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Friedrich Gerstäcker: Blau Wasser. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Friedrich Gerstäcker: Blau Wasser - Gerstäcker Friedrich


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und das im ersten Schreck unten vergessene Geld heraufzuholen und zu retten; Andere lagen auf den Knien und beteten und weinten. Die Frauen drängten, mit ihren Kindern auf dem Arm, der Kajüte zu, den Kapitän anzuflehen, nur diese, nur die Kleinen zu retten, und wieder andere standen, an irgend ein Tau oder Holz geklammert, in stumpfer, starrer Verzweiflung da, ließen die Sturzwellen über sich hinübergehen und sahen mit stierem Blick hinaus über die anstürmenden Wogen, die mit immer wachsender Kraft wieder und wieder gegen das Wrack anschmetterten und es wild und heftig auf die Sandbank aufstießen. Konnten doch in jedem Augenblick seine Rippen brechen und in Trümmer auseinander bersten.

      „Heiliger Gott, Du wirst doch nicht wollen, dass wir hier so elend umkommen sollen!“ schrie eine Frau, die, ihre zwei Kinder fest an sich gedrückt, auf den Knien lag und mit einem umklammerten Tau sich vor dem Werfen des Schiffes zu schützen suchte. Da bäumte eine See, stärker als eine der vorigen, an dem Starbordbug des Fahrzeugs aus und riss, niederschlagend, die Kombüse und einen Teil der Wasserfässer, wie die ganze vordere Schanzkleidung des Larbordquater mit über Bord. Zehn oder zwölf Menschen, die sich dort angeklammert hatten, wurden ebenfalls mit in die See gewaschen, und ihr Wehgeschrei schlug dumpf und entsetzlich an das Ohr der noch Lebenden, denen sie vergebens die Arme nach Hilfe entgegenstreckten. Auch die Frau war von der Woge erfasst und an die andere Seite des Schiffes geschleudert worden, wo sie sich wieder festklammerte – aber ein Kind fehlte ihr, und ihr gellender Hilfeschrei übertönte selbst den Sturm. Eine neue Woge brach mit solcher Kraft gegen die Seitenwand des Wracks an, dass sie das Schiff ganz auf die Seite warf, und nur die strenge Disziplin an Bord eines Schiffes konnte noch einen Teil der Matrosen zusammenhalten, den Befehl des Kapitäns Folge zu leisten und die Barkasse klar zu machen.

      „Hurrah, hurra!“ schrie in dem Augenblick der Koch, der – mit dem vollem Bewusstsein, nach der Flucht des Klabautermanns doch hier unterzugehen und zu ersaufen – in die ihm bekannte Vorratskammer der Kajüte geschlichen war und jetzt mit einem kleinen Anker Rum unter dem Arm auf dem Larbordgangweg hin nach vorn sprang, um seine Beute mit den Matrosen und den Passagieren zu teilen – „hurra, Jungens, hier ist der Stoff, der uns aus dem Wasser hilft; hier ist die richtige Mischung mit Salzwasser zu nehmen. Ein Spließeisen her, dass wir den Spund herauskriegen. Hol der Teufel die Boote und den alten Kasten, der Klabautermann ist fort, und die Latten gehen doch in der nächsten Viertelstunde aus dem Leim – hurra, der Rum soll leben!“

      „Her mit dem Rum!“ schrien die Matrosen, in wilder Verzweiflung zu dem letzten Mittel greifend, ihre Todesangst zu betäuben, und der Zimmermann hatte rasch mit einem Spließeisen den Korkspund hinein gestoßen, als der Kapitän, ein Enterbeil in der erhobenen Rechten, zwischen sie sprang und aus voller Kraft einen mächtigen Hieb gegen den aufgedrehten und unter dem Schlag zusammenbrechenden Boden führte.

      „Wahnsinnige!“ schrie er dabei, während er zu gleicher Zeit das Fass mit dem Fuße um- und in das dort strömende Seewasser stieß; „wollt Ihr Euch die letzte Möglichkeit rauben, unser Aller Leben zu retten, und wie feige Schufte, die sich vor dem Tode fürchten, in viehischem Trunk vor Euren Gott treten? An die Arbeit mit Euch, die Barkasse in See, und bei dem Himmel dort oben, der jetzt seine Schrecken über uns ausgießt, dem Ersten, der einen weiteren solchen Versuch macht, schlag' ich mit diesem Beil den Schädel ein, wie ich dem Fass den Boden ausgeschlagen habe. – In See mit dem Boot!“

      „Schade um den Rum!“ brummte der Koch, der sich scheu vor der gehobenen Waffe hinter die Übrigen zurückdrückte; aber die Besseren der Schaar sahen doch ein, dass der Kapitän Recht hatte und warfen sich, trotz der jetzt mit immer wilderer Wut überschlagenden Wogen, in die Wanten hinauf, die Flaschenzüge oben an den Rahen zu befestigen und das Boot, das sie mit Armeskraft allein gar nicht hätten regieren können, empor zu heben und überzulassen.

      Die Zwischendecks-Passagiere drängten indessen fast sämtlich dem Quarterdeck zu, das gegen den Anprall der Wogen noch am meisten geschützt lag, und herzzerreißend war der Jammer, das Elend der Unglücklichen. Mütter schrien nach ihren Kindern, Gatten nach ihren Weibern, und suchten die noch unter den Lebenden, die schon, von den wilden Sturzwellen erfasst, über Bord in ihr Verderben gerissen waren. Gerade die Männer aber, die sonst mit keckem Wort die Gefahr herausgefordert, betrugen sich am mutlosesten, am verzagtesten von Allen. Der Lohgerber, ein großer, starker Mann, mit ein paar Fäusten wie ein Bär, lag, das Gangspill umklammernd, auf den Knien und wimmerte zu Gott um Vergebung seiner Sünden und Rettung aus dieser Not, und der Schneider hing mit beiden Armen in der Starbord-Besanwant und weinte und schluchzte wie ein Kind.

      Andere dagegen sahen dem Unvermeidlichen, das über sie hereinzubrechen drohte, mit stillem, entschlossenem Mut entgegen, und unter ihnen der Instrumentenmacher, der sein junges Weib und das zweijährige Kind fest umklammert hielt, sie gegen eine etwaige Sturzsee so viel als möglich zu schützen, während er der an seinem Halse weinenden Frau mit leiser Stimme Mut und Trost einsprach.

      Am wildesten gebärdete sich einer der Kajüts-Passagiere – ein Kaufmann Wolf, der, in Unterkleidern aus der Kajüte gestürzt, in wirrer Todesangst kaum mehr wusste, was er tat. Von einem Ende des Decks taumelte er schreiend zum andern, warf sich vor den Matrosen auf die Knie und rief, er dürfe nicht sterben, er habe Geld, viel Geld, und sie sollten ihn retten – er würde sie reich, er würde sie steinreich machen. Die Seeleute stießen den Mann mit Ekel von sich, und winselnd lag er zuletzt lang ausgestreckt und mit dem Schwanken des Schiffs herüber und hinüber rollend auf dem Vordeck, kratzte sich die Nägel blutig an den Planken, raufte sich die Haare und fluchte und betete.

      Der Einzige von Allen, der kein Wort sprach, keinen Klageruf, keinen Fluch über die Lippen brachte, war Meier. So ängstlich und besorgt er gewesen, ehe das Unglück geschehen war, so ruhig betrug er sich jetzt und trat zwischen die Matrosen hinein, um die von dem Kapitän gegebenen Befehle mit ausführen zu helfen. Er war auch der Erste, der nach oben lief, einen Block an der Rahe zu befestigen, um die Barkasse überheben zu können, und wie das Tau hindurchgebracht und an Deck eingeholt war, stieg er wieder nieder, fasste es auf und sang vor, wie das an Bord Sitte ist, als ob gar nichts vorgefallen wäre und sie sich auf sicherem Schiff draußen in offener See, statt auf einem zertrümmerten, gestrandeten Wrack befänden.

      Sein Beispiel wirkte auch ermutigend auf den Rest der Seeleute, die sich über ihren früheren Kleinmut, wie darüber, dass sie jetzt ein Passagier beschämte, ärgerten, und unbekümmert um den heulenden Sturm, um die überstürzenden Seen, griffen sie wacker und unverdrossen zu.

      Das Aufwinden des Bootes brachte aber eine eigentümliche Wirkung auf die Passagiere hervor. Da war Hoffnung; ein Mittel, eine Aussicht wurde ihnen geboten, das Land zu erreichen, die gefährdeten Planken, die in jedem Augenblick auseinander zu brechen drohten, zu verlassen, und ohne Verabredung, aber still und sicher, ja Jeder in der Angst, dass ihm der Andere zuvorkommen könnte, drängten die Unglücklichen der Stelle zu, wo das Boot über Bord gelassen werden sollte. Nur einmal in dem kleinen Fahrzeug, und sie waren ihrer Meinung nach gerettet.

      „Ein Licht – dort ist der Leuchtturm!“ schrie Meier plötzlich, der bei der Arbeit fortwährend sehnsüchtig den Blick dorthin geworfen hatte, wo er Land vermuten musste.

      „Ein Licht! – der Leuchtturm! Land!“ jubelten und schrien die Passagiere durcheinander. „Gott sei Dank, Gott sei ewig gelobt und gepriesen, oh, er konnte, er wollte uns nicht verlassen!“

      Land? – Guter Gott! Noch eine weite Strecke stürmischer See lag zwischen ihnen und dem rettenden Lande, aber die Schiffbrüchigen begrüßten es, als ob sie den festen Boden schon unter sich fühlten.

      Jetzt hob sich die Barkasse, von den starken Tauen getragen und von hundert Händen dabei in krampfhafter Angst gezogen, empor und schwang gleich darauf, durch die schräge Lage des nach Lee zu übergedrückten Schiffes begünstigt, über Bord. Der Kapitän erkannte aber ganz das Gefahrvolle ihrer Lage, wenn sich die Passagiere voll wilder Todesfurcht in das hinuntergelassene Boot, das sie nicht alle tragen konnte, geworfen hätten. Zwischen sie springend, bat und beschwor er sie deshalb, nur erst die Frauen und Kinder hinunter- und überhaupt nicht mehr Menschen hineinzulassen, als möglicher Weise in dem kleinen Fahrzeug sicher gegen die Wogen ankämpfen konnten – umsonst. Es war, als ob wilder Wahnsinn die Unglücklichen erfasst hätte und sie nicht hören wollten.

      „Hinunter


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