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Im Eckfenster. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Im Eckfenster - Gerstäcker Friedrich


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ersten Augenblick seinem aristokratischen Gefühl, aber es war doch auch wirklich nur ein Augenblick. Sein Sohn, sein Kind, sein Erbe, an dem ja von je sein ganzes Herz gehangen, stand da vor ihm, nicht verloren, sondern kräftig und gesund, wie sich der Sohn jetzt, ohne jedoch die Mutter loszulassen, zu ihm überbeugte, schlang auch er seinen Arm um ihn, und eine glücklichere Gruppe gab es vielleicht in diesem Augenblick nicht auf der ganzen weiten, sonnenbeschienenen Welt.

       Es dauerte auch eine geraume Zeit, bis sich die einzelnen Glieder dieser fest ineinander geschlungen Kette wieder lösten und Gedanken, Sprache gewannen, dann aber stürmte eine solche Flut von Fragen auf den jungen Mann ein, dass er, noch unter Tränen lachend, beide Hände vorstreckte und ausrief: „Aber Mutter, Fränzchen, um Gottes Willen nicht alles auf einmal, und nur nach der Reihe! Ich gebe euch mein Wort, dass mir der Kopf schon außerdem so wirr ist, ich weiß kaum, wo er mir steht, und ich muss mich selber erst besinnen, ob ich auch wirklich hier bei euch in dem lieben, alten Rhodenburg sitze und die Geschichte nicht, wie schon vieltausendmal vorher nur eben träume, um nachher den ganzen langen Tag an dem Traum zu brüten und gegen das Heimweh anzukämpfen!“

       „Aber wo kommst du jetzt her?“ sagte der Vater. „Du bist ganz von der Sonne verbrannt.“

       „Direkt von Peru.“

       „Von Peru?“ rief die Mutter und schlug die Hände in blankem Erstaunen zusammen. „So weit und den langen Weg über das Meer?“

       „Ja, Mama“, lachte ihr der Sohn freundlich zu. „Eine lange Strecke ist’s freilich, aber auf den englischen Postdampfern fährt man jetzt so rasch und so bequem...“

       „Und die vielen furchtbaren Stürme, die wir in der letzten Zeit hier gehabt“, sagte die Mutter innerlich zusammenschauernd. „Oh, da kann ich dem Himmel ja gar nicht genug danken, dass ich dich mit keiner Ahnung meines Herzens auf dem großen Wasser wusste, ich wäre sonst in meiner Todesangst hier vergangen.“

       „Das ist allerdings ein Glück, Mama“, lächelte Hans. „Denn du würdest dich ganz ohne Not gesorgt haben. Wir hatten die ganze Zeit das herrlichste ruhige Wetter und außerdem eine sehr vergnügte Reise mit äußerst angenehmen Reisegefährten.“

       „Und nicht ein einziges Mal geschrieben hast du, Hans“, rief die Mutter in vorwurfsvollem Ton. „Nicht einen einzigen Brief, so dass wir doch wenigstens wussten, du lebst und denkst noch an uns.“

       „Ja, Mama“, sagte Hans verlegen. „Das ist mit dem Briefeschreiben von da drüben her eine ganz eigene Sache, und ich könnte dir Hunderte von jungen Leuten nennen, die sich desselben Vergehens schuldig gemacht haben. So lange man noch nichts ist und noch nichts verdient hat, schämt man sich, nach Haus zu schreiben. Man will nicht gern eingestehen, dass man sich in allen Hoffnungen getäuscht gesehen hat, und nachher, wenn man es erst zu etwas bringt, ja, dann denkt man wieder vor allem an die Heimat, schiebt aber das Briefschreiben ebenfalls wieder und wieder hinaus, immer in der Hoffnung, auch gleich recht bald und im ersten Briefe den Tag bestimmen zu können, wo man imstande ist, wieder heimzukehren – und so wird immer nichts daraus.“

       „Aber wie bist du nach Peru gekommen?“ fragte der Vater.

       „Und hast du denn schon gefrühstückt, Hans?“ rief die Mutter, indem sie auch schon die neben ihr stehende Glocke anschlug. „Armes Kind, meine Seele hat nicht daran gedacht!“

       „Gewiss, Mama!“ lachte Hans, während ein Diener in der Tür erschien. „Ich bin in der Nacht angekommen, und da ich euch so spät nicht stören wollte und auch wusste, dass ihr nicht so früh zu sprechen wart, trank ich meinen Kaffee im Wirtshaus. Aber das schadet nichts, ich trinke noch einmal. Zu lange habe ich mich darauf gefreut, hier mit euch wieder einmal in dem traulichen Stübchen am runden Tisch zusammenzusitzen, und du darfst mir immer eine Tasse kommen lassen.“

       Die Befehle waren rasch gegeben, und wenn auch der Diener äußerst erstaunt war, einen fremden Herren mit an der Frühstückstafel zu sehen, den er gar nicht angemeldet hatte, ja, von dem er nicht einmal etwas wusste, so durfte er doch natürlich dieser Verwunderung keine Worte geben. Franziska aber war sein verdutztes Gesicht nicht entgangen, und sich lachend an den Bruder wendend, sagte sie: „Aber wie bist du nur unbemerkt ins Haus gekommen, Hans? Müller, unser Diener hier, kann wenigstens nichts von dir gewusst haben, denn er guckte dich mit groß verwundertem Gesicht an.“

       „Durch den Garten, Schatz!“ rief ihr Bruder.

       „Durch den Garten?“ sagte der Kammerherr. „Aber um in den Garten zu kommen, musst du doch erst durchs Haus und den Gartensalon.“

       „Ja“, meinte Hans, „wenn ich den ehrbaren Weg durch die Tür gemacht hätte, aber ich bin über das eiserne Staket gestiegen.“

       „Hans!“ sagte die gnädige Frau erschreckt. „Am hellen Tage, was sollen denn die Nachbarn davon denken?“

       „War mir verwünscht gleichgültig heute morgen, Mama“, lachte der junge Mann, „was die Nachbarn von mir dachten, wenn ihr mich nur nicht gewahr würdet.“

       „Und über die spitzen Eisenstangen – du hättest ein Unglück haben können.“

       „Bah – der Weg da hinüber ist kaum weniger bequem als durch die Tür- die Querstangen sind so pfiffig angebracht, dass sie eine förmliche Leiter bilden. Ich begegnete auch keinem Menschen, als glücklicherweise unserem alten Klaus, dem Gärtner, der mich natürlich nicht mehr kannte und gleich abfassen wollte. Die Freude von dem Alten aber, als ich ihm meinen Namen nannte – und der führte mich denn auch gleich die kleine Treppe hinauf, zu der er den Schlüssel hatte, in den Gartensalon.“

       „Und von Peru kommst du jetzt?“ wiederholte der Vater noch immer kopfschüttelnd, denn er selber hatte nur einen höchst unbestimmten Begriff, wo Peru überhaupt auf der Karte lag. Alles, was er davon wusste, war, dass es Pizarro einst entdeckt und erobert hatte. – „Kind, Kind, wie bist du dahin gekommen, was hast du dort getrieben und woher überhaupt die Mittel erhalten, um nur zu leben, vielmehr denn die teure Reise zu bezahlen? Und du siehst“, fuhr er, einen prüfenden Blick auf ihn werfend, „wohl ein wenig verwildert und ein klein wenig zu ungeniert, doch immer ganz anständig aus.“

       Hans lachte. „Ja, Papa“, sagte er, „wunderlich genug ist es mir allerdings gegangen, und im Anfang habe ich auch schwer und tüchtig arbeiten müssen.“

       „Arbeiten!“ rief die Mutter in blankem Entsetzen. „Arbeiten? Was? In einem Büro?“

       „Hahaha, Mama!“ lachte Hans, während der Diener gerade hereinkam und das Verlangte auf den Tisch stellte. „Ja, Büro! Du machst dir einen schönen Begriff von den dortigen Zuständen, mit der Spitzhacke und Schaufel, mit der Axt und Schürstange, ich war Feuermann auf einem Mississippi-Dampfer, Arbeiter an der Eisenbahn, ich habe Holz geschlagen und...“

       Er traf den blick seiner Mutter, der mit einem wirklichen Ausdruck des Entsetzens auf ihm haftete und dann von ihm nach dem Diener hinüber flog. Wie war es möglich, dass ihr Sohn in Gegenwart eines Bedienten erzählen konnte, er habe an der Eisenbahn gearbeitet und Holz gehackt, was hier ja nur die niedrigsten Tagelöhner verrichten. Und er wurde nicht einmal rot dabei!

       Hans lächelte leise vor sich hin. Er begriff recht gut, wodurch er die Gefühle seiner Mutter verletzt hatte, und wollte ihr ja nicht weh tun, wenn er selbst auch nichts Außerordentliches darin sah. Der Diener verließ auch gleich darauf das Zimmer wieder.

       „Aber, Hans“, sagte die Mutter mit freundlichem Vorwurf im Ton, kaum, dass der Diener die Tür ins Schluss gedrückt hatte. „Solche Scherze solltest du doch nicht machen, wenn die Dienerschaft im Zimmer ist.“

       „Was für Scherze, Mama?“

       „Nun, mit deinem Arbeiten und Holzhacken!“

       „Aber Mama, das war wahrhaftig kein Scherz, ich habe wenigstens tüchtige Blasen dabei an den Händen bekommen!“

       „Aber du willst uns doch nicht sagen, dass du wirklich und gewiss im Ernst Tagelöhnerdienste hast verrichten müssen“, warf jetzt auch


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