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Licht und Schatten. Jutta HinzmannЧитать онлайн книгу.

Licht und Schatten - Jutta Hinzmann


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Jens nickt, „ Aber die Rosen, die sind von mir allein, für dich mein Engelchen.“ „Danke, danke mein Schatz, ich bin ja so froh, wieder daheim zu sein.“ Zufrieden gehen die Beiden nach unten, wo die frisch gebackenen Großeltern sich liebevoll um Karl kümmern.

      Mit trauriger Miene setzt Johanna ihren kleinen Karl in den Kinderwagen. Ab heut muss er in die Kinderkrippe und Johanna wieder zur Arbeit. Jens arbeitet bereits seit Monaten wieder. Aber heut hat er frei. Zusammen mit seiner Frau werden sie den kleinen Kerl in der Krippe abgeben. Er schaut seine Frau an und fängt an mit lachen. „ Johanna, mach nicht so ein Gesicht. Karl wird wie jedes andere Kind in die Einrichtung gehen. Was ist dabei?“ „Ach mir ist so weh ums Herz. Meinen kleinen Karl !“ „Komm Liebes, wir haben darüber gesprochen. Dem Karl tut es gut mit anderen seines Alters den Tag zu verbringen. Und du wolltest doch unbedingt zurück in deinen Laden.“ Hand in Hand den Kinderwagen vor sich herschieben, bringen die jungen Eltern ihr Kind in die naheliegende Krippeneinrichtung. Langsam kehrt der Alltag im Hause Haiser zurück. Großvater Haiser und Großmama sind inzwischen im Ruhestand. So sind sie in der glücklichen Lage den kleinen Karl groß werden zu sehen. Und ist mal Not angesagt, kümmert sich die Oma um ihren Enkel und Johanna kann trotzdem in Ruhe zur Arbeit fahren. Sie hat wieder im Konsumkaufhaus am Pfaffenteich al s Verkäuferin angefangen. Johanna mag ihre Arbeit sehr und könnte sich nicht vorstellen, dass es einmal anders sein würde. Jens geht es ebenso. Als Elektriker ist er weiterhin seinem Ausbildungsbetrieb treu geblieben. Ihm gefällt die Arbeit, die Menschen, eben alles hier. Man kann sagen, die Welt der Haisers ist einfach in Ordnung. Ohne Sorgen lieben und leben die jungen wie die alten Haisers unter einem Dach. Karl derweil wächst und gedeiht. Mit einem Jahr nur kann er bereits laufen, die Zähne wachsen ihm recht früh, eine nervenaufreibende Zeit. Aber auch das meistern die jungen Eltern problemlos. Nur mit dem Sprechen will es nicht recht klappen. Karl ist sprechfaul, so sagt der Opa zu ihm. Zu seinem zweiten Geburtstag hat Opa Haiser sich etwas Besonderes ausgedacht. „ Heut werden wir mit unserer kleinen Jacht einen Ausflug machen, zu Ehren von unserem Enkelkind Karl. Keine Widerrede, ich habe bereits alles geplant und vorbereitet.“ Jens und Johanna schweigen, sie kennen ihren Papa. Hat er sich etwas in den Kopf gesetzt, so zieht es auch durch. Über die Jahre hat sich die junge Familie Haisers an Opas Anweisungen gewöhnt und niemand widerspricht ihm. „Also wir werden zur Insel Liebs fahren und dort einen schönen Tag verbringen. Ich denke, unseren Karl wird das gefallen.“ Und ob! Karl ist mit seinen zwei Jahren ein richtiges Opakind geworden. Jens und Johanna stört es weiter nicht. Es ist ihnen dadurch vergönnt, ab und ab mal für ein paar Stunden zu entschwinden. Dann haben sie wirklich Zeit für sich und ihre Liebe flammt immer wieder auf ein Neues auf. Sie sind sich sicher, dass der Opa nur das Beste für seinen Enkel will. Alt und Jung packt ein, was man halt so für einen Tag auf einer Insel mitten im Schweriner See braucht. „Bernd hast du an die Rettungswesten gedacht?“ Opa Bernd runzelt die Stirn, „ Na klar, glaubst du ich will, dass einer ertrinkt? Nein es ist alles an Bord.“ Mutter Ingrid atmet erleichtert auf, „ Dann ist ja alles bestens, dann können wir loslegen.“ Bis zur Jacht braucht die Familie Haiser nur einige Minuten. Karl sitzt in seiner Sportkarre und schnattert fröhlich vor sich hin. Egal wo und egal wann, Karl begrüßt alle Menschen, die im über den Weg laufen, mit einem „Taaaag“. Und wie das so ist, müssen dann die Leute über das freundliche Menschenkind lachen. Haisers waren und sind bis heut eine gern gesehene Familie in ihrem Dorf. Noch einmal rechts um die Ecke und da liegt sie im kleinen Hafen, die Jacht von Bernd Haiser. Sein Schmuckstück, wie er immer behauptet. „Alle an Bord, Jens mach die Leine los und ab geht die Fahrt“ Vater Bernd ist in seinem Element. Schon sein Vater hatte ein kleines Boot und sein Großvater gehörte zu den letzten Fischern am Schweriner See. Jetzt nun will er seinem Enkel, einen richtigen Bengel vom Lande, beibringen die See lieben zu lernen. „ Man weiß ja nie, wer weiß was noch kommt. Aber vielleicht wird Karl mal ein Fischer.“ Alle lachen, denn alle wissen auch, dass es keinen privaten Fischer mehr am Schweriner See gibt. Nur die verstaatlichte Binnenfischerei. „Lass ihn nur träumen“, räumt Mutter Ingrid ein. Träumen ist ja nicht verboten.“ Es wird ein wunderschöner Tag, die Sonne meint es gut, eine leichte Prise weht. Obwohl man ja für die Jacht keinen Wind braucht. Die Fahrt auf dem Wasser kostet viel Zeit. Und so geht es bereits auf Mittag zu, als die Haisers endlich die Insel erreichen. Hier kommt nur her, wer ein Boot hat. Es ist ein so genannter geheimer Tipp, auf der Insel zu zelten. „ Früher einmal gab es auf der Insel einen Bauern, als seine Hütte abbrannte, verließ der Bauer die Insel. Bis heut wird sie als Viehweide genutzt.“ „Was du nicht alles weißt“, bemerkt Johanna lachend. Sie liegt bereits auf der Decke und lässt sich die Sonne guttun. Jens und Opa Haiser schauen sich nur an, wortlos greift man zu den Angeln, zum Bier und zum Enkel. Da aber ertönt die Stimme der Oma. „Ne ne, den Karl lasst mal hier. Ich will mit ihm über die Insel gehen. Mal sehen ob wir etwas Besonderes entdecken.“ „Außer Kuhfladen, wirst du hier nichts mehr finden“ Die Männer trollen sich. „Komm Karl, wir lassen die Mama schlafen.“ So gehen die Oma und der Enkel über die Insel und finden nichts Aufregendes. Die Männer angeln und fangen doch kein Fisch. Johanna genießt die Ruhe. Viel zu schnell müssen die Sachen wieder auf der Jacht verstaut und der Heimweg angetreten werden.

      Der Kleine Karl hat heut seinen großen Tag. Er darf in den Kindergarten gehen. Pausenlos nervt er am Abend zu vor die ganze Familie. „ Mama, wie ist das im Kindergarten? Muss ich da auch Mittagsschlaf halten? Mama und muss ich alles aufessen, auch wenn ich nicht mehr mag? Mama und spielen die Kinder auch mit mir? Und und…“ Johanna nimmt ihren Sohn auf den Schoß. Liebevoll streichelt sie ihm das blond gelockte Haar. Karl sieht der Mama sehr ähnlich, aber die Figur und Größe hat er vom Papa. „So mein Sohn, du schaust jetzt den Sandmann und dann geht es ab in die Koje. Ja? Lass dich überraschen. Du wirst schon sehen, wie es im Kindergarten zu geht.“ Karl folgt brav der Mama. Er ist ein ruhiger und gleichzeitig neugieriger kleiner Junge. Ohne Widerrede gehorcht er und geht gleich nach dem Sandmännchen ins Bett. Karl ist nun ein „großer“ Junge. Auf jeden Fall schläft er nicht mehr bei den Eltern. Opa Bernd und Jens haben ein Kinderzimmer auf dem Dachboden ausgebaut. Was Karl nicht weiß ist, dass er bald ein Geschwisterchen bekommt. Dass der Mama oft schlecht ist, versteht er nicht.

      Der Winter packt in diesem Jahr 1985 ordentlich an. „Hoffentlich lässt der Schnee bald nach. Sonst müssen wir unsere Johanna auf dem Schlitten ins Krankenhaus fahren.“ Vater Bernd schmunzelt, zieht dabei mit vollem Genuss an seiner Pfeife. „Nun male nicht den Teufel an die Wand. Ein paar Tage verbleiben noch bis zum Entbindungstermin.“ Johanna sitzt gemütlich im alten Ohrensessel vom Uropa und hört ihren Eltern schweigend zu. Bald kommt Jens heim. Sehnsüchtig schaut sie auf die Wanduhr. Doch bis Jens Feierabend machen kann, vergehen noch drei Stunden. „Lasst uns noch eine Runde Romy spielen. Magst Johanna?“ Johanna mag nicht. Unruhe geht durch ihren Körper. Sie fühlt sich matt und jedes einzelne Glied ihres Körpers scheint zu schmerzen. „Seid bitte nicht böse, aber ich gehe ins Bett. Irgendwie ist mir nicht gut.“ Langsam windet sie sich aus dem Sessel. Sie steht kurz vor der Geburt und ihr dicker Babybauch quält sie gewaltig. „Dann geh mein Schatz. Schlaf dich aus. Gute Nacht.“ Johanna liebt ihre Eltern. Sie sind verständnisvoll und nehmen viel Rücksicht auf ihren Umstand. „Gute Nacht, ich schaue schnell bei Karl rein und lege mich ins Bett.“ Johanna bemüht sich ihren Eltern nicht zu zeigen, dass sie sich ungut fühlt. Als die Eltern die Kinderzimmertür zu schlagen hören, meint Mama Haiser, „Na ich glaube, dass geht früher los. Johanna sieht schlecht aus und der Bauch scheint sich bereits gesenkt zu haben. Hoffentlich kommt Jens bald heim.“

      Die Nacht wird für Johanna zur Qual. Es ist ihr zweites Kind und dennoch ist diesmal alles anders, als damals bei der ersten Geburt. In den frühen Morgenstunden weckt sie Jens. „ Schatz kannst du den Krankenwagen rufen, mir ist so schlecht, übel, Kopfschmerzen, Herzrasen.“ Ihr Mann braucht einige Minuten bis er begreift, was Johanna von ihm will. „Liebling du hast noch genau drei Wochen, soll ich dir einen Tee kochen?“ Doch Johanna will keinen Tee. Sie kann sich die innere Unruhe nicht erklären die mit Angst verbunden ist. „ Bitte Jens ruf an, sag den Eltern Bescheid wegen Karl.“ Jetzt ist Jens ganz wach. Mit einem Satz springt er aus dem Bett. Wenn seine Johanna so bittet, dann stimmt mit ihr etwas nicht. Schnell huscht er in seine Klamotten und rennt nach unten zum Telefon. Haisers haben ein Telefon, was allgemein nicht üblich ist. Die nächtliche Ruhe im Hause ist gestört. Mama Haiser schaut aus ihrem Schlafzimmer, Karl weint oben im seinem Kinderzimmer. „Geht’s los,


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