Эротические рассказы

Kleine Erzählungen und Nachgelassene Schriften 1. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Kleine Erzählungen und Nachgelassene Schriften 1 - Gerstäcker Friedrich


Скачать книгу
glaub’ ich, Herr Bomeier – das glaub’ ich – sehr angenehm gewesen,“ und mit seiner linken Hand den Schlafrock vorn etwas zuhaltend, begleitete er den Herrn bis halb durch sein Comptoir, oder ging wenigstens mit einer achtungsvollen Verbeugung hinter ihm her, was den beiden Schreibern so imponirte, daß sie ebenfalls von ihren Drehstühlen aufstanden und sich verbeugten.

      Herr Köfer hatte kaum Zeit gehabt, auf seinen Platz zurückzukehren und einen Blick in das Couvert zu werfen, aus dem ihm eine angenehm gelbe preußische fünfundzwanzig Thalernote entgegenlächelte, als sich die Thür schon wieder öffnete und das schwere Rauschen eines Kleides den beschäftigten Mann auf einen Damenbesuch vorbereiten konnte. – Herr Köfer war nun eigentlich noch nicht in Toilette, und jeder andere Mensch wäre dadurch in Verlegenheit gerathen, nicht aber der Theateragent. Damenbesuch war bei ihm etwas viel zu Allgewöhnliches, um irgend welche Rücksicht darauf zu nehmen, und wenn selbst niemand Geringeres als die gefeierte Primadonna zu ihm hereinrauschte.

      Herr Köfer, der seine Briefe wieder aufgenommen hatte, blieb ruhig an seinem Pulte stehen. Da aber die Dame in einem wahren Sturm durch das Comptoir fegte, wußte er auch, daß wieder irgend ein Wetter im Anzug sei, und bereitete sich mit der größten Kaltblütigkeit vor, dem zu begegnen.

      „Herr Köfer,“ sagte die Dame, ohne nur einen Morgengruß für nöthig zu halten, und suchte dabei in ihrer etwas geräumigen Ledertasche nach einem Stück Zeitung, das sie endlich zu Tage brachte – „Sie entschuldigen mich, wenn ich /36/ Ihnen mit der Thür in’s Haus falle, aber ich muß auf die Probe.“

      „Mein Fräulein,“ sagte Herr Köfer trocken – „es sollte mir ungemein leid thun, Sie aufzuhalten.“

      Fräulein Ostachini, wie die Dame hieß, oder wie sie sich vielmehr nannte, denn ihr eigentlicher Name war „Gelbholz“, hielt dem Theateragenten das Papier vor und sagte:

      „Kennen Sie diese Zeitung?“

      „Es wäre merkwürdig, wenn ich sie nicht kennte,“ erwiderte Herr Köfer mit einem flüchtigen Blick darauf, denn es war seine eigene, und der Herr wußte jetzt schon vollkommen genau, was die enragirte Sängerin von ihm wollte.

      „Und diese Recension haben Sie in Ihr Blatt aufgenommen?“ rief die Dame, die sich augenscheinlich Mühe gab, ihr italienisches Temperament (Gelbholz) zurück zu halten. – „Diese Recension über den – Backfisch – über diese Mamsell Bergen, die eine Stimme hat wie eine Trompete und aussieht wie ein Bauermädel – wie eine Kuhmagd mit ihren dicken rothen Backen und ihrer aufgedunsenen Gestalt? Und hat sie nur eine Idee von Gesang, Tremoliren– ja wohl, das bringen wir nicht fertig – nicht ein einziges Mal in der ganzen Oper – und die Gans will auch noch von „getragenem“ Gesang reden!“

      „Aber, mein bestes Fräulein,“ sagte Herr Köfer, der indessen seinen Brief ruhig weiter gelesen hatte, denn die Dame kam jede Woche zweimal in einer ähnlichen Angelegenheit – „wenn Fräulein Bergen wirklich ausgezeichnet singt und von dem Publikum drei-, viermal an einem einzigen Abend herausgerufen und mit Kränzen beworfen wird, so werden Sie uns doch wenigstens gestatten, daß wir das einfach referiren!“

      „Aber wer hat sie denn mit Kränzen beworfen?“ schrie die lebhafte Italienerin. – „Jedes Stück kostet ihr zwanzig Groschen bei der Gemüsehändlerin, und die übrigen hat ihr der verrückte Graf, der Engländer, besorgt, mit dem sie ein Verhältniß hat.“

      „Mein verehrtes Fräulein!“ sagte Herr Köfer vorwurfsvoll, die Dame verstand aber die Andeutung nicht, und da sie /37/ sich einmal in ihren Grimm hineingearbeitet hatte, fuhr sie unerbittlich fort:

      „Und einer solchen Person streuen Sie in Ihrem Blatte Weihrauch und nennen sie einen „Stern“, der das Größte ahnen ließe? – eine zweite Schröder-Devrient2 und Sontag? und das mir in’s Gesicht, der ich ihr nur aus alberner Gutmüthigkeit die Rolle abgelassen habe? – Eine zweite Sontag – es ist wahrhaftig zu lächerlich, und nicht etwa weil die Sontag wirklich das war, was die Recensenten aus ihr machten, sondern nur weil sich das Publikum jetzt, das sie nie gehört hat und also auch nicht darüber urtheilen kann, das Außerordentlichste darunter denkt. Was wollen Sie denn nachher noch über mich schreiben?“

      Herr Köfer hatte wirklich mit einer merkwürdigen Gemüthsruhe diese heftigen und leidenschaftlichen Aeußerungen angehört, oder vielmehr über sich ergehen lassen, weil er doch recht gut wußte, daß er diesen Strom nicht dämmen konnte. Er mußte ruhig ablaufen. Jetzt, nachdem die Dame schwieg – und er öffnete indessen einen Brief nach dem andern – sagte er:

      „Verehrtes Fräulein, ich schreibe überhaupt gar nichts – Briefe an meine Correspondenten ausgenommen – also mir können Sie keine Vorwürfe machen. Ich lese nicht einmal meine eigene Zeitung und gehe nicht in’s Theater – was ich aber über Fräulein Bergen gehört habe, klang sehr lobenswerth, und ihre Jugend –“

      „Jugend – bah! –“ sagte Fräulein Ostachini – „sie ist noch nicht hinter den Ohren trocken und schon die größte Kokette, die es auf der Welt geben kann. Die versteht’s – und was muß die Welt denken, wenn neben mir ein solches – Geschöpf in der Weise herausgestrichen wird?“

      „Aber, mein bestes Fräulein,“ sagte Herr Köfer, „was wollen Sie? – wie ich gehört habe, hat es vorgestern Abend wirklich Kränze und Bouquets geregnet, und wenn sich das Publikum selber –“

      „Reden Sie nicht, als ob Sie eben erst auf die Welt gekommen wären,“ unterbrach ihn Fräulein Ostachini mit einer wegwerfenden Bewegung des Kopfes – und sie that Herrn /38/ Köfer darin Unrecht, denn mit seinem unrasirten Gesicht und den grauen Bartstoppeln sah er wahrhaftig nicht so aus – „als ob man nicht wisse, woher die Kränze und Bouquets kommen und wie billig das ist, wenn man es geschickt gemacht hat. Wenn ihr nur jeder ihrer Courmacher ein Bouquet geworfen hätte, wäre sie im Grünen erstickt. – Soliden Damen (Fräulein Ostachini zählte achtunddreißig Jahre) – sind allerdings solche Hilfsquellen verschlossen – aber desto scheußlicher ist es,“ fuhr sie gereizt fort, „wenn sich die unabhängige Presse auch noch dazu hergiebt, Vorspann an dem Triumphwagen einer solchen – Person zu nehmen. Sängerin, bah! – sie hat keine Spur von Koloratur; der eine Triller war eine wirkliche Parodie auf jeden Gesang, und bei den hohen Tönen erfaßte mich fortwährend eine unsagbare Angst, daß sie jetzt umkippen müsse – und das Spiel – wie eine Wahnsinnige fuhr sie auf der Bühne herum, und das heißt nachher ein Kunsttempel – man möchte verrückt darüber werden.“

      „Und womit kann ich Ihnen eigentlich dienen?“ sagte Herr Köfer, indem er eben seinen letzten Brief aufbrach; die gelesenen hatte er auf verschiedene Haufen sortirt.

      Fräulein Ostachini gerieth wirklich in Verlegenheit um eine Antwort, denn eigentlich hatte sie nur schimpfen und ihrem Herzen Luft machen wollen – einen weiteren Zweck konnte ihr „Besuch“ natürlich nicht haben.

      „Mir?“ sagte sie endlich – „mir sollen Sie gar nicht dienen; aber dem Publikum, indem Sie nicht solche wahnsinnige Recensionen hinaus in die Welt werfen, die diese Mamsell vergöttern und einen Stern aus einem völlig talentlosen Dinge machen. Wer soll denn da noch Liebe zur Kunst haben, wenn man sieht, daß die größte Mittelmäßigkeit in solcher Weise verherrlicht wird? Meiner Meinung nach erheischte doch schon die Würde Ihres Blattes, daß Sie nicht einer solchen Profanation zugänglich wären.“

      „Die Würde unseres Blattes?“ sagte Herr Köfer, und selbst ihm kam diese Behauptung komisch vor; „aber, mein liebes Fräulein, wir recensiren oder geben vielmehr der Stimme des Publikums Ausdruck – unparteiisch versteht sich /39/ und allein im Sinne der Kunst, – und darin werden Sie mir doch gewiß Recht geben, daß junge aufstrebende Talente unterstützt werden müssen.“

      „Junge Talente!“ sagte Fräulein Ostachini; „die Person hat sich schon auf drei, vier Theatern herumgetrieben. Doch Sie werden es erleben! Am Sonntag singt sie die Julia, und eine schöne Vorstellung mag das werden! Das sage ich Ihnen aber, wenn Sie in diesen Lobhudeleien fortfahren, so sind wir die längste Zeit Freunde gewesen. Ich verlange von einer Theaterzeitung ein unparteiisches, durch keine Rücksichten oder Protectionen beeinflußtes


Скачать книгу
Яндекс.Метрика