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Predigten durch ein Jahr. Martin LutherЧитать онлайн книгу.

Predigten durch ein Jahr - Martin Luther


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urteilen; so würde der Teufel nicht so leicht einen Schaden tun.

      In weltlichem Regiment geht es auch also zu, welches gleich ein Beispiel und Gemälde der christlichen Kirche ist. Wenn die Fürsten sicher und unfleißig sind, nicht selbst ihres Amtes und Befehls warten, so wird das Land voll Heuchler. Denn sie trauen hier, sie trauen da, verlassen sich auf ihre Amtleute; die halten so Haus, wie es ihnen am besten nutzt. Darüber wird der arme Mann vergessen und beschwert; da gibt Gott endlich bösen Segen zu. Denn es ist nicht recht, daß Herren ihre großen Sachen und Händel wollen anderen befehlen und jedermann trauen, und sich der Händel nicht selbst annehmen. Sie sollen selbst in das Spiel sehen, Rechenschaft selbst einnehmen, und nicht weiter glauben, denn sie sehen, so würden sie desto weniger getäuscht.

      Also ist es auch im Haushalten. Wenn Herr und Frauen schnarchen, und dem Gesinde alles unter die Hände lassen und auf ihr gut Vertrauen stellen, so geht es nach dem Sprichwort: Ist der Meister nicht da, tanzen in die Mäuse auf dem Tisch. Wahr ist es, trauen soll und muß man; denn es ist ein schändliches Ding wer immer nur mißtrauisch ist, niemand etwas gutes zutraut: aber es soll alles auch ein Maß haben, daß man nicht zuviel traue; sondern selbst mit zu sehr, und durch zuviel Vertrauen, wie häufig geschieht, dem Gesinde nicht Ursache zum sündigen gebe.

      Nun soll aber das Gesinde auch nicht sicher sein, sondern fleißig sich halten nach dem Befehl ihrer Herrschaft, und sich durch böse Gesellschaft davon nicht abführen lassen. Denn wie kann es da wohl zu gehen, wenn Vater und Mutter zum Kinde, Herr und Frau zum Gesinde sprechen: Tue das; daß sie sich ihre Gesellen überreden lassen, daß sie daß, so ihnen befohlen ist, lassen anstehen und etwas anderes tun? Gehen dabei spazieren, spielen, zechen, wo sie doch im Hause arbeiten, daß und jenes tun sollten. So eine Gesellschaft stellt sich aber nicht, daß sie böse wären, sondern geben sehr gute Worte; aber weil sie zum Ungehorsam Ursache geben, ist es der leidige Teufel; dem sollst du nicht folgen.

      Mancher Knecht oder Magd hat einen guten Dienst bei ehrlichen frommen Leuten, die nicht gern Unzucht oder Leichtfertigkeit an den ihren sehen oder leiden wollen. Aber was hat der Teufel durch böse Mäuler zu schaffen? Hier kommt eins, dort eins, und sagt: Was willst du?, willst du dich einsperren lassen und so hart halten lassen? Du könntest keine Sache wohl verbessern, an einem Ort sein, wo es dir besser ginge, wo du mehr Lust hätte ist, nicht so hart arbeiten und bessere Tage hättest. Mit solchen Worten ist ein einfältiger Mensch bald beredet, denkt nicht, daß man es böse mit ihm meine, ja, hält solche feinen Mäuler für gute Freunde, obwohl sie doch die ärgsten Feinde sind. Denn einem jungen Menschen ist nichts schädlicher, denn wo man ihm seinen Willen läßt, nicht anhält und treibt zur Zucht und Arbeit.

      Also geht es immer in allen Ständen, daß der Wolf sich findet und in die Herzen von dem Wort reißt. Denn der Teufel kann weder das Wort in der Kirche, noch ernste gute Worte in weltlichem Regiment, noch den Gehorsam in den Haushalten dulden, sondern alles, was Gott geordnet hat, daß muß er verderben, in der Haushaltung und weltlichem Regiment sowie in der Kirche. Denn das ist Gottes Ordnung und Wille, daß sein Wort in der Kirche, im Regiment gute Ordnung und Gesetze, und in Haushalten ernste Zucht und Gehorsam erhalten werde. Da legt sich der Teufel dagegen, daß er solche gottselige, notwendige Ordnung zerrütteln will. Darum sollen wir uns mit Fleiß vorsehen, nicht sicher sein; denn wir leben nicht unter vielen frommen Christen, der meiste Teil ist arg und falsch, kann sich dennoch schmücken mit den Schafskleidern, daß man den Wolf nicht erkennen kann.

      Solches aber geschieht am meisten und ist am gefährlichsten in der Kirche: da kommen alle Rotten, Schwärmer und Ketzer mit dem Schein, wie ihnen viele an der Leute Seelen Seligkeit gelegen, und sie gern Gottes Wort rein und die Wahrheit gefördert wollten sehen. Wenn solche Schafskleider die armen Schäflein sehen, dann denken Sie, es sei pures Gold, platzen bald darauf und lassen es sich gefallen. Denn wer wollte nicht gern Gottes Wort hören und in die Wahrheit erkennen? Aber da sollten die Christen lernen, daß der Teufel die Wahrheit ebensowohl nennen und Gottes Wort rühmen kann, als die frommen Christen. Darum sollten sie sagen: «Ich will Gottes Wort und die Wahrheit auch gern hören; aber daneben nicht zuviel trauen, sondern sehen, ob es sich mit meinem Katechismus auch reimt, und mit der Predigt, die ich bisher gehört habe. Wer also fein achtsam ist, und nicht bloß glaubt, sondern auf das Wort sieht, der ist genesen und unbetrogen. Wer es aber nicht tut, dem ist es unmöglich, daß er nicht sollte verführt werden.

      Also dient es mit Eva im Paradies: da kam der Teufel mit guten, glatten Worten, machte unsern Herrn Gott so fromm, als könnte man ihn nicht erzürnen. Hat er doch, sprach er, euch den ganzen Garten gegeben, daß hier alles genießen sollte; wie käme er denn dazu, daß er nun diesen einzigen Baum euch nicht gönnen sollte, der euch nicht schaden, sondern dazu dienen kann, daß ihre Weise werdet, wie er? Das waren glatte, süße Worte, die der Eva eingingen, daß sie dahin fiel und vergaß das Gebot Gottes. Da war es aus mit ihr. Am ersten, da der Teufel an sie setzte, handelte sie sehr klug, und schlug den Teufel hinweg mit dem Befehl, welchen ihnen Gott gegeben hatte. Aber da er wieder an hielt und darauf drang: Wo ihnen Gott den Baum verboten hätte, so müßte er ein neidischer, untreuer Gott sein, der ihnen nicht gönnte, daß sie so klug würden als er; da ließ sie das Wort fahren, brach den Apfel ab und aß ihn; dadurch sie und wir alle in alles Unglück und den ewigen Tod gefallen sind.

      Um dieser Gefahr wegen, daß wir nicht auch vom Teufel durch seine Apostel verführt werden, warnt uns der Herr hier und sagt: «Sehet euch vor.» Als wollte er sagen: Werdet ihr verführt, so ist die Schuld nicht meine, sondern euer. Ursache, ich habe euch mein Wort rein und lauter gegeben, daß soll euer Hut und Licht sein, daß euch vorleuchte. Schaut nur ihr darauf, und laßt dieses Licht nicht aus den Augen, sondern haltet euch fest daran. Höret ihr jemand dagegen reden, daß mit meinem Wort nicht stimmt, so sprecht: Ich höre nicht; hier ist mein Licht, daß leuchtet mir anders.

      Also hatte uns Gott genug gegeben, daß er uns sein Wort gegeben hat, und gewarnt, daß wir uns hüten vor den falschen Propheten, ist deswegen wohl entschuldigt. Wir aber sind nicht entschuldigt, wenn wir am Wort nicht halten und dem Wolfsgeschrei zuhören; selbst wenn unsere Not groß ist, daß wir es nicht tun sollten. Denn er ist ein Lügner und Mörder, der nichts anderes begehrt zu tun, denn zu verführen und würgen.

      Wie er bald dem Anfang im Paradies mit Adam und Eva bewiesen, und sie mit allen ihren Nachkommen in Sünde, Tod und Zorn Gottes geworfen hat. Aus solchen Jammer uns unser barmherzige Gott und Vater im Himmel durch seinen Sohn geholfen, daß wir von Sünden und Tod sind selig geworden. Darum schleicht der Feind uns wieder nach, ob er aus solcher Gnade uns rücken und in den alten Unfall bringen könnte. Da müssen wir uns wohl vorsehen, und treu am Wort halten, sonst sind wir verloren.

      Das sei von diesem Evangelium zum schlechten, einfältigen Unterricht gesagt, weil der Herr uns heißt vor falschen Propheten hüten und vorzusehen, daß wir beim Wort bleiben und uns davor nicht sollen abführen lassen, sondern alles, was dem Wort zuwider ist, als den Teufel selbst fliehen. Solches wäre auch genug. Denn, wie gehört, wer diesem Licht folgt und es nicht aus den Augen läßt, der ist genesen.

      Aber der Herr läßt es bei solchem einfachen Unterricht nicht bleiben, sondern gibt seinen Christen zwei Regeln, nach denen sie sich halten sollen, so werde es mit ihnen nicht Not haben. Die erste ist, daß sie sich durch Schafskleider nicht betrügen lassen sollen, noch nach dem Kleid ihr Urteil richten. Denn gleich wie die Wölfe, wenn sie hungrig sind, bellen und heulen wie Hunde, ob sie Vieh oder Menschen damit betrügen könnten: also tun die falschen Propheten auch, kommen mit einem köstlichen Schein, geben eine große Heiligkeit vor. Da soll sich niemand dran kehren. Dies ist die eine Regel, an der sehr viel gelegen ist.

      Nun ist erstlich dies das Schafskleid, darin sich die falschen Geister kleiden und damit schmücken, daß von ihnen keiner kommt, der da bekennt, daß er die Leute verführen will und nicht richtig predigen. Mit guten, glatten, sanftem Worten kommen sie, gegeben vor, wie sie der Eifer Gottes treibe, und sie am armen Volk den Jammer nicht länger sehen mögen, daß man so lange die Wahrheit ihnen verschwiegen habe. Diesen Worten ist der einfache Mann an bösen Buben nicht gewohnt, fällt darauf rein, und hält es für lauter Heiligtum, was diese Schleicher sagen und tun. Aber ein Christ soll lernen (wie oben auch gemeldet), daß der Teufel nicht kommt als ein Teufel, sondern als wäre er Gott. Also pflegen diese Wölfe auch nicht zukommen wie Wölfe; sondern legen eine Schafshaut an, daß


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