Peer Gynt. Henrik IbsenЧитать онлайн книгу.
Liebes, süßes Muttchen mein,
Hast ja recht mit jedem Wort;
Sei nur wieder –
Aase. Scher' Dich fort!
Ist mir's möglich, froh zu sein,
Hab' ich solch ein Schwein zum Sohn?
Muß es mich nicht bitter schmerzen,
Wird mir armem Witwenherzen
Ewig Schande nur zum Lohn?
(Fängt wieder an zu weinen.)
Was verblieb uns, muß ich fragen,
Seit Großvaters Wohlstandstagen?
Wie hat sich der Wein verdünnt
Seit dem alten Rasmus Gynt!
Vater brachte 's Gold ins Rutschen,
Warf's hinaus wie Scheffel Sand,
Kaufte Grund im ganzen Land,
Karrte mit vergüldten Kutschen –.
Alles weg. Wo sind die Reste
Von dem großen Winterfeste,
Da sein Trinkglas männiglich
An die Wand warf hinter sich!
Peer Gynt.
Hm, wo blieb der letzte Schnee?
Aase.
Willst Du jetzt wohl schweigen, he!
Sieh den Hof an! Jedes zweite
Fenster ist verstopft mit Flicken,
Heck' und Zaun liegt auf der Seite,
Keiner will das Feld beschicken.
's Vieh steht da in Mansch und Matsch,
Jeden Monat wird gepfändet –
Peer Gynt.
Schweig doch, Alte, mit dem Quatsch!
Weil mal 's Glück den Rücken wendet,
Heißt's drum gleich: Und niemand sah's mehr?
Aase.
Nein; auf dem Fleck wächst kein Gras mehr.
Und Du bist doch was, Du Strick,
Immer noch so keck und quick,
Schmuck und klug, wie, da der Pfaff,
Der aus Kopenhagen, weißt Du,
Dazumal Dich frug: Wie heißt Du?
Und, ob Deiner Antwort baff,
Sich verschwor, die schiene wert ihm
Eines Prinzen, – daß zum Dank
Vater Schlitten gleich samt Pferd ihm
Übern Tisch zu eigen trank.
Hei, da ging es lustig her!
Propst, Kap'tän, was drum und dran war,
Hing hier taglang, soff und fraß,
Bis kein Knopf am Wanst mehr saß.
Aber als dann Not an Mann war,
Ward's hier öde, still und leer.
»Scheffel-Jon«, anjetzt Hausierer,
War nicht mehr ihr Pokulierer.
(Trocknet die Augen mit der Schürze.)
Ach, Du bist doch stark und groß,
Solltest bessern Deiner alten
Armen Mutter elend Los,
Solltest Haus und Hof verwalten,
Daß Dein Erb' nicht ganz zerfällt –
(Weint von neuem.)
Statt daß ich mich an Dir halten
Könnt', verlumpst Du Zeit und Geld!
Hier verträumst Du und verdreckst Du
Dich mit in der Herdglut Wühlen;
Trittst Du in die Tanzsäl', schreckst Du
Alle Mädels von den Stühlen,
Machst mir üb'rall Schand und Tränen,
Raufst Dich mit den ärgsten Hähnen –
Peer Gynt (geht von ihr.)
Laß mich sein.
Aase (folgt ihm.) Du bist am Ende
Nicht gewesen bei der letzten
Großen Schlägerei zu Lunde,
Wo sie sich wie tolle Hunde
Überfielen und zerfetzten?
Hast Du nicht Aslak, dem Schmied,
Der Dir damals in die Hände
Fiel, verrenkt die halbe Lende,
Oder war's ein Fingerglied?
Peer Gynt.
Dämliches Gefabulier'!
Aase (hitzig.)
Häuslers Kari hörte 's Heulen!
Peer Gynt (reibt sich den Ellenbogen.)
Ja, doch das, das kam von mir.
Aase.
Dir?
Peer Gynt.
Denn ich – bekam die Beulen.
Aase.
Was –?
Peer Gynt.
Der haut Dir, sag' ich Dir.
Aase.
Wer –?
Peer Gynt.
Na, wer! Den Aslak mein' ich.
Aase.
Pfui, o pfui! daß ich nicht spucke!
So 'ne alte Wirtshaushucke,
So ein Tagdieb, so ein dreister
Lügenschmied wird Deiner Meister?
(Weint wieder.)
Auch noch so was! Längst schon wein' ich
Mir die Augen aus; doch das,
Das geht wahrlich übern Spaß.
Haut er Dich, so frag' ich: haust
Du nicht auch 'ne gute Faust?
Peer Gynt.
Ob ich Amboß oder Hammer,
's bleibt dasselbichte Gejammer.
(Lacht.)
Tröst' Dich, Mutter –
Aase. Hätt'st Du wieder
Mal gelogen?
Peer Gynt. Diesmal, ja.
Schluck' die Tränen fröhlich nieder;
(Ballt die linke Hand.)
Schau, – mit dieser Kneifzang' da
Hielt ich ihn, den ganzen Schmied,
(Ballt