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Odyssee. HomerЧитать онлайн книгу.

Odyssee - Homer


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sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle.

      Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,

      Dachten die üppigen Freier auf neue Reize der Seelen,

      Auf Gesang und Tanz, des Mahles liebliche Zierden.

      Und ein Herold reichte die schöngebildete Harfe

      Phemios hin, der an Kunst des Gesangs vor allen berühmt war,

      Phemios, der bei den Freiern gezwungen wurde zu singen.

      Prüfend durchrauscht' er die Saiten und hub den schönen Gesang an.

      Aber Telemachos neigte das Haupt zu Pallas Athene

      Und sprach leise zu ihr, damit es die andern nicht hörten:

      Lieber Gastfreund, wirst du mir auch die Rede verargen?

      Diese können sich wohl bei Saitenspiel und Gesange

      Freun, da sie ungestraft des Mannes Habe verschwelgen,

      Dessen weißes Gebein vielleicht schon an fernem Gestade

      Modert im Regen, vielleicht von den Meereswogen gewälzt wird.

      Sähen sie jenen einmal zurück in Ithaka kommen,

      Alle wünschten gewiß sich lieber noch schnellere Füße

      Als noch größere Last an Gold und prächtigen Kleidern.

      Aber es war sein Verhängnis, so hinzusterben; und keine

      Hoffnung erfreuet uns mehr, wenn auch zuweilen ein Fremdling

      Sagt, er komme zurück. Der Tag ist auf immer verloren!

      Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.

      Wer, wes Volkes bist du? und wo ist deine Geburtsstadt?

      Und in welcherlei Schiff kamst du? wie brachten die Schiffer

      Dich nach Ithaka her? was rühmen sich jene für Leute?

      Denn unmöglich bist du doch hier zu Fuße gekommen!

      Dann erzähle mir auch aufrichtig, damit ich es wisse:

      Bist du in Ithaka noch ein Neuling oder ein Gastfreund

      Meines Vaters? Denn unser Haus besuchten von jeher

      Viele Männer, und er mocht auch mit Leuten wohl umgehn.

      Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

      Dieses will ich dir alles, und nach der Wahrheit, erzählen.

      Mentes, Anchialos' Sohn, des kriegserfahrenen Helden,

      Rühm ich mich und beherrsche die ruderliebende Taphos.

      Jetzo schifft ich hier an; denn ich steure mit meinen Genossen

      Über das dunkle Meer zu unverständlichen Völkern,

      Mir in Temesa Kupfer für blinkendes Eisen zu tauschen.

      Und mein Schiff liegt außer der Stadt am freien Gestade,

      In der reithrischen Bucht, an des waldichten Neion Fuße.

      Lange preisen wir, schon von den Zeiten unserer Väter,

      Uns Gastfreunde. Du darfst nur zum alten Helden Laertes

      Gehn und fragen, der jetzt, wie man sagt, nicht mehr in die Stadt kommt,

      Sondern in Einsamkeit auf dem Lande sein Leben vertrauert,

      Bloß von der Alten bedient, die ihm sein Essen und Trinken

      Vorsetzt, wann er einmal vom fruchtbaren Rebengefilde,

      Wo er den Tag hinschleicht, mit müden Gliedern zurückwankt.

      Aber ich kam, weil es hieß, dein Vater wäre nun endlich

      Heimgekehrt, doch ihm wehren vielleicht die Götter die Heimkehr.

      Denn noch starb er nicht auf Erden, der edle Odysseus,

      Sondern er lebt noch wo in einem umflossenen Eiland

      Auf dem Meere der Welt; ihn halten grausame Männer,

      Wilde Barbaren, die dort mit Gewalt zu bleiben ihn zwingen.

      Aber ich will dir anitzt weissagen, wie es die Götter

      Mir in die Seele gelegt und wie's wahrscheinlich geschehn wird;

      Denn kein Seher bin ich noch Flüge zu deuten erleuchtet.

      Nicht mehr lange bleibt er von seiner heimischen Insel

      Ferne, nicht lange mehr, und hielten ihn eiserne Bande;

      Sinnen wird er auf Flucht, und reich ist sein Geist an Erfindung.

      Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.

      Bist du mit dieser Gestalt ein leiblicher Sohn von Odysseus?

      Wundergleich bist du ihm, an Haupt und Glanze der Augen!

      Denn oft haben wir so uns zueinander gesellet,

      Eh er gen Troja fuhr mit den übrigen Helden Achaias.

      Seitdem hab ich Odysseus und jener mich nicht gesehen.

      Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

      Dieses will ich dir, Freund, und nach der Wahrheit erzählen.

      Meine Mutter, die sagt es, er sei mein Vater; ich selber

      Weiß es nicht; denn von selbst weiß niemand, wer ihn gezeuget.

      Wär ich doch lieber der Sohn von einem glücklichen Manne,

      Den bei seiner Habe das ruhige Alter beschliche!

      Aber der unglückseligste aller sterblichen Menschen

      Ist, wie man sagt, mein Vater; weil du mich darum befragest.

      Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:

      Nun, so werden die Götter doch nicht den Namen des Hauses

      Tilgen, da solchen Sohn ihm Penelopeia geboren.

      Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit.

      Was für ein Schmaus ist hier und Gesellschaft? Gibst du ein Gastmahl

      Oder ein Hochzeitfest? Denn keinem Gelag ist es ähnlich!

      Dafür scheinen die Gäste mit zu unbändiger Frechheit

      Mir in dem Saale zu schwärmen. Ereifern müßte die Seele

      Jedes vernünftigen Manns, der solche Greuel mit ansäh!

      Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

      Fremdling, weil du mich fragst und so genau dich erkundest;

      Ehmals konnte dies Haus vielleicht begütert und glänzend

      Heißen, da jener noch im Vaterlande verweilte:

      Aber nun haben es anders die grausamen Götter entschieden,

      Welche den herrlichen Mann vor allen Menschen verdunkelt!

      Ach! ich trauerte selbst um den Tod des Vaters nicht so sehr,

      Wär er mit seinen Genossen im Lande der Troer gefallen

      Oder den Freunden im Arme, nachdem er den Krieg vollendet.

      Denn ein Denkmal hätt ihm das Volk der Achaier errichtet,

      Und so wäre zugleich sein Sohn bei den Enkeln verherrlicht.

      Aber er ward unrühmlich ein Raub der wilden Harpyien;

      Weder gesehn noch gehört, verschwand er und ließ mir zum Erbteil

      Jammer und Weh! Doch jetzo bewein ich nicht jenen allein mehr;

      Ach!


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