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Gold!. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Gold! - Gerstäcker Friedrich


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aber der Einzelne natürlich nicht um den Einzelnen bekümmern. So geschah es denn auch, daß die Frau Siebert, der man bis dahin jede Freundlichkeit erwiesen, unbeachtet und allein mit ihren drei Kindern an Deck stand, und mit klopfendem Herzen über die Bai hinausschaute, auf der sie jeden Augenblick das nahende Boot ihres Gatten erwartete. Das geankerte Schiff zeigte schon lange die Hamburger Flagge; - er wußte, daß sie mit einem solchen in dieser Zeit eintreffen mußte, und hatte gewiß schon Wochen lang auf sie und die Kinder gehofft - ja ohnedies auch in seinem Briefe fest versprochen, sie gleich von Bord abzuholen, - und doch kam er nicht.

      Nur der alte Assessor Möhler war bei ihr geblieben. Ein/35/mal fürchtete er, daß das Jüngste, bei der Aufregung der Mutter und in der allgemeinen Verwirrung, vielleicht doch am Ende zu Schaden kommen könne, und dann sagte ihm auch wohl ein unbestimmtes, eben nicht ermuthigendes Gefühl, daß er immer noch früh genug jenes fabelhafte Land betreten würde. So, indem er Schutz gab, suchte er auch wieder zugleich Schutz unter den Fittigen der Frau, und glaubte die Bekanntschaft des reichen Californiers unter keinen besseren Umständen machen zu können, als wenn er ihm die gewiß sehnlichst erwartete Familie gesund und wohl überliefere.

      Eine Menge kleiner Boote kreuzten herüber und hinüber zwischen den verschiedenen Schiffen und dem Land - oft dicht an ihrem eigenen Fahrzeug vorüber. Angerufen aber schüttelten die Rudernden stets mit dem Kopfe, oder antworteten auch gar nicht - sie hatten irgend ein anderes Ziel - was kümmerten sie die Neuankommenden, denen Schiff auf Schiff folgte. Nur ein paar leere Boote, von einzelnen Männern gerudert, legten langseit, Passagiere mit hinüber zu nehmen. Es waren Amerikaner, die mit ihren eigenen Booten auf solche Art ihren Lebensunterhalt verdienten, und die Passagiere wunderten sich darüber, solche Leute hier noch zu finden. Warum waren die nicht oben in den Minen und gruben Gold?

      Mr. Hetson, der, seit sie die Einfahrt des goldenen Thores passirt, das Deck noch keinen Augenblick verlassen hatte, rief eins dieser Boote an, und miethete es zu einem enormen Preis für sich und seine Frau und sein Gepäck. Andere wurden von den übrigen Kajüten-Passagieren in Beschlag genommen, und mehrere Stunden mochten vergangen sein, ehe dasselbe viereckige und kastenähnliche Fahrzeug, das früher von der Bremer Barke den Matrosen zur Flucht verholfen, wieder zwischen den Schiffen sichtbar wurde und auf sie zuhielt.

      Der Capitain der Leontine war indessen schon lange mit seiner eigenen Jolle an Land gefahren, und der Steuermann wollte das gutgemerkte Fahrzeug nicht an seinen Bord legen lassen. Die Passagiere aber, denen das Deck unter den Füßen brannte, sammelten sich in Masse gegen den Seemann, und drohten ihn über Bord zu werfen, wenn er ihnen verbieten wolle, /36/ das Schiff zu verlassen. Das Lichterfahrzeug nahm übrigens nicht die geringste Notiz von den drohend hinübergerufenen Worten des Officiers. Einzelne der Passagiere, während sich die Matrosen vollkommen unthätig dabei verhielten, warfen ihnen dabei ein Tau hinunter, und Alle, die ihr Gepäck schon bereit hatten, reichten ihre Kisten und Kasten hinab, und sprangen nach, so rasch sie irgend konnten. - Nur die Frau Siebert blieb theilnahmlos bei dem Allen stehen und schien blos Augen für die Ufer, blos für die anfahrenden Boote zu haben, um wieder und immer wieder getäuscht zu werden. Der alte Assessor aber redete ihr fortwährend Trost ein und bat sie, ja nicht ungeduldig zu werden. In dem Wirrwarr, der dort am Ufer zu herrschen scheine, habe Herr Siebert rechr gut die Ankunft ihres Schiffes übersehen können, oder wenn er darauf gewartet, so hätte er auch die übrige kleine Flotte, die ihnen gefolgt sei, bemerken müssen. Noch eine Hamburger und eine Bremer Flagge wehe von deren Masten, und es wäre sehr leicht möglich, daß er erst nach den beiden anderen deutschen Schiffen - leider den falschen - hinübergefahren sei, ehe er an Bord käme, seine Frau und Kinder hier zu finden. Die Frau nickte schweigend mit dem Kopf; so zuversichtlich sie aber bis jetzt aufgetreten war, ein so beengendes Gefühl hatte sich jetzt ihrer bemächtigt, denn gar so einsam, gar so verlassen kam sie sich in dem fremden Land vor. Sie wußte wohl recht gut, daß das nur aus ein paar Stunden sein konnte, aber sie hatte sich den Empfang doch ganz anders gedacht und ausgemalt - hatte gehofft, daß ihr Mann noch an Bord springen würde, so lange alle Passagiere versammelt waren, sie dann im Triumph an Land zu führen, und jetzt - ein Boot nach dem andern glitt an ihnen vorüber, und keins von allen trug den so heiß Erwarteten.

      Der Eigenthümer des viereckigen Lichterbootes war mit an Bord gekommen und lehnte an der Schanzkleidung, das Einladen seiner Fracht zu überwachen. Was an Bord übrigens vorging, schien ihn nicht im Mindesten zu interessiren, denn er hatte nur Augen für die aus seinem Boot eingestauten Güter. Der Assessor stand kaum zwei Schritte von ihm entfernt, aber der Bootsmann drehte ihm den Rücken /37/ zu und überhörte auch ein paar höflich und leise an ihn gerichtete Fragen des alten Mannes. Wer von ihm etwas erfahren wollte, mußte laut sprechen.

      „Heda - Hans!" rief er da plötzlich in deutscher Sprache dem Einen der unten beschäftigten Leute zu - „Donnerslag, pack' nich Alles da hinüber zu Stürbord. Du willst uns woll den Kasten umdrehn?"

      „Aber die Passagiere! -" rief der Mann zurück.

      „Die mögen sehn, wo sie Platz finden," lautete die Antwort, „hierüber damit, Junge, wir können ja auch sonst das eine Ruder gar nicht führen."

      „Verzeihen Sie," faßte sich der Assessor da ein Herz, als er den Mann deutsch sprechen hörte, indem er dem über Bord Gelehnten leicht und schüchtern auf die breiten Schultern klopfte. -

      „Ja!" sagte der Seemann und drehte den Kopf nach ihm um.

      „Kennen Sie einen gewissen Herrn Siebert hier in Californien?" frug jetzt der Assessor, fest entschlossen, der fraglichen Sache ernst zu Leibe zu rücken. Die Frau horchte auf, als sie den Namen hörte.

      „Ja, mein guter Mann," antwortete aber der Bootseigenthümer, seine Aufmerksamkeit wieder dem eigenen Fahrzeug zuwendend, „Californien ist groß, und in dem mögen schon eine gute Portion Sieberts herumlaufen. Einen Gottlieb Siebert hab' ich hier übrigens gekannt, wenn es der sein soll.“

      „Gottlieb heißt mein Mann!" rief da die Frau, indem sie rasch ans den Bootführer zutrat, „kennt Ihr den, guter Freund, und ist er in San Francisco?"

      „Hm," sagte der Mann und drehte sich nach ihr um - „Jhr seid seine Frau? - ja ich weiß - er hat sie von Deutschland erwartet."

      „Ist er in San Francisco?" bat die Frau. -

      „Wenigstens nicht weit davon," murmelte der Deutsche leise vor sich hin und spuckte seinen Tabakssaft über Bord – „thut mir leid, Madame, den - haben wir aber vorgestern begraben.“ /38/ „Begraben?" schrie die Frau und faßte in Todesangst den Arm des Mannes, der ihr die furchtbare Kunde mitgetheilt. Selbst der Assessor setzte das kleinste Kind, das er bis dahin auf dem Arm gehalten, rasch an Deck nieder, denn er fürchtete, daß er es fallen ließe - so war ihm der Schreck in die Glieder gefahren. Der Deutsche nickte aber mit dem Kopfe und sagte:

      „Ja - thut mir leid, aber - erfahren hättet Ihr's doch müssen, und so ist's vielleicht besser, Ihr hört es gleich vom Anfang an. Er ist an einer Art Ruhr gestorben, und die Sache muß entsetzlich schnell gegangen sein, denn Abends waren wir noch zusammen, und am Morgen lag er in seinem Bette todt."

      Die Frau Siebert war in die Kniee gesunken und barg das Gesicht in den Händen, und einzelne der Passagiere drängten herbei, zu hören, was vorgefallen.

      „Siebert ist todt!" ging da die Kunde von Mund zu Mund - „na, das ist eine schöne Geschichte - die arme Frau, die sitzt jetzt da. Und was ist aus seinem Gold geworden?"

      Der Deutsche zuckte die Achseln.

      „'s ist eine böse Wirthschaft hier in dem Californien," meinte er. „Es sollte mir lieb sein, wenn die Frau noch 'was davon vorfände, aber - es sind schon zwei Tage her. Na, fragt da 'nmal in Nergel's deutschem Boarding-Haus an - halt da, Hans - nimm nichts mehr ein - wir haben genug. Was jetzt nicht mit kann, muß bis zur nächsten Fuhre bleiben. Hinunter mit Euch - jeder Mutter Sohn, der an Land will. - Wir stoßen jetzt ab, und wer nicht drin ist, bleibt zurück!"

      Der Mann schwang sich dabei auf die Schanzkleidung und hinüber, und wollte eben nach unten gleiten, als der Assessor noch einmal seinen Arm ergriff.

      „Wie hieß das Haus, das Sie uns nannten, in dem Herr Siebert gewohnt hat?" frug er rasch und ängstlich.


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