Эротические рассказы

Knabenalter. Лев ТолстойЧитать онлайн книгу.

Knabenalter - Лев Толстой


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kleinen, von roten oder grünen Läden umrahmten Fenstern, an denen hier und da das Gesicht einer neugierigen Bäuerin erscheint. Da sind auch die Bauernkinder in bloßen Hemdchen: mit weit aufgerissenen Augen und gespreizten Fingern stehen sie unbeweglich da, oder sie rennen, mit den nackten Füßchen eilig durch den Staub trippelnd, trotz der drohenden Gebärden Philipps hinter den Wagen her und versuchen auf die Koffer zu klettern, die hinten an den Wagen befestigt sind. Nun laufen auch die rotblonden Hausknechte von beiden Seiten herbei und bemühen sich um die Wette, durch einladende Worte und Gebärden die Reisenden anzulocken. Tprrru!2 Das Tor knarrt, das Strangholz stößt an die Torflügel, und wir fahren in den Hof. Vier Stunden Rast und Freiheit!

      1 Ringförmige, billige Brezeln, die in ganz Russland sehr beliebt sind.

      2 Zeichen des Kutschers zum Halten der Pferde.

      Das Gewitter

      Die Sonne neigte sich zum Untergang und brannte mir mit ihren schrägen, heißen Strahlen unerträglich auf Hals und Wangen; die Ränder des Wagens waren so glühend heiß, daß man sie unmöglich anfassen konnte; dichter Staub erhob sich von der Straße und erfüllte die Luft. Nicht der leiseste Windhauch wehte, um ihn fortzutragen. Vor uns schwankte in immer gleicher Entfernung das hohe, staubige Verdeck der Kutsche, hinter dem von Zeit zu Zeit Jakobs Mütze, der Hut und die Peitsche des Kutschers auftauchten. Ich wußte nicht, was ich anfangen sollte; weder das staubgeschwärzte Gesicht Wolodjas, der neben mir schlummerte, noch die Bewegungen von Philipps Rücken, noch der lange Schatten unseres Wagens, der in spitzem Winkel hinter uns herlief, bot mir Zerstreuung. All meine Aufmerksamkeit war den Werstpfählen zugewandt, die ich in der Ferne bemerkte, und den Wolken, die zuerst am Horizont verstreut waren, dann aber, eine drohende schwarze Färbung annehmend, sich zu einer großen, düsteren Wolke zusammenballten. Von Zeit zu Zeit donnerte es in der Ferne. Das verstärkte mehr als alles andere meine ungeduldige Sehnsucht, so schnell als möglich eine Herberge zu erreichen. Das Gewitter weckte in mir ein unsagbar drückendes Gefühl von Bangigkeit und Schrecken.

      Bis zum nächsten Dorf hatten wir noch ungefähr zehn Werst, und eine große, dunkelviolette Gewitterwolke, die weiß Gott woher aufgetaucht war, zog, obgleich nicht der leiseste Wind sie trieb, schnell näher und näher. Die Sonne, die noch nicht von Wolken verdeckt ist, bescheint hell ihre düstere Masse und die grauen Streifen, die sich von ihr zum Horizonte hinabziehen. Von Zeit zu Zeit flammt in der Ferne ein Blitz auf und man hört ein schwaches Rollen, das sich allmählich verstärkt, näher kommt und in abgebrochenes, das ganze Himmelsgewölbe umfassendes Geknatter übergeht. Wassilij erhebt sich vom Bock und stellt das Verdeck unseres Wagens auf, die Kutscher werfen ihre weiten Mäntel über, nehmen bei jedem Donnerschlag die Mütze ab und bekreuzigen sich; die Pferde spitzen die Ohren, blähen die Nüstern, als zögen sie die frische Luft ein, welche die herannahende Gewitterwolke ausströmt, und der Wagen rollt schneller auf der staubigen Straße dahin. Mir wird beklommen zumute und ich fühle, wie das Blut rascher in meinen Adern kreist. Nun beginnen die vorderen Wolken bereits die Sonne zu verdecken; nun hat sie zum letzten Mal hervorgeblickt, hat die unheimlich düstere Seite des Himmels bestrahlt und hat sich versteckt. Die ganze Gegend verändert sich plötzlich und nimmt einen düsteren Charakter an. Jetzt erzittert der Espenhain; die Blätter scheinen von schmutzigweißer Farbe, die sich grell vom violetten Hintergründe der Gewitterwolke abhebt, sie rauschen und schwanken; die Wipfel der großen Birken beginnen sich hin und her zu wiegen und Büschel trockenen Grases fliegen über den Weg. Weißbrüstige Schwalben umflattern unsern Wagen, als hätten sie die Absicht, uns aufzuhalten, und fliegen dicht vor der Brust der Pferde vorbei; Dohlen mit zerzausten Flügeln lassen sich förmlich seitwärts vom Winde tragen; die Ränder der Lederdecke, die wir vor die Öffnung des Verdeckes geknöpft haben, flattern auf, lassen feuchte Windstöße zu uns herein, schwingen hin und her und schlagen ans Verdeck. Der Blitz flammt so grell auf, als wäre er im Wagen selbst, blendet unsere Augen und erhellt für einen Moment das graue Tuch, die Borten und Wolodjas in eine Ecke geschmiegte Gestalt. Im selben Augenblick ertönt gerade über uns ein majestätisches Rollen, das – in mächtiger Spiralllinie förmlich höher und höher steigend und breiter und breiter werdend, – sich allmählich verstärkt und in ein betäubendes Krachen übergeht, welches unwillkürlich zu erzittern und den Atem anzuhalten zwingt. Gottes Zorn! wieviel Poesie liegt doch in dieser Vorstellung des schlichten Volkes!

      Die Räder drehen sich schneller und schneller; an den Rücken Wassilijs und Philipps, der ungeduldig an der Leine zupft, erkenne ich, daß auch sie Angst haben. Der Wagen rollt geschwind bergab und poltert über die Bretterbrücke; ich fürchte mich, eine Bewegung zu machen, und erwarte von Minute zu Minute unser aller Untergang.

      Tprrru! Das Strangholz hat sich losgerissen, und ungeachtet des ununterbrochenen, betäubenden Donners sind wir gezwungen, auf der Brücke zu halten.

      Den Kopf an den Wagenrand gelehnt, folge ich mit atemversetzender Herzbeklemmung hoffnungslos den Bewegungen der dicken, schmutzigen Finger Philipps, der langsam eine Schlinge knüpft und an den Strangriemen zieht, wobei er das Seitenpferd mit der flachen Hand und mit dem Peitschenstiel zur Seite stößt.

      Die beunruhigenden Gefühle der Bangigkeit und Angst waren in mir mit dem Stärkerwerden des Gewitters gewachsen, und als der erhabene Augenblick der Totenstille eintrat, die dem Losbrechen des Unwetters vorauszugehen pflegt, hatten diese Gefühle einen so hohen Grad erreicht, daß ich überzeugt bin, ich wäre vor Aufregung gestorben, wenn dieser Zustand noch eine Viertelstunde gewährt hätte. Gerade zu dieser Zeit taucht unter der Brücke hervor in schmutzigem, zerrissenem Hemd ein menschliches Wesen auf, mit aufgedunsenem, stumpfsinnigem Gesichte, unbedecktem, wackelndem, kurzgeschorenem Kopfe, krummen, muskellosen. Beinen und einem roten, glänzenden Stumpfe statt der Hand, den er uns gerade in den Wagen hineinstreckt.

      »He–err! Einem A–ar–men, um Chri–isti willen!« ertönt eine klägliche Stimme, und bei jedem Wort bekreuzigt sich der Bettler und neigt sich bis zur Erde.

      Ich kann das Gefühl des kalten Entsetzens, das meine Seele in diesem Augenblick erfaßte, nicht beschreiben. Meine Haare sträubten sich, meine Blicke hingen mit der Sinnlosigkeit der Angst an dem Bettler.

      Wassilij, der unterwegs die Almosen zu verteilen hat, gibt Philipp Ratschläge zur Befestigung des Strangholzes, und erst als alles fertig ist und Philipp, die Zügel zusammenfassend, wieder auf den Bock klettert, fängt er an, etwas aus der Seitentasche hervorzusuchen. Aber kaum hat unser Wagen sich in Bewegung gesetzt, als ein blendender Blitz, der für einen Moment die ganze Schlucht mit einem Feuerschein erfüllt, die Pferde zum Stehenbleiben bringt; ohne die geringste Zwischenpause folgt ihm ein so betäubendes Donnerkrachen, daß das ganze Himmelsgewölbe über uns zusammenzustürzen scheint. Der Wind wird stärker: die Mähnen und Schweife der Pferde, Wassilijs Mantel und die Ränder der Lederdecke nehmen alle die gleiche Richtung und flattern verzweifelt, von den gewaltigen Windstößen getrieben. Auf das Lederverdeck des Wagens fällt schwer ein großer Regentropfen, – ein zweiter, ein dritter, ein vierter, und plötzlich ist's als trommele jemand über uns, und die ganze Gegend hallt wider vom eintönigen Geräusch des herabstürzenden Regens. An den Bewegungen der Ellenbogen Wassilijs merke ich, daß er den Geldbeutel aufbindet; der Bettler läuft, sich unaufhörlich bekreuzigend und verneigend, dicht neben den Rädern her, so daß er jeden Augenblick überfahren werden kann. »Gib, um Chri – isti willen!« Endlich fliegt eine Kupfermünze an uns vorüber, und das erbarmungswürdige Geschöpf in dem die mageren Glieder umschließenden, bis auf den letzten Faden nassen, groben Hemd bleibt, vom Sturm hin und her geworfen, wie im Zweifel mitten auf der Straße stehen und entschwindet meinen Blicken.

      Der schräg fallende Regen strömte, von starkem Winde getrieben, wie aus Kübeln; von Wassilijs mit langhaarigem Wollmantel bedecktem Rücken rieselten Bäche in die Pfütze trüben Wassers, die sich auf der Lederdecke gebildet hatte. Der zuerst zu Kügelchen zusammengeballte Straßenstaub verwandelte sich in flüssigen Schmutz, den die Räder kneteten; die Stöße wurden schwächer, und in den lehmigen Radspuren flössen trübe Bächlein. Die Blitze wurden breiter und blasser und das Rollen des Donners wurde durch das gleichmäßige Geräusch des Regens gedämpft.

      Jetzt wird der Regen schwächer; die Gewitterwolke zerteilt sich allmählich in wellenförmige


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