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Kleine Novellen. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Kleine Novellen - Уилки Коллинз


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er in Wirklichkeit aus dem Asyl entwichen war. Es war unmöglich, aus ihm herauszubringen, in welcher Anstalt er gewesen war. Er war zu schlau, um dies zu sagen — zu schlau, um irgendetwas über seine Verwandten anzugeben, als ich zunächst versuchte, das Gespräch auf diese zu lenken. Auf der anderen Seite sprach er mit einer empörenden Leichtfertigkeit von dem Verbrechen, das er begangen hatte, und von seinem bestimmten Entschlusse, sich das Leben zu nehmen, wenn Fräulein Laroche es ablehne, seine Frau zu werden. »Ich habe sonst nichts, was mich an das Leben fesselt; ich stehe allein in der Welt,« sagte er. »Selbst mein Diener hat mich verlassen. Er weiß, wie ich Lionel Varleigh getötet habe.« Stanwick machte eine Pause und sprach dann die weiteren Worte flüsternd zu mir: »Ich tötete ihn durch einen Kniff – er war der bessere Fechter von uns beiden.«

      Dieses Geständnis war so entsetzlich, dass ich es nur der Täuschung eines Wahnsinnigen zuschreiben konnte. Als ich mit weiteren Fragen in ihn drang, fand ich, dass auf denselben Gedanken auch die Verwandten des Unglücklichen und die Ärzte gekommen sein mussten, die ein Gutachten ausgestellt hatten, dass er unter ärztliche Obhut zu nehmen sei. Wie ich nachher hörte, war diese Ansicht besonders auf die Tatsache gestützt worden, dass Varleighs Leichnam auf dem bezeichneten Schauplatze des Zweikampfes nicht gefunden worden war. Was den Diener anbetrifft, so hatte er seinen Herrn in London verlassen und war nicht wieder zurückgekehrt. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung war die vorliegende Frage nicht die, ob ein sich selbst anklagender Mörder dem Gericht überliefert werden sollte, da ja ein Leichnam zum Zeugnis gegen ihn nicht vorhanden war, sondern die, ob ein Wahnsinniger wieder in die Obhut derjenigen Leute zurückzubringen sei, die ihn in Verwahrung zu halten hatten.

      Ich versuchte, die Größe seines Wahnsinns in einem Augenblicke zu prüfen, da er es unterließ, Fräulein Laroche mit seinen Anträgen zu belästigen.

      »Wie können Sie wissen, dass Sie Herrn Varleigh getötet haben?« fragte ich.

      Er blickte mich mit wildem Entsetzen in den Augen an. Plötzlich hob er die rechte Hand empor und schüttelte sie in der Luft, indem er einen kläglichen Ton ausstieß, der unverkennbar ein Schmerzensschrei war. »Würde ich seinen Geist sehen,« sagte er, »wenn ich ihn nicht getötet hätte? Ich merke es an dem Schmerze, der die Hand quält, die ihn erstach. Immer in der rechten Hand! Immer denselben Schmerz in dem Augenblicke, wenn ich ihn sehe!« Er hielt inne und knirschte in der Qual des wirklichen Wahnsinns mit den Zähnen. »Sehen Sie!« rief er. »Dort zwischen den beiden Bäumen hinter Ihnen! Dort ist er — mit seinem schwarzen Haar und seinem glattrasierten Gesicht und seinem starren Blick! Dort steht er vor mir, wie er im Walde vor mir stand, seine Augen auf die meinigen gerichtet, indem sein Degen den meinigen berührte.« Er wandte sich zu Fräulein Laroche »Sehen Sie ihn auch?« fragte er hastig. »Sagen Sie mir die Wahrheit. Mein ganzes Leben hängt davon ab, dass Sie mir die Wahrheit sagen.« Sie beherrschte sich mit erstaunlichem Mute. »Ich sehe ihn nicht,« antwortete sie.

      Er nahm sein Taschentuch heraus und fuhr damit über das Gesicht, indem er erleichtert aufatmete. »Dies ist meine letzte Hoffnung!« sagte er. »Wenn sie mir treu sein wird, wenn sie mir immer nahe sein wird, morgens, mittags, abends, so werde ich von seinem Anblick befreit sein. Sehen Sie! Er verschwindet schon. Er ist fort!« rief er mit einem Freudenschrei. Er fiel auf die Knie und blickte Fräulein Laroche wie ein Wilder an, der zu seinem Götzenbild betet. »Wollen Sie mich jetzt von sich weisen?« fragte er demütig. »Lionel liebte Sie in seinem Leben, und sein Geist ist ein barmherziger Geist. Er will Sie nicht erschrecken; er hat mich um Ihretwillen verlassen; er wird mich um Ihretwillen freigeben. Haben Sie Erbarmen mit mir, nehmen Sie mich auf, damit ich mit Ihnen lebe – und ich werde ihn nie wiedersehen.«

      Es war schrecklich, ihn reden zu hören. Ich sah, dass das arme Mädchen dies nicht länger ertragen konnte. »Verlassen Sie uns,« flüsterte ich ihr zu; »ich werde Sie zu Hause wieder treffen.« Er hörte dies und trat sofort zwischen uns. »Sie soll mir ein Versprechen geben, sonst lasse ich sie nicht weggehen.« Fräulein Laroche fühlte wie ich die gebieterische Notwendigkeit, etwas zu sagen, was ihn besänftigen konnte. Auf ein Zeichen von mir gab sie das Versprechen, wieder zu kommen.

      Er war befriedigt und bestand darauf, ihr die Hand zu küssen; dann ließ er sie gehen. Es war mir damit gelungen, ihn zu bewegen, dass er mir vertraute. Er schlug mir unaufgefordert vor, ihn nach dem Wirtshause im Dorfe zu begleiten, wo er sich aufgehalten hatte. Der Wirt, der seinem unglücklichen Gast selbstverständlich nicht traute, hatte ihn diesen Morgen aufgefordert, sich irgendein anderes Unterkommen zu suchen. Ich übernahm es, durch meinen Einfluss auf den Mann ihn zu bestimmen, von seinem Vorhaben abzustehen, und ich setzte auch die notwendigen Anordnungen durch, dass nach dem armen Mann gehörig gesehen werde. Nach meiner Rückkehr nach Hause schrieb ich sodann an einen Amtsbruder in meiner Nähe und an den Direktor der Provinzial-Irrenanstalt, die ich beide ersuchte, mit mir über die beste Art zu beraten, um Hauptmann Stanwick auf gesetzlich zulässige Weise so lange in Verwahrung zu halten, bis wir uns mit seinen Verwandten in Verbindung gesetzt hätten.

      Konnte ich mehr als dies tun? Das Ereignis des nächsten Morgens beantwortete diese Frage — beantwortete sie sogleich und für immer.

      III.

      Als ich mich zu Nettlegrove Hall gegen Abend einfand, um Fräulein Laroche meine Fürsorge zuzuwenden, stieß ich auf den Widerspruch ihrer Tante.

      Diese gute Dame hatte von der Anwesenheit des Hauptmanns Stanwick im Parke gehört und sie missbilligte es sehr, dass ihre Nichte ihn zu einem weiteren Verkehr ermutigt hatte. Sie hielt auch dafür, dass ich meine Pflicht versäumt hätte, indem ich den Hauptmann noch frei umhergehen lasse. Ich sagte ihr, dass ich, um zu handeln, nur auf den Rat kompetenter Leute warte, die am nächsten Tage eintreffen würden, um mit mir zu beraten; und ich tat mein Bestes, sie von der Zweckmäßigkeit der Schritte zu überzeugen, die ich inzwischen getan hatte. Fräulein Laroche ihrerseits war fest entschlossen, dem Versprechen treu zu bleiben, welches sie gegeben hatte. Wir brachten ihre Tante endlich dazu, unter gewissen Bedingungen nachzugeben.

      »Ich kenne den Teil des Parkes, in dem die Zusammenkunft stattfinden soll,« sagte die alte Dame; »es ist der bevorzugte Spazierweg meiner Nichte. Wenn sie nicht in einer halben Stunde zu mir zurückgebracht worden ist, werde ich die Bedienten ausschicken, um sie in Schutz zu nehmen.«

      Die Dämmerung trat ein, als wir den verabredeten Ort erreichten. Wir fanden dort bereits Hauptmann Stanwick; er war ungeduldig und misstrauisch, und es war nicht leicht, ihn über unsere Verzögerung zu beruhigen. Sein Wahnsinn schien jetzt mehr denn je hervorzutreten. Er hatte den Geist Varleighs während der vergangenen Nacht gesehen, oder doch geträumt, ihn zu sehen. Zum ersten Mal, sagte er, habe die Erscheinung des toten Mannes zu ihm gesprochen. In feierlichen Worten habe er ihn dazu verurteilt, sein Verbrechen zu sühnen, indem er sein Leben für das Leben hingebe, das er geraubt habe. Er habe ihn gewarnt, nicht auf einer Verheiratung mit Bertha Laroche zu bestehen. »Sie soll Ihre Strafe teilen, wenn sie Ihr Leben teilt. Und Sie werden es an diesem Zeichen erkennen — sie soll mich sehen, wie Sie mich sehen.«

      Ich versuchte, ihn zu beruhigen. Er schüttelte den Kopf in starrer Verzweiflung. »Nein,« antwortete er; »falls sie ihn sieht, wenn ich ihn sehe, so hört die einzige Hoffnung auf Erlösung auf, die mich an das Leben fesselt. Wir müssen uns dann Lebewohl sagen, ein Lebewohl für immer!«

      Während wir sprachen, waren wir weiter zu einem Teile des Parkes gegangen, durch den ein Bach mit klarem Wasser floss. Am jenseitigen Ufer führte das unbepflanzte Gelände in ein waldiges Tal hinab. Am diesseitigen Ufer des Baches erhob sich eine dichte Anpflanzung von Tannen, die von einem gewundenen Pfade durchschnitten wurde. Hauptmann Stanwick blieb stehen, als wir diese Stelle erreichten. Seine Augen hefteten sich in der zunehmenden Finsternis auf den schmalen Zwischenraum, den der Pfad zwischen den Bäumen bildete. Plötzlich erhob er die rechte Hand mit demselben Schmerzensschrei, den wir früher gehört hatten, mit der linken fasste er Fräulein Laroche am Arme. »Dort!« sagte er. »Sehen Sie dorthin, wohin ich blicke! Sehen Sie ihn dort?«

      Als diese Worte über seine Lippen kamen, wurde eine nicht deutlich zu erkennende Gestalt sichtbar, welche den Pfad entlang auf uns zukam.

      War es die Gestalt eines lebenden Menschen, oder war es


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