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DER RITTER VON TORN. Edgar Rice BurroughsЧитать онлайн книгу.

DER RITTER VON TORN - Edgar Rice Burroughs


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schimmerten oder halb beschattet von einem überhängenden Busch im flimmernden tobenden Spiel von Licht und Schatten einen Hauch von Leben annahmen, während sich die Blätter über ihnen bei schwacher Brise hin und her bewegten. Weiter in der Ferne verdeckten dichtere Büsche die Flussmauer, und die formale, geometrische Präzision der näheren Umgebung wurde durch einen Hintergrund aus efeubewachsenen Lauben und einer Fülle von kleinen Bäumen und blühenden Sträuchern gemildert, die in geplanter Unordnung arrangiert waren.

      Durch diesen scheinbaren Dschungel führten gewundene Pfade, und Bänke aus behauenem Stein boten rustikale Sitzgelegenheiten, und Schaukeln hingen an den Zweigen von Obstbäumen.

      Zu diesem bezaubernden Ort gingen langsam die Lady Maud und ihr kleiner Schützling, Prinz Richard, und keiner von beiden ahnte etwas von dem finsteren Beobachter am Fenster hinter ihnen.

      Ein großer Pfau stolzierte stolz über den Weg, und als Richard ihm hinterherlief, wie es Kinder tun, eilte Lady Maud zu dem Hintertörchen, schloss es rasch auf und ließ ihren Galan ein, der draußen gewartet hatte. Nachdem sie das Tor wieder geschlossen hatten, schlenderten die beiden Arm in Arm zu der kleinen Laube, die ihr Treffpunkt war.

      Während die Liebenden völlig selbstversunken miteinander turtelten, spielte der kleine Prinz fröhlich zwischen den Bäumen und Blumen, und keiner sah das strenge, entschlossene Gesicht, das in einiger Entfernung von dem spielenden Jungen durch das Blattwerk spähte.

      Klein-Richard widmete seine königlichen Energien der Jagd auf einen flatternden Schmetterling, der vom Schicksal immer näher und näher an den kalten, harten Beobachter im Gebüsch herangeführt wurde. Immer näher kam der kleine Prinz, und im nächsten Moment war er durch die blühenden Sträucher geplatzt und stand dem gestrengen Fechtmeister gegenüber.

      »Euer Hoheit«, sagte de Vac und verbeugte sich vor dem kleinen Kerl, »lasst den alten de Vac Euch helfen, das hübsche Tierchen zu fangen.«

      Richard, der de Vac oft gesehen hatte, fürchtete ihn nicht, und so begannen sie gemeinsam, den Schmetterling zu verfolgen, der inzwischen außer Sichtweite war. De Vac wandte ihre Schritte in Richtung des kleinen Hintertores, aber als er mit dem kleinen Prinzen hindurchtreten wollte, rebellierte dieser.

      »Kommt, Hoheit«, forderte de Vac, »mich dünkt, dass der Schmetterling über die Mauer geflogen ist. Wir können ihn fangen und dann sofort in den Garten zurückkehren.«

      »Geht Ihr und holt ihn«, antwortete der Prinz. »Der König, mein Vater, hat mir verboten, das Palastgelände zu verlassen.«

      »Kommt«, befahl de Vac in strengerem Ton, »es kann Euch nichts geschehen.«

      Aber der Knabe wollte nicht mit ihm gehen, sodass de Vac gezwungen war, ihn grob am Arm zu greifen. Richard stieß einen Schrei der Empörung aus.

      »Lass mich los, Kerl«, schrie der Junge. »Wie kannst du es wagen, Hand an einen Prinzen von England zu legen?«

      De Vac presste seine Hand auf den Mund des Kindes, um seine Schreie zu stillen, aber es war zu spät. Lady Maud und ihr Liebhaber hatten es gehört, und im nächsten Augenblick stürzten sie auf das Hintertor zu. Der Offizier zog im Laufen sein Schwert.

      Als sie die Mauer erreichten, befanden sich de Vac und der Prinz bereits draußen, und der Franzose hatte das Tor zugeschlagen und versuchte, es abzuschließen. Aber behindert durch den kämpfenden Jungen hatte er keine Zeit, den Schlüssel umzudrehen, bevor der Hauptmann sich gegen die Torflügel warf und sich, dicht gefolgt von Lady Maud, dem Fechtmeister gegenübersah.

      De Vac ließ den Schlüssel fallen, packte den jetzt völlig verstörten Prinzen mit der linken Hand, zog sein Schwert und trat dem Hauptmann entgegen.

      Es gab keine Worte, es bedurfte auch keiner; de Vacs Absichten waren zu offensichtlich. Also trafen die beiden mit grimmiger Wut aufeinander; der tapfere Hauptmann stand dem besten Schwertkämpfer gegenüber, den Frankreich je hervorgebracht hatte, in einem sinnlosen Versuch, seinen jungen Prinzen zu retten.

      Im Handumdrehen hatte de Vac ihn entwaffnet, aber entgegen den Gesetzen der Ritterlichkeit senkte er die Spitze seiner Klinge erst, nachdem sie das Herz seines tapferen Gegners durchbohrt hatte. Dann sprang er mit einem Satz zwischen Lady Maud und das Tor, sodass diese nicht in den Garten zurücklaufen und Alarm schlagen konnte.

      Immer noch das zitternde Kind in seinem eisernen Griff packend, stand er der Hofdame gegenüber und versperrte ihr den Weg.

      »Mon Dieu, Sir Jules«, rief sie, »Seid Ihr des Wahnsinns?«

      »Nein, Mylady«, antwortete er, »aber ich hatte nicht damit gerechnet, das tun zu müssen, was jetzt unausweichlich ist. Warum habt ihr nicht den Mund gehalten und das Schicksal des kleinen Prinzen in die Hand seines Schutzpatrons gelegt? Euer übereiltes Handeln hat uns in eine schöne Sackgasse geführt, denn es heißt nun entweder Ihr oder ich, Mylady, und ich kann’s nicht leiden. Sprecht Eure Gebete, und macht Euch bereit zu sterben.«

      Heinrich III., König von England, saß in seinem Ratssaal, umgeben von den großen Herren und Adligen, die sein Gefolge darstellten. Er erwartete Simon de Montfort, Graf von Leicester, den er herbeigerufen hatte, um ihm noch weitere Demütigungen zu erteilen, mit der Absicht, ihn so zu erniedrigen und zu entehren, dass er England für immer den Rücken kehrte. Der König fürchtete diesen mächtigen Verwandten, der ihm so mutig vor den Torheiten warnte, die sein Königreich an den Rand des Aufstands brachten.

      Was das Ergebnis dieser Audienz gewesen wäre, lässt sich nicht sagen, denn Leicester war gerade erst eingetreten und hatte seinem Herrscher gehuldigt, als es zu einer Störung kam, welche die kleinen Streitigkeiten von König und Höfling in einer gemeinsamen Sorge ertränkte, die die Herzen aller berührte.

      Auf der einen Seite des Saales brach eine Unruhe aus, die Reihen teilten sich, und Eleanor, Königin von England, stolperte auf den Thron zu. Tränen strömten über ihre bleichen Wangen.

      »Oh, mein Gott! Mylord«, rief sie, »Richard, unser Sohn, ist ermordet und in die Themse geworfen worden.«

      In einem Augenblick herrschte Verwirrung und Aufruhr, und nur unter größten Schwierigkeiten erhielt der König schließlich eine stimmige Aussage von seiner Königin.

      Wie es schien, war die Königin benachrichtigt worden, als Lady Maud nicht zur üblichen Zeit mit Prinz Richard in den Palast zurückgekehrt war, und man hatte sofort eine Suche eingeleitet – eine Suche, die über zwanzig Jahre andauern sollte; aber die ersten Ergebnisse davon ließen die Herzen des Hofes zu Stein werden. Denn bei dem offenen Hintertor lagen die Leichen Lady Mauds und eines gewissen Hauptmanns der Wache, aber nirgendwo gab es ein Zeichen oder eine Spur von Prinz Richard, dem zweiten Sohn von Heinrich III. von England und damals jüngstem Prinzen des Königreiches.

      Es dauerte zwei Tage, bis die Abwesenheit de Vacs bemerkt wurde, und daraufhin erinnerte einer der Höflinge den König an die Episode des Fechtkampfes, und ein Motiv für die Entführung des kleinen Königssohnes wurde offensichtlich.

      Ein Dekret wurde erlassen, das die Untersuchung jedes Kindes in England vorschrieb; denn auf der linken Brust des kleinen Prinzen befand sich ein Muttermal, das einer Lilie ähnelte. Und als nach einem Jahr kein Kind gefunden wurde, das ein solches Zeichen trug, und sich keine Spur von de Vac fand, wurde die Suche nach Frankreich ausgedehnt; noch wurde sie über mehr als zwanzig Jahre jemals ganz aufgegeben.

      Die erste Theorie, dass es sich um ein Attentat gehandelt habe, wurde bei näherer Überlegung bald aufgegeben, denn es war offensichtlich, dass ein Attentäter sich ebenso des kleinen Prinzen hätte entledigen können, als er Lady Maud und ihren Liebhaber tötete, wenn dies sein Bestreben gewesen wäre.

      Der Eifrigste bei der Suche nach Prinz Richard war Simon de Montfort, Graf von Leicester, der seinem königlichen Neffen stets eine solche Zuneigung entgegengebracht hatte, dass sie auch dem Hofstaat des Königs nicht verborgen geblieben war.

      So wurde fürs Erste der Bruch zwischen de Montfort und seinem König gekittet, und obwohl der große Adlige seiner Herrschaft in der Gascogne beraubt wurde, erlitt er wenig weitere Unbill durch seinen königlichen Herrn.


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