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Tabu Liebe verlässt dich nie. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.

Tabu Liebe verlässt dich nie - Ute Dombrowski


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weinte unaufhörlich.

      „Wenn Daniel nicht mehr da ist, was soll ich dann noch auf dieser Welt? Warum bin ich nicht mitge­flogen? Wir wären jetzt zusammen, für immer zusammen.“

      Cora erwiderte mit Gänsehaut: „Sag das nicht, bitte! Daniel ist nicht hier, aber er ist immer bei dir. Das weißt du doch. Er wäre totunglücklich, wenn dir etwas passiert wäre. Tust du mir den Gefallen und trinkst ein wenig Wasser? Ich muss mir sonst noch mehr Sorgen machen.“

      Katja nickte und Cora stand auf, um ein Glas mit frischem Wasser zu füllen. Das reichte sie Katja, die zwei kleine Schlucke trank.

      „Du musst wieder zu Kräften kommen, Schatz. Am Freitag ist die Beerdigung. Soll ich dir davon erzählen? Kannst du das verkraften? Daniel und Karim hätten sich gewünscht, dass du Abschied nimmst. Auch Thea und Richard.“

      „Ich weiß“, sagte Katja und strich sich über die Lippen. „Ich habe so eine schöne Erinnerung an den Kuss, bevor sie losgeflogen sind. Die nehme ich mit, wenn ich ihn nun nochmal verabschiede. Bitte erzähl.“

      „Marie hat mit dem Anwalt besprochen, dass es eine Bestattung der Asche von allen vier Menschen auf See geben wird. Sie dachte, das hätten sie so gewollt.“

      „Sie haben alle das Meer geliebt“, unterbrach sie Katja und nickte.

      Cora sprach weiter: „Wir bleiben gerne solange hier, wenn du das möchtest. Dann fahren wir mit Joshuas Boot hinaus und lassen die Asche ins Meer hinab sinken. Ein Bestatter wird dabei sein und ihre Seelen begleiten. Ist das gut für dich?“

      Katja nickte nur. Die Tränen rannen über ihre Wangen.

      „Danach fahren wir hierher und sitzen ein wenig zusammen. Oder möchtest du zur Absturzstelle fahren?“

      „Nein, Cora, das kann ich nicht. Noch nicht, denke ich. Vielleicht später. Oh nein, warum musste das geschehen? Es war doch gerade alles so schön? Was habe ich getan, dass ich kein Glück verdient habe? Es ist so unfair, dass die besten Menschen auf dieser Welt sterben müssen … vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Maurizio sein Ziel erreicht hätte. Dann könnten Daniel und die anderen noch am Leben sein.“

      Katja saß mit hängenden Schultern im Bett. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte die schon so geschwächte Person. Cora wurde es wieder Angst und Bange. Eben war Katja noch klar und im nächsten Augenblick brach sie vor Schmerz zusammen.

      Sie nahm ihre Freundin in die Arme und redete beruhigend auf sie ein. Marie kam mit einem Teller Obst hinein, aber als sie sah, in welchem Zustand Katja war, stellte sie den Teller nur auf dem Nachttisch ab. Sie setzte sich dazu und hielt Katjas Hand. Bald darauf fiel Katja wieder in einem unruhigen Schlaf.

      Cora ging hinunter zu Michel. Marie blieb am Bett sitzen. Sie weinte bitterlich vor Trauer, vor Schmerz und weil sie keine Kraft mehr hatte, auch nicht, um Katja beizustehen. Sie war froh, dass Cora und Michel da waren und der Anwalt alles im Griff hatte.

      Unten aßen sie zu Abend und gingen auch bald schlafen.

      *

      In den nächsten beiden Tagen dämmerte Katja vor sich hin. Sie war nicht in der Lage gewesen, etwas zu essen und nur Cora konnte sie mit viel Geduld zum Trinken überreden. Das war wichtig, dachte Cora, sonst würde Katja auch noch zugrunde gehen.

      Michel und Marie waren wegen Karims Sterbeurkunde unterwegs. Carsten Froehdes leitete mit Hilfe von Bea und Hannes in Berlin alles in die Wege. Am Wochenende setzten sie sich erschöpft zur Ruhe. Für die Bestattung war soweit alles geregelt, am Dienstag sollte Joshua noch einmal mit dem Bestattungsinstitut den genauen Ablauf klären. Einer der Bestatter, der damit viele Erfahrungen hatte, würde mitfahren.

      Joshua war erschüttert, aber er konnte Marie den Wunsch nicht abschlagen, sein Boot für die Bestattung zur Verfügung zu stellen, obwohl es ja eigentlich ein viel freudigeres Ereignis gewesen war, was sie gemeinsam erleben wollten. Nun war alles nur Trauer und Schock.

      Marie und Cora hatten beschlossen, wenn Katja bis Montag nichts essen oder aufstehen würde, noch einmal einen Arzt zurate zu ziehen. Sie wussten nicht mehr, was sie tun sollten. In der Nacht hatte Katja im Schlaf geschrien, sodass alle hochschreckten. Cora hielt Katja und weinte dabei ihre eigenen Tränen. Michel hatte sie später in seine Arme geschlossen und sanft in den Schlaf gewiegt.

      Am Sonntag regnete es am Morgen ein wenig. Marie ging ins Bett und Michel löste sie bei Katja ab. Er öffnete die Balkontür und ließ die frische, gereinigte Luft herein. Katja schlug die Augen auf. Michel setzte sich zu ihr und probierte ein kleines Lächeln.

      „Katja, schön, dass du wach bist. Guten Morgen. Wie fühlst du dich körperlich? Die beiden Frauen haben geschworen, einen Arzt zu holen, wenn du bis morgen nicht aufstehst und eine Kleinigkeit isst. Ich finde, sie haben recht. Wollen wir beide nicht mal versuchen aufzustehen und am Fenster Luft zu holen? Es ist heute frisch vom Regen“, sagte Michel sanft, aber nachdrücklich.

      Katja antwortete nicht, setzte sich aber auf. Michel lobte sie, dann half er ihr, die Beine und Füße aus dem Bett zu schieben.

      „Siehst du, es geht.“

      Er reichte ihr die Hände und zog sie langsam hoch. Katja war so schwach, dass sich sofort alles zu drehen begann. Sie sank zurück auf die Bettkante. Aber Michel gab nicht auf. Er nickte ihr zu und zog sie noch einmal hoch. Dieses Mal blieb Katja stehen. Sie war ab und zu mehr ins Bad gekrochen als gelaufen. Nun machte sie an Michels Hand ein paar Schritte auf den Balkon hinaus. Dort atmete sie tief ein und aus.

      „Danke, Michel.“

      „So, ich rufe jetzt mal Cora. Du setzt dich hier kurz hin. Dann könnt ihr beide ins Bad gehen und du stellst dich unter die Dusche. Ich gehe in die Küche zu Carsten und wir machen Frühstück. Versprichst du mir etwas?“

      Katja nickte.

      „Was denn?“

      „Du kommst zu uns an den Tisch und isst ein ganz kleines Stückchen Brot oder Obst. In Ordnung?“

      Katja nickte wieder. Dann ließ sie sich erschöpft auf der Sonnenliege nieder und wartete auf Cora. Michel küsste sie auf die Stirn und ging hinunter. Cora lächelte, als er nickte.

      „Ich habe es geschafft. Sie ist aufgestanden und hat mir versprochen, etwas zu essen und bei uns zu sitzen. Geh bitte hoch und mit ihr ins Bad, damit sie nicht in der Dusche umkippt.“

      Cora küsste ihren Mann.

      „Du bist mein Held. Ich danke dir.“

      Marie konnte nicht schlafen und saß nun auch in der Küche. Sie ging um den Tisch zu Michel und küsste ihn auf die Wange.

      „Ich danke dir auch. Wir müssen sie wieder auf die Beine kriegen, sonst hält sie die Bestattung nicht durch.“

      Nach einer halben Stunde saß Katja bei ihnen am Tisch. Sie war frisch geduscht und angezogen. Mit einem Fuß auf dem Stuhl, das Knie unter das Kinn gezogen und hängenden Schultern saß sie schweigend da. Trotz der Fürsorge ihrer Freunde sah sie furchtbar aus und war dünn geworden.

      Cora legte ihr eine Scheibe Toast mit Marmelade auf den Teller. Dazu schnitt sie eine Kiwi in kleine Stücke. Mit einem Lächeln nickte sie ihrer Freundin zu.

      Nach einer halben Ewigkeit griff Katja nach dem Toast und aß ihn tapfer auf. Dann schob sie entschlossen die Obststücke hinterher. Sie hatte nicht bemerkt, wie hungrig sie war. Schließlich hatte sie acht Tage nichts zu sich genommen.

      „Danke, ihr Lieben, wenn ich euch nicht hätte“, sagte sie in die Runde.

      Michel schob ihr eine halbe Tasse Kaffee über den Tisch. Katja trank das schwarze Gebräu und schüttelte sich. Sie sah nun schon wesentlich munterer aus. Ihr Körper hatte auf den Überlebensmodus umgeschaltet.

      „Welcher Tag ist heute?“

      Marie sagte: „Heute ist Sonntag, mein Engel. Du hast eine ganze Woche im Bett gelegen. Es ist


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