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Verschiedene Texte - Martin Luther


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und ihrer mit Zuversicht gedenkt, sie dem Herrn bekennt und sich freut, daß er noch so viel Hilfe zu seiner Seligkeit habe, daß er getauft ist, und seine gottlose Undankbarkeit verwünscht, daß er von dem Glauben und dem Vertrauen darauf abgefallen ist. Denn sein Herz wird wunderbar gestärkt und zur Hoffnung auf Barmherzigkeit ermuntert, wenn er bedenkt, daß die ihm geschehene göttliche Verheißung, die unmöglich lügen kann, daß sie noch unversehrt und unverändert ist und auch durch keine Sünde verändert werden kann, wie Paulus sagt, 2. Tim. 2, 13: ›Glauben wir nicht, so bleibt er treu; er kann sich selbst nicht verleugnen.‹ Diese Wahrheit Gottes, sage ich, wird ihn so erhalten, daß, wenn schon alles andere dahinfiele, diese Verheißung – vorausgesetzt, daß er an sie glaubt – ihn doch nicht verlassen wird. Denn er hat durch sie etwas dem Feind, der auf ihn losstürmt, entgegenzusetzen. Er hat etwas, was er den Sünden entgegenstellen kann, die sein Gewissen beunruhigen. Er hat etwas, womit er dem Schrecken des Todes und des Gerichts begegnen kann. Er hat schließlich, was ihm ein Trost in allen Anfechtungen sein kann, nämlich diese eine Wahrheit, daß er sagt: Gott ist wahrhaftig in seinen Verheißungen (Ps. 33, 4). Sein Zeichen habe ich in der Taufe empfangen. ›Ist nun Gott für mich, wer mag wider mich sein?‹ (Röm. 8, 31)

      Denn wenn die Kinder Israel, im Begriff Buße zu tun, vor allen Dingen des Auszuges aus Ägypten gedachten und sich mit dieser Erinnerung zu Gott, der sie herausgeführt hatte, zurückwandten – diese Erinnerung und eben diese Hilfe ist ihnen von Mose so oft eingeschärft und von David ins Gedächtnis gerufen worden –, wieviel mehr sollen wir dann an unseren Auszug aus unserm Ägypten denken und durch die Erinnerung daran zu dem zurückkehren, der uns durch das Bad der neuen Geburt herausgeführt hat, dessen Gedächtnis eben hierzu uns anbefohlen ist? Das kann am allerbesten im Sakrament des Brots und Weins geschehen. Denn so sind vor Zeiten diese drei Sakramente, die Buße, die Taufe und das Brot, in einem Gottesdienst gefeiert worden und half eines dem andern. So lesen wir von einer gottesfürchtigen Jungfrau, die, sooft sie angefochten wurde, sich allein auf die Taufe berief und ganz kurz sagte: ›Ich bin eine Christin.‹ Denn der Feind merkte bald die Kraft der Taufe und des Glaubens, der auf der Wahrheit Gottes beruhte, der da verheißt, und floh vor ihr.

      So siehst du, wie reich ein Christ, d.h. ein Getaufter ist, der, selbst wenn er schon wollte, seine Seligkeit auch durch die größten Sünden nicht verlieren kann, es sei denn, er wolle nicht glauben. Denn keine Sünde kann ihn verdammen außer dem Unglauben allein. Alle anderen Sünden werden, wenn der Glaube wiederkommt oder auf der göttlichen Verheißung besteht, die ihm in der Taufe widerfahren ist, in einem Augenblick durch denselben Glauben, ja durch die Wahrheit Gottes verschlungen. Denn Gott kann sich selbst nicht verleugnen, wenn du ihn bekennst und an ihm, der es verheißen hat, mit festem Vertrauen hängst. Aber die Zerknirschung und die Beichte der Sünden und danach die Genugtuung und alle jene von Menschen erdachten Bemühungen werden dich plötzlich im Stich lassen und dich nur unglücklicher machen, wenn du diese göttliche Wahrheit vergißt und dich in diese Dinge verlierst. Denn nichtiges Nichts und eine bloße Plage des Geistes ist alles, was außerhalb des Glaubens an die Wahrheit Gottes an Bemühungen geschieht.

      Gleichzeitig siehst du, wie gefährlich, ja wie falsch es ist zu meinen, daß die Buße die zweite Planke nach dem Schiffbruch ist, und wie schädlich so ein Irrtum ist zu glauben, daß durch die Sünde die Kraft der Taufe gänzlich vergangen und daß dieses Schiff leck geworden ist. Es bleibt dieses Schiff allein fest und unüberwindlich und wird niemals in einzelne Planken zerschellen. In ihm fahren alle, die zu dem Hafen der Seligkeit fahren, welches die Wahrheit Gottes ist, die in den Sakramenten etwas verheißt. Trotzdem geschieht es, daß viele unbesonnen aus dem Schiff in das Meer springen und untergehen. Das sind die, die den Glauben an die Verheißung verlassen und sich in die Sünde stürzen. Aber das Schiff selbst bleibt und setzt unversehrt seinen Kurs fort. Kann (der Herausgesprungene) durch irgendeinen Gnadenerweis zum Schiff zurückkehren, so wird er nicht mit einer Planke, sondern mit dem ganzen Schiff selbst zum Leben geführt: er ist dann der, der zu der festen und bleibenden Verheißung Gottes durch den Glauben zurückkehrt. Daher klagt Petrus (2. Petr. 1, 9) diejenigen an, die dadurch sündigen, daß sie vergessen haben, daß sie von ihren vorigen Sünden rein geworden sind. Ohne Zweifel tadelt er damit die Undankbarkeit gegenüber der empfangenen Taufe und ihren gottlosen Unglauben.

      Was hilft es nun, soviel von der Taufe zu schreiben und diesen Glauben an die Verheißung nicht zu lehren? Alle Sakramente sind eingesetzt, den Glauben zu stärken und den berühren sie so wenig, daß diese gottlosen Leute sogar sagen, niemand dürfe der Vergebung seiner Sünden oder der Gnade der Sakramente gewiß sein. Durch diese Ruchlosigkeit betören sie die ganze Welt und nehmen damit nicht allein das Sakrament der Taufe, in dem doch der Ruhm unseres Gewissens in erster Linie besteht, gefangen, sondern tilgen es auch gänzlich aus. Gleichzeitig wüten sie gegen die armen Seelen mit ihren Zerknirschungen, ängstlichen Beichten, (Berichten über alle) Umstände, Genugtuungen, Werken und dergleichen unzähligem Tand.

      Darum sieh zu, daß dich der Aufwand an Werken und die trügerischen Menschensatzungen nicht verführen, der göttlichen Wahrheit und deinem Glauben Unrecht zu tun. Beim Glauben an die Sakramente mußt du anfangen, ohne alle Werke, willst du selig werden. Auf den Glauben aber folgen die Werke, nur daß du den Glauben nicht so gering achtest, der doch unter allen anderen das vortrefflichste und schwierigste ›Werk‹ ist, durch das du allein, und wenn du schon auf alle anderen verzichten müßtest, selig wirst. Denn er ist ein Werk Gottes und nicht des Menschen, wie Paulus (Eph. 2, 8) lehrt. Alle anderen Werke wirkt Gott mit uns und durch uns, allein dieses wirkt er in uns und ohne uns.

      Daraus können wir klar erkennen, was für ein Unterschied bei der Taufe besteht: zwischen dem Geistlichen, einem Menschen, und dem Stifter, Gott. Denn der Mensch tauft und tauft nicht: er tauft, denn er verrichtet das Werk und taucht den Täufling unter; und er tauft nicht, denn er tut in diesem Werk nichts aus eigener Gewalt, sondern an Gottes Statt. Darum dürfen wir die Taufe aus den Händen eines Menschen nicht anders annehmen, als wenn uns Christus, ja Gott selbst mit seinen eigenen Händen taufte. Denn die Taufe, die wir aus eines Menschen Hand empfangen, ist nicht die eines Menschen, sondern Christi und Gottes. Ebenso ist auch eine jede andere Kreatur, die wir durch eines anderen Hand gebrauchen, allein Gottes. Hüte dich demnach, die Taufe so zu unterscheiden, daß du die äußerliche dem Menschen und die innerliche Gott zuschreibst. Beide schreibe allein Gott zu und halte die Person des Täufers nur für ein Werkzeug an Gottes Statt, durch welches der Herr, der im Himmel sitzt, dich mit seinen eigenen Händen in das Wasser taucht. Er ist es, der dir Vergebung der Sünden auf Erden verheißt, wenn er zu dir mit eines Menschen Stimme durch den Mund seines Dieners redet.

      Auf welche Weise die Taufe vollzogen wird, wenn sie nur nicht im Namen eines Menschen, sondern im Namen des Herrn geschieht, so macht sie mit Sicherheit selig. Ja, ich würde nicht zweifeln: wenn sie jemand im Namen des Herrn empfinge, obschon ein gottloser Diener sie nicht im Namen des Herrn gäbe, so wäre derselbe doch wahrhaftig im Namen des Herrn getauft. Denn die Kraft der Taufe ist nicht so sehr an des Taufenden als des Getauften Glauben und Gebrauch gebunden. Diese und dergleichen ängstliche Überlegungen und Fragen haben diejenigen angestellt, die dem Glauben nichts, den Werken und Zeremonien aber alles zuschreiben, wohingegen wir doch den Zeremonien nichts, dem Glauben allein aber alles zu danken haben, welcher uns durch den Geist von allen diesen ängstlichen Zweifeln und Meinungen frei macht.

      Das andere, was zur Taufe gehört, ist das Zeichen oder das Sakrament, nämlich das Eintauchen in das Wasser. Daher hat sie auch den Namen. Denn ›baptizo‹ heißt auf griechisch, was ›mergo‹ auf lateinisch bedeutet (›ich tauche ein‹), und ›baptisma‹ heißt ›Eintauchen‹. Denn, wie gesagt, neben den göttlichen Verheißungen werden uns auch Zeichen gegeben, die das darstellen, was die Worte bedeuten.

      Wir aber sollen die Augen auftun und lernen, mehr das Wort als das Zeichen, mehr auf den Glauben als das Werk oder den Gebrauch des Zeichens zu achten, und wissen, daß dort, wo Gottes Verheißung ist, der Glaube gefordert wird, und daß beides so notwendig ist, daß keines ohne das andere wirksam sein kann. Denn es kann nichts geglaubt werden, es sei denn eine Verheißung da, und es hat auch eine Verheißung keinen Bestand, sie werde denn geglaubt; wenn aber beides da ist und sie sich gegenseitig ergänzen, geben sie den Sakramenten die volle und sehr gewisse Wirkung. Darum die Wirkung des Sakramentes außerhalb der Verheißung und des Glaubens zu suchen, hieße sich umsonst bemühen und


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