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Hartkeks & Kaffee. John Davis BillingsЧитать онлайн книгу.

Hartkeks & Kaffee - John Davis Billings


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auch umherfliegende Kugeln und Granaten aus 12-Pfünder-Geschützen gesehen. Die Projektile aus Kanonen mit gezogenem Lauf flogen zu schnell, um sie sehen zu können.

Grafik 149

      Kapitel 04: Das Leben in Zelten

      "Herr, er hat eine Feueresse in meines Vaters Hause gebaut

      und die Backsteine leben noch bis auf diesen Tag, die es bezeugen können."

      – William Shakespeare, 'Heinrich VI.'

      Im vorangegangenen Kapitel habe ich mit einiger Ausführlichkeit die grundlegenden Varianten von Zelten beschrieben, mit welchen unsere Truppen im Kriege ausgerüstet wurden. In diesem Kapitel möchte ich das Alltagsleben in diesen Zelten nach der Errichtung eines Lagers schildern. Ich bitte den geneigten Leser, mich nun in ein einfaches Sibley-Zelt ohne Palisadenunterbau zu begleiten. Bei kaltem Wetter werden wir darin den kegelförmigen Ofen vorfinden, den ich bereits erwähnt habe. Diese Öfen eigneten sich nicht zur Nahrungszubereitung und in der Nacht bestand die sehr reale Gefahr, dass sie die Decke eines schlafenden Soldaten in Brand steckten, weswegen häufig eine Basis aus Stein oder Backstein unter ihnen errichtet wurde. Auf diesen Steinen wurde gekocht, wobei der eigentliche Ofen als Rauchfang fungierte. Die durch die Regierung ausgegebenen Ofenrohre waren nicht lang genug, um die Öffnung in der Zeltspitze zu erreichen und so musste jede Zeltgemeinschaft entweder auf eigene Kosten eine entsprechende Verlängerung besorgen oder der Himmel ihres Zeltes wurde so schwarz und rußig wie der Abzug einer Esse.

      Das Dutzend Männer, das ein Sibley-Zelt belegte, schlief mit den Füßen zur Zeltmitte hin ausgerichtet. Der begehrteste Schlafplatz war jener, der dem Eingange gegenüberlag, da man dort niemals im Wege war, wenn ein Kamerad das Zelt verließ oder betrat, obwohl man dann selbst freilich der größte Störenfried war, wenn man ein- oder ausging. Die größte Platznot herrschte in diesen Zelten stets zur Essenszeit, da man aufgrund ihrer Form nur in einem kleinen Bereich um die Mitte herum stehen oder aufrecht sitzen konnte. Auch wenn die bei einem solchen Gedränge unvermeidlichen Missgeschicke für einiges Murren sorgten und die üblichen Possen der "Jonas" und der "Plagen" (von diesen beiden Charakteren wird noch die Rede sein) einige Gemüter erhitzten, so waren diese Grüppchen insgesamt doch recht familiär und gesellig.

Grafik 150

      Innenansicht eines Sibley-Zeltes

      Die Arten, auf welche die Männer in diesen Zelten (und generell in allen Zelten) ihre Zeit verbrachten, variierten mit den Vorlieben der jeweiligen Bewohner. Es war Soldaten mit gleichen Interessen nicht immer möglich, sich ein Zelt zu teilen und genauso wie die Männer im Zivilleben verschiedene Berufe ausgeübt hatten, so unterschieden sie sich auch in ihren sozialen Gewohnheiten und ein jeder vertrieb sich seine Freizeit auf seine eigene Art. Natürlich schrieb jeder Soldat mehr oder weniger häufig Briefe, aber einige der Männer schienen nahezu ihre gesamte Freizeit mit dem Verfassen von Briefen zu verbringen. Besonders zu Beginn ihrer Soldatenzeit waren die Männer anfällig für exzessives Briefeschreiben. Hierbei diente zumeist die auf den Oberschenkeln ruhende Seitenwand einer Hartkekskiste als Schreibunterlage.

Grafik 151

      Brief an die Lieben zu Hause

      So mancher Leser wird sich noch daran erinnern, dass in den frühen Kriegsmonaten die Silberwährung nahezu völlig von der Bildfläche verschwand, da ihr Wert in schwindelerregende Höhen schoss. An die Stelle des rar gewordenen Münzgeldes traten Briefmarken. Es war dies in der Zeit, bevor die Regierung die Silberwährung durch Papiergeld ersetzte und obgleich die Verwendung von Briefmarken als Zahlungsmittel nicht offiziell von der Regierung autorisiert war, wurden sie doch von jedermann als Geldersatz anerkannt. Besonders jene Soldaten, die sich auf den Weg von der Heimat an die Front machten, trugen enorme Mengen an Briefmarken mit sich. Einige von diesen waren bereits arg mitgenommen, aber das konnte nicht weiter verwundern, da sie bereits durch unzählige Hände gegangen waren. Es war üblich, Marken im Gesamtwerte von 25 bis 50 Cents in kleine Briefumschläge zu stecken.

      Wohl jeder alte Soldat kann sich an den widerlichen Anblick erinnern, wenn man nach einem Marsch an einem heißen Tag eine seiner Marken für einen Brief hervorkramen wollte und sah, was Regen, Schweiß, Druck und Reibung mit dem eigenen Vorrat angerichtet hatten. Man konnte sich glücklich schätzen, wenn es einem gelang, aus dem verklebten Klumpen von bis zu hundert Marken noch ein ganzes Exemplar herauszuschälen. Zwar konnte man sie mit etwas Geduld voneinander ablösen, aber danach musste man sie auf einem Blech trocknen, da sie so klebrig waren. Zu einem späteren Zeitpunkt erließ der Postminister eine Order, die es Soldaten gestattete, unfrankierte Briefe zu versenden, doch wenn ich mich recht entsinne, musste man "Soldatenpost" auf den Umschlag schreiben. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Reim ein, mit dem angeblich ein Soldat stets seine Briefe kennzeichnete. Er lautete folgendermaßen:

      "Soldatenpost, noch ungelesen,

      Hab außer Hartkeks nichts zu essen,

      Ich hoffe, die Post wird zugestellt,

      Bin pleite, doch bald gibt es Geld."

      Während des Krieges kamen zahllose ausgeschmückte Briefumschläge auf den Markt. Ich hörte von einem jungen Manne, der mehr als 7.000 verschiedene Varianten von ihnen gesammelt hatte. Auch ich besitze einige Exemplare, die ich nach dem Kriege in dem stattlichen Packen meiner eigenen Feldpost fand. Einen Umschlag umrahmt eine Reihe von 34 roten Sternen (die damalige Anzahl der Staaten in der Union) und auf jedem Stern prangt das Kürzel eines Staates. Am linken Rand des Umschlages befindet sich ein Adler, welcher in seinen Klauen einen Schild und ein Banner hält, mit der Aufschrift "Liebet einander". Ein anderer Umschlag zeigt die Erde und das sie umgebende Weltall sowie den Schriftzug "Vereinigte Staaten" in großen Lettern; darüber thront ein Adler. Dieses Bild ist eingefasst von dem Motto "Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden." Ein dritter Umschlag ist geschmückt mit einem umrahmten Portrait George Washingtons und der Unterschrift "Ein Mann aus dem Süden mit unionstreuen Prinzipien". Ein viertes Exemplar zeigt einen mit Geldsäcken beladenen Reiter, der in gestrecktem Galopp auf seinem Pferd dahinjagt. Darunter findet sich der Schriftzug "Floyd auf seinem Heimweg in den Süden: 'Alles, was die Sezessionsstaaten verlangen, ist, dass man sie in Frieden lässt.'" [Anm. d. Übers.: John B. Floyd, Kriegsminister in Präsident Buchanans Kabinett, musste nach einem Korruptionsskandal sein Amt niederlegen. Im Sezessionskrieg diente er kurzzeitig als konföderierter Brigadier-General.] Ein weiterer Briefumschlag zeigt einen aufrecht stehenden Neger mit einem breiten Grinsen, der eine Hacke in der Hand hält. Er spricht die Worte: "Dieses Menschenkind kann der Massa nicht mehr besitzen und das ist eine Tatsache!" und unter dem Bild steht geschrieben: "Unsere neueste Kriegsbeute". Auf etlichen Umschlägen prangen die Portraits von Unionsgenerälen aus den frühen Kriegsjahren. Andere zeigen den an einem Stricke baumelnden Jeff Davis. Auf unzähligen Exemplaren erscheinen die Nationalfarben in verschiedensten Formen. Alle diese Briefumschläge spiegeln zu einem gewissen Grade die damals im Norden herrschenden Gefühle wider. Die Christliche Kommission stellte den Armeen ebenfalls großzügige Mengen von Umschlägen zur Verfügung, auf denen ihr Emblem und das Wort "Soldatenpost" aufgedruckt waren.

      Neben dem Briefeschreiben waren auch alle erdenklichen Kartenspiele ausgesprochen beliebt. Häufig wurde um Geld gespielt. Die Kartenspiele Cribbage und Euchre waren am populärsten. Viele Männer lasen Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben und eine Geschichte konnte gar nicht so hanebüchen, dümmlich oder reißerisch sein, dass sich nicht irgendwo ein Soldat gefunden hätte, der gelangweilt genug war, um sie begierig zu verschlingen. Zumindest von mir selbst kann ich mit Gewissheit sagen, dass ich weder vor meiner Soldatenzeit noch danach jemals dermaßen viel Schund gelesen habe. Der Geist wollte beschäftigt sein und wenn nichts besseres zu haben war, gab er sich mit Belanglosem zufrieden. Hier hätte die Christliche Kommission oder irgendeine andere Vereinigung viel Gutes bewirken können, wenn sie die Soldaten mit literarisch wertvollen Werken versorgt hätte. Auf diese Weise hätte wohl so mancher ansonsten lesefaule


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