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Wir hatten mal ein Kind. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wir hatten mal ein Kind - Ханс Фаллада


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unversehens in tiefes Wasser geraten war, wurde von einem besonders schweren und schmerzhaften Anfall ihres Rheumatismus heimgesucht. Einige Linderung gewährten ihr – neben der Freude über den errungenen Sieg – warme Moorschlammwickel, aufgelegt durch ihre Schwester Frieda.

      Als der Missgeschicke bösestes mußte grade in das Auflegen eines solchen heißen Moorwickels der Landgendarm mit seinem Hund hineingeraten. Er war in den Stall eingetreten, ehe sie es sich versahen. Die Kranke stieß einen wilden Schrei aus, halb aus Schmerz, denn sie hatte sich ungeachtet ihres Leidens aus dem Bett auf den Eindringling stürzen wollen, viertel aus Scham, da sie wegen des Wickels entblößt war, viertel aus Kampfeslust. Die andere Schwester war wild auf die Büchse, Kranke und Wickel vergessend, zugeschossen, der Landgendarm sagte höflich guten Tag, der Bullenkalbhund bellte wild die Kuh an, die ihm das Horn zuneigte, der Stall war von einem Wirrwarr von Geräuschen erfüllt. Da hatte schon der Mann das gefährliche Schießgewehr dem schwachen weiblichen Arm entwunden, hatte aber auch auf den ersten Blick gesehen, was von den Fabelmärchen von spritzenden Schroten und knallenden Schüssen zu halten war. Aus dieser Büchse war seit einem Vierteljahrhundert kein Schuss abgegeben worden, und sollte so etwas je versucht werden, würde der Schütze jedenfalls nicht mit dem Leben davonkommen.

      Und während der besonnene Mann den Hund zur Ruhe brachte, die Kuh aus dem Hause trieb, dabei sein Gesicht gegen die Nägelangriffe des alten Fräuleins verteidigte, fand er sogar noch die Zeit, eine Art Vernehmung anzustellen, bei der ihm die Größe der Verwirrung, der Armut und des Jammers, die in diesem alten Kuhstall untergekrochen waren, so recht klar wurde.

      Der Landgendarm muß nicht nur ein sehr besonnener, sondern auch ein sehr rechtlicher Mann gewesen sein, mit einem Gefühl für die Kreatur, denn auf seine Schilderung hin wurde der unsinnige Prozeß um ein wüstes Stück Land abgebrochen (die verdrehten Olschen werden ja doch bald sterben, und ohne Erben sind sie auch), ja, die Bevölkerung der Umgegend wurde ausdrücklich verwarnt, den Boden der Schaproder Oie zu betreten. Diese weisen Entschließungen hatten nur den einen Fehler: sie wurden den am tiefsten Betroffenen nicht mitgeteilt.

      Nach der Gesundung von Elfriede setzten die beiden ihren aufreibenden Wachtdienst fort, wobei sie jetzt statt des konfiszierten Schießgewehrs die viel gefährlichere Mistforke mit sich führten. Und wenn sich auch Jahr für Jahr kein Feind mehr sehen ließ, das durch so viel bittere Erfahrungen entstandene Mißtrauen ließ sich nicht wieder einschläfern. Diese Stille war das Allerverdächtigste und verbarg nur schlimmste Pläne einer feindlichen Welt.

      So beschaffen waren nun die Bewohner des Strandes, auf den Malte Gäntschow ahnungslos in sinkender Nacht sein Boot auflaufen ließ. Der junge Bauer tastete sich im Sternenlicht mühsam etwas entlang, von dem seine Füße glaubten, es sei ein Pfad. Die Zweige der niedrigen Kiefern schlugen gegen ihn und wuschen Gesicht und Düffeljacke mit reichlichem Tau. Als er noch auf See in Nähe des Strandes gewesen war, hatte er ein spärliches rotes Licht in der Schwärze zu sehen gemeint. Jetzt aber war es fort, nichts war um ihn als tiefste Nacht. Die Sterne flimmerten, es würde eine kalte Nacht geben, an Draußen-Schlafen war nicht zu denken.

      Verbissen drängte er sich durch das widerspenstige Buschholz, er meinte, es sei hier wie auf Fiddichow, wo fast die ganze Küste von einem schmalen Streif Kiefern gesäumt ist, der das Verwehen des Dünensandes auf die Felder hindern soll. Nach einer Weile hatte er aber jeden Pfad und jede Richtung verloren, er stand keuchend da, dann warf er sich wieder mit aller Wucht ins Gehölz. Die dürren Äste brachen krachend ab, um ihn wurden die Waldgeräusche laut: ein auffahrender Vogel, irgendein Huschen am Boden. Als er einen Augenblick still stand, hörte er deutlich das warnende Klopfsignal eines Karnickelrammlers in seinem Bau. Dann meinte er, es vor sich etwas heller werden zu sehen. Mit einem Schwung warf er sich durch die letzten Stangen – und stand wieder an der See, die leise plätschernd auflief.

      Er fluchte laut. Dann beschloss er, am Strand entlang bis zu seinem Boot zu gehen, machte drei Schritte und blieb wieder stehen: in welcher Richtung sollte er denn nun eigentlich das Boot suchen? Sein Ortssinn wollte ihm einreden, das Boot müsse in seinem Rücken liegen, aber das war ja unmöglich, konnte vorn und hinten die See sein? Ja, vielleicht, wenn er auf einer schmalen Landzunge war.

      Es wurde immer frischer, er schauderte, durchtaut wie er war. Dann ging er einfach in einer Richtung los, jedes Gehen war besser als dies tatenlose Umherstehen. Aber wenn er sich auch auf diesem Wege beschimpfte, das Licht, auf das er von der See hingehalten, nicht besser ausgemacht zu haben, auf den Gedanken, nun etwa die ganze Fahrt nach den magischen Silberkühen zu verfluchen, kam er nicht. Diese Fahrt war gut, wenn auch der Fahrer schlecht war.

      Plötzlich fuhr er zusammen. Dort waren Lichter, nicht eins, sondern sieben, acht, neun, ein ganzes Dorf lag dort unter dem hohen Nachthimmel, friedlich geduckt, flimmernd mit Lichtern aus warmen Stuben – aber die See war dazwischen. Nicht viel, kaum mehr als ein breiter Flussarm, im Sommer ohne weiteres zu durchschwimmen. Aber er mußte ja am Rande einer Bucht stehen, ging er in derselben Richtung fort, so kam er um die Bucht herum und in das Dorf.

      Wieder ging er los, hundert Schritt weit schien es, als biege die Küste um, näher schimmerten die Lichter, dann kam ein Knick, Gebüsch, Wald schoben sich dazwischen, die Lichter waren fort.

      Er kehrte wieder um. Da lag es von neuem, das Dorf mit seinen Lichtern, wütend starrte er hinüber, einen dicken Ast, der ihm die Mütze vom Kopf fegen wollte, riß er ab und schlug damit wild auf die Ufersteine los. Dann pumpte er seinen Brustkasten voll Luft, legte die Hände an den Mund und schrie: Hol über!

      Er schrie drei Minuten, er schrie fünf Minuten, er schrie unermüdlich Hol über, die Lichter blinzelten. Dann ging eines am linken Dorfende aus, dann eines in der Mitte. Er stand in atemloser Wut.

      Plötzlich war es ihm, als riefe etwas hinter ihm, nicht sehr weit ab: Halloh! Er fuhr herum, lauschte. Es war richtig, eine helle hohe geisterhafte Stimme rief nicht sehr entfernt: Halloh!

      Mit einem Ruck warf er sich wieder ins stachlige Geäst, die Stimme rief unermüdlich weiter: Halloh! Halloh! Brechend, tretend, selber rufend, kam er ihr näher, wieder wurde es heller, die Geisterstimme rief noch einmal Halloh! ... er brach durch die letzten Büsche, wieder stand er am Wasser, die Stimme war verstummt. Er rief, er rief, alles blieb stumm. Aber er war doch sicher, der, der eben noch gerufen hatte, mußte ja in seiner allernächsten Nähe sein, er fragte halblaut: Ist hier jemand?

      Nichts, nichts. Und plötzlich etwas wie ein leises Rascheln.

      Ja?! schrie er schreckhaft.

      Ein ruhiger Mann stand da, mit erhobenem Arm. Er ging zögernd auf ihn zu, er fragte: Haben Sie gerufen? Der Mann antwortete nicht, er ging noch einen Schritt, noch einen, fragte: Ja?

      Der Mann stand drohend und schweigend da, nun berührte er seinen Rock – nein, es war eine Weide.

      In diesem Augenblick fing es wieder an zu rufen, nicht übermäßig entfernt, aber doch immer so weit, daß es unmöglich der Rufer von eben sein konnte. Er stand da, er fühlte ein Schaudern, Kindergeschichten, Spukgeschichten fuhren durch seinen Kopf. Er erinnerte sich an eine Erzählung seines Vaters. Der war durch das Kirchdorf gegangen, die alte Behn hatte mit dem Reiserbesen vor ihrer Katentür gestanden. Plötzlich war sie vor den Augen seines Vaters fort gewesen, und ein Kolkrabe war schwarz und krächzend von der Schwelle hoch geflogen.

      Das hatte sein Vater noch mit eigenen Augen gesehen, und seitdem war die alte Behn von ihm zum Besprechen des Viehs in den Stall geholt worden.

      Die geisterhafte helle Stimme rief und lockte Halloh! Halloh! Er schüttelte alles von sich ab, rief einmal kurz Halloh und machte sich von neuem auf den Weg durch das Unterholz. Mit dem Wasser hier, nicht nur mit der Stimme, war es komisch, wohin er auch lief, er kam auf den Strand. Ihm dämmerte, daß es wohl ein Inselchen sein könnte, er machte kurz kehrt, befreite sich aus dem Gestrüpp und ging, so leise er nur vermochte, das Ufer entlang.

      Erst schien er von der Stimme abzukommen, aber dann klang sie rasch näher und näher. Er schlich immer sachter und langsamer, sie rief, rief jetzt in längeren Abständen ihr Halloh. Er war sehr nah an der Stimme, aber es war auch sehr dunkel, da der Wald beschattend bis dicht an den Strand trat. Er glaubte etwas Weißliches, etwas Graues zu sehen, er stand atemlos. Ja,


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