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Predigten durch ein Jahr. Martin LutherЧитать онлайн книгу.

Predigten durch ein Jahr - Martin Luther


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daß er uns um der Sünde willen nicht will verdammen, sondern uns mit Gnaden annehmen. Dieses sind zwei Lehren, die sehr nötig und nütze sind; deswegen sollen wir sie fleißig merken und uns danach halten.

      Der leibliche Trost ist, daß Christus Petrus heißt einen Zug tun, und Petrus folgt und fängt über den Maßen viele Fische. Das mag ein feiner Hausvater sein: wer ihn nur in seinem Beruf und bei seiner Arbeit haben könnte, der würde bestimmt alles genug haben und keinen Mangel leiden. Aber der Evangelist gibt soviel zu verstehen, daß unser lieber Herr Christus nicht jedermann solches tun will; sondern allein denen, die eine ganze Nacht zuvor vergebens gearbeitet und danach Gottes Wort gehört haben. Das ist, er will den Frommen und Armen, die zuvor Not gelitten haben, mit seinem Segen helfen. Denn die Christen müssen hier auf Erden leiden und versucht werden. Wenn sie aber versucht sind, und dennoch treu am Wort bei ihrem Beruf und an der Arbeit bleiben, dann will Christus da sein und durch reichen Segen helfen.

      Das ist der eine Trost, der uns hier vorgehalten wird, daß wir glauben sollen; und obschon zuweilen wir Mangel haben, daß wir doch nicht verzweifeln noch ungeduldig werden sollen, sondern hoffen, es werde der Segen noch kommen. Denn also geht es Petrus und seinen Gesellen auch: die arbeiten die ganze Nacht umsonst, und können nichts fangen; aber da kommt Christus, unser lieber Herr, und gibt ihnen zuerst sein Wort und macht Christen aus ihnen; danach heißt er sie auf das Meer fahren und versucht sie noch einmal. Da folgt Petrus, und es gerät ihm sehr wohl. Also soll es mit uns auch gehen. Gott will uns nicht alle Fülle schon im Anfang geben. Denn wenn er es sofort gebe, wenn wir getauft und Christen geworden sind, würden wir meinen, wir hätten es von uns selber. Darum läßt er uns zuvor eine Zeitlang mangeln und daß wir uns an das Unglück gewöhnen, daß ein Mensch bei sich selbst verzagen und sagen muß: Wer weiß, wie es mir noch gehen wird, wie ich versorgt werde? Wo wir dann in der Hoffnung und am Wort festhalten, so will der liebe Herr und gute Haushalter bei uns sein, und sprechen: Sei du zufrieden, tue einen Zug, laß dich von der Arbeit nicht treiben und warte meines Segens.

      Denn das soll bei den Christen nicht sein, ob sie schon Mangel leiden, daß sie darum verzagen, Christus verleugnen, und ungeduldig darüber werden wollten; sondern hoffen sollen sie, es werde der Herr mit der Zeit noch geben, was sie bedürfen; sollen deswegen mit der Arbeit immer fortfahren und dabei bleiben. Denn Christus gibt dem Petrus hier die Fische nicht also, daß sie von selbst in den Kahn hinein springen: er muß auf die Höhe fahren, sein Netz ausbreiten, und sich, wie andere Fischer, zu dem Handel schicken, obwohl er jetzt zu einem Christen geworden ist; und muß den Herrn dafür sorgen lassen, ob er etwas fangen werde.

      Also solle es mit uns auch sein, in was für einen Stand Gott einen jeden gesetzt hat. Bist du Knecht, Magd, Herr, Frau, Bürgermeister, Fürst: so tue, was dein Amt ist, denn es hindert dich an deinem Glauben nicht, und kannst Gott in solchem Stand recht und wohl dienen; lasse Gott danach für dich sorgen, wie er dich ernähren und dir deine Notdurft schaffen werde; und erschrick nicht davor, ob du gleich eine Zeitlang Not leiden und mangeln mußt. Denn es kann eine Zeit kommen, die du nicht weißt, da Glück und Segen sich finden wird, wie es sich hier findet. Bleibe allein treu an Gottes Wort, und laß dich nicht müde noch ungeduldig machen. Wer aber solches nicht tut, sondern will bald, wenn es ihm einmal mißrät, das Netz wegwerfen, und in Ungeduld von seinem Beruf und Handel lassen und ein anderes anfangen, der müßte sein Lebtag ein Stümper bleiben, und würde nicht nach vorne kommen.

      Das ist die erste Lehre, daß wir sollen unverzagt sein, ob wir gleich Mangel spüren und uns Gott den Segen nicht sofort gibt, wie wir es bedürfen und gerne hätten. Denn es wäre nicht recht, daß Gott uns so bald geschehen läßt, wenn wir wollten. Arbeite eine Weile auch umsonst, wie Petrus, leide und sprich: ich muß meine Nacht auch haben und aufstehen, mit der Zeit wird es mein Vater im Himmel wohl anders machen. Wie man sagt: Man muß arbeiten, etwas leiden und wagen; alsdann will Gott mit seinem Segen auch kommen: doch sofern, daß man des ersten Stückes nicht vergesse, und mit Petrus dem Herrn Christus das Schifflein leihe, daß er sich darin setze und predige, und wir dem Wort fleißig zu hören und es wohl lernen.

      Und hier sehen wir eine besonders große Tugend an Petrus, der muß ja ein frommes Herz gewesen sein, daß er sich so fein brechen lassen kann und an das Wort so steif halten. Denn hier geht es wie sonst, daß unser Herr seine Gebote und Werke (wie es die Vernunft ansieht) sehr närrisch zu. Sonst hat es so eine Meinung mit dem Fischen, daß man am Mittag nicht viel fängt, die Nacht ist viel besser dazu. Auch pflegen die Fischer nicht mitten auf die See oder auf das Meer zu fahren; sondern bleiben am Lande, da gibt es viel Fische. Dieses aber dreht der Herr hier um, heißt Petrus auf die Höhe, das ist, wohl hinein auf die See fahren; und da sie zuvor die ganze Nacht nichts gefangen hatten, heißt er jetzt um den Mittag das Netz auswerfen. Solches fehlte Petrus wohl, daß es nicht aus der Kunst und aus dem Beruf geredet ist, antwortet deswegen sehr höflich: Ei, Herr, spricht er, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und nichts gefangen; und so es unserer Kunst nach gehen soll, ist wenig Hoffnung dabei, daß wir jetzt etwas fangen sollen. Aber dennoch auf dein Wort will ich es wagen; wo dasselbe nicht etwas besonderes schafft, so ist es verloren.

      Dies ist eine sehr feine, höfliche Antwort; denn sonst sollte er anders geantwortet haben: Lieber, lehre mich nicht; ich weiß gewiß, wie man Fische fangen soll, was du mir nicht lehren kannst. Predigen und Fischen ist zweierlei. Jenes kannst du; so kann ich das. Ich will dich nicht lehren predigen; lehre du mich auch nicht Fische fangen. Also würden wir vielleicht unserem Herrn auch geantwortet haben. Denn das ist unsere Art und Natur, daß wir immer klüger sein wollen, denn unser Herr Gott. Aber Petrus ist frömmer, läßt solche Gedanken alle fallen, und denkt: Ich kann vom Fischfang wissen was ich will, so will ich doch dies Wort nicht verachten, sondern ihm folgen. Hängt sich also mit ganzem Herzen an das Wort, und läßt Vernunft, Erfahrung und alles fallen.

      Dies ist ein feines Stücklein des Glaubens, wer es nur dem lieben Petrus nachtun, und alles, was uns einfällt, lassen und sich allein an das Wort halten. Denn das erfahren wir: ein Mensch hat es gern vom andern, daß man ihm glaube und folge; und wenn es gleich mißraten sollte, so zürnt man doch nicht darum. Wiederum ist es sehr verdrießlich, wenn der Herr im Haus etwas befiehlt, daß der Knecht nicht folgen will, spricht: Ei, Herr, er tut es nicht, ich habe es auch versucht und es ist mir nicht gelungen, darum will ich es nicht tun. Einen solchen Knecht würde niemand gern im Hause haben. Aber fürwahr, wir tun immer gegen Gott im Himmel, lassen uns die Vernunft irren, daß wir dem Wort nicht folgen, wie wir sollen. Wie man an den Sakramentsschwärmern sieht. Christus spricht: «Nehmet hin und esset, das ist mein Leib; trinket alle daraus, daß es mein Blut.» Nein, nein, sprechen sie, es ist sein Leib und sein Blut nicht, sondern nur ein Zeichen seines Leibes und Blutes; denn Christus sitzt zur rechten Gottes. Wollen also das Wort nach ihrer Vernunft beurteilen. Pfui dich mal an! Das heißt die Hühner lehren wie sie Ei legen und die Kühe lehren wie sie kalben sollen, wenn man unserem Herrn Gott will predigen lehren. Wie sollte uns so wohl gefallen, wenn unser Knecht und Magd sich also gegen uns hielten, das, was wir heißen, sie alles anders machen wollten?

      Darum achtet es Gott für eine große Ehre, wenn wir gegen ihn und sein Wort tun, wie Petrus hier: obgleich die Vernunft uns anders wo hin führen will, daß wir doch an uns halten, und sprechen: Vernunft hin, Vernunft her; da steht Gottes Wort und Befehl, dabei will ich es lassen. Wer also sich an das Wort halten kann, da lacht unser Gott und das ganze himmlische Heer. Den Leuten gefällt solcher Gehorsam auch wohl. Wenn ein Fürst seinen Diener etwas heißt, und er schnell hingeht und tut es, diskutiert nicht lange, wie es wohl werden soll, sondern denkt: Mein Herr hat es so gesagt, ich will es im Namen Gottes tun; gerät es, so gerät es ihm und mir; gerät es nicht, so mißrät es ihm; es ist närrisch befohlen, so ist es närrisch ausgerichtet. Was geht es mich an? Ich bin darum da, daß ich folgen soll. Wer gegen Gott und sein Wort solches auch tun könnte, wie wir denn zu tun schuldig sind, so würde größerer Friede auf Erden sein. Es würden weder Rotten noch Ketzer aufstehen, sondern alle Kirchen würden in der Lehre fein einträchtig und gesund bleiben. Aber weil man es nicht tut, und der meiste Teil klüger und diskutiert, und dem Wort nicht folgen will, kommt aller Irrtum und Uneinigkeit.

      Wohl ist es wahr, ohne Anfechtung geht es nicht ab. Wenn es uns geht, wie Petrus, daß wir auch eine Nacht vergebens gearbeitet: da fehlte es nicht, wir bekümmern uns, und murren bald, werden ungeduldig, und Denken, wir wollen alles stehen und liegen lassen, und davon gehen. Aber


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