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Kaiser und Galiläer. Henrik IbsenЧитать онлайн книгу.

Kaiser und Galiläer - Henrik Ibsen


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Keine Wünsche! – Doch höre – ich habe auch an Dich gedacht. Wisse, Julian, jetzt kannst Du frei atmen in Konstantinopel –

      Julian. Ja, gelobt sei Christus und der Kaiser!

      Konstantinos. Du weißt schon? Wer hat es Dir gesagt?

      Julian. Was, Herr?

      Konstantinos. Daß Libanios verbannt worden ist.

      Julian. Libanios – verbannt!

      Konstantinos. Ich habe ihn nach Athen verbannt.

      Julian. Ah!

      Konstantinos. Dort unten liegt das Schiff; er fährt diese Nacht.

      Julian leise. Ihn selbst – ihn selbst.

      Konstantinos. Du hast es ja lange gewünscht. Ich habe Dir bisher nicht nachgeben können – aber jetzt – nimm es als geringen Ersatz an, mein Julian –

      Julian ergreift rasch seine Hand. Herr, gewähre mir noch eine Gnade!

      Konstantinos. Fordere alles, was Du willst.

      Julian. Laß mich nach Pergamon. Du weißt, der alte Aedesios lehrt dort –

      Konstantinos. Ein höchst seltsamer Wunsch. Du unter den Heiden –?

      Julian. Aedesios ist nicht gefährlich; er ist ein hochsinniger Greis und dabei gebrechlich –

      Konstantinos. Und was willst Du von ihm, Bruder?

      Julian. Ich will lernen, mit den Löwen ringen.

      Konstantinos. Ich verstehe Deinen frommen Gedanken. Und Du fürchtest Dich nicht, – Du glaubst Dich stark genug –?

      Julian. Gott der Herr hat mich mit lauter Stimme gerufen. Gleich Daniel gehe ich ruhig und freudig in die Löwengrube.

      Konstantinos. Julian!

      Julian. In dieser Nacht warst Du selbst sein Werkzeug, ohne es zu wissen. O, laß mich gehen, die Welt zu läutern.

      Gallos leise zum Kaiser. Willfahr ihm, Herr; es wird ihn hindern, auf größere Dinge zu sinnen.

      Eusebia. Ich bitte Dich, Konstantios, – gib dieser heißen Sehnsucht nach!

      Hekebolios leise. Erhabener Kaiser, laß ihn nach Pergamon. Ich gebe es auf, ihn hier zu meistern, – und jetzt liegt ja auch nicht so viel daran –

      Konstantinos. Wie sollte ich Dir in dieser Stunde etwas abschlagen? Geh mit Gott, Julian!

      Julian küßt ihm die Hände. O, Dank – Dank!

      Konstantinos. Und nun zum Freudenmahl! Mein kapuanischer Koch hat einige neue Fastenspeisen erfunden, – Karpfenrücken in Chioswein und –. Auf denn! – Du, Cäsar Gallos, als der nächste nach mir! Der Zug setzt sich in Bewegung.

      Gallos. Helena, welch wunderbare Wandlung!

      Helena. Gallos, jetzt tagt es über unserer Hoffnung!

      Gallos. Ich kann es kaum glauben! Wer ist schuld daran?

      Helena. Still!

      Gallos. Du, Geliebte? Oder wer – wer?

      Helena. Memnons spartanischer Hund.

      Gallos. Wie?

      Helena. Memnons Hund. Julian hat ihm einen Fußtritt gegeben, und das fordert Rache.

      Konstantinos. Warum so schweigsam, Eusebia?

      Eusebia leise, unter Tränen. Konstantios, – daß Du so wählen konntest!

      Konstantinos. Elf Schatten verlangten es.

      Eusebia. Weh uns – das beschwört nicht die Schatten.

      Konstantinos ruft: Flötenspieler! Warum schweigen die Schurken? Blast, blast!

       Alle, außer Julian, links ab; Agathon tritt zwischen den Bäumen hervor.

      Julian. Gallos sein Nachfolger – und ich – frei, frei, frei!

      Agathon. Wundersam hat sich des Herrn Ratschluß offenbart.

      Julian. Du hast gehört, was hier vor sich ging?

      Agathon. Alles!

      Julian. Und morgen, mein Agathon, morgen nach Athen!

      Agathon. Nach Athen? Du gehst doch nach Pergamon?

      Julian. Pst! Du weißt nicht, – wir müssen listig sein wie Schlangen. Zuerst nach Pergamon, – und dann nach Athen!

      Agathon. Leb' wohl, mein Freund und Herr!

      Julian. Folgst Du mir, Agathon?

      Agathon. Das kann ich nicht. Ich muß heim; ich habe für meinen kleinen Bruder zu sorgen.

      Julian an der Balustrade. Da lichten sie die Anker. Guten Fahrwind, Du beschwingter Löwe! Achilleus folgt im Wasser Deines Kieles. Er ruft mit gedämpfter Stimme: Ah!

      Agathon. Was war das?

      Julian. Da ist ein Stern gefallen.

      Zweiter Akt

       Athen. Ein freier Platz, umgeben von Säulengängen. Auf dem Platz Bildsäulen und Springbrunnen. In der einen Ecke zur Linken mündet eine enge Straße. Sonnenuntergang.

       Basilios von Cäsarea, ein junger Mann von feinem Körperbau, sitzt lesend an einem Sockel. Gregor von Nazianz und andere Hochschüler wandeln in einzelnen Gruppen auf und nieder in den Säulengängen. Ein größerer Haufe läuft lärmend über den Platz rechts hinaus. Lärm in der Ferne.

      Basilios von Cäsarea sieht von seinem Buch auf. Was bedeutet das wilde Geschrei?

      Gregor von Nazianz. Ein Schiff von Ephesos ist gelandet.

      Basilios. Mit neuen Lehrlingen?

      Gregor. Ja.

      Basilios erhebt sich. So werden wir eine geräuschvolle Nacht haben. Komm, Gregor, – meiden wir dieses zuchtlose Treiben.

      Gregor zeigt nach links. Sieh dort hin –. Ist das ein erfreulicherer Anblick?

      Basilios. Prinz Julian – mit Rosen im Haar, mit glühendem Anlitz –

      Gregor. Ja, und hinter ihm her mit schwanken Schritten und trunkenen Augen diese Schar! Hör' nur, wie weinselig die Zungen lallen! Man hat den ganzen Tag in Lykons Schenke gesessen.

      Basilios. Und viele darunter sind von den unseren, Gregor, – sind christliche Jünglinge –

      Gregor. So nennen sie sich. Nannte nicht auch Lampon sich Christ, – er, der die Tochter des Ölhändlers Zenon kränkte? Und Hilarion von Agrigent, und die beiden andern, die verübten, was zu nennen mich ekelt –

      Julian ruft von links draußen, so daß man ihn hört: Ei sieh da, sieh da, – Kastor und Pollux von Kappadocien!

      Basilios.


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