Anhaltender Schmerz. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.
weißt …?“
„Wir reden über alles. Wenn du Hilfe brauchst, sag es ruhig.“
Robin seufzte.
„Das alles ist sehr kompliziert. Sie kann nicht loslassen und hat es mir übel genommen, dass ich mich aus dem Staub gemacht habe. Andererseits bin ich sicher, dass sie ärztliche Hilfe braucht, um das in den Griff zu kriegen. Aber obwohl ich mir den Mund fusselig geredet habe, kommt es nicht an. Gott sei Dank bekomme ich Unterstützung von ihrer Mutter. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mir das auf die Nerven geht.“
„Oh doch“, sagte Eric, sah Bianca an und als diese nickte, erzählte er von Violetta.
Robin fragte: „Und wie habt ihr das Problem gelöst?“
„Das mussten wir gar nicht. Sie hat selbst eingesehen, dass Bianca und ich zusammengehören und ist zurück an die Nordsee. Besteht die Möglichkeit, dass deine Ex-Flamme hier auftaucht?“
„Nein, ich habe niemandem gesagt, wohin ich gehe. Und meinen Kollegen habe ich ausdrücklich gesagt, dass sie schweigen müssen. Wir haben uns gut verstanden und sie standen immer hinter mir. Es war schon traurig, als ich mich verabschiedet habe.“
„Du solltest keinen Kontakt zulassen.“
„Ich antworte ja nicht. Am liebsten würde ich mir auch ein neues Handy holen, aber ich bin noch dabei, mein Leben neu zu regeln und muss erst schauen, wie ich das mit dem Geld alles hinkriege. Für den Anfang wäre eine neue Wohnung gut.“
Eric stand auf und während Bianca abräumte und den Abwasch erledigte, ging er mit Robin über den Flur. Eine halbe Stunde später waren sie sich einig. Die Miete war erschwinglich und Eric versprach, mit dem Vermieter zu sprechen. Der hatte großen Respekt vor dem Staatsanwalt, deshalb konnte sich Robin schon mal auf die neue Wohnung freuen.
Als sie wieder bei Bianca waren, sah Robin sie nachdenklich am Fenster stehen. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen, obwohl sie sich am Gespräch beteiligte und ein Lächeln auf den Lippen hatte. Er nahm sich vor, sie bei Gelegenheit doch mal anzusprechen. Für heute bedankte und verabschiedete er sich.
Eric und Bianca gingen noch eine Runde durch die Altstadt und am Rhein entlang. Sie schwiegen und hingen beide ganz eigenen Gedanken nach. Eric malte sich eine wunderbare Zukunft mit Bianca aus. Wenn er jetzt ganz bei ihr einzog, dann wäre es wie eine richtige Beziehung. Gerne würde er sie fragen, ob sie ihn heiraten wollte, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Zeit noch lange nicht gekommen war. Irgendwann wollte er mit Ferdinand darüber reden. Schließlich kannte Biancas Freund sie schon länger.
Bianca dachte an die Nachrichten und den Brief. Wenn sie Eric davon erzählen würde, hätte sie keine Ruhe mehr. Der große Apparat würde anlaufen und sie könnte nicht mehr frei arbeiten. Dass der Mensch, der sie bedrohte, sogar wusste, wo sie wohnte, machte ihr ein mulmiges Gefühl. Wer steckte dahinter?
Sie erinnerte sich an ihre erste Zeit bei der Polizei. Damals war sie Michael zugeteilt worden und es hatte täglich gekracht, denn der Kommissar war unleidlich, rauchte wie ein Schlot und als Einzelgänger duldete er sie nur widerwillig in seiner Gegenwart. Irgendwann waren sie ein Team geworden und er hatte gemerkt, dass er mehr für sie empfand als nur kollegiale Freundschaft. Er hatte sie vor Pit beschützt, der nicht loslassen wollte.
Das kam ihr jetzt in den Sinn, denn so ähnlich mochte es Robin gehen. Er hatte seine Freundin verlassen und war deshalb sogar weit weg gezogen, um Distanz zu bekommen.
Allerdings war das Ende mit Pit schrecklich gewesen, denn Nele hatte ihn getötet. Dass er Kendra ermordet hatte, war für Bianca wie eine Warnung gewesen, denn sie hatte sich oft an ihrer Stelle gesehen. Eigentlich hatte Kendra ihr das Leben gerettet, als sie Pit getroffen hatte.
Er war wohl schon als Kind ein Psychopath gewesen, sonst wäre nicht so viel Unheil geschehen. Wenn sie nicht genau wüsste, dass Pit tot war, würde sie ihn für den Verfasser der Drohung halten. Aber wer konnte es sonst sein? Wem war sie zu nahe getreten?
8
Am Montagvormittag stürmte Eric in Biancas Büro, eine steile Zornesfalte im Gesicht. Robin zog automatisch den Kopf ein, aber Bianca wusste, dass er vom Oberstaatsanwalt kam.
„Oh, es gab wohl ein Gewitter?“
Eric setzte sich, sprang wieder auf und holte sich eine Tasse Kaffee.
„Frag nicht. Er hat tatsächlich gesagt, dass ich dich ordentlich zusammenfalten soll, obwohl wir ein Liebespaar sind.“
Bianca musste sofort an Dr. Rosenschuh denken, der sich solche Bemerkungen auch immer dafür aufgehoben hatte, wenn er nicht mehr weiter wusste.
„Der steht unter Druck“, fuhr Eric fort, „denn die Presse sitzt uns im Nacken. Irgendwie haben die Wind davon bekommen. Sagt mir bitte, dass ihr weitergekommen seid?“
Robin richtete sich wieder auf.
„Es gibt keine Verbindungen. Wir haben alles überprüft, aber die beiden Opfer kennen sich nicht. Auch bei Freunden und Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen gibt es nichts, was sie beide betrifft. Wenn man es genau nimmt, kann man nur sagen, sie sind beide in Eltville getötet worden und sie haben ein Handy.“
„Das ist völlig unzureichend. Der Oberstaatsanwalt will mich verantwortlich machen, wenn es ein weiteres Opfer geben sollte.“
„Der spinnt doch!“, rief Bianca. „Du bist nicht dafür verantwortlich. Wir können nicht mal Passanten befragen, denn die Opfer waren allein unterwegs und wir haben niemanden gefunden, der sie unmittelbar vor ihrem Tod gesehen hat.“
„Naja, der Mörder wird keine Zuschauer eingeladen haben.“
„Oh, Kollege, du bist sehr schlau. Trotzdem machen wir uns jetzt nochmal getrennt auf den Weg und fragen herum. Ich fahre zu Kristins Freundin, die gestern Nacht aus Amerika zurückgekommen ist und du kannst Eicks Marathonpartner befragen. Der war in München zu einer Fortbildung. Eric, wenn wir auch nur das Geringste erfahren, melde ich mich.“
„Gut, dann werde ich jetzt mal mit unserem Vermieter reden, damit du bald ein Dach über den Kopf bekommst.“
Die drei verließen das Büro und machten sich auf den Weg.
Eine junge Frau mit einem Handtuch um den Kopf öffnete Bianca die Tür.
„Hallo, ich bin Bianca Verskoff von der Kripo. Darf ich reinkommen?“
„Ja, kommen Sie, Tines Mutter hat mir alles erzählt.“
Maja Hostke setzte sich in der Küche ans Fenster. Sie zog ihr Handtuch vom Kopf und rostrote Haare fielen in wirren Locken auf ihre Schultern, ein Schluchzen kam aus ihrer Brust.
„Wenn ich hier gewesen wäre, könnte Tine noch leben. Ich mache mir solche Vorwürfe.“
„Das müssen Sie nicht. Vielleicht wäre wirklich nichts passiert, wenn sie mit ihr unterwegs gewesen wären, aber das kann man nicht voraussehen.“
„Ach, ich weiß das ja, es ist nur … ich kann an nichts anderes denken.“
„Ich verstehe Sie. Da Ihre Freundin das zweite Opfer ist, müssen wir alle befragen, die mit ihr Kontakt hatten, denn wir kennen das Motiv für die Morde nicht. Kennen Sie einen Eick Bern oder seine Frau Tiana?“
Maja dachte nach, schüttelte dann den Kopf.
„Nein, die kenne ich nicht. Ist einer von denen der Täter?“
„Nein. Eick Bern ist das erste Opfer. Frau Hostke, es ist furchtbar, doch ich muss Ihnen sagen, dass Kristin mit neunzig Messerstichen getötet wurde. Das spricht für eine unbeschreibliche Wut des Täters. Gibt es jemanden, dem sie wehgetan hat? Der einen Grund hat, sie zu töten?“
„Das … nein … das kann ich mir nicht vorstellen. So etwas tut er nicht.“
„Wer?“
„Tines Ex-Freund. Ron Welleck.