttäuscht, weil Sie Ihren Vater nicht angetroffen haben.«
»Meinen Stiefvater.«
»Ah ... Es muß schwierig für Sie sein, ohne ihn, in diesem fremden Land ...«
»So leicht bin ich nicht zu erschrecken, Mr. McKenzie.«
»Sehr gut«, erwiderte er lächelnd. »Mein Schiff liegt im Hafen. Am besten lasse ich Ihr Gepäck gleich an Bord bringen, Miss Warren. In einer Stunde möchte ich aufbrechen, solange es noch hell ist.«
»Danke.« Als er sich zur Tür wandte, die in den Laden führte, rief sie leise: »Mr. McKenzie!« Er drehte sich um und hob die Brauen. »Warum tun Sie das für meinen Stiefvater? Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie mögen ihn nicht besonders.«
Unbehaglich zuckte er die