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Diebe in Nastätten. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.

Diebe in Nastätten - Ute Dombrowski


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nahm ihm die Tasse aus der Hand, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund. Dabei zwinkerte sie verführerisch. Reiner musste lachen, denn sie war verschwitzt, die Haare wirr und ihre Arbeitskleidung war mit Ton- und Farbflecken bedeckt. Ihre Füße steckten in unförmigen alten Arbeitsschuhen.

      „He, lach nicht, wenn ich mich wie eine Elfe an dich schmiege und dir mein zauberhaftestes Lächeln schenke.“

      „Elfe, ah, ich wusste nicht, was du mir damit sagen wolltest“, meinte Reiner, immer noch lachend, und ging in Deckung.

      Undine knuffte ihn in den Bauch und lief hüftschwingend ins Haus. Reiner setzte sich auf die Bank vor der Remise, trank die Tasse leer und freute sich seines Lebens. Er war zufrieden und entspannt, denn auch seine strenge Mutter war Undines Charme erlegen, wenn auch auf den zweiten Blick.

      Sie waren im August für ein verlängertes Wochenende an die Nordsee gefahren. Johanna Nickich feierte samstags ihren fünfundsiebzigsten Geburtstag im Kreis ihrer Freundinnen und es war ihre ganz besondere Sensation, die Neue ihres Sohnes zu präsen­tieren. Die beiden Frauen hatten so den gesamten Freitag dazu nutzen können, sich zu beschnuppern. Zuerst war Johanna neugierig, aber distanziert, jedoch hatte Undine mit ihrer Leichtigkeit und Offenheit in kürzester Zeit das Herz der alten Dame erobert.

      Johanna ließ sich sogar bei den Geburtstagsvorbereitungen helfen.

      „Solange du kein Knäckebrot backst“, hatte Reiner grinsend gesagt.

      „Vorsicht, ganz dünnes Eis, mein Lieber“, war Undines Reaktion.

      Johanna hatte sich ganz selbstverständlich neben sie gestellt und genickt.

      „Knäckebrot ist gesund, ich esse es jeden Tag.“

      Reiner hatte nur abgewinkt und war am späten Abend noch mit Undine am Strand entlanggeschlendert. Es war Ebbe und keine Nordsee weit und breit zu sehen.

      Reiner hatte Undine geküsst und gesagt: „Das läuft ja super mit meiner Mutter und dir. Danke, dass du so nett bist.“

      „Oh ja, das bin ich. Immer. Jeden Tag. An jedem Ort. Hast du das jemals angezweifelt?“

      Als sie am Sonntag zurückfuhren, war Johanna glücklich, Reiner zufrieden und Undine wusste, dass sie wieder einen Teil aus dem Leben ihres Freundes erobert hatte.

      Jetzt kam sie frisch geduscht und mit gekämmten Haaren auf ihn zu.

      „Es kann losgehen. Ich habe gerade schnell noch im Bucher Hof angerufen. Man erwartet uns.“

      Reiner reichte ihr seinen Arm und sie verließen das Grundstück durch den Garten, um auf dem Bucher Pfädchen in den Nachbarort zu laufen. Die wenigen Leute, die ihnen begegneten, grüßten freundlich zurück. Im Restaurant wurden sie an ihren Tisch geleitet und aßen das wunderbar frische Essen. Und wie immer, wenn sie hier saßen, kamen die Erinnerungen an ihren ersten gemeinsamen Abend zurück.

      Undine dachte an den knurrigen Brummbären, der nur wenig sprach. Reiner dachte an Undine, die hinter der Speisekarte abgetaucht war, weil sie sich wie ein Teenager beim ersten Date fühlte.

      „Weißt du noch …“, sagten beide gleichzeitig und fingen an zu lachen.

      „Oh ja, wie immer“, erklärte Reiner. „Ich muss sagen, dass wir heute viel lockerer geworden sind.“

      „Wir?“

      „Jaja, ich. Ich bin lockerer geworden.“

      „Und netter.“

      Undine prostete Reiner zu.

      „Und netter“, wiederholte er.

      „Und gesprächiger.“

      „Auch das.“

      „Wo übernachtest du denn heute?“

      „Bei mir, ich muss morgen früh raus. Es gibt irgendeine Versammlung beim Chef.“

      „Ui, vielleicht wirst du befördert.“

      „Nein, das glaube ich nicht. Eher Jennifer, sie hat es verdient.“

      Sie tranken aus und liefen langsam heim. Das Gartentor stand offen und Undine stutzte.

      „Hast du es nicht zugemacht?“

      Reiner zuckte mit den Schultern.

      „Das ist komisch“, sagte Undine und ging durch den Garten, in dem vereinzelte Lichter aufflammten, zum Haus.

      Reiner folgte ihr, verließ den Hof aber nach einem Kuss wieder durch das große Tor.

      „Gute Nacht und bis morgen.“

      Undine war aufgedreht und beschloss, noch einmal in die Werkstatt zu gehen, um den letzten Brand des Ofens zu kontrollieren. Sie zog sich um, doch als sie in ihre Arbeitsschuhe schlüpfen wollte, waren die nicht da, wo sie sie ausgezogen hatte. Kurz entschlossen klopfte sie bei Jasmin.

      Die Freundin saß vor dem Fernseher und lachte gerade laut.

      „Hallo Undine, komm und setz dich zu mir. Magst du ein Glas Wein?“

      Undine trat näher und setzte sich, lehnte den Wein aber ab.

      „Sag mal, Jasmin, warst du noch draußen, nachdem Reiner und ich zum Essen gegangen sind?“

      „Nein. Ich habe Kartoffelsuppe gekocht.“

      „Hm, ich bin mir sicher, dass wir das Gartentor geschlossen hatten, aber als wir zurückgekommen sind, stand es weit offen. Wie gut, dass Zorro im Haus war.“

      „Merkwürdig“, sagte Jasmin, sah aber weiter auf das Fernsehbild.

      „Und dann will ich jetzt in die Werkstatt, aber …“

      „Aber sie ist nicht mehr da?“

      „Ähm, Jasmin, wie viel Wein hast du schon getrunken?“

      Undine lachte, denn sie wusste, dass Jasmin immer locker und redselig wurde, wenn sie etwas getrunken hatte.

      „Meine Liebe, die Werkstatt war noch da, aber meine Arbeitsschuhe sind weg.“

      „Und nun denkst du, die hat ein furchtbarer Einbrecher gestohlen?“

      Jasmin sah Undine jetzt das erste Mal direkt an und grinste. Sie nahm die Freundin nicht ernst.

      „Die hat jemand geklaut. Hast du etwas gehört oder gesehen?“

      „Nein, ich sagte doch schon, dass ich hier drin war. Diese ollen vergammelten Dinger klaut doch keiner.“

      „Doch! Wo sollten sie denn sonst sein?“

      „Nun mach mal halblang. Die hast du sicher irgendwo hingestellt, wo du nicht mehr dran denkst.“

      Undine winkte ab. Sie würde hier umsonst auf Unterstützung hoffen, also winkte sie Jasmin zu und ging hinaus. Sie wollte zuerst in die Werkstatt und dann ins Bett. Nochmal suchte sie das Haus nach den Schuhen ab, aber sie blieben verschwunden.

      2

      „Jennifer! Frühstück ist fertig.“

      Juliano hatte den Frühstückstisch gedeckt und goss gerade Kaffee ein, als Jennifer in die Küche kam.

      „Oh, womit habe ich denn das verdient?“

      Sie stieg über die Schultasche, die Juliano in der Tür abgestellt hatte und küsste ihn zärtlich.

      „Das hast du immer verdient. Ich mag es, wenn ich morgens neben dir aufwachen darf, weil ich gleich gute Laune habe.“

      Jennifer lächelte. Es war noch sehr früh und Juliano musste erst zur dritten Stunde in die Schule, trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, den Morgen mit Jennifer zu beginnen.

      „Wie lange hast du heute?“

      „Bis vier. Heute ist die Fußball-AG. Und du?“

      „Mal


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