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La Fontaines Fabeln. Jean de la FontaineЧитать онлайн книгу.

La Fontaines Fabeln - Jean de la Fontaine


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      Stadträttlein lud einst zum Feste

       Und zu Tisch, auf hoch und fein

       Fette Ortolanenreste,

       Landrättlein gar höflich ein.

      Auf dem türk'schen fein gewebten

       Teppich stand das Mahl bereit,

       Und die beiden Freunde lebten

       Lustig und in Herrlichkeit.

      Man genoß in vollen Zügen,

       Köstlich mundete der Schmaus;

       Plötzlich mitten im Vergnügen

       Wurden sie gestört – O Graus!

       Klang es nicht, als ob was krachte?

       Hei! wie Stadträttlein in Hast

       Gleich sich aus dem Staube machte!

       Schleunigst folgt ihm nach der Gast.

      Blinder Lärm nur war's. Es wandern

       Beide wieder in den Saal,

       Und Stadträttlein spricht zum andern:

       »Setzen jetzt wir fort das Mahl!«

      »»Danke sehr!«« spricht jenes »»Morgen

       Komm zu mir aufs Land hinaus.

       Kann dir freilich nicht besorgen

       Dort so königlichen Schmaus.

      Einfach nur, doch unbeneidet,

       Voller Sicherheit bewußt,

       Speis' ich dort. Pfui solcher Lust,

       Die durch Furcht mir wird verleidet!««

      Des Stärkern Recht ist stets das beste Recht gewesen –

       Ihr sollt's in dieser Fabel lesen.

      Ein Lamm löscht einst an Baches Rand

       Den Durst in dessen klarer Welle;

       Ein Wolf, ganz nüchtern noch, kommt an dieselbe Stelle,

       Des gier'ger Sinn nach guter Beute stand.

       »Wie kannst du meinen Trank zu trüben dich erfrechen?«

       Begann der Wüterich zu sprechen –

       »Die Unverschämtheit sollst du büßen, und sogleich!«

       »»Eu'r Hoheit brauchte«« sagt das Lamm vor Schrecken bleich

       »»Darum sich so nicht aufzuregen!

       Wollt doch nur gütigst überlegen,

       Daß an dem Platz, den ich erwählt,

       Von Euch gezählt,

       Ich zwanzig Schritt stromabwärts stehe;

       Daß folglich Euren Trank – seht Euch den Ort nur an –

       Ich ganz unmöglich trüben kann.««

       »Du trübst ihn dennoch!« spricht der Wilde. »Wie ich sehe,

       Bist du's auch, der auf mich geschimpft im vor'gen Jahr!«

       »»Wie? Ich, geschimpft, da ich noch nicht geboren war?

       Noch säugt die Mutter mich, fragt nach im Stalle.««

       »Dein Bruder war's in diesem Falle!«

       »»Den hab' ich nicht.«« »Dann war's dein Vetter! Und

       Ihr hetzt mich und verfolgt mich alle,

       Ihr, euer Hirt und euer Hund.

       Ja, rächen muß ich mich, wie alle sagen!«

       Er packt's, zum Walde schleppt er's drauf,

       Und ohne nach dem Recht zu fragen,

       Frißt er das arme Lämmlein auf.

      Für den Herzog de la Rochefoucauld

      Es war einmal ein Mann, der, in sich selbst verliebt,

       Sich für den schönsten hielt, den alle Lande trügen;

       Den Spiegel scheltend, daß entstellt sein Bild er gibt,

       Fand er sein Glück darin, sich selber zu belügen.

       Um ihn zu heilen, sorgt ein günstiges Geschick,

       Daß stets er, wo auch weilt sein Blick,

       Der Damen stummen und geheimen Rat muß schauen:

       Spiegel in Stub' und Saal, Spiegel ob nah ob fern,

       Spiegel in Taschen feiner Herrn,

       Spiegel im Gürtel schöner Frauen.

       Was tut unser Narziß? Er tut sich selbst in Bann

       Und birgt am stillsten Ort sich, den er finden kann,

       Wohin kein Spiegel wirft sein trügerisch Gebilde.

       Doch durch der Einsamkeit verlassenstes Gefilde

       Rieselt ein klarer Silberbach.

       Er schaut sich selbst darin, und zürnend ruft er: »Ach,

       Ein eitel Trugbild ist's, das mir den Ort verleidet!«

       Er gibt sich alle Müh', ihm aus dem Weg zu gehn;

       Allein der Bach ist gar so schön,

       Daß er nur ungern von ihm scheidet.

      Was die Moral der Fabel sei?

       Zu allen red' ich; das Sichselbstbetrügen,

       Ein Übel ist's, von dem kein Sterblicher ganz frei:

       Dein Herz, es ist der Narr, geneigt sich zu belügen;

       Der Spiegel, den als falsch zu schelten wir geneigt,

       Des Nächsten Torheit ist's, die wir an uns vermissen.

       Der Bach, der unser Bild uns zeigt,

       Du kennst ihn wohl, man nennt ihn – das Gewissen.

      Einst pries vor der Höflinge Schar

      Frankreichs Gesandter, der in Wien beglaubigt war,

       Des eignen Landes Macht vor der des Deutschen Reiches

       Ein Deutscher sprach: »Trotz des Vergleiches

       Wißt: unsres Kaiser Banner trug

       Schon mancher Mann, selbst stark genug,

       Tät's not, auf eigne Hand ein Heer zum Kampf zu rüsten.«

       Drauf Frankreichs Pascha, fein und klug,

       Erwidert: »Als ob wir nicht wüßten,

       Was jeder Kurfürst an Soldaten stellen kann!

       Das mahnt mich unwillkürlich an

       Etwas, das ich erlebt, mag's wunderbar auch klingen.

       Ich stand an sichrem Ort, da sah durch einen Hag

       Die hundert Häupter ich der Hydra plötzlich dringen.

       Mein Blut erstarrt – so etwas mag

       Zur Furcht den Tapfersten wohl bringen!

       Doch blind war meine Furcht; denn ob der Köpfe Zahl

       Drang durch die Hecke nicht einmal,

       Geschweige bis zu mir der Leib des Ungeheuers.

       Noch dacht' ich dieses Abenteuers,

       Da seh' ein zweites Tier, ein vielgeschweiftes,


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