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Der Frauenkrieg. Alexandre DumasЧитать онлайн книгу.

Der Frauenkrieg - Alexandre Dumas


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nicht wenig erstaunt, als er in seiner Barke einen verlarvten und in seinen Mantel eingewickelten Menschen fand.

      Die Angst, die ihn nie verlassen hatte, verdoppelte sich jetzt und er fragte nur stammelnd die fremde Person um ihre Befehle.

      »Binde deinen Kahn an dieses Holz,« sagte Cauvignac, die Hand nach einem der Pfähle ausstreckend, »so nahe als möglich dem Schiffe jenes Herrn.«

      Der Ruderer gehorchte, und durch die Strömung Bord an Bord gelegt, erlaubten die Barken den zwei Bevollmächtigten, folgende Unterredung zu eröffnen.

       Zweites Kapitel

      »Wie? Ihr seid verlarvt, mein Herr?« fragte zugleich erstaunt und trotzig der mit dem Fährmann von Ison Angekommene, ein dicker Mann von ungefähr fünf- bis achtundfünfzig Jahren, mit finsterem, starrem Raubvogelauge und grauwerdendem Schnurr- und Kinnbart. Er hatte zwar keine Maske vorgenommen, aber wenigstens seine Haare und sein Gesicht so gut als möglich unter einem betreßten Hute und seine Kleider und seinen Körper unter einem langen blauen Mantel verborgen.

      Die Person näher betrachtend, die ihn angeredet hatte, konnte sich Cauvignac nicht enthalten, sein Erstaunen durch eine unwillkürliche Bewegung zu verraten.

      »Nun, mein Herr?« fragte der alte Edelmann, »was habt Ihr?«

      »Nichts, mein Herr; ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Aber ich glaube, Ihr erwieset mir die Ehre, das Wort an mich zu richten; was sagtet Ihr?« – »Ich fragte, warum Ihr verlarvt seid?«

      »Die Frage ist freimütig, und ich beantworte sie mit derselben Freimütigkeit: ich habe mich verlarvt, um mein Gesicht zu verbergen.«»Ich kenne es also?« – »Ich glaube nicht; aber hättet Ihr es einmal gesehen, so könntet Ihr es später wiedererkennen? was wenigstens meiner Meinung nach ganz unnütz ist.«

      »Ihr seid offen.«

      »Ja, wenn mir meine Offenheit keinen Schaden bringen kann.«

      »Und diese Offenherzigkeit, geht so weit, daß Ihr die Geheimnisse anderer enthüllt?« – »Ja, wenn mir diese Enthüllung etwas einbringen kann.«

      »Ihr treibt da ein sonderbares Geschäft.«

      »Zum Teufel, man tut, was man kann. Ich bin nach und nach Advokat, Arzt, Soldat und Parteigänger gewesen. Ihr seht, daß es mir nicht an Gewerben fehlt.«

      »Und was seid Ihr gegenwärtig?« – »Ich bin Euer Diener,« sagte der junge Mann und verbeugte sich mit geheuchelter Ehrfurcht.

      »habt Ihr den fraglichen Brief?« – »Habt Ihr das verlangte Blankett?« – »Hier ist es.«

      »Wollen wir austauschen?«

      »Noch einen Augenblick; Eure Rede gefällt mir, und ich wünschte dieses Vergnügen nicht so bald zu verlieren.«

      »Meine Rede gehört, wie ich selbst, ganz Euch; sprechen wir also, wenn es Euch angenehm ist.«

      »Wollt Ihr, daß ich in Euern Nachen hinüberkomme, oder zieht Ihr es vor, in den meinigen zu steigen, damit wir in dem frei werdenden Schiff unsere Ruderer entfernt halten können?«

      »Unnötig, mein Herr, Ihr sprecht ohne Zweifel eine fremde Sprache?« – »Ich spreche Spanisch.«

      »Ich auch, unterhalten wir uns also in dieser Sprache, wenn es Euch beliebt.«

      »Vortrefflich! Welcher Grund bewog Euch, dem Herzog von Epernon die Untreue der fraglichen Dame zu enthüllen?«»Ich wollte diesem würdigen Herrn einen Dienst leisten und mich bei ihm in Gunst setzen.«

      »Ihr grollt also Fräulein von Lartigues?« – »Ich? ganz im Gegenteil, ich habe sogar, ich muß es gestehen, einige Verbindlichkeiten gegen sie, und es würde mir sehr leid tun, wenn ihr ein Unglück widerführe.«

      »Der Baron von Canolles ist also Euer Feind?« – »Ich habe ihn nie gesehen, ich kenne ihn nur dem Rufe nach, und es ist nicht zu leugnen, er gilt allgemein für einen galanten Kavalier und tapferen Edelmann.«

      »Es ist also kein Haß, der Euch zu Eurer Handlungsweise antreibt?« – »Pfui doch! wenn ich einen Haß gegen den Baron von Canolles hätte, so würde ich ihn auf einen Gang Pistolen oder Degen bitten, und er ist zu sehr ein Ehrenmann, um je eine Partie dieser Art auszuschlagen.«

      »Ich muß mich also an das halten, was Ihr mir gesagt habt?« – »Das wird, glaube ich, das beste sein.«

      »Wohl, Ihr habt also den Brief, der die Untreue des Fräuleins von Lartigues beweist?« – »Hier ist er! Es ist das zweitemal, daß ich ihn Euch zeige.«

      Der alte Edelmann warf von fern einen traurigen Blick auf das feine Papier, durch das die Buchstaben schienen.

      Der junge Mann entfaltete langsam den Brief.

      »Ihr erkennt wohl die Handschrift, nicht wahr?« – »Ja.«

      »Dann gebt mir das Blankett, und Ihr bekommt den Brief.«

      »Sogleich! Erlaubt Ihr noch eine Frage?« – »Sprecht!« – »Wie habt Ihr Euch dieses Billett verschafft?« – »Das will ich Euch wohl sagen. Es ist Euch nicht unbekannt, daß dem Herzog von Epernon seine etwas verschwenderische Regierung in Guienne große Verlegenheiten zugezogen hat?« – »Weiter.«

      »Es ist Euch nicht unbekannt, daß Herrn von Mazarin seine furchtbar geizige Regierung in der Hauptstadt große Verlegenheiten zugezogen hat?« – »Was haben Herr von Mazarin und Herr von Epernon bei dieser Sache zu tun?«

      »Wartet: Herr von Mazarin führt in diesem Augenblick Krieg für die Königin. Außerdem führen aber noch acht andere Parteien für andere Interessen den Krieg. So kam mir der Gedanke, keine Partei zu wählen, sondern der zu folgen, zu der ich mich im Augenblick hingezogen fühle. Alles ist daher bei mir eine Sache des Augenblicks. Was sagt Ihr zu diesem Gedanken?« – »Er ist sehr geistreich.«

      »Ich sammelte demzufolge eine Armee; Ihr seht sie am Ufer der Dordogne aufgestellt.«

      »Fünf Mann, beim Teufel!«

      »Es ist einer mehr, als Ihr selbst habt, es wäre also sehr unrecht von Euch, sie zu verachten.«

      »Äußerst schlecht gekleidet,« fuhr der alte Edelmann fort, der sehr übler Laune und folglich zur Geringschätzung geneigt war. »Kommen wir aber auf Euch zurück,« murrte er, »ich habe nichts mit Euren Leuten zu tun.«

      »Nun wohl, indes wir Krieg auf meine Rechnung führten, begegneten wir dem Einnehmer des Bezirkes, der, den Beutel Seiner Majestät füllend, von Dorf zu Dorf ging. Solange nur noch eine einzige Steuer einzuziehen übrig blieb, gaben wir ihm ein treues Geleite, und als ich seinen Sack so dick werden sah, hatte ich redlich gestanden große Lust, mich zur Partei des Königs zu schlagen. Aber die Ereignisse verwickeln sich teufelmäßig; eine Regung übler Laune gegen Herrn von Mazarin, die Klagen, die wir von allen Seiten gegen den Herzog von Epernon hörten, machten, daß wir in uns gingen. Wir dachten, es spreche viel, sehr viel für die Prinzen, und wahrhaftig, wir ergriffen ihre Partei mit allem Eifer. Der Einnehmer schloß seine Runde mit dem vereinzelten Häuschen, das Ihr da unten halb unter Pappeln und Adamsfeigenbäumen verborgen seht.«»Es ist Nanons!« murmelte der Edelmann, »ja, ich sehe es!«

      »Wir lauerten auf ihn, als er herauskam, wir folgten ihm, wie wir es seit fünf Tagen taten, wir setzten etwas unterhalb Saint-Michel mit ihm über die Dordogne, und als wir mitten im Flusse waren, teilte ich ihm unsere politische Bekehrung mit und ersuchte ihn mit aller Höflichkeit, uns das Geld zuzustellen, das er bei sich hatte. Könnt Ihr wohl glauben, mein Herr, daß er sich weigerte? Meine Gefährten durchwühlten nun seine Taschen, und da er so schrie, daß ein Skandal daraus hätte entstehen können, so hielt ihn mein Leutnant, ein talentvoller Junge, einen Fuß unter dem Wasser, nicht weiter. Der Einnehmer schrie nicht mehr, oder besser gesagt, man hörte ihn wenigstens nicht mehr schreien. Wir konnten uns also im Namen des Prinzen alles Geldes bemächtigen, das er bei sich führte, und ebenso auch der Korrespondenz, die man ihm übergeben hatte. Ich gab das


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