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Verschiedene Texte - Martin Luther


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Paulus weitläufig, Rom. 4, Gal. 3 und 4 und Hebr. 9, das Testament. Das sehen wir auch klar an diesen Worten Christi. Von seinem Tode spricht er, wenn er sagt: ›Das ist mein Leib, der gegeben wird; das ist mein Blut, das vergossen wird.‹ Die Erbschaft benennt er und bezeichnet sie, wenn er sagt: ›Zur Vergebung der Sünden.‹ Die Erben aber setzt er ein, wenn er sagt: ›Für euch und für viele‹, das heißt: für die, die das Versprechen des Erblassers annehmen und ihm glauben. Denn der Glaube macht hier zu Erben, wie wir sehen werden.

      Du siehst also, daß die Messe (wie wir sie nennen) eine von Gott gegebene Verheißung der Vergebung der Sünden ist. Es ist eine solche Verheißung, die durch den Tod des Sohnes Gottes bekräftigt wird. Denn eine Verheißung und ein Testament unterscheiden sich durch nichts anderes, als daß ein Testament zugleich den Tod dessen voraussetzt, der das Versprechen gegeben hat. Und der Erblasser ist dasselbe wie einer, der bei seinem Tode ein Versprechen gibt; wer aber ein Versprechen gibt, ist (um es einmal so zu sagen) ein Erblasser, der am Leben bleibt. Dieses Testament Christi ist in allen Verheißungen Gottes von Anfang der Welt an vorgebildet. Ja, alle alten Verheißungen haben in dieser neuen zukünftigen Verheißung in Christus ihre Kraft. Was sie auch immer vermocht haben, das hing an ihr. Daher sind diese Worte in der Schrift sehr gebräuchlich: Vertrag, Bund und Testament des Herrn. Dadurch wurde angedeutet, daß Gott dermaleinst sterben würde. ›Denn wo ein Testament ist, da muß noch der Tod eintreten des, der das Testament gemacht hat‹, Hebr. 9, 16: Gott aber hat ein Testament gemacht, deswegen hat er sterben müssen. Er konnte aber nicht sterben, wenn er nicht ein Mensch war. So ist eben in dem Wort ›Testament‹ ganz kurz beides zusammengefaßt: die Menschwerdung wie auch der Tod Christi.

      Daraus ist an und für sich schon klar, was der rechte Brauch und was der Mißbrauch, was eine würdige und was eine unwürdige Vorbereitung zur Messe ist. Denn ist sie, wie gesagt, eine Verheißung, so darf man nicht mit eigenen Werken, Kräften und Verdiensten hinzutreten, sondern allein mit dem Glauben. Denn wo das Wort des verheißenden Gottes ist, da ist der Glaube des Menschen nötig, der diese Verheißung ergreift. Es ist also klar, daß der Glaube der Anfang unserer Seligkeit ist. Der Glaube aber hängt am Wort des verheißenden Gottes, der ohne all unser Zutun uns umsonst und mit unverdienter Barmherzigkeit zuvorkommt und uns das Wort seiner Verheißung anbietet. ›Er sandte sein Wort und machte sie so gesund‹ (Ps. 107, 20). Nicht aber hat er unsere Werke angenommen und uns so erlöst. Das Wort Gottes ist das allererste; dem folgt der Glaube, dem Glauben die Liebe. Die Liebe endlich tut jedes gute Werk, denn ›sie tut nichts Böses, ja sie ist des Gesetzes Erfüllung‹ (Rom. 13, 10). Aber der Mensch kann auf keine andere Weise mit Gott übereinkommen oder handeln als durch den Glauben. Das bedeutet, daß nicht der Mensch durch irgendwelche seiner Werke, sondern Gott durch seine Verheißung das Heil schafft. Alles hängt, wird getragen und erhalten ›durch sein kräftiges Wort‹ (Hebr. 1, 3), durch das er uns geschaffen hat, ›damit wir wären die Erstlinge seiner Kreatur‹ (Jak. 1, 18),

      So hat er dem Adam, der nach dem Falle wieder aufgerichtet werden sollte, diese Verheißung gegeben und zur Schlange gesagt: ›Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen‹ (1. Mose 3, 15). In diesem Worte der Verheißung ist Adam mit den Seinen wie in Gottes Schoß getragen und durch den Glauben an diese Verheißung erhalten worden und wartete mit Geduld auf das Weib, das der Schlange den Kopf zertreten sollte, wie Gott verheißen hat. In diesem Glauben und in dieser Hoffnung ist er auch gestorben und wußte nicht, wann und welcher Art die Verheißung sein würde, aber er zweifelte nicht daran, daß sie sich erfüllen würde. Denn eine solche Verheißung errettet, weil es die Wahrheit Gottes ist, auch in der Hölle die Gläubigen, die auf sie warten. Darauf folgte die andere Verheißung, dem Noah gegeben, bis Abraham. Ihm wurde zum Zeichen des Bundes der Regenbogen gegeben. Durch den Glauben an diese Verheißung erlangten er und seine Nachkommen einen gnädigen Gott. Danach hat er Abraham versprochen, daß ›alle Geschlechter auf Erden in seinem Samen sollten gesegnet sein‹ (1. Mose 12, 3). Und das ist der Schoß Abrahams (vgl Luk. 16, 22), in welchen seine Nachkommen aufgenommen sind. Danach hat er Mose und den Kindern Israel, besonders dem David, eine ganz deutliche Verheißung von Christus gegeben. Durch sie hat er endlich geoffenbart, was für eine Verheißung den Alten geschehen war.

      So ist es schließlich zu der allervollkommensten Verheißung, zu der des neuen Testaments, gekommen, in welcher mit klaren Worten das Leben und Seligkeit umsonst verheißen und denen geschenkt werden, die der Verheißung glauben. Er unterscheidet auch mit einem deutlichen Zeichen zwischen diesem Testament und dem alten, wenn er sagt: das neue Testament Denn das alte Testament, durch Mose gegeben, war nicht eine Verheißung der Vergebung der Sünden oder der ewigen Güter, sondern der zeitlichen, nämlich des Landes Kanaan, wodurch niemand geistlich erneuert wurde, die himmlische Erbschaft anzutreten. Daher mußte auch ein unvernünftiges Tier (in Anspielung auf den Kreuzestod Christi) geschlachtet werden, durch dessen Blut das Testament bekräftigt wurde. Also: wie das Blut, so auch das Testament, wie das Opfertier, so auch die Verheißung! Aber hier sagt er: ›Das neue Testament in meinem Blut‹, nicht in einem fremden, sondern in seinem eigenen Blut, womit durch den Geist die Gnade verheißen wird, Vergebung der Sünden zu erhalten und die Erbschaft zu empfangen.

      Die Messe ist demnach ihrem Wesen nach eigentlich nichts anderes als die oben genannten Worte Christi: ›Nehmet hin und esset‹ usw., so als ob er sagte: Siehe, du sündiger und verdammter Mensch, aus lauter und unverdienter Liebe, mit der ich dich liebe – der Vater aller Barmherzigkeit will es so haben – verheiße ich dir mit diesen Worten, ehe du irgend etwas verdient und verlangt hast, Vergebung aller deiner Sünden und das ewige Leben. Und auf daß du dieser meiner unwiderruflichen Verheißung ganz gewiß seiest, will ich meinen Leib dahingeben und mein Blut vergießen und diese Verheißung mit dem Tode selbst bekräftigen und beides (den Leib und das Blut) zum Zeichen und Gedächtnis dieser Verheißung hinterlassen. Sooft du davon Gebrauch machst, sollst du mein gedenken und diese meine Liebe und Güte gegen dich preisen, loben und danksagen.

      Daraus siehst du, daß für eine würdige Messe nichts anderes gefordert wird als der Glaube, der sich fest auf die Verheißung verläßt, der daran glaubt, daß Christus in diesen seinen Worten die Wahrheit redet, und nicht zweifelt, ihm seien diese unermeßlichen Güter geschenkt. Auf diesen Glauben folgt bald von selbst die angenehmste Bewegung des Herzens, durch die der Geist des Menschen weit und kräftig gemacht wird (das ist die Liebe, durch den heiligen Geist im Glauben an Christus geschenkt), daß er zu Christus, einem so milden und gütigen Erblasser, hingerissen und gänzlich ein anderer und neuer Mensch wird. Denn wer würde nicht innig weinen, ja vor Freude an Christus fast sterben, wenn er ganz ohne Zweifel glauben kann, daß diese unschätzbare Verheißung Christi ihm zusteht? Wie sollte man einen solchen Wohltäter nicht liebhaben, der dem Unwürdigen, der weit anderes verdient hätte, solchen Reichtum und diese ewige Erbschaft anbietet, verheißt und schenkt, ehe man darum bittet?

      Darum ist das unser ganzes großes Elend, daß wir viele Messen in der Welt haben und niemand oder nur wenige diese Verheißungen und diesen angebotenen Reichtum erkennen, betrachten und annehmen. Dabei sollte in der Messe fürwahr nichts anderes mit größerem, ja mit ausschließlichem Eifer betrieben werden, als daß wir diese Worte, diese Verheißungen Christi, die wahrhaftig die Messe selbst sind, uns vor Augen hielten, sie bedächten und wiederholten, um durch diese tägliche Gedächtnisfeier den Glauben daran zu üben, zu nähren, zu vermehren und zu stärken. Denn das ist es, was er gebietet, wenn er sagt: ›Das tut zu meinem Gedächtnis.‹ Das sollte auch der Prediger tun, daß er diese Verheißung dem Volk treulich einprägte und anempfehle, um ihren Glauben daran zu erwecken.

      Denn Gott (wie gesagt) hat mit den Menschen niemals anders gehandelt, handelt auch (jetzt) nicht anders mit ihnen als durch das Wort der Verheißung. Wir hingegen können mit Gott niemals anders handeln als durch den Glauben an das Wort seiner Verheißung. Unserer Werke achtet er nicht, bedarf ihrer auch nicht; mit denen handeln wir vielmehr gegen die Menschen und mit den Menschen und uns selbst Aber dessen bedarf er, daß er von uns in seinen Verheißungen als getreu angesehen, mit Geduld erwartet und in Glaube, Hoffnung und Liebe verehrt wird. So kommt es, daß er seine Ehre in uns behauptet: nicht durch unser Laufen, sondern durch sein Erbarmen, Verheißen und Schenken empfangen und haben wir alles Gute (Röm. 9, 16). Siehe, das ist wahrhaft der Gottesdienst und die Anbetung, die


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