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Predigten durch ein Jahr. Martin LutherЧитать онлайн книгу.

Predigten durch ein Jahr - Martin Luther


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euren verheißenen Schatz mit Freuden an, der euch vom Fluch und Verdammnis erledigt und selig gemacht hat. Und ist solche Botschaft besonders den höchsten im Volk vorgetragen, die im geistlichen und weltlichen Regiment waren. Aber was taten sie dazu?

      Sie fingen alle an nach einander sich zu entschuldigen.

      Das ist eine Lektion für die Gäste, die mit Christus zu Tische sitzen, und besonders für den unnützen Schwätzer, der Christus am Tisch meistern will und viel vom Brot im Reiche Gottes predigt: «Selig ist, der das Brot ißt im Himmelreich.» Ja, spricht er, willst du wissen, wie selig du bist, ich will dir es sagen: es ist schon angerichtet; Johannes, der Täufer, ist da; ich und meine Apostel bitten euch jetzt zu Tisch: aber ihr bleibt nicht allein draußen, sondern wollte euch noch entschuldigen und rein sein; versündigt euch also zweifach: daß ihr das Evangelium verachtet, und wollt dennoch recht getan haben, dazu noch heilig, fromm und klug sein. Dieses ist eine verdrießliche Sünde. Denn an dieser wäre es viel, viel zuviel, daß man unseres Herrn Gottes Wort nicht annimmt und nicht glaubt; daß man aber noch weiter fährt, und verachtet und will noch dazu gerecht sein, dieses ist sehr schlimm und nicht zu leiden. Wie die Katholiken jetzt auch tun: sie wollen noch darum gerühmt sein, daß sie das Sakrament nur unter einer Gestalt gegeben, die Ehe verboten und anderes gottloses Wesen in der Kirche angerichtet habe; ja verdammen noch uns dazu, ermorden und jagen die Leute, die diese Greuel nicht annehmen wollen.

      Die Juden machen es ebenso, und entschuldigen sich, da sie geladen werden, und sprechen: Sie könnten diese Lehre nicht annehmen; denn sie wäre gegen das Priestertum und Gesetz, daß Gott selbst durch Mose gegeben hätte, es möchte sonst Zerrüttung im Regiment folgen, welches Gott selbst geordnet hat. Darum entschuldigt sich hier der erste mit dem Acker, der andere mit den Ochsen, und beide meinen, es sei wohl und richtig getan; der dritte entschuldigt sich hier gar nicht, sagt schlecht ab, er könne nicht kommen. Dies sind dieser Heiligen Entschuldigungen gegen das Evangelium, daß sie erstlich das Gesetz Mose und ihren Gottesdienst vorbringen. Denn weil die Apostel predigten, daß weder Gesetz, Tempel, noch Priester nötig wären, weil der rechte Hohepriester vorhanden wäre, Jesus Christus, aus dem Stamme Juda, durch dasselbe Opfer allein müßte man selig werden; diese Predigt wollten sie nicht leiden, sondern ihr Gesetz behalten; ließen also Christus und das Evangelium fahren, und warten bis auf den heutigen Tag auf ihren Führer, wann ihr Messias kommt, und das alte Priestertum und Königreich, wie es gewesen ist zu der Zeit David, wieder aufrichte.

      Dieses führt hier Christus mit dem kaufen vom Acker an, daß der erste sagt: «Ich will meinen Acker beschauen»; das ist, wir Priester müssen arbeiten und ernten, das ist, müssen das Volk regieren (wie Christus auch die Prediger Ackersleute heißt, die das Evangelium säen), wir müssen unseres Priestertum warten. Weil aber die Lehre der Apostel dagegen ist und auf einen anderen Priester und ein anderes Opfer zeigt, verdammen wir diese falsche Lehre und wollen zu diesem Abendmahl nicht kommen. Also entschuldigen sich auch die anderen, so im weltlichen Regiment waren, mit den Ochsen. Denn Ochsen heißen die Regenten im Volk (Psalm 22, 13: «Große Farren haben mich umgeben, fette Ochsen habe mich umringt «). Denn sie dachten: Wir haben ein Königreich und Regiment, von Gott selbst gestellt; da müssen wir bleiben, und sehen, wie wir es erhalten. Wenn wir aber dieser neuen Lehre anhängen, sollten wir wohl alles verlieren; darum immer weg mit dieser Predigt! Die dritten sagen: Das Evangelium ist eine Lehre, die will nicht lassen geizen, sondern lehrt alles in eine Gefahr setzen, Leib und Leben, Geld und Gut, um Christi willen; darum wollen wir nicht kommen, sondern unsere Häuser ohne diese Gefahr behalten. Denn Weib nehmen heißt hier nicht damit Unzucht treiben oder etwas Böses und unehrliches vorhaben, sondern sich das vornehmen, womit ein Hauswirt umgeht, daß man denkt, wie man wohl sein Haus erhalte und mehre. Denn die Juden sahen darauf, wie Mose ihnen, wenn sie fromm wären und Gottes Gebot hielten, verheißenen hatte zeitlichen Segen, das Vieh, Acker, Weib, Kind, alles gesegnet sein sollte. Darum trachten sie nur danach, daß sie Küche und Keller voll haben und reich werden, und meinten dann, sie wären fromm und Gott hätte sie so gesegnet.

      Also entschuldigen sich die Katholiken auch und sagen: die Lehre sei wohl richtig, aber man müsse dennoch bei der Kirche bleiben und keine Trennung anrichten, sonst würde Aufruhr und Spaltung folgen. Haben auch somit Sorge, wenn sie das Evangelium annehmen, sie müssen ihre Kirche oder Obrigkeit dadurch verlieren, obwohl doch das Evangelium allein die richtige christliche Kirche erbaut und gegen alle Gewalt und Aufruhr schützt. Dazu hindert sie der Geiz auch, daß sie nichts bei dem Evangelium sehen, als lauter Armut und Verfolgung. Aber wie wird es ihnen gehen? Genau wie den Juden, die haben so lange und fest über ihrem Gesetz, Priestertum, Königreich und Gütern gehalten, daß sie zuletzt ganz und daran gescheitert sind und alles verloren haben, daß sie jetzt im Elend, unter fremden, wie auf einer Schaukel sitzen, und dazu dieses Abendmahl verlieren müssen, wie der Hausvater sagt: «Ich sage euch, daß der Männer keiner, die geladen sind, mein Abendmahl schmecken wird.» Doch er will es nicht vergebens zugerichtet haben; darum sieht er sich nach anderen Gästen um, wie nun folgt:

      Da ward der Hausvater zornig, und sprach zu seinen Knecht: Gehe aus bald auf die Straßen und Gassen der Stadt.

      Als wollte er sagen: Nun, weil es euch darum zu tun ist, daß ihr euren Acker und Ochsen besehen und Weiber nehmen wollt, und mein Abendmahl darüber versäumen, das ist, ihr wollt euer Priestertum, Königreich und Reichtum erhalten, mich und mein Evangelium fahren lassen: will ich die Sache so machen, daß hier alles, so hier auf diese Weise zu erhalten denkt, verlieren sollt, dazu mein Abendmahl auch nicht schmecken, und mir andere Gäste schaffen. Darum gehe du hin, Knecht, auf die Straßen und Gassen in die Stadt, und führe die Armen und Krüppel, Lahmen und Blinden herein. Dieses ist so unter den Juden geschehen. Denn da die großen Herrn, Fürsten und Priester, und was das beste im Volk war, daß Evangelium nicht annehmen wollten, aus der Ursache wie oben angezeigt, hat unser Herr Gott die geringen Fischer, das arme, elende und verachteste Häuflein, angenommen. Wie Paulus im erste Korinther 1,26 ff.: «Sehe an, lieben Brüder, euren Beruf: nicht viel Weise nach dem Fleische, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen, sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählet, daß er die Weisen zu Schande machte; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählet, daß er zur Schande machte, was stark ist; und das Unedle vor der Welt, und das Verachtete hat Gott erwählet, und das da nichts ist, daß er zunichte machte, was etwas ist.» Nach diesen Spruch ist der meiste Teil, was in diesem Volk weise, heilig, reich, gewaltig gewesen ist, von Gott darum verworfen worden, daß sie das Evangelium nicht annehmen wollten. Dagegen hat Christus die albernen, einfältigen, geringen Leute angenommen, als, Petrus, Andreas, Philippus, welches arme Fischer und Bettler waren, die niemand groß achtete, daß sie den Priestern und Fürsten im Volk die Schuhe wischen sollten. Denn sie waren die Grundsuppe, und wie es Jesaja sagt, die Hefen von dem guten, köstlichen Wein; und allein die Hefe sind geblieben, die der Herr hier Arme, Lahme, Krüppel und Blinde heißt. Diese kommen zu den Gnaden und Ehren, daß sie auf diesem Abendmahl Liebe Gäste sind und alle Fülle habe.

      Das nun der Pharisäer sagt: «Selig sind die, die das Brot im Reich Gottes essen»; Ja, antwortet Christus, selig sind die; aber dir und deinesgleichen ist es nur zu tun um einen Acker und Ochsen, davon redest du. Darum sollst du wissen, daß ein Abendmahl angerichtet ist, davon die Armen essen sollen, wie Christus in Matthäus 11,5 spricht: «Den Armen wird das Evangelium gepredigt»; denn die Gewaltigen, Heiligen, Weisen wollen es nicht haben und sollen es auch nicht haben. Das heißt ja den Juden richtig den Kopf waschen, und besonders diesem hier, der so klug sein will und Brot im Himmelreich essen, und dennoch das Priestertum und Königreich erhalten will, es bleibe Christus und sein Evangelium, wo er wolle. Denn also steht sein Herz, daß er des Herrn Christi gar nicht bedürfte zum Himmel; sondern unser Herr Gott werde zu ihm und allen Juden sagen: Kommt, die Juden, und besonders ihr Priester ihr Heiligen, ihr Fürsten, ihr fetten Bürger, euch ist das Abendmahl bestellt. Ja, sagt er, wahr ist es, geladen seid ihr; aber ihr achtet es nicht und entschuldigt euch, und wollt auch noch Recht haben. Darum lasse ich euch gehen, und nehme eher das geringe Volk an, die Krüppel und Lahmen.

      Dieses alles geht vom Evangelium allein auf die Juden. Denn er sagt von den Lahmen und Krüppeln, die auf der Straße und der Gasse in der Stadt sind, und heißt das Judenvolk eine Stadt, darum daß sie ein ordentliches und wohl geordnetes Volk gewesen sind, und haben das Gesetz, Gottesdienst, Tempel, Priester, König, alles von Gott selbst geordnet und durch Mose angerichtet.


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