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Die Schatzkammer des Pharao. Robert KraftЧитать онлайн книгу.

Die Schatzkammer des Pharao - Robert Kraft


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es tun müssen.

      «Ja.«

      »Wie stellst du dir das vor?«

      »Was soll ich mir dabei vorstellen?«

      »Es ist eine größere Karawane, nicht war?«

      »Gegen zwanzig Mann, wozu noch hundert türkische Arnauten kommen.«

      »In Petra gibt es kein Wasser.«

      »Das weiß ich.«

      »Wo wollt ihr Wasser herbekommen?«

      »Von dem Dorfe Bell Musa, das nur zwei Kilometer von Petra entfernt ist.«

      Der Alte strich sich bedächtig den langen Bart.

      »Was ist heute nach eurer Berechnung für ein Tag?«

      »Mittwoch der 19. Dezember.«

      »Wann wollt ihr in el Arisch sein?«

      »Ende Januar.«

      »Am 16 Januar, wenn der Tag anbricht, werden die Weiber von Bell Musa die Eimer aus den Brunnen leer wieder herausziehen, kein Tropfen Wasser wird sie genetzt haben.«

      Verwundert blickte Tannert den Sprecher an.

      »Was sagst du da?«

      »In der Nacht von 15. zum 16 Januar werden die Brunnen von Bell Musa versiegen.«

      »Woher willst du denn das wissen?«

      »Ich weiß es.«

      »Bist du ein Prophet?«

      »Du sagst es.«

      Der Alte durfte sich eine Prophetenrolle anmaßen, ohne einen Frevel zu begehen, denn die Mohammedaner haben noch viele andere Propheten. Christus ist der zweite. Ob aber der Alte wirklich ein Prophet war, das war ja nun eine andere Frage.

      Doch Dr. Tannert wollte das jetzt nicht wissen, sondern ganz sachgemäß vorgehen.

      »Mir ist nicht bekannt, das die Brunnen von Bell Musa jemals kein Wasser gegeben haben.«

      »Nein, noch nie. Aber am 16. Januar werden sie für immer versiegt sein.«

      »Woher soll das kommen?«

      »Daher«, wurde der alte Herr nicht gerade höflich.

      »Nun da gibt es noch andere Ortschaften genug mit Brunnen, wenn sie auch eine oder zwei Stunden weiter entfernt sind.«

      »Am 16. Januar nach eurer Zeitrechnung werden um Petra herum in einem Umkreis von 25 Kamelstunden alle Brunnen versiegen, kein Tropfen Wasser wird zu haben sein.«

      Tannert starrte den Alten an. Was beabsichtigte der eigentlich? Warum wollte er der Expedition bange machen? Und tat es auf so plumpe Weise, hüllte sich dazu in den Mantel eines Propheten, hier in London?

      Ehe er noch etwas dazu sagen konnte, zog der Alte aus der Brusttasche einen Rosenkranz mit sehr vielen Kügelchen hervor. Auch der Mohammedaner hat einen Rosenkranz, so wie der Buddhist. Von dem stammt überhaupt erst der christlich-katholische. Der mohammedanische Rosenkranz, Tesbhi, hat 99 Kugeln, an ihnen werden die »schönen Namen« Allahs aufgezählt, wie sie im Koran angeführt sind, in der Sunna in mündlicher Überlieferung. Strenggläubige Mohammedaner, die nichts weiter zu tun haben, sieht man ununterbrochen mit den Kügelchen spielen, im Kaffeehaus, auf der Straße überall.

      »Weißt du, was dies ist?«

      »Eine Tesbhi.«

      »Du sagst es. Nimm die Schnur. Wenn du in el Arisch das Land betrittst, so halte sie auffallend in der Hand. Noch besser hänge sie um den Hals, sichtbar. Ein Sarazen wird sich dir nähern. Wenn er das Wort »London« spricht, dann ist es der richtige. Dem folge. Dann werdet ihr Petra erreichen und Wasser finden. Sonst nichts. Behüte den Talisman wie deinen Augapfel. Er wird dir auch noch andere Dienste leisten. Wenn der erste Führer dich verlassen hat und ein Sarazen oder irgend ein anderer Arabi nähert sich dir feindselig, oder du brauchst seine Hilfe, so versuche es erst mit dem Tesbhi, spiele mit der Schnur, daß er sie sieht. Selam.«

      Der alte Herr stand auf, berührte mit den Fingerspitzen flüchtig Mund und Stirn, aber nicht die Brust, was zum vollständigen Gruße der Ergebenheit gehört hätte, und griff nach der Türklinke.

      Tannert war aufgesprungen und wollte ihn zurückhalten.

      »Wer bist du?«

      »Ein Diener Allahs.«

      Der junge Gelehrte ließ ihn gehen, wußte das doch weiter nichts von ihm zu erfahren war. Und zum Spion, ihm nachzuschleichen, dazu eignete er sich nicht.

      Es waren alte, abgegriffene Holzkügelchen auf einer Seidenschnur, jedes mit einem eingelegten Perlmutterring. Nichts weiter. Gar keine wertvolle Tesbhi, während der reiche Mohammedaner mit diesem Gebetsinstument manchmal enormen Luxus treibt.

      Es war schon Abend, für die letzten Stunden hatte Tannert doch keine Ruhe zum Lesen mehr, er gab seine Bücher zurück, die in einem besonderen Fache aufgehoben wurden, fragte den ihn näher bekannten Bibliothekar, ob er den Herrn mit dem langen weißen Vollbart gesehen habe, ob er ihn kenne.

      Ja, gesehen hatte er ihn, aber kennen tat er ihn nicht, er hatte auch kein Buch entnommen.

      Zu Hause suchte Tannert gleich seine Nachbarn auf, teilte ihnen alles mit. Warum sollte er nicht.

      »Das ist ja ganz geheimnisvoll! Wie kann der wissen, daß dort an einem bestimmten Tag die Brunnen versiegen?«

      Es gab nur eine einzige Erklärung dafür, Tannert hatte sie sich schon zurechtgelegt. Es mußte dort eben die Möglichkeit vorhanden sein, durch Ableiten des Grundwassers in einem Umkreis von vielen Meilen die Brunnen versiegen zu lassen. Warum das geschehen sollte? Innerhalb des bezeichneten Kreises lagen nicht weniger als sieben türkische Forts, befestigte Oasen. Die arabischen Beduinen, denen dieses Geheimnis bekannt war, oder wahrscheinlich es erst jetzt erfahren hatten - das heißt, einige Monate oder selbst Jahre spielten dabei keine Rolle, vielleicht waren auch erst große Vorbereitungen dazu nötig gewesen - wollten die verhaßten Türken auf diese Weise aus ihren Befestigungen vertreiben. Dann mußten freilich darunter auch die arabischen Oasenbewohner leiden, sie mußten ihre Heimat verlassen, aber das war Nebensache, die wurden vorher benachrichtigt, und hatten erst die Türken die wasserlosen Forts geräumt, so konnten die Brunnen wohl wieder gefüllt werden, dann stellten sich die arabischen Oasenbewohner auch wieder ein.

      »Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür finde.«

      »Ja, diese Erklärung hat Hand und Fuß«, wurde ihm beigestimmt. »Wer ist aber nun der alte Herr gewesen?«

      »Keine Ahnung. Er sah gar nicht wie ein Orientale aus. Jedenfalls aber ist er in den Plan eingeweiht und nimmt gleichzeitig großes Interesse an unserer Expedition, möchte diese durchgesetzt haben.«

      »Weshalb?«

      »Vielleicht nur in wissenschaftlichem Interesse.«

      »Dann muß er dort doch große Macht ausüben.«

      »Das ist anzunehmen. Ich bin natürlich höchlichst gespannt, was ich mit diesem Rosenkranz für einen Erfolg haben werde.«

      »Werden Sie den Vorfall der türkischen Regierung mitteilen?«

      »Ich nicht. Das geht für mich zu weit. Ich mag durchaus nichts mit der Polizei zu tun haben. Aber ich werde es dem Kommerzienrat Kluge mitteilen, das ist meine Pflicht - der mag das Weitere veranlassen, wenn er es für gut befindet.«

      Dr. Tannert schrieb sofort nach Berlin, erwähnte und beschrieb den Rosenkranz, hatte aber schon die Absicht, diesen nicht herzugeben, falls dessen Einsendung gewünscht würde. Es sei denn, daß er selbst aus irgend einem Grunde noch an der Teilnahme an der Expedition verhindert würde.

      Am anderen Morgen wartete Dr. Tannert in dem Hausflur auf die erste Post. Der Briefträger kam, ein junger, kaum aus der Schule gekommener


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