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Diebe in Nastätten. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.

Diebe in Nastätten - Ute Dombrowski


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      „Meine und die von Fred. Joshua hat seine an. Mein Mann sagt, ich habe sie irgendwo anders hingestellt, aber das habe ich nicht.“

      Undine nickte verständnisvoll.

      „Liebe Kornelia, eure Schuhe wurden gestohlen. Lene und ich haben eine Ermittlung begonnen, denn meine Werkstattschuhe sind auch weg. Alle halten mich für senil und selbst Reiner hat nur gelacht.“

      „Siehst du!“, rief Kornelia ihrem Mann zu.

      Der winkte ab und ging auf Socken in die Backstube. Seine Frau lief ins Haus und kam mit zwei Paar Hauspantoffeln wieder, dann machte auch sie sich an die Arbeit. Undine und Lene sahen sich an.

      „Wie sollen wir das nur Reiner klarmachen?“

      „Der glaubt uns das niemals. Kornelia muss eine Anzeige machen, ganz offiziell.“

      Lene betrat die Backstube und rief nach der Bäckersfrau, die versprach, nach Feierabend die Polizei einzuschalten.

      „Die werden sich freuen“, hörten sie Fred im Hintergrund, „wenn ihr sie mit so einem Quatsch belästigt.“

      „Nein, du hast unrecht, hier geht es ums Prinzip. Ich kann doch nicht einfach hingehen und den Leuten ihre Schuhe wegnehmen. Schluss, aus. Undine, ich habe gesehen, dass du einen Pavillon hast, und werde mal vorbeikommen.“

      Undine und Lene verabschiedeten sich und liefen mit einer großen Brötchentüte, die ihnen Kornelia in die Hand gedrückt hatte, weiter durch die Stadt. Immer, wenn sie Bekannte trafen, erzählten sie die Geschichte der verschwundenen Schuhe. Einige gaben erstaunt an, dass auch ihnen Schuhe abhanden­gekommen waren, andere lachten nur und winkten ab. Als sie wieder vor der Remise saßen, nahm Undine Block und Stift und hielt die Erkenntnisse fest.

      „Jetzt können wir in etwa sagen, in welchem Zeitraum das alles passiert.“

      „Ja, ich schreibe mal: seit zwei Wochen.“

      „Stimmt, aus diesem Zeitraum gibt es sieben Fälle. Mal sehen, was dein Reiner jetzt sagen wird!“

      „Aber weißt du, was schwierig wird?“

      „Nein. Was denn?“

      „Ein Motiv zu finden.“

      Die beiden Frauen sahen sich an und nickten verschwörerisch.

      4

      Am nächsten Morgen war Undine früh auf und fieberte dem Oktobermarkt entgegen. Reiner war gestern Abend heimgegangen, nachdem sie sich wegen der verschwundenen Schuhe gestritten hatten.

      „Macht euch nicht lächerlich!“, hatte er gerufen, als Undine und Lene ihm von den anderen Betroffenen berichtet hatte.

      Lene hatte Undines Gesicht gesehen und sich schnell verabschiedet, denn sie wusste, dass jetzt eine Diskussion beginnen würde. Und hierbei wollte sie nicht zwischen die Fronten geraten.

      Das Ganze hatte mit Undines Satz geendet: „Du nimmst mich nie ernst!“

      Reiner war wortlos vom Tisch vor der Remise aufgestanden und einfach gegangen. Undine wollte nicht nachgeben, also schmollte sie seitdem und konzentrierte sich auf ihren Marktstand. Sie nahm einen Lappen und einen Eimer, füllte Wasser in einen Kanister und machte sich auf den Weg zu ihrem Pavillon, um nochmal zu putzen.

      Um sieben würde das große Feuerwerk zur Eröffnung sein und eigentlich hatte sie sich vorgestellt, Arm in Arm mit Reiner dem Lichtermeer zuzuschauen. Dazu müssten sie sich aber noch heute wieder vertragen. Doch wer sollte nachgeben? Undine schrubbte die Tischplatte und grübelte. Wenn sie einlenken würde, dann wäre es zwar taktisch gut, allerdings wären die Schuhe dann immer noch verschwunden und auch die der anderen Nastätter. Darum wäre es besser, Reiner gäbe nach und würde die Opfer befragen.

      Als sie über die Stangen des Pavillons wischte, hörte sie ein Räuspern hinter sich. Dort stand tatsächlich Reiner mit einer Rose.

      „Was willst du denn hier?“, knurrte Undine.

      „Ich wollte dir nur sagen, dass ich es blöd finde, wenn wir uns wegen so einem unwichtigen Kram streiten.“

      „Unwichtig?“

      In diesem Moment wusste Reiner, dass er es falsch angefangen hatte.

      „Ach Mensch, dir kann man aber auch gar nichts recht machen. Du willst dich also nicht vertragen?“

      „Doch, ich will mich vertragen. Aber in erster Linie möchte ich, dass du mich ernstnimmst. Ich bin ja schließlich nicht die einzige Nastätter Bürgerin, die bestohlen wurde.“

      „Ich weiß.“

      „Du weißt?“

      „Ja, gestern war jemand da und hat eine Anzeige gemacht.“

      „Weil ihm jemand Schuhe gestohlen hat?“

      „Ja.“

      „Ach nein, und das sagst du so ganz nebenbei?“

      „Es ist dienstlich. Ich darf dir das eigentlich nicht sagen.“

      „Und warum tust du es dann? Mir glaubst du nicht, aber einem Fremden?“

      „Können wir das Thema vielleicht auf nächste Woche vertagen? Ich gebe dir jetzt diese Rose, küsse dich und wir freuen uns auf den Oktobermarkt?“

      „Unter einer Bedingung.“

      „Welche?“, fragte Reiner und rollte mit den Augen.

      „Du kümmerst dich um den Fall.“

      „Es ist kein …“

      „Reiner!“

      „Ja, in Ordnung, ich kümmere mich.“

      Zufrieden kam Undine hinter der Verkaufstheke hervor und nahm Reiner die Rose aus der Hand. Dann reckte sie sich und küsste ihn auf die Wange.

      „Gehen wir dann um sieben zum Feuerwerk?“

      „Gerne, ich fahre jetzt ins Büro und hole dich später ab.“

      Er winkte und war fort, ehe Undine etwas erwidern konnte.

      „Na also, geht doch.“

      Sie zog die Wände des Pavillons zu und lief heim. Dort nahm sie ihre Liste mit den Exponaten, die sie am Nachmittag einräumen wollte und kontrollierte auch nochmal die Preisschilder, als Jasmin die Werkstatt betrat und fragte, ob sie etwas helfen konnte.

      „Nein, ich bin soweit fertig. Vielleicht kannst du später beim Einladen helfen.“

      „Mach das doch jetzt. Fahr das Auto her und wir packen.“

      Das war eine gute Idee, denn wenn sie alles im Auto hatte, könnte sie nochmal zu Lene gehen und mit ihr besprechen, wie sie weiter ermitteln wollten. Reiner sollte davon nichts erfahren. Erst, wenn sie ein Motiv gefunden und den Täter überführt hatten, würde sie es ihm auf dem Silbertablett präsentieren. Sie ahnte, dass er den Fall einfach in eine Ecke schieben würde, denn wer interessierte sich schon für ein paar verschwundene alte Schuhe.

      Gesagt, getan. Undine fuhr rückwärts in den Hof, damit sie und Jasmin Kiste für Kiste in den Kofferraum stellen konnten. Als sie fertig waren, machte sie Kaffee und lud ihre Mitbewohnerin dazu ein.

      Zorro bellte und das Tor öffnete sich. Es war Herbert, der sich vorsichtig an Undines Hund vorbeidrückte. Er ließ sich auf die Bank fallen und seufzte. Undine und Jasmin sahen ihn neugierig an. Irgendetwas war geschehen, denn Herbert sah bedrückt aus.

      „Kaffee?“

      „Gerne.“

      Als die Tasse vor ihm stand, richtete Herbert sich auf.

      „Ihr werdet mir nicht glauben, was passiert ist!“

      „Erzähl!“

      „Ich wurde bestohlen!“


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